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Veröffentlicht am 27.04.2021

Herrlich amüsant

Das NEINhorn
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Es gibt sie, diese Bücher, die man ständig und überall sieht, und man zweifelt, ob es das richtige Buch für einen ist. So durfte beim letzten Bibliotheksbesuch das Buch „Das NEINhorn“ von Marc-Uwe Kling ...

Es gibt sie, diese Bücher, die man ständig und überall sieht, und man zweifelt, ob es das richtige Buch für einen ist. So durfte beim letzten Bibliotheksbesuch das Buch „Das NEINhorn“ von Marc-Uwe Kling mit. Und ich wurde nicht enttäuscht.

Einhörner sind bunt, superflauschig, sie sind schnickeldischnuckelig süß. Und auch kleine Einhörner können schlechte Laune haben. So wird aus dem kleinen niedlichen Einhorn ein Neinhorn, weil es zu allen tollen Ideen Nein sagt. Weil ihm seine fröhliche Familie total auf den Keks geht, flüchtet das Neinhorn. Auf seiner Reise trifft das Neinhorn auf neue Freunde, z. B. auf den Was(ch)bären, der schlecht hört (oder einfach nur schlecht hören will). Die beiden trotten weiter in Richtung Nirgends, wo sie auf den Nahund treffen, dem scheinbar alles egal ist. Das Trio wird schließlich noch von einer bockingen KönigsDOCHter komplettiert, und so können alle zusammen ihrer schlechten Laune frönen.

Wer hier aber ein total schlecht gelauntes Buch erwartet, liegt komplett falsch. Mark-Uwe Kling spielt gekonnt mit der deutschen Sprache: aus einem Biber wird ein immer frierender Bibber, es gibt einen Regenwurm, der zu einem Gegenwurm mutiert, einen Egaal oder sogar eine Heule. Mein absoluter Favorit: Der Schnarcheopteryx. Zudem sind die Illustrationen wirklich sehr gelungen.

Wer selber schlechte Laune hat oder ein trotziges Kind, wird sich hier in diesem Buch wieder finden. Und: meine schlechte Laune war definitiv weg. Herrlich!

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Veröffentlicht am 27.04.2021

Nichts für schwache Nerven

Sprich mit mir
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An einer Universität werden für ein Studienprojekt studentische Hilfskräfte gesucht für ein Forschungsprojekt an Affen. Die Studentin Amie bekommt den Job, und kümmert sich fortan um den Schimpansen Sam. ...

An einer Universität werden für ein Studienprojekt studentische Hilfskräfte gesucht für ein Forschungsprojekt an Affen. Die Studentin Amie bekommt den Job, und kümmert sich fortan um den Schimpansen Sam. Dieser soll mittels Gebärdensprache mit seinem Umfeld kommunizieren. Dass hier die Bindung immer stärker wird, bleibt nicht aus. Als die Projektleitung beschließt, das Projekt nicht mehr weiter zu fördern, entführt Amie den Schimpansen, und flüchtet mit ihm.

In „Sprich mit mir“ spricht T. C. Boyle Themen an, aus denen der Mensch immer noch nichts gelernt hat. Nicht nur, dass Tiere – egal welcher Art – als Haustiere gehalten werden, vermenschlicht und komplett krank gezüchtet, nein, der Mensch forscht an Tieren, um seinen eigenen Vorteil auszubauen. In Laboren werden Tiere gehalten, an ihnen geforscht, und oft genug achtlos misshandelt. Während ich das Buch gelesen habe, fühlte ich, als wäre mir der Spiegel vor die Augen gehalten worden. Artenschutz, Forschung, Klimakrise, Lebensmittelindustrie: Die Liste der „Probleme“ ist lang, und noch lange nicht gelöst. Skandale in der Lebensmittelindustrie reihen sich an Nachrichten, bei denen wieder unzählige Tiere am Straßenrand oder im Tierheim abgegeben werden, ganz davon zu schweigen, dass manche Tiere – wie Affen – einfach nichts in einem kleinen Wohnraum nichts zu suchen haben. Tiere werden krank gezüchtet, und in der Forschung sind Tiere als Objekte immer noch nicht wegzudenken.

T. C. Boyle hält dem Leser den Spiegel vor: die Geschichte von Sam und Allie ist eine, bei der man an vielen Stellen nachdenklich wird. Wie weit sollte Tierliebe gehen? Gehört es zum Tierschutz dazu, ein Tier nur dann zu halten, auch wenn man es artgerecht halten kann? Was können wir als Leser dafür tun, um Lebensmittelskandale zu vermeiden? Oder z. B. den Teil der Forschung an Tieren für Kosmetika zu verringern? Auch eine Frage, die ich mir immer wieder in diesem Zusammenhang stelle: viele Menschen möchten sich dem Risiko nicht aussetzen, neue Medikamente, die noch nicht auf dem Markt sind, an sich auszuprobieren. Stattdessen werden dafür Tiere verwendet. Eine Frage, dir mir sehr nachgeht.

Mit „Sprich mit mir“ hat T. C. Boyle ein Werk erschaffen, das aktueller nicht sein könnte. „Sprich mit mir“ hat für mich nicht nur die Bedeutung, dass die Kommunikation zwischen Tier und Mensch funktionieren kann, sondern es ist für mich Grund genug, über solche wichtigen Themen zu reden. Tierschutz darf weder im kleinen noch im großen Kontext unter den Tisch fallen.

Sehr lesenswert, wenn auch nichts für schwache Nerven.

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Veröffentlicht am 27.04.2021

Faszinierend!

Paracelsus - Auf der Suche nach der unsterblichen Seele
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Anfang des 16. Jahrhunderts lebte ein Mann, dessen Werke die heutige Medizin stark geprägt hat. Theophrastus Bombast von Hohenheim, genannt Paracelsus, begab sich Anfang des 16. Jahrhunders auf die Suche ...

Anfang des 16. Jahrhunderts lebte ein Mann, dessen Werke die heutige Medizin stark geprägt hat. Theophrastus Bombast von Hohenheim, genannt Paracelsus, begab sich Anfang des 16. Jahrhunders auf die Suche nach der unsterblichen Seele. Bereits damals erkannte er, dass es nicht nur körperliche Krankheiten gibt, sondern auch die Seele einen gehörigen Einfluss auf die Gesundheit des Menschen haben kann. Im Mittelalter galt es jedoch als verpönt und als Gotteslästerung, wenn man die Leichen zu Forschungszwecken öffnet. Die Beschränkungen und die Suche nach der unsterblichen Seele führen Paracelsus auf Abwege, die ihn mit dunklen Mächten in Verbindung bringen. Als seine Versuche Paracelsus aus den Fingern gleiten, und seine Feinde ihn verfolgen, flüchtet er über die Alpen nach Italien. Gleichzeitig regt sich der Widerstand gegen die katholische Kirche: Luthers Thesen haben auch einen großen Einfluss auf die Bevölkerung in der Schweiz, und so kommt es zum Aufstand der bürgerlichen Bevölkerung. Mittendrin: Paracelsus und seine Freunde.

Die Geschichte von Eva-Isabel Schmid hat mich überzeugt. Geschichte gepaart mit Fiktion ergibt hier einen tolle Erzählung über Paracelsus. Die Forschung war damals nicht vergleichbar mit den heutigen Forschungen, und doch: war sie eine elementare Grundlage für die heutige Medizin. Hätte sich im Mittelalter (und bereits davor) keiner gewagt, eine Leiche (ob menschlich oder tierisch) aufzuschneiden, um an ihr zu forschen, hätten wir heute nicht den medizinischen Stand. Politische Umstände prägen das Wirken des Paracelsus und die Bevölkerung. Viel ist im Umbruch, das hier im Buch sehr präsent erzählt wird. Luthers Einfluss gewinnt an macht, und die Bevölkerung lässt sich nicht immer alles gefallen. Besonders gefallen hat mir der Fakt, dass Paracelsus zum Zeitpunkt der spielenden Geschichte zwar noch kein fertig ausgebildeter Arzt ist, seine Methoden aber doch Wirkung zeigen. Die Neugier, andere Wege zu gehen und weg von bekannten Maßnahmen den Menschen zu helfen, zeigt Wirkung und stößt gleichermaßen auf Ablehnung derer, die Paracelsus Wege als schwarze Magie abtun.

Wer übrigens mal ein tolles Urlaubsziel sucht, sollte mal im Drei-Länder-Eck bei Basel Urlaub genießen, es ist landschaftlich wirklich schön, und so fügt sich das Buch einmal mehr in die Geschichte und Landschaft ein.

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Veröffentlicht am 27.04.2021

Lesehighlight

Der Buchspazierer
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Buchhandlungen haben für mich einen besonderen Stellenwert: sie bieten auf unterschiedlichstem Raum Platz für zig Abenteuer, egal welches Genre. Ob Sachbücher, Romane, SciFi, Fantasy, Horror, Liebesgeschichten, ...

Buchhandlungen haben für mich einen besonderen Stellenwert: sie bieten auf unterschiedlichstem Raum Platz für zig Abenteuer, egal welches Genre. Ob Sachbücher, Romane, SciFi, Fantasy, Horror, Liebesgeschichten, ob mit oder ohne Happy End, ob grünes oder rotes Cover, ganz egal. Und dann gibt es den Buchhändler. Unzählige Stunden bringen die Buchhändler auf, um Geschichten zu lesen, eine nach der anderen, um für jeden Buchkäufer das richtige herauszufinden. Manchmal liegt man daneben, manchmal ist auch bei anfänglichen Zweifeln genau das richtige dabei. Zu guten Buchempfehlungen gehören nicht nur eigener Spaß am Lesen, sondern auch Feingefühl des Buchhändlers, um genau herauszufinden, was dem jeweiligen Leser gefallen könnte. Und das weiß ich aus eigener Erfahrung: gar nicht so einfach.

Umso mehr gibt es erstaunliche Menschen wie Carl Kollhoff. Dieser liefert an einen ausgewählten Kundenkreis Bücher aus, die – wie er meint – den Kunden gefallen könnten. Die Buchhandlung, für die er diesen Service anbietet, kündigt ihn. Kollhoff bringt es aber nicht übers Herz, seinen langjährigen und lieb gewonnenen Kunden diese Nachricht zu übermitteln. Es benötigt erst die Zauberkraft eines kleinen aufmerksamen und vorlauten Mädchens, die positive Wendung einzuleiten.

Der Buchspazierer ist eins der Bücher, die in jedem Buchregal stehen müssen. Man sollte dieses Buch nicht nur einmal lesen. Dieses Buch birgt genau das für mich, was den Besuch einer Buchhandlung ausmacht. Man möchte die Geschichten kennen lernen, die die Welt bewegen. Die den Buchhändlern gefallen haben, und die nicht immer auf Bestsellerlisten stehen.

Carsten Henn hat mit seinen Protagonisten eine Welt erschaffen, die mich zu Tränen gerührt hat. Ich hatte Tränen vor Lachen im Auge, und manchmal hat mich auch vor Rührung etwas im Auge gekitzelt. Alle Protagonisten sind unterschiedlich, so gegensätzlich. Jeder hat seine eigene Geschichte, und der Buchspazierer eint groß und klein, arm und reich, schrullig und hart. Für mich liegt der Fokus gerade darin, was Bücher mit einem machen können, und welche Kraft das geschriebene Wort haben kann: Es macht uns zu einem anderen Menschen.

Ich möchte weitere 1000 Worte und Lobpreisungen auf dieses Buch schreiben, und doch trifft keines das Wunder dieses Buches. Lest selber und lasst euch vom Buchspazierer verzaubern.

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Veröffentlicht am 27.04.2021

Dieses Buch ist wichtiger denn je

Kim Jiyoung, geboren 1982
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Kim Jiyoung, geboren 1982, könnte überall auf der Welt leben. Sie ist das Sinnbild der Frau, die zwar sehr gut gebildet ist, aber es im Leben nicht weit bringt. Nicht, weil sie es nicht kann, sondern weil ...

Kim Jiyoung, geboren 1982, könnte überall auf der Welt leben. Sie ist das Sinnbild der Frau, die zwar sehr gut gebildet ist, aber es im Leben nicht weit bringt. Nicht, weil sie es nicht kann, sondern weil sie nicht darf. Sie steht in ihrer Leistung nichts den Männern nach, und doch bleibt das angeglichene Gehalt aus, Beförderungen bleiben bei gleicher oder sogar höherer Leistung aus, weil ein Mann schließlich wegen Schwangerschaft nicht ausfällt. Viele Frauen stehen kurz nach der Geburt auf der Matte, und doch bleibt für sie nur ein minderwertiger Job übrig. Die Wertschätzung bleibt weit hinter dem, was es sein soll. Die Frau dient als Gebärmaschine und Hausfrau.

Die Familie von Kim Jiyoung hat dazu gelernt, und muss sich dennoch gesellschaftlichen Auseinandersetzungen stellen. Der Kampf ist hart und nicht immer gerecht. Anstrengungen werden selten wertgeschätzt.

Dieses Buch ist ein Spiegel der heutigen Gesellschaft. Equal Pay Day und Weltfrauentag: Wichtiger denn je, denn wir sind zwar schon weiter gekommen und sind dennoch nicht am Ziel. Das zeigt leider dieses Buch und die schrecklichen Nachrichten, die einen immer wieder erreichen.

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