This is Afghanistan!
Was für ein tolles Buch! Mit welch großer Begeisterung die Autorin über dieses schwierig zu erreichende Land Afghanistan berichtet. Vorab schon mal vielen Dank für diesen authentischen, ungewöhnlichen ...
Was für ein tolles Buch! Mit welch großer Begeisterung die Autorin über dieses schwierig zu erreichende Land Afghanistan berichtet. Vorab schon mal vielen Dank für diesen authentischen, ungewöhnlichen und faszinierenden Bericht!
Lara Lessing ist das Pseudonym einer jungen deutschen Kinderkrankenschwester. Sie war 2017 ein Jahr in Afghanistan, lernte dort die Sprache und nahm an Schulungen für die ländliche Bevölkerung teil. Hauptsächlich handelte es sich um Hygieneschulungen für Frauen. Man kann es sich als Leser eigentlich nicht vorstellen, daß Kinder traditionell in Ställen geboren und Nabelschnüre mit schwarzem Dreck eingerieben werden, nachdem sie auf dem Schuh des Großvaters durchgeschnitten werden. So verwundert die hohe Kinder-und Müttersterblichkeit gar nicht. Umso erstaunlicher finde ich es, daß es Menschen aus Industrienationen gibt, die sich berufen fühlen, an den Zuständen etwas zu ändern, und das mit einfachen Mitteln. Hier konnte die Autorin zeigen, wie sie und ihr internationales Team aufgrund der Schulungen sichtlich etwas bewegen konnte, und das auch nachhaltig, denn gleichzeitig wurden auch Lehrerinnen ausgebildet, die das Wissen dann weitergeben.
„Afghanistan abseits der Schlagzeilen“. Dieses Land hat mir die Autorin definitiv näher gebracht. Und das auf äußerst respektvolle und sympathische Weise. Der Krieg ist auf dem Land weit weg. Die Bevölkerung ist dennoch sehr arm. Armut muss aber nicht zwangsläufig Unglück bedeuten. Das kam beim Lesen sehr gut rüber. Die Begegnung mit der süßen zahnlosen Omi, die Streifzüge über den Basar, das Ziegenrennen, die Dorfgemeinschaften, die Freundlichkeit und Neugier der Nachbarn, die Dankbarkeit und der Respekt der Patienten, all das sind feel-good-Momente im Buch. Was mich zum Schmunzeln gebracht hat: der Spicy Chai Latte mit Kebap Gewürz. Improvisieren können sie, die Afghanen! Und sie sind große Geschichtenerzähler.
Die Begeisterung für das Land ist sehr gut rübergekommen und hat mich wirklich mitgerissen. Trotz der vielen traurigen und erschütternden Aspekte habe ich die Sicht der Autorin doch als überwiegend positiv empfunden. Besonders gut hat mir gefallen, daß ihre Beobachtungen so detailliert beschrieben sind, weil Afghanistan eben kein Urlaubsland ist und es daher so gut wie kein Leser kennen dürfte.
Am Ende hätte ich mir noch ein paar Informationen dazu gewünscht, wie der Autorin der Wiedereinstieg ins deutsche System gelungen ist und ob sie sofort wieder begonnen hat zu arbeiten.