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Veröffentlicht am 07.08.2021

In einer wunderschönen Sprache werden sehr traurige und bedrückende Dinge erzählt

Wie viel von diesen Hügeln ist Gold
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Ein verstörendes Debüt. Ein beeindruckendes Debüt. Ein sprachlich brillantes Debüt. Ein trotz allem gut zu lesenden Debüt.

All dies trifft auf dieses Buch von C Pam Zhang zu.

Ich bin nach der Lektüre ...

Ein verstörendes Debüt. Ein beeindruckendes Debüt. Ein sprachlich brillantes Debüt. Ein trotz allem gut zu lesenden Debüt.

All dies trifft auf dieses Buch von C Pam Zhang zu.

Ich bin nach der Lektüre gleichzeitig betroffen, beeindruckt und begeistert.

Das Buch spielt in der Zeit des Goldrauschs in Kalifornien und handelt von den Geschwistern Lucy und Sam, die schon früh ihre Eltern verlieren. Auf sich alleine gestellt, gehen sie mit einem (gestohlenen) Pferd auf die Suche nach einer geeigneten Grabstelle für den Vater. Sie ziehen dabei wochenlang durch ein von Goldgräberstätten und Kohleminen zerstörtes Land, in dem zwei chinesisch-stämmige Kinder keinen Platz haben. Dabei wünscht sich gerade Lucy so sehr ein Zuhause. Sam dagegen will immer weiter ziehen.....

Die Geschichte wird nicht chronologisch erzählt, sondern springt in der Zeit. Das verwirrt am Anfang ein wenig. Noch verwirrender sind allerdings die unterschiedlichen Aspekte der erzählten Geschichten. Die Autorin spielt sehr gekonnt mit den Wertungen und Erwartungen der Leser:innen. Eine Annahme erweist sich in in einem neuen Kapitel plötzlich als falsch oder unvollständig. Das ist große Schreibkunst - erschwert aber zwischendurch das Verständnis des Buches. Bei mir zumindest. Und es macht die erzählten Geschichten eher mehr bedrückend. Wobei sich durch die wunderbar komponierte Sprache der Roman insgesamt sehr gut lesen lässt.

Das Buch spielt in der Goldgräberzeit und in der Zeit des Baus der transkontinentalen Eisenbahn im Westen der USA. Es ist aber kein klassischer Western. Denn in diesen spielen nur weiße Männer und ein paar wenige weiße Frauen eine Rolle. Einwanderer aus China kommen dort nicht vor. Sie waren aber da (nur bei Bonanza gab es doch diesen unscheinbaren, intelligenten Gehilfen? Der später mit Hilfe des gesammelten Goldstaubs verschwand? Oder welche Serie war das?). Durch diesen Roman fügt die Autorin der Geschichte des Westerns eine wichtige Komponente hinzu.

Darüber hinaus kommen die Aspekte Rassismus, Gender, Identität, American Dream, Aufstieg, Armut, Reichtum, Gesellschaftsnormen und vieles mehr vor. Sehr geschickt verpackt und erzählt. Insgesamt vielleicht aber doch zu viele Themen?

Auf jeden Fall möchte ich das Buch noch einmal meinem Lesekreis vorschlagen. Denn man kann sicherlich bei erneutem Lesen noch viele andere Aspekte analysieren und diskutieren. Ein beachtenswertes Debüt. Bedrückend beeindruckend.

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Veröffentlicht am 14.06.2021

Ein Sommer in der Provence und ein Neubeginn

Liebe, lavendelblau
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Sarah wohnt in einer kleinen gemütlichen Wohnung in Hamburg und ist glücklich in ihrem Beruf als Buchhändlerin und mit ihrem Freund.
Aber plötzlich bricht dieses schöne Leben wie ein Kartenhaus ...

Sarah wohnt in einer kleinen gemütlichen Wohnung in Hamburg und ist glücklich in ihrem Beruf als Buchhändlerin und mit ihrem Freund.
Aber plötzlich bricht dieses schöne Leben wie ein Kartenhaus in sich zusammen. Der Freund zieht nach Los Angeles, die Buchhandlung schließt und Sarah muss ich komplett umorientieren.
Um wieder einen klaren Kopf zu bekommen, besucht sie kurzentschlossen (nach mehreren Verwicklungen) ihre alte Freundin in der Provence.
Inmitten von Weinbergen und Lavendelfeldern kommt sie zur Ruhe, lernt neue Freunde und eine neue Sicht auf das Leben kennen. Und da ist noch der junge Winzer mit den tiefblauen Augen....
Dies ist ein sehr unterhaltsamer Roman. Viel Provence-Flair, viel Lavendel, viel Freundschaft und natürlich auch eine Liebesgeschichte. Einfach gut geschriebene Unterhaltung, die aber nicht kitschig ist. Probleme und Tiefgang gibt es auch und die Erkenntnis, dass jede Änderung im Leben auch eine Chance sein kann.
Ein schönes Buch für den Sommerurlaub - und für alle, die die Provence lieben sowieso.

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Veröffentlicht am 29.04.2021

Gut geschriebene Unterhaltung mit viel Liebe und Tragik

Das Mädchen im Nordwind
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Dieses Buch hat mich wirklich gefesselt! Erzählt wird auf zwei Zeitebenen (was ich sowieso sehr gerne mag) und in zwei Ländern - Deutschland und Island. Weder tragische historische Ereignisse (Judenverfolgung ...

Dieses Buch hat mich wirklich gefesselt! Erzählt wird auf zwei Zeitebenen (was ich sowieso sehr gerne mag) und in zwei Ländern - Deutschland und Island. Weder tragische historische Ereignisse (Judenverfolgung im Dritten Reich) noch die Liebe oder Einblicke in das Alltagsleben in Island kommen zu kurz.
2019 kommt Sofie Berger als Tischlerin für einen Auftrag nach Island. Sie hat in Deutschland ihren Job verloren und auch sonst gibt es einiges, das sie gerne hinter sich lassen möchte. Also hat sie gerne angenommen, als eine Hausrenovierung auf Island für drei Monate gegen Kost, Logis und Taschengeld angeboten wurde. Beim Renovieren findet sie ein altes Notizbuch, dass auf Deutsch geschrieben ist und an einen gewissen Hannes adressiert ist....
Die andere Geschichte spielt zwischen 1936 und 1946 in Deutschland und erzählt von der jungen Luise, die in wohlhabenden Verhältnisse als Tochter eines jüdischen Kaufmanns in Lüneburg aufwächst. Als sie den Isländer Jonás kennenlernt, entwickelt sich eine große Liebe. Aber die Zeiten sind den beiden nicht wohlgesonnen....

Geschickt gelingt es der Autorin, durch recht schnelle Wechsel der Erzählebenen, Spannung zu erzeugen und zu berühren. Besonders die Geschichte von Luise ist sehr tragisch, zieht sich die Schlinge um ihre Familie doch immer mehr zu - man möchte sie am liebsten schütteln und sagen: Nun flieht doch endlich! Aber wir wissen heute, wie die ganze Sache ausging. Damals konnte man das nicht wissen. Es war teilweise schwer auszuhalten - so tragisch und berührend. Ich habe lange darüber nachgedacht, wie ich an Luises Stelle wohl gehandelt hätte - und solche Gedanken sind das, was Literatur bewirken kann und sollte.
Auch die Geschichte in der Gegenwart fand ich sehr gelungen. Eine Frau Mitte 30, die sich neu orientieren muss. Dazu lernt sie neue Leute kennen und bekommt Einblicke in das Alltagsleben in Island (... bei einer Einladung für sieben Uhr nie vor halb neun erscheinen....). Das war humorvoll und spannend. Und natürlich durfte auch hier die Liebe nicht fehlen.

Insgesamt sehr gut geschriebene Unterhaltung, die nicht zu seicht war und mir in der jetzigen Zeit richtig gut getan hat.

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Veröffentlicht am 15.03.2021

Irgendwie herzerwärmender Unterhaltungsroman

Sieben Tage am Meer
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Drei Frauen Anfang 50, seit der Schulzeit befreundet. Und einmal im Jahr treffen sie sich und verbringen ein Wochenende miteinander. Diesmal auf Sylt. Wir lernen die Frauen kennen, als sie sich gerade ...

Drei Frauen Anfang 50, seit der Schulzeit befreundet. Und einmal im Jahr treffen sie sich und verbringen ein Wochenende miteinander. Diesmal auf Sylt. Wir lernen die Frauen kennen, als sie sich gerade auf die Reise machen - und schon da merkt man, dass jede Frau eine andere Ausgangsposition - und andere Probleme hat.

Da ist Gitta. Glücklich in ihrer Ehe und in ihren Beruf - aber leider ungewollt Kinderlos geblieben - was sie einfach nicht akzeptieren kann.
Marlies dagegen hat drei inzwischen erwachsene Kinder, ein Haus und keine finanziellen Sorgen - aber sie wurde gerade von ihrem Mann verlassen.
Und Cornelia? Sie träumt schon immer von einer Karriere als Sängerin - aber das klappt nicht - und sie hält sich mühsam als Gesangslehrerin über Wasser.

Die Freundinnen haben sich also ziemlich unterschiedlich entwickelt - und so richtig glücklich ist derzeit keine von ihnen.
Da erscheint allen Dreien in der ersten Nacht im Ferienhaus auf Sylt im Traum ein Engel, der ihnen mitteilt, sie sollten mehr darauf achten, was sie haben - als darauf, was ihnen fehlt. Und sie sollten endlich mal anfangen, etwas Gutes zu tun - also im Club der Engel mitmachen.
Als die Freundinnen feststellen, dass sie das alle geträumt haben, sind sie erst einmal erstaunt - und werden wahlweise nachdenklich oder sie wehren sich gegen diese Erkenntnis. Aber so langsam aber sicher beginnt der Samen, den der Engel gesät hat, sich zu entwickeln. Zunächst einmal verlängern die Drei den Aufenthalt, dann lernt Cornelia den Inselpolizisten Hannes kennen (tja, eine Lovestory darf eben nicht fehlen...) und Marlies praktiziert Yoga und Gitta lernt eine Frau kennen, die ungewollt schwanger ist..... Jede der Frauen beginnt - zunächst zaghaft - neue Wege zu gehen und auch Kleinigkeiten mehr Aufmerksamkeit zu gewähren. Und so ändert sich manches....

Mir hat diese Geschichte von Frauen an einem Wendepunkt ihres Lebens sehr gut gefallen. Mag daran liegen, dass ich selber Ü 50 bin und diese unabänderlichen Wendepunkte im Leben auch kenne. Das mit dem Engel hätte ich dabei nicht haben müssen (hat mich aber auch nicht gestört) und manche Wendungen waren etwas zu sehr gewollt und manches, was passiert, war mir etwas "too much" - Aber was solls - Wir lesen einen Unterhaltungsroman! Und in diesem Kontext hat das Buch für mich gut funktioniert. Und zum Schluss hin die Erkenntnis: Wir haben alle nicht das bekommen, was wir wollten.... trotzdem hat sich alles gefügt. Das passte für mich. Und das machte das Buch auch realistisch. Es gab viele schöne Erkenntnisse und Szenen in diesem Buch - deshalb habe ich das Buch insgesamt gerne gelesen.

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Veröffentlicht am 17.11.2020

Viel Spannung, viele unerwartete Wendungen und ganz viel Holland-Flair

Die Tote in der Gracht
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Der "Elfstedentocht" ist ein berühmtes Langstreckenrennen im Eisschnelllauf in Holland. Zum letzten Mal fand dieser Lauf 1997 statt - und dort beginnt auch dieser Krimi. Der Prolog erzählt vom Rennen 1997, ...

Der "Elfstedentocht" ist ein berühmtes Langstreckenrennen im Eisschnelllauf in Holland. Zum letzten Mal fand dieser Lauf 1997 statt - und dort beginnt auch dieser Krimi. Der Prolog erzählt vom Rennen 1997, der Krimi selbst spielt in der heutigen Zeit und erzählt von den Vorbereitungen zu einem (fiktiven) erneuten Rennen, das aufgrund der Witterungsverhältnisse endlich einmal wieder stattfinden könnte. Doch im Vorfeld gibt es Kontroversen und einige undurchschaubare Dinge. Und plötzlich gibt es eine tote Journalistin, die über den Lauf recherchiert hatte. Musste sie deshalb sterben?

Die etwas unkonventionelle Kommissarin Griet Gerittsen (geschieden, Tochter lebt beim Ex und sie auf einem Hausboot in einer Gracht) wird gemeinsam mit ihrem Kollegen Pieter (sehr konventionell und ein glücklich verheirateter Familienvater) vom Abstellgleich bei den ungelösten Fällen geholt und darf endlich mal wieder ermitteln. Und sie will keinen Fehler machen. Was angesichts der schwierigen Situation nicht so einfach ist. Und dann kommt auch ihre Tochter noch früher als erwartet zum Weihnachtsurlaub und ihr Kollege scheint mehr als nur zufälligen Kontakt zu einem der Verdächtigen zu haben.....

Dieser Krimi spielt in Leeuwarden in der niederländischen Provinz Friesland und in den wichtigsten Orten entlang der Route des Eislaufrennens und vermittelt sehr viel Holland-Flair. Zugefrorene Grachten, endlose Weiten, Nebel und Schnee und zwischendurch urige Kneipen und typisches Essen. Gespickt mit allerlei holländischen Ausdrücken.

Die Krimihandlung ist spannend und hat viele unerwartete Wendungen. Und auch die persönlichen Geschichten der Ermittler werden weiter erzählt.

Mir hatte schon der erste Band der Reihe "Mord auf Vlieland" sehr gut gefallen. Ich mag Krimis, die viel Lokalkolorit haben - und das ist hier der Fall. Besonders gut hat mir gefallen, dass die Kommissarin ein wenig unkonventionell ist. Endlich einmal eine Frau, die zu viel arbeitet, ihr Privatleben vernachlässigt und hartnäckig einen Fall verfolgt - und dabei immer wieder vergisst, einzukaufen....

Ich hoffe als auf die Fortsetzung der Serie. Und dann habe ich noch beschlossen, endlich mal nach Leeuwarden zu fahren. Ich bin zwar recht häufig in Holland - aber meist im südlichen Zeeland. Jetzt muss ich mal in den Norden! Die Krimis sind also auch ein wenig Reiseführer.

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