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Veröffentlicht am 13.04.2017

hochinteressant

Die Geschichte der Bienen
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Wer dieses Buch liest bekommt drei Geschichten in einer – oder eine große zusammenhängende, je nachdem, wie man es sieht.

1852 in England versucht ein Mann einen neuen Bienenstock zu entwickeln. Im Jahr ...

Wer dieses Buch liest bekommt drei Geschichten in einer – oder eine große zusammenhängende, je nachdem, wie man es sieht.

1852 in England versucht ein Mann einen neuen Bienenstock zu entwickeln. Im Jahr 2007 muss ein Imker mitansehen, wie das große Bienensterben droht, seine Existenz zu vernichten. Und im Jahr 2098 lebt eine arme Landarbeiterin davon, dass sie Blüten mit der Hand bestäubt, da die Bienen endgültig ausgestorben sind.

Ein wichtiges Thema unserer heutigen Gesellschaft, bereits mehrmals in Filmen und Artikeln besprochen. Es ist aktuell und ich finde es großartig, dass dieser Roman sich bemüht dieser Bedrohung eine Stimme zu geben ohne mit dem erhobenen Zeigefinger zu arbeiten. Vielmehr bemüht die Autorin Maja Lunde sich darum, den Protagonisten eine Stimme zu geben, ihren Überlebenskampf und ihre Probleme, die mittelbar alle mit den Bienen zusammenhängen, zu schildern und durch Empathie den Leser aufmerksam zu machen auf diese kleinen fleißigen Tiere, die wir nur mit Honiglieferungen gleichsetzen und die doch das große Rad der Natur am Laufen halten.

Das Buchcover ist ein hervorragendes Beispiel für minimalistische und dabei perfekt passende Bildgestaltung. Das Buch hat mir sehr gut gefallen und ich kann es empfehlen.

Veröffentlicht am 25.03.2017

tolle Parabel

Marthas Widerstand
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„Marthas Widerstand“ spielt in einer Utopie unserer nahen Zukunft. Die Judikative Gewalt ist abgeschafft wenn es um die Aburteilung von Mord und Totschlag geht. Es gibt weder Anwälte noch Richter noch ...

„Marthas Widerstand“ spielt in einer Utopie unserer nahen Zukunft. Die Judikative Gewalt ist abgeschafft wenn es um die Aburteilung von Mord und Totschlag geht. Es gibt weder Anwälte noch Richter noch eine Gerichtsverhandlung. Statt dessen wird eine siebentägige Liveshow veranstaltet – nach dem Muster von „Deutschland sucht den Superstar“ oder „…das Supermodel“. Sieben Tage werden die Angeklagten vorgeführt und ihre Straftat nach allen Regeln der Medienkunst ausgeschlachtet und durchgekaut. Dabei geht es nur oberflächlich um die Wahrheit. Eigentlich ist alles Fake und die Fernsehzuschauer, die live täglich darüber abstimmen dürfen, ob der oder die Angeklagte am Ende zum Tode verurteilt werden soll, werden durch den Moderator und die Art der Berichterstattung von Anfang an beeinflusst, ja teilweise regelrecht belogen. Jedem ist das auch bis zu einem gewissen Grad klar und dennoch erfreut sich diese neue Form der Rechtsprechung großer Beliebtheit und wird von Staat und durchführendem Sender als gerecht und effektiv angepriesen.
Die noch minderjährige und verwaiste Martha wird mit einer Waffe in der Hand neben einem erschossenem Fernsehstar gefunden und gesteht sofort, diesen ermordet zu haben. Die Psychologin, die sie in den sieben Tagen der Fernsehshow begleiten soll, hat von Anfang an den Verdacht, dass sie lügt und versucht das Mädchen dazu zu bringen, ihr Geständnis zu wiederrufen und wenigsten zu versuchen, dem Todesurteil durch die Zuschauer zu entgehen. Aber Martha verschweigt die Wahrheit und als Leser bekommt man schnell den Eindruck, dass sie etwas ganz bestimmtes mit all dem bezweckt. Ihre Hinrichtung soll irgendwie die Menschen zum Umdenken bringen.
In Rückblenden und durch die Suche der Psychologin Eve erfährt man Stück für Stück aus Marthas Vergangenheit. Vom Tod der Mutter, vom tatsächlichen Leben des ermordeten Fernsehstars, von seinem Sohn, der mehr als ein Freund von Martha geworden ist, von Eves Mann, der selbst wegen Notwehr durch eine Fernsehshow zum Tode verurteilt und hingerichtet wurde.

Die Geschichte von „Marthas Widerstand“ liest sich leicht und fesselte mich von Anfang an. Die Ausgangslage erscheint vielleicht etwas weit hergeholt und unrealistisch. Aber ich habe es ziemlich schnell akzeptiert, dass die überzogene Darstellung sich als Parabel und als Warnung gleichermaßen sehr gut macht. Es geht darum, wie sehr der Mensch sich von den Medien beeinflussen und verbiegen lässt, wie sehr er die Verlogenheit akzeptiert und dennoch mitmacht bei der Verurteilung von Menschen, die sich nicht wehren können und der falschen Berichterstattung vollkommen ausgeliefert scheinen. Mir hat auch gut gefallen, dass der Blickwinkel oft gewechselt wird und man vor allem Eve sehr nahe kommt, während Martha lange geheimnisvoll und ihr Plan undurchschaubar sind.

Ein empfehlenswertes Buch und mit seiner ansprechenden Covergestaltung und dem spannenden Finale eine runde Sache.

Veröffentlicht am 28.02.2017

volle Punktzahl

Der Pakt der Flößer
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„Der Pakt der Flößer“ ist mein erster Roman von Ralf H. Dorweiler.
Bei historischen Romanen gibt es meiner Meinung nach drei Kategorien. Die, die reine Trivialliteratur sind; die, die durch die Vielzahl ...

„Der Pakt der Flößer“ ist mein erster Roman von Ralf H. Dorweiler.
Bei historischen Romanen gibt es meiner Meinung nach drei Kategorien. Die, die reine Trivialliteratur sind; die, die durch die Vielzahl an geschichtlichen Daten oft überladen und etwas zäh oder schwer lesbar sind; und die, die man nicht mehr aus der Hand legen kann, weil sie so spannend und interessant zugleich sind, dass das Lesen das reine Vergnügen ist.
Genau zu letzterer Kategorie gehört dieser historische Roman.
Jakob Finkh, Sohn eines angesehenen Schiffers und Vorsitzenden der Flößerzunft, schafft es tatsächlich, dass der Vater ihn mit nimmt auf eine ungewöhnliche Handelsfahrt, wie sie im 17. Jahrhundert auf dem Rhein noch betrieben wurde. Es werden riesige Holzfloße gebaut, mit mehreren 100 Mann Besatzung, die die ganze Strecke bis nach Amsterdam übers Wasser geschickt werden, um sodann, dass transportierte Holz dort gewinnbringend zu verkaufen. Ein abenteuerliches Unterfangen. Nicht nur ein geschäftliches Risiko sondern durchaus auch eines für Leib und Leben, da der Rhein mit Hochwasser, Flußengen und Stromschnellen aufzuwarten hat. Und dann gibt es auch noch ein konkurrierendes Floß einer anderen Schiffersgemeinschaft und es entwickelt sich ein Wettrennen darum, wer als erster am Ziel ist und den Zusatzgewinn einstreichen darf.
So mitreißender wie der Rhein, so ist auch die Geschichte. Jakob ist ein kluger Kerl, der einem mit seiner Art schnell sympathisch ist. Der Autor hat in die Geschichte auch gleich noch eine Art Krimi verpackt und natürlich darf auch eine zarte Liebesgeschichte nicht fehlen.
Ich war rund herum begeistert und habe das Buch in wenigen Tagen verschlungen. Für mich hatte es keine Längen und ich habe noch einiges Neues lernen können. Ich hoffe sehr, dass ich bald Neues von diesem tollen Autor lesen darf.

Veröffentlicht am 25.02.2017

schöner historischer Roman

Die Frauenburg
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„Die Frauenburg“ ist mein drittes Buch von Marita Spang. Vom ersten Buch an hat mich die Autorin mit ihrer gekonnten Mischung aus Geschichte und Fiktion überzeugt. Auch diesmal wurde ich nicht enttäuscht.
Loretta ...

„Die Frauenburg“ ist mein drittes Buch von Marita Spang. Vom ersten Buch an hat mich die Autorin mit ihrer gekonnten Mischung aus Geschichte und Fiktion überzeugt. Auch diesmal wurde ich nicht enttäuscht.
Loretta von Starkenburg-Sponheim – was für ein Name – wurde Anfang des Vierzehnten Jahrhunderts in den Vogesen – heutiges Frankreich – geboren. Sie wurde, wie damals üblich, jung verheiratet und bekam drei Söhne. Aber schon nach 8 Jahren stirbt ihr Mann und nachdem auch der Schwiegervater das Zeitliche segnet ist sie Regentin ihrer Grafschaft. Aus heutiger Sicht scheint das ungewöhnlich gewesen zu sein, aber wie man an dieser Geschichte erfahren wird, nicht unmöglich.
Sie übersteht Fehden und kriegerische Auseinandersetzungen, versucht mit Fingerspitzengefühl und weiblicher Intuition in einer Männerwelt zu bestehen. Nicht immer gelingt es ihr, das private Glück zu haben, dass sie sich wünscht. Interessante Gegenspieler, spannende Nebenfiguren, schillernde reale Persönlichkeiten bevölkern das Buch.
Die reale Geschichte gibt natürlich der Autorin einen Handlungsrahmen vor, in welchem sie sich mehr oder weniger bewegen muss. Wenn man sich das vor Augen führt ist es Marita Spang gelungen, ein interessantes Frauenleben einer längst vergangenen Zeit so zu schildern, dass man auch als moderner Mensch eine Ahnung von dieser Epoche bekommt.
Ein schöner historischer Roman den ich sehr gerne gelesen habe. Ich freue mich auf mehr von dieser Autorin.

Veröffentlicht am 22.02.2017

toller Roman

Mein schlimmster schönster Sommer
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Dieses kleine relativ dünne Buch enthält eine solch große Portion Lebensklugheit und Lebensfreude, dass einem beim Lesen ganz warm ums Herz wird. Ich bin wirklich keiner, den man mit so einer Thematik ...

Dieses kleine relativ dünne Buch enthält eine solch große Portion Lebensklugheit und Lebensfreude, dass einem beim Lesen ganz warm ums Herz wird. Ich bin wirklich keiner, den man mit so einer Thematik leicht fangen kann. Eine Frau wird durch eine Krebsdiagnose aus ihrer alltäglichen Routine geworfen und erlebt plötzlich so viele Abenteuer, dass ihre Krankheit ganz unwichtig wird. Keine neue Geschichte aber Stefanie Gregg hat zum einen einen tollen, schnörkellosen Schreibstil und zum anderen den Mut, ihre Charaktere mit Tiefgang und Humor zu beschreiben und dabei durch eine unterhaltsame und kurzweilige Story zu jagen, die trotz jeder Menge teilweise abstruser Erlebnisse nie unglaubwürdig oder überzogen wirkt.
Beginnend bei dem schönen, fröhlichen Cover über die sympathische Isabel, die man schnell ins Herz schließen kann bis hin zu einem kunterbunten Roadmovie mit einem überraschenden Ende war ich restlos begeistert von diesem Buch. Mein schlimmster schönster Sommer war ein richtig guter Roman. Gerne hätte er noch ein paar Seiten länger sein dürfen.