Die Legion des Raben
Die Legion des RabenDies war meine erste Begegnung mit Invita, die als Sklavin im Haushalt des römischen Statthalters zu Trier lebt. Nach einem Festessen beim Statthalter wird auf dem Nachhauseweg einer der Gäste, Gaius Baetius ...
Dies war meine erste Begegnung mit Invita, die als Sklavin im Haushalt des römischen Statthalters zu Trier lebt. Nach einem Festessen beim Statthalter wird auf dem Nachhauseweg einer der Gäste, Gaius Baetius Quigo, ermordet. Der Verdacht fällt sofort auf dessen Sklaven Hyacinthus, der großes Vertrauen seines Herrn genoss und ihn auf dem Weg begleitete. Invita, die sich am Abend zuvor noch mit ihm unterhalten hatte, glaubt an die Unschuld Hyacinthus‘ und setzt alles daran, ihn und die anderen Sklaven des Ermordeten zu retten, denn dessen Witwe und Sohn haben beschlossen, dass nicht nur Hyacinthus, sondern alle Sklaven des Haushalts hingerichtet werden sollen. Aber das ist nicht Invitas einziges Problem. Ihr Herr hat sie dem Kriegsgefangenen Flavus zugesprochen. Nur traut Invita dem Alemannen nicht, und einige heimliche Beobachtungen geben ihr Recht. Und immer wieder taucht das Zeichen des Raben auf, nur was hat das zu bedeuten und gibt es eventuell einen Zusammenhang zum Mord an Baetius?
Dieser Roman ist in mehrerer Hinsicht außergewöhnlich. Zum einen sind es die Schauplätze und die Zeit, in der die Geschichte spielt, die für mich völlig neu waren, denn über das alte Trier zur Zeit der Römer wusste ich nicht wirklich viel. Auch war es damals sicher nicht an der Tagesordnung, dass eine Sklavin auf eigene Faust ermittelt. Es ist auch keineswegs leicht für Invita. Nur gut, dass sie bei ihrer Herrin Marcella heimlich Unterstützung findet. Allerdings gerät Invita selbst in große Gefahr. Ich hatte anfangs immer wieder Zweifel, wie Invita in der komplexen und reichlich verworrenen Angelegenheit wirklich etwas erreichen soll, denn auch wenn sie für ihren gesellschaftlichen Stand eine überaus hohe Bildung besitzt, so ist doch ihr Handlungsradius als Sklavin sehr begrenzt. Aber die Geschichte entwickelt sich glaubhaft und ungemein spannend, so dass ich vor allem im letzten Drittel gar nicht mehr aufhören wollte zu lesen.
Besonders fasziniert hat mich an diesem Roman, dass die Autorin die Handlungsorte so plastisch und detailliert beschreibt und man fast das Gefühl hat, selbst schon dort gewesen zu sein. Auch die verschiedenen Charaktere werden so lebendig dargestellt, dass man sie fast zu kennen meint. Der Roman ist reich an Details zum damaligen Leben, zu den Sitten und Gebräuchen und auch zum Leben der Sklaven. Die brillanten Schilderungen zeugen von einer ausgiebigen Recherche der Autorin, und ich habe mich nicht nur sehr gut unterhalten, sondern daneben auch noch viel über die damalige Zeit erfahren und gelernt.
Zwar ist dies bereits der zweite Band der Invita-Reihe, und man kann jedes der Bücher für sich lesen. Auch wenn ich Invitas Vorgeschichte nicht kannte, habe ich alles Wichtige in Rückblicken erfahren, die es zum besseren Verständnis immer wieder im Roman gibt. Aber diese Aussichten auf Invitas Vergangenheit haben mich neugierig gemacht, und nachdem ich Invita und einige andere Charaktere richtiggehend liebgewonnen habe, werde ich mir auf jeden Fall auch die Bände 1 und 3 besorgen. Band 4 ist übrigens in Arbeit und soll noch in diesem Jahr erscheinen, und ich freue mich schon darauf, wieder in Invitas Welt eintauchen zu können und ihr bei weiteren Abenteuern über die Schulter zu blicken.