Packender historischer Roman um einen geplanten Putsch der Wehrmacht im Jahre 1938
Die Clique der EhrlosenDen Widerstand gegen den Nationalsozialismus verbindet man ja in erster Linie mit Einzelpersonen wie Claus Schenk Graf von Stauffenberg oder Gruppen wie der „Weißen Rose“. Das es aber bereits im Jahr 1938 ...
Den Widerstand gegen den Nationalsozialismus verbindet man ja in erster Linie mit Einzelpersonen wie Claus Schenk Graf von Stauffenberg oder Gruppen wie der „Weißen Rose“. Das es aber bereits im Jahr 1938 ernsthafte Pläne einer kleinen Gruppe innerhalb der Wehrmacht gab, Adolf Hitler zur Not auch gewaltsam abzusetzen, ist eher weniger bekannt. Als die Engländer dem „Münchener Abkommen“ überraschend doch zugestimmt und Hitler somit einen großen Prestigeerfolg geschenkt hatten, durch den sein Ansehen und der Rückhalt in der Bevölkerung erheblich gesteigert wurde, war die Septemberverschwörung jedoch schon gescheitert, bevor sie richtig begonnen hatte.
Doch was wäre gewesen, wenn man die Pläne weiter vorangetrieben und letztlich auch umgesetzt hätte ? Mit dieser Frage beschäftigt sich der Autor Thomas Majhen in diesem atmosphärisch dichten historischen Roman, der sich in weiten Teilen an die tatsächlichen Ereignisse des Jahres 1938 hält, bevor dann zum Ende hin die Fiktion endgültig das Zepter übernimmt. Im Bemühen, die Abläufe und die historisch verbürgten Protagonisten möglichst realitätsnah wiederzugeben, bleiben hier aber ab und an die Emotionen etwas zu sehr auf der Strecke.
Dies wird aber durch einen zweiten Erzählstrang mehr als ausgeglichen, der uns nach Augsburg führt, wo der 17-jährige Christoph und seine Freunde Jan, Peter und Michel in ihr letztes Schuljahr vor dem Abitur gehen. Doch statt sich mit den normalen Tücken des Erwachsenwerdens herumzuschlagen, dringt die NS-Ideologie immer tiefer in ihr Leben ein und sorgt für jede Menge zusätzlicher Probleme und Konflikte. Das Wissen, es bei den Jungen und ihren Mitschülern mit Vertretern der Generation zu tun zu haben, die bei einem normalen Verlauf der Geschichte in ein paar Jahren auf den Schlachtfeldern des 2. Weltkrieges verheizt wird, sorgt beim Lesen immer wieder für zusätzliche Beklemmung.
Mit einem packenden Schreibstil und bildhaften Beschreibungen, die das Kopfkino beim Lesen auf Hochtouren laufen lassen, treibt der Autor seine gut aufgebaute Geschichte voran und bestückt sie mit einer ganzen Riege gut gezeichneter und vielschichtig angelegter Protagonisten in Haupt- und vermeintlichen Nebenrollen. Die beiden Erzählstränge ergänzen sich perfekt und sorgen so für ein sattes Lesevergnügen, das noch lange über sein Ende nachhallt.
Ein mehr als gelungener historischer Roman, der mich auf ganzer Linie überzeugen und begeistern konnte. Da das Ende die Möglichkeit einer Fortsetzung offenlässt, hoffe ich auf ein Wiederlesen mit Christoph und seinen Freunden.