Profilbild von sabrina_sbs

sabrina_sbs

Lesejury Star
offline

sabrina_sbs ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit sabrina_sbs über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 25.04.2021

Bisschen vorhersehbar, dennoch hat es mich gut unterhalten

Fritz und Emma
0

Emma und Fritz sind beide 1927 am 8. Januar geboren und schon mal Kinder hängen die beiden immer zusammen. Sie werden ein fast unzertrennliches Paar – einzig der Krieg schafft es die beiden zu trennen. ...

Emma und Fritz sind beide 1927 am 8. Januar geboren und schon mal Kinder hängen die beiden immer zusammen. Sie werden ein fast unzertrennliches Paar – einzig der Krieg schafft es die beiden zu trennen. Fritz ist gegen das Regime, wird jedoch eingezogen und muss in den Krieg. Nach Kriegsende kommt Fritz nicht zurück, doch Emma gibt die Hoffnung nicht auf. Tatsächlich ist es dann 1947 soweit, Fritz kommt wieder nach Hause, doch er ist nicht mehr der Gleiche und ein Schicksalsschlag tut sein Übriges... Marie und ihr Mann, der neue Pfarrer von Oberkirchbach, kommen 2019 in dem verschlafenen Dorf an. Während er direkt einen Draht zu den Menschen bekommt, ist Marie mit der Situation nicht ganz so glücklich. Sie braucht dringend eine Aufgabe und dann stolpert sie über das nunmehr 70jährige Schweigen zwischen Fritz und Emma. Marie geht der Sache auf den Grund….

Diese Geschichte war eigentlich nicht wirklich nach meinem Beuteschema, zumindest nicht auf den ersten Blick. Mir waren Cover und Klappentext ein bisschen zu beliebig und in mitten der zahlreichen Neuerscheinungen die es so gibt, ist mir das Buch einfach nicht genug aufgefallen. Ich hatte jedoch Glück, denn die Geschichte spielt zwar im fiktiven Oberkirchbach, hat jedoch eine reale Vorlage, die nicht weit von meinem Wohnort entfernt ist, wie ich aus der Zeitung erfahren habe. Danach habe ich mir das Buch mal genauer angesehen und fast sofort bestellt. Und das war eine sehr gute Idee.

Die Geschichte spielt auf zwei zeitlichen Ebenen, einmal in der Nachkriegszeit bis zur Gegenwart, einmal in 2019. Das Setting ist das kleine pfälzische Örtchen Oberkirchbach. Eine schöne Kulisse für schwierige Geschichten, wie man sie nicht nur in Dörfern kennt und solche, die die kleinen Dörfer besonders betreffen. Der Dorfkern wird immer leerer, die Bevölkerung immer älter und all das, was eben zum demografischen Wandel gehört, nimmt seinen Lauf. Pfarrersfrau Marie hat genau damit ein Problem, aber auch Ideen. Ihr Charakter ist gut gezeichnet wie auch die der anderen Protagonisten und mancher Nebenfigur. Man hatte das Gefühl die Personen richtig zu kennen, was mir richtig gut gefallen hat. Trotzdem hatte ich mit Marie auch zwischendurch immer wieder zu hadern, da sie so unzufrieden ist und in Teilen war mir das einfach zu viel.

Ein bisschen vorhersehbar war die Geschichte, okay, vielleicht sogar so einiges, aber es hat mich unter dem Strich dennoch gut unterhalten. Ein großes Plus für mich ganz persönlich ist, dass die Geschichte nur wenige Kilometer entfernt von meinem Wohnort spielt und ich daher natürlich einen ganz anderen Bezug zur Geschichte habe. Zudem finde ich die dörflichen Eigenarten und pfälzischen Besonderheiten („alla hopp, kumm geh fort“ und Co) sehr gut getroffen – man merkt, dass die Autorin die Gegend gut kennt. Auch gut, dass sie die Region so darstellt wie sie ist – wunderschön, aber wirtschaftlich nicht gerade der Renner. Auf das Sterben kleiner Orte macht die Autorin auf feine Art aufmerksam und sie hat zudem auch noch Vorschläge zur Wiederbelebung in petto.

Für mich war es das erste Buch der Autorin, aber sicher nicht das Letzte, denn der Schreibstil ist sehr angenehm, lebendig und rund. Zudem habe ich die Hoffnung, dass sie mal wieder einen Ausflug in ihre alte Heimat wagt.

Veröffentlicht am 13.04.2021

Spannend und brutal

Die Stimme der Rache
0

Der Black Rose Killer entführt seine Opfer, tätowiert und misshandelt die Frauen, bevor er sie wieder freilässt. Doch die Freilassung gehört nur zum Spiel, denn später holt er sich seine Opfer wieder und ...

Der Black Rose Killer entführt seine Opfer, tätowiert und misshandelt die Frauen, bevor er sie wieder freilässt. Doch die Freilassung gehört nur zum Spiel, denn später holt er sich seine Opfer wieder und bringt sie um. Nun schlägt er wieder zu und das, als ein Opfer ans FBI übergeben werden soll. Francis Ackermann und Nadia Shirazi geraten mitten in den Fall, einen Fall, der besonders Nadia beschäftigt. Sie gilt als das erste Opfer von Black Rose…
Endlich war es soweit, Teil zwei der neuen Reihe um Ackerman jr. ist erschienen und ich musste als Fan natürlich direkt wieder zuschlagen, denn schon der erste Teil hatte mir richtig gut gefallen. Ich mag diesen Typen einfach und verfolge gerne, wie er mit seinen Dämonen kämpft und sie für die gute Sache einsetzt. Auch wenn er nicht mehr töten möchte, ist der Sonderberater des FBI unter dem Namen „Franklin Stine“ ein brandgefährlicher Mann – zumindest für Verbrecher. Einen Vorgeschmack bekommt man schon beim actionreichen Beginn der Geschichte, die es wieder wirklich in sich hat und menschliche Abgründe aufzeigt. Der Killer ist extrem rücksichtslos und an Brutalität kaum zu überbieten. Aber der Back Rose Killer hat mit Ackerman einen fast übermenschlichen Gegner. Seine Aktionen und seine Leidensfähigkeit wirken nicht immer authentisch und mit der Realismusbrille sollte man das Buch nicht lesen – aber mir hat das nichts ausgemacht. Sie Spannung ist einfach extrem hoch, das Actionpotenzial ebenso. Ich bin regelrecht durch die Seiten gehetzt, hilfreich war dabei nicht nur die Geschichte als solche und seine Charaktere, sondern auch der rasante Schreibstil sowie die kurzen Kapitel. Gefallen hat mir auch der Ackermansche Humor, der immer und immer wieder aufblitzte und natürlich die Überraschungen und Wendungen, die das Buch bietet. Wie immer sollten Zartbesaitete lieber anderes lesen, denn es gibt teilweise sehr genaue Beschreibungen von wirklich extrem brutalen Morden.
Doch es hat auch eine interessante psychologische Ebene, zudem zeigt es auch gesellschaftliche Missstände auf, denn Menschen am Rand der Gesellschaft sind schon länger verschwunden, doch die Behörden haben nicht wirklich reagiert. Interessant fand ich auch, dass man den Mörder als Leser fast von Beginn an kennt. Gelungen fand ich auch, dass hier ein US-Marshal mit von der Partie war, der so anders ist als Ackerman und der mit den Methoden Ackermans zunächst auch alles andere als einverstanden ist. Fast schon habe ich bedauert, dass die beiden doch so schnell einen Draht zueinander gefunden haben, denn da wäre sicher noch ein wenig mehr Potenzial gewesen… trotzdem würde mir fast schon wünschen, dass dieser Knox mal wieder einen Auftritt erhält.
Ich freue mich schon auf den nächsten Teil und hoffe, dass es wieder ähnlich spannend wird.

Veröffentlicht am 04.04.2021

Überraschend gut

Gefangen und frei
0

Jarvis Masters wuchs in schwierigen Verhältnissen auf und hat sich – wie so viele – in seiner Jugend „entsprechend“ entwickelt. Statt die Schulbank zu drücken, hat er Leute geschlagen und einen Raub nach ...

Jarvis Masters wuchs in schwierigen Verhältnissen auf und hat sich – wie so viele – in seiner Jugend „entsprechend“ entwickelt. Statt die Schulbank zu drücken, hat er Leute geschlagen und einen Raub nach dem anderen durchgeführt. So landete er im Gefängnis und dort sollte alles noch schlimmer kommen. Als Mitglied einer Knastgang schweigt er nach dem Mord an einem Wärter und wird auf der Grundlage zum Tode verurteilt. Im Todestakt findet Masters zum Buddhismus und hilft damit nicht nur sich selbst sondern auch anderen. Masters Geschichte wird von David Sheff berichtet. Er erzählt eine bewegende Geschichte um Masters und seine buddhistische Praxis.

Ich war skeptisch, nein sogar äußerst skeptisch, als ich dieses Buch in Händen hielt. Kann ich mit der Geschichte eines verurteilten Mörders im Todestrakt etwas anfangen? Ist der Buddhismus für mich als Person, die eher atheistisch unterwegs ist, ein interessantes Thema? Da ich aber immer wieder gerne über den Tellerrand hinausschaue habe ich zugegriffen und muss nach der Lektüre sagen: Welch ein Glück! Meine Befürchtungen waren schlicht falsch und die Geschichte hat mich fast von Beginn an irgendwie gefesselt. Man benötigt auch kein größeres Vorwissen zum Buddhismus, um dem Erzählten folgen zu können. Die Lehren sind nachvollziehbar, die Schwierigkeiten in der Praxis ebenso. Die biografischen Aspekte der Geschichte waren teils wirklich hart. Was Masters zum Teil erleben musste wünscht man seinem ärgsten Feind nicht. Seien Wandlung geht in dem Buch vielleicht ein bisschen zu schnell, ist aber dennoch für mich authentisch. Besonders beeindruckend finde ich, dass er im Gefängnis freier scheint, als mancher der ohne Gitterstäbe lebt. Masters Umgang mit zahlreichen Rückschlägen ist ebenso beeindruckend.

Und trotz all des Lobes reicht es für mich „nur“ für vier Sterne, denn das Lektorat hat nicht gerade den allerbesten Job gemacht. Zudem finde ich es schwierig, dass der Autor zunächst schreibt neutral bleiben zu wollen, dann aber scheinbar zu 100% von dessen Unschuld überzeugt ist. Wenngleich ich auch zu der Meinung tendiere, ist es einfach nicht ganz glücklich gemacht vorher als mehr oder weniger neutrale Instanz schreiben zu wollen und dann eben nicht mehr neutral zu sein. Nach 100 Stunden Gesprächen sicher nicht weiter verwunderlich, aber dann hätte der Beginn vielleicht entsprechend abgeändert werden sollen. Aber insgesamt hat mich das Buch sowas von abgeholt, dass ich es gerne auch anderen Lesern empfehle.

Veröffentlicht am 23.03.2021

"Popoziert" zum Lachen

Das Faultier bewegt sich wie Opa
0

Kindermund tut Wahrheit kund, mal scharfsinnig, mal witzig, mal schon fast schmerzhaft ehrlich. Diese Erwartung hat der Titel geweckt und das Sachbuch versammelt zahlreiche Anekdoten aus verschiedenen ...

Kindermund tut Wahrheit kund, mal scharfsinnig, mal witzig, mal schon fast schmerzhaft ehrlich. Diese Erwartung hat der Titel geweckt und das Sachbuch versammelt zahlreiche Anekdoten aus verschiedenen Themenbereichen und gibt zudem noch an manchen Stellen zusätzliche Informationen.
Die Welt durch Kinderaugen zu sehen, ist einfach lustig. Ob man Schimpfworte ein bisschen verändert, wenn man sich „popoziert“ fühlt oder wenn man der fiebrigen Mutter die Frage stellt „soll ich dich kalt machen?“. Solche Sprüche und noch viele mehr sind hier gekonnt in Szene gesetzt. Allein die Einführungen ins Thema sowie die Überleitungen der Autorinnen von dem einen zum anderen Spruch, sind schon oft lustig oder wecken Interesse. Ich konnte das Buch kaum aus den Händen legen und in Teilen habe ich es auch mit meinem Sohn gelesen. Reihum haben wir Sprüche vorgelesen und nicht nur einmal herzlich gelacht und fast immer zumindest geschmunzelt. Die Kinder sagen noch was sie denken, wo ältere Kinder und Erwachsene lieber schweigen und vieles sehen sie auch vielleicht einfach viel zu wörtlich (erinnerte mich an meinen damals zwei- oder dreijährigen Sohn, der schreiend wegrannte, als ich ihm vorschlug, mal ein Auge auf das Spiel zu werfen…). Die verschiedenen Themenbereiche reichen von Gesundheit, Sport bis zum Aufräumen und ich hätte noch viel mehr davon lesen können.
Die Sachbuchanteile mit Interviews boten mir zwar kaum Neues, aber dennoch war es eine schöne Abrundung und vielleicht bietet die jungen Eltern einen Mehrwert. Zumindest wird klarer, warum Kinder die Welt so/noch anders sehen und warum sie ständig Fragen nach dem „Warum“ stellen.
Nicht jeder einzelne Spruch zündete bei uns voll und ganz, aber in Summe wurden wir sehr gut unterhalten und es weckte auch lustige Erinnerungen. Genau so etwas braucht man gerade in diesen Zeiten und entsprechend empfehle ich dieses Buch für den einen oder anderen unbeschwerten Moment.

Veröffentlicht am 09.03.2021

Richtig klasse, aber das Spannungsfeuerwerk kommt einen Tick zu spät

Mordsand
3

Ein Skelett wird auf einer Elbinsel gefunden. Es lag wohl schon länger dort und wurde nur zufällig gefunden. Die Tat liegt rund 30 Jahre zurück und war brutal, denn der Tote war gefesselt in den Schlick ...

Ein Skelett wird auf einer Elbinsel gefunden. Es lag wohl schon länger dort und wurde nur zufällig gefunden. Die Tat liegt rund 30 Jahre zurück und war brutal, denn der Tote war gefesselt in den Schlick eingebuddelt und ertrank. Während Frida Paulsen und Bjarne Haverkorn die Ermittlungen aufnehmen, wird der nächste Tote gefunden. Dieses Mal ist die Tat allerdings taufrisch.

Ich habe schon die drei Vorgänger gelesen und habe mich sehr gefreut auf dieses Wiedersehen bekannter Charaktere. Schon vorweg kann ich sagen, dass sich die Vorfreude wirklich gelohnt hat und ich gleich wieder mitten im Geschehen war. Das liegt eindeutig auch am flüssigen und lebhaften Schreibstil der Autorin.
Die meisten Örtlichkeiten sind fiktiv, dennoch kann man sich lebhaft die Elbinseln vorstellen, die die Autorin authentisch beschreibt. Ganz ähnlich ist es mit den handelnden Personen, allen voran Frida und Haverkorn, die in ihrem vierten Fall mit schwierigen Ermittlungen befasst sind. Einerseits beschäftigen sie sich mit einem Verbrechen der Vergangenheit, andererseits sterben auch in der Gegenwart Menschen – hat das eine mit dem andern zu tun? Sind es vielleicht nur Zufälle und falls nicht – wie hängt alles zusammen? Ohne zu spoilern kann ich verraten: Die Autorin hat mich nicht nur einmal auf den Holzweg geführt…
Interessant und richtig gut eingebaut fand ich die Vergangenheit, die unter anderem im Jugendwerkhof Torgau spielt. Was damals in diesen Einrichtungen los war, ist einfach unfassbar und hier scheint die Autorin richtig gut recherchiert zu haben. Die Szenen sind zwar meist nicht so lang, aber sie haben es in sich…Toll, dass die Autorin das schwierige Thema aufgegriffen hat und so etwas gegen das Verdrängen/Vergessen tut.
Doch auch der Paulsen-Hof ist ein wichtiges Thema. Es tut sich einige auf dem früheren Obsthof. Das ist für Fans der Reihe sicher fast genauso wichtig wie der Fall. Wer jedoch hier erst in die Reihe einsteigen möchte, wird sich auch gut zurechtfinden.
Gerade im letzten Drittel geht es dann richtig rund. Vorher noch waren die Ermittlungen recht ruhig, aber dann zündet die Autorin ihr Feuerwerk. Während mich da manche Wendung echt positiv überrascht hat, kam die knisternde Spannung für mich einen Tick zu spät und zwei, drei andere Kleinigkeiten waren nicht ganz rund für mich (Stichwort Handschuhe), sodass ich letztlich, aller Begeisterung zum Trotz, einen Stern abziehe. Dennoch empfehle ich diesen Teil, wie auch schon die Vorgänger, und freue mich schon auf den fünften Teil. Dort bin ich jetzt schon gespannt, wie einige Dinge im Privatleben von Frida und Haverkorn weitergehen.

  • Einzelne Kategorien
  • Handlung
  • Erzählstil
  • Charaktere
  • Spannung
  • Cover