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Veröffentlicht am 22.05.2021

Solide Geschichte mit stellenweisen Schwächen im Aufbau!

A little too much
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Erster Satz: "Die falsche Blonde mit den aufgespritzten Lippen und den riesigen Silikontitten (mindestens D) funkelt mich an."


Wer meine Rezension zum ersten Teil gelesen hat weiß: Lisa Desrochers und ...

Erster Satz: "Die falsche Blonde mit den aufgespritzten Lippen und den riesigen Silikontitten (mindestens D) funkelt mich an."


Wer meine Rezension zum ersten Teil gelesen hat weiß: Lisa Desrochers und ich hatten GAR keinen guten Start. Auch der erste Satz des zweiten Teils versprach da nicht unbedingt Besserung, nun bin ich umso überraschter, dass mich "A little too much" tatsächlich mitreißend und überzeugen konnte. Nach "A little too far" weitergelesen habe ich eigentlich nur aus zwei Gründen. Erstens war der Sammelband ein Rezensionsexemplar und ich wollte es deshalb beenden. Und zweitens, weil ich Alessandro im ersten Teil sehr liebgewonnen habe und gespannt war, wie es für ihn ausgeht. Nach "A little too much" kann ich nun kaum glauben, dass dieselbe Autorin beide Bücher geschrieben hat. Dieser zweite Teil erreicht nämlich tatsächlich so etwas wie Tiefe, kann mit unerwarteten Wendungen, Emotionen und Konflikten überzeugen - alles, was bei Band 1 nicht mal ansatzweise vorhanden war. Schon der Beginn, bei dem wir Hilary während eines Vorsprechens für eine Rolle in einem Broadway Stück kennenlernen und danach zusammen mit ihr mit einem Relikt aus ihrer Vergangenheit konfrontiert werden - Alessandro, ihre erste Liebe und Grund für eine Menge Schmerz -, wirft eine Menge offene Fragen auf und sorgt dafür, dass man unbedingt wissen will, was damals passiert ist.


"Wer keine Schwäche zeigt, ist auch nicht schwach - Überlebensregel Nummer eins. So gesehen bin ich die stärkste Sister im Viertel."


Mit der Beantwortung dieser Frage lässt sich die Autorin Zeit. Eine Menge sogar. In der Zwischenzeit lernen wir Hilary besser kennen und beobachten, wie sie und Alessandro sich nach all den Jahren wieder neu finden. Was in Alessandros und Hilarys Kindheit passiert ist und vor allem was zwischen den beiden in der Wohngruppe geschah, wird nur hier und da angedeutet, was jedoch ausreicht, um die Spannung oben und die Stimmung eher düster zu halten. Die Donnerstags-Verabredungen der beiden, bei denen sie New York erkunden und sich gegenseitig zu unbekannten Plätzen führen, bringen zwar etwas Licht und Leben in die Geschichte, dennoch herrschen hier ernstere Themen vor. Dieses "wir-erkunden-gemeinsam-eine-Großstadt-und-kommen-uns-dabei-näher"-Motiv ist ja nicht gerade neu und wurde von der Autorin ja auch schon bei Band 1 genutzt, um Lexi und Alessandro zusammenzubringen. Dennoch hat mir gut gefallen, wie die sonst recht eintönige und von Wiederholungen geprägte Geschichte durch süße und stimmige Szenen aufgepeppt wurde.


"Alessandro tritt hinter mich und schlingt seine Arme um meine Taille, und ich schließe die Augen und höre zu. Wie damals stelle ich mir vor, dass die Töne in die Luft aufflattern wie Schmetterlingsflügel, aber diesmal macht es mich nicht traurig. Ich fühle mich nicht gefangen, sondern bin endlich frei. Ich lasse meine Geheimnisse los, und alles andere. Meine Angst, meine Wust. Ich komme endlich aus dem dunklen Tunnel, in dem ich so lange gelebt habe, und je fester Alessandro mich hält, desto freier fühle ich mich."


Der Aufbau, der ja bei Band 1 einer meiner Hauptkritikpunkte war, gefällt mir hier also viel besser. Auch hier lässt Lisa Desrochers jedoch Punkte. Viele Konflikte werden zwar stark gestartet, verlaufen sich aber bald im Nichts, oder werden abrupt abgeschlossen. Besonders kritisch ist das natürlich bei Alessandros und Hilarys Annäherung, die zwar insgesamt stimmig eingebunden, aber leider auch von Sprüngen und plötzlichen Meinungsänderungen geprägt ist. Die zentrale Entwicklung verläuft leider viel zu schnell und offenbart, dass die Autorin es leider versäumt hat, die Auflösung des Konflikts stimmig zu inszenieren. Diese leichten Brüche lassen sich jedoch nicht nur bei Alessandros und Hilarys Beziehung, sondern auch bei der Sache mit Hilarys Mutter, dem Verlauf ihrer einseitigen Beziehung zu Brett, oder ihrer Einstellung zum Theater beobachten.


"Ich kann dir nichts anderes bieten als schmerzliche Erinnerung und meine zerrissene Seele, aber ich liebe dich und wenn du mich lässt, werde ich dich immer lieben."


Anstatt genau diese Entwicklungen über die mit knapp 450 Seiten recht umfangreiche Geschichte zu strecken, kommen viele Erkenntnisse viel zu schnell und "out-of-nowhere", während auf anderen Vorkommnissen ewig herumgekaut wird. Manche Szenen doppeln sich sogar so sehr, dass ich ab und zu einen kurzen Blick auf das Kapitel geworfen habe, um mich zu versichern, dass ich nicht aus Versehen zurückgesprungen bin. Etwas ungeschickt ist auch, dass die Autorin immer wieder Flashbacks aus der Zeit der Wohngruppe einstreut, diese jedoch nicht klar gekennzeichnet sind. Ab und zu verändert sich die Zeitform der Erzählung, bei einem Rückblick, manchmal hat mich diese Übereinanderlagerung der Damals- und Heute-Szenen jedoch komplett überraschend getroffen und sehr verwirrt. Kritisch würde ich außerdem anmerken, dass Lisa Desrochers hier ab und zu sehr eindeutige Andeutungen fallen lässt, die die Wendung vorwegnehmen. Dies führt jedoch nicht wie wahrscheinlich gewünscht dazu, dass in den jeweiligen Szenen die Spannung steigt, sondern hinterließ bei mir eher Fragezeichen und ein Stirnrunzeln. Und wenn wir schon bei Fragezeichen und Stirnrunzeln sind - Auch Sätze wie "Ich kann mich nicht erinnern, dass Mallory je vor mir geweint hätte", werfen Fragen auf, da mir spontan zwei Szenen eingefallen sind, in denen Hilary ihre große Schwester weinen gesehen hat.


"Es ist natürlich deine Entscheidung, aber wenn du ihn erstmal abbeizen willst, damit du siehst, was unter den ganzen Lackschichten zum Vorschein kommt, helfe ich dir gerne." Na klar, das kann er gut - Schichten abtragen und nachsehen, was drunter ist. Er macht das jedes Mal, wenn wir zusammen sind. (...) Diese ganzen Lackschichten an der Oberfläche, ist das der Kleber, der den Tisch zusammenhält? Und plötzlich fasse ich einen Entschluss. Ich werde nicht zulassen, dass Alessandro noch mehr Schichten von mir freilegt. Aber vielleicht kann ich ihm helfen, ein paar von seinen abzutragen."


Dennoch: Band 2 hat dem Auftakt der Reihe nicht nur einen substanziellen Konflikt, Konflikt, Spannung und Emotionen voraus, auch die Figuren können hier punkten. Alessandro ist mir ja schon in Band 1 sehr ans Herz gewachsen, weshalb es mir sehr gut gefallen hat, dass wir hier erfahren mehr Hintergründe zu ihm erfahren und ihn von einer anderen Seite kennenlernen. Seine eigenen Konflikte werden deutlich mehr in den Fokus gerückt, während er im ersten Teil mehr als Objekt der Begierde und Distraktion aufgetaucht ist. Auch mit unserer kämpferischen Protagonistin konnte ich wesentlich mehr anfangen als mit Lexi. Zwar verhält sich auch Hilary manchmal etwas paradox, dies wird jedoch durch ihre biografischen Überzeugungen, ihre Lerngeschichte und ihre Vergangenheit erklärt, sodass sie dennoch stimmig wirkt.



Fazit:

Solide und stellenweise starke Geschichte, die jedoch wieder leichte Schwächen im Aufbau hat. Wiederholungen, zu abrupte Entwicklungen und ungeschickte Vorausdeutungen nehmen der ansonsten atmosphärischen und mitreißenden Geschichte etwas die Spannung.

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Veröffentlicht am 30.04.2021

Locker, leicht, atmosphärisch und romantisch!

Und dann war es Liebe
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In einer der letzten Montagsfragen ging es um unsere liebsten Eskapismus-Bücher, die uns auch in Zeiten von Ausgangsbeschränkungen und Reiseverboten an Traumorte entführen können. Letzte Woche durfte dank ...

In einer der letzten Montagsfragen ging es um unsere liebsten Eskapismus-Bücher, die uns auch in Zeiten von Ausgangsbeschränkungen und Reiseverboten an Traumorte entführen können. Letzte Woche durfte dank des Vorabexemplars der Bastei Lübbe auch "Und dann war es Liebe" von Lorraine Brown, welches genau heute Buchgeburtstag feiert, dem Corona-Fernweg-Club beitreten. Dieser zuckersüße Liebesroman über den Selbstfindungsprozess einer Frau, die in einer der schönsten Großstädte der Welt strandet und zwischen Montmartre und dem Gare du Nord einen neuen Lebensweg einschlägt, entführt nicht nur in ein traumhaftes Setting, sondern ist auch so spritzig geschrieben, dass man ihn in einem Rutsch weglesen kann.

Allein die äußerliche Gestaltung finde ich schon wunderschön. Der Lübbe Verlag hat sich hier für einen kartonierten Umschlag mit Klappbroschur entschieden, der von oben bis unten mit dem winzigen Blueprint der Buchseiten bedruckt ist. Vor dem Hintergrund der klitzekleinen Schrift ist ein buntes Aquarell-Motiv zu sehen, das die Skyline einer Stadt und ein sich küssendes Paar zeigt. Der geschwungene Titel und die bunt angedeuteten Feuerwerke runden das Bild ab. Sehr schön ist außerdem, dass sich die hintere Klappbroschur als Buchschnitt über den Buchblock umschlagen lässt. Auch wenn ich die Gestaltung des deutschen Covers wirklich hinreißend finde, gefällt mir das Originalcover fast noch besser, da es mit dem angedeuteten Zugabteil, dem Eifelturm und dem Titel konkreter ist und besser zur Handlung passt.


Erster Satz: "Ich sprintete die Treppe zum Bahnhof Venezia Santa Lucia hinauf."


Die dreißigjährige Hannah ist eigentlich an einem Punkt in ihrem Leben angelangt, an dem all ihre Träume in greifbarer Nähe scheinen. Bei einer romantischen Reise nach Venedig mit ihrem reichen, gutaussehenden Freund hat sie einen Verlobungsring gefunden und sieht dem Rest ihres gemeinsamen Lebens mit Freunde entgegen. Simon kümmert sich pflichtbewusst um alles Organisatorische, würde sie entgegengesetzt zu ihrem Vater niemals im Stich lassen und gibt ihr die Sicherheit und Stabilität, die sie sich schon immer gewünscht hat. Doch als sie im Nachtzug nach Amsterdam, wo sie die Hochzeit von Simons Schwester besuchen wollen, in einen falschen Waggon einsteigt und morgens in Paris landet, ist plötzlich alles anders. Ohne Portemonnaie, Handy und Gepäck in einer fremden Stadt ist sie zum ersten Mal seit langem wieder komplett auf sich allein gestellt und entdeckt ihre spontane und abenteuerliche Seite, als der ebenfalls gestrandete Franzose Leo sie kurzerhand auf eine Stadttour einlädt, um die Zeit zum nächsten Zug nach Amsterdam zu überbrücken. Nicht nur der charmante Fremde und die plötzliche Vertrautheit zwischen den beiden stürzt sie in Verwirrung, auch auftauchende Ungereimtheiten in Simons Äußerungen bezüglich einer der Brautjungfern, lässt sie ihr Lebensentwurf überdenken. Zwischen Montmartre, dem Eifelturm und der Seine stellt sie sich die Frage, ob Sicherheit wirklich das ist, was sie sich wünscht...

Anders als der Titel es impliziert, ist "Und dann war es Liebe" keine epische, leidenschaftliche Liebesgeschichte. Im Vordergrund steht hier viel mehr unsere Protagonistin Hannah und deren Erkenntnisprozess. Wer ist sie, was wünscht sie sich und wer will sie sein? Diese Fragen stellen wir uns zusammen mit unserer Hauptfigur, während sie einen spontanen, wunderschönen Tag in der Stadt der Liebe erlebt. Zwar hat Hannah zwischen den vielen kleinen Stationen der Stadttour nicht besonders viel Zeit zum Grübeln, die Entwicklung vollzieht sich also eher unterschwellig. Durch Erinnerungen und Rückblenden reflektiert sie jedoch immer wieder ihr bisheriges Leben, was uns Lesern das Kennenlernen zusätzlich vereinfacht. Die Beziehung zu ihrer Mutter, ihrem Vater, die Anfänge ihrer Partnerschaft mit Simon, ihre Jugend und ihre Freundschaft zu Elli... Lorraine Brown erweitert durch diese Rückblenden geschickt den Erzählausschnitt und vervollständigt nach und nach das Puzzle um Hannahs Leben, ohne ihren Haupterzählstrang damit zu stören. Die etwas chaotische, schlecht organisierte Powerfrau ist mir dabei schnell sehr ans Herz gewachsen. Unser zweiter Protagonist, Léo bleibt hingegen leider relativ blass. Wir erfahren während der 332 Seiten nur recht wenig über ihn, da er sich Hannah gegenüber nicht so sehr öffnet und durch die Erzählperspektive viele Fragen ihn betreffend offenbleiben. Er funktioniert hier also eher als Anstoß, Stadtführer und interessante Bekanntschaft, sein eigenes Innenleben bleibt eher grob umrissen.


"Was auch immer ich brauchte, Simon fand einen Weg, es mir zu ermöglichen - ich musste ihn nur darum bitten. Aber mittlerweile wohnten wir zusammen und dachten darüber nach, den Rest unseres Lebens gemeinsam zu verbringen, und ich kam nicht umhin, mich zu fragen, ob Simon gekommen war und mich gerettet hatte, bevor ich überhaupt herausfinden konnte, ob ich es auch selbst geschafft hätte."


Dementsprechend im Hintergrund bleibt auch die Liebesgeschichte, die zwar leise angedeutet wird, dem Setting und der Selbstfindungsgeschichte der Protagonistin aber den Vortritt lässt. Auch wenn ich zwischen den beiden keine große Chemie gespürt habe, hat mir sehr gut gefallen, dass die Autorin ein behutsames und wohlüberlegtes Tempo vorlegt: hier geht es nicht zu schnell, nicht zu langsam, nichts ist unrealistisch, weit hergeholt oder langweilig. Als die Beiden sich das erste Mal sehen, ist sofort eine gegenseitige Faszination zu spüren und auch wenn sie wissen, dass sich ihre Wege bald wieder trennen würden, wollen sie den anderen noch nicht gehen lassen. Dadurch dass die gesamte Handlung nur an einem Tag passiert und die Protagonisten kaum 24 Stunden miteinander verbringen, ist das, was sie teilen intensiver, spontaner und ungehemmter als in anderen Liebesgeschichten. Hier sprühen zwar keine Funken und auch das Schmieden großer Zukunftspläne ist hier nicht zu finden. Stattdessen beobachten wir hier die allerersten Schritte eines Annäherungsprozesses und das sich langsam aufbauende Vertrauen, das entsteht, während sich zwei Fremde, die nicht damit rechnen, sich nochmal zu begegnen, das Herz ausschütten...

Die wenigen Seiten der Geschichte täuschen: durch die kompakte Erzählweise und das kurze Erzählintervall passiert hier eine ganze Menge und es wird garantiert nicht langweilig. Ein fröhliches Prickeln, kaum Zeit zum Nachdenken, die ständige Gegenwart des anderen und eine sich schleichend einstellende Nähe - So entwickelt sich die Liebe zwischen ihnen langsam Schritt für Schritt, sodass trotz der vielen Ereignisse eine gemütliche Ruhe über die Geschichte liegt. Mir gefällt, dass hier alles im Fluss ist - die Geschichte, die Beziehung, die Charaktere, die Dialoge - hier gibt es keine schlagfertigen Wortgefechte, die sich lesen, als hätten sie die Autorin Tage gekostet, sie sich auszudenken oder schwülstige Liebeserklärungen. Stattdessen schreibt Lorraine Brown charmant, modern, einfühlsam und einfach ECHT, sodass man ihr jede Wendung abnimmt, bis man mit dem offenen und recht plötzlichen, aber süßen Ende die Geschichte abschließt.


"Okay, gehen wir", sagte ich stattdessen und drehte mich auf der Suche nach meiner Tasche im Kreis. "Bevor ich meine Meinung ändere." Léo musterte mich. "Du bist immer für Überraschungen gut, Hannah." "Oh ja, ich bin voll davon", erwiderte ich."


Wunderbar untermauert wird die sich langsam entwickelnde Liebesgeschichte natürlich durch das wundervolle Setting. Dass es kaum einen passenderen Ort für eine sich langsam entwickelnde Liebesgeschichte gibt als das romantische Paris, muss ich wohl kaum begründen. Vom Gare du Nord geht es mit dem Motorrad über den chaotischsten Kreisverkehr der Welt, weiter auf die Champs-Élysées zum Eifelturm und natürlich zur Sacré-Coeur. Abseits der typischen Touristenattraktionen führt Léos und Hannahs Weg entlang des Canal Saint-Martin oder in den Parc des Buttes Chaumont. Auch eine kulinarische Verköstigung der Spezialitäten wie die beste heiße Schokolade im Café Angelina, süße Kunstwerke in einer Patisserie auf der Quai de Valmy direkt am Wasser, Crêpes und eine Flasche Wein dürfen nicht fehlen. Lorraine Brown nutzt ihren Spielort jedoch nicht nur als Kulisse, sondern beschreibt die einzelnen Stationen der kurzen Tour so prägnant, dass diese einen Wert an sich haben und zum Träumen anregen. Ich war noch niemals in Paris, habe mich aber sehr gefreut, mir diese wundervolle Stadt durch Hannahs Augen ansehen zu können.



Fazit:


Locker, leicht, atmosphärisch und romantisch! Lorraine Brown erzählt die Geschichte einer chaotischen, liebenswerten Protagonistin, die in Mitten der Stadt der Liebe ihr Leben überdenkt und dabei mit alten Problemen und neuen Chancen fertig wird.

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Veröffentlicht am 29.04.2021

Zuckersüß, authentisch und atmosphärisch...

So leise wie ein Sommerregen
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"So leise wie ein Sommerregen" ist nun mein drittes Buch von Leonie Lastella. In den letzten Jahren habe ich schon "Das Licht von tausend Sternen" und "Wenn Liebe eine Farbe hätte" von ihr lesen dürfen ...

"So leise wie ein Sommerregen" ist nun mein drittes Buch von Leonie Lastella. In den letzten Jahren habe ich schon "Das Licht von tausend Sternen" und "Wenn Liebe eine Farbe hätte" von ihr lesen dürfen und war jedes Mal total begeistert. Auch diese Geschichte ist wieder zuckersüß, authentisch und atmosphärisch, blieb aus einem unerfindlichen Grund für mich aber ein bisschen hinter den beiden Vorgängern zurück.


Hope: "Ich liebe Sommerregen. Er ist selten. So verdammt selten. Fast immer ist Regen kalt und grau. Er verwässert die Gerüche und Farben. Ein Sommerregen hingegen ist leise, weich und warm. Er intensiviert die Armon und Farbtöne. So wie dieser. Hier. Und jetzt."


Bevor ich versuche zu ergründen, warum mich "So leise wie ein Sommerregen" gerade zu Beginn nicht so ganz abholen konnte, noch ein paar Worte zum wunderschönen Cover. Mit der Gestaltung hat der dtv Verlag mal wieder einen Volltreffer gelandet. Wie schon bei den ersten beiden bei dtv erschienenen Romanen der Autorin besteht der Einband aus bedruckter, weicher Pappe, in die der goldene Titel hineingeprägt ist und wie eines dieser Metallic-Kratzbilder wirkt, die ich vor einigen Jahren geliebt habe. Nachdem auf dem Vorgänger ein Abendhimmel im Hintergrund zu sehen war, blicken wir hier in den bunten Farbverlauf eines Sommertages, von dem sich die gezeichnete Silhouette eines Paares abhebt. Warum der Roman ausgerechnet den kunstvollen Titel "So leise wie ein Sommerregen" trägt, wird erst mit der Zeit klar, entfaltet dann aber nachträglich seine Wirkung. Auf 368 Seiten erzählen Hope und Cooper abwechselnd in 57 sehr kurzen Kapiteln ihre Geschichte, die aufgrund des sehr vagen und wenig aussagekräftigen Klapptextes für mich eine überraschende Wundertüte war.


Erster Satz: "Die Bilder an der Wand meines Zimmers vibrieren, als mehrere Kampfjets tief über das Dach unseres Hauses auf der Militärbasis hinwegdonnern."


"So leise wie ein Sommerregen" beginnt damit, dass das Leben der achtzehnjährigen Hope an einem Tag gleich zweimal zusammenbricht. Zuerst muss sie erfahren, dass ihr Vater im Kriegseinsatz gefallen ist und dann erwischt sie auch noch ihre Mutter mit einem anderen Mann. Kein Wunder, dass ihr erstmal die Sicherungen durchbrennen und sie sich wutentbrannt zurückzieht. Erst als sie am Tag der Trauerfeier durch einen Zufall in die Arme des neu zugezogenen Cooper rennt, lichtet sich die Dunkelheit in ihr ein Stück. Doch hat ihre Liebe, die zum falschesten Zeitpunkt entstanden ist, eine Chance? Das ist der grobe Handlungsrahmen der knapp 370seitigen Geschichte, ohne schon zu viel zu verraten und ganz viel davon passiert schon auf den ersten Seiten. Warum ich und "So leise wie ein Sommerregen" trotz bester Vorsätze einen eher holprigen Start hatten, kann ich mir immer noch nicht zu 100 Prozent erklären. Wahrscheinlich lag es daran, dass ich durch den eher schwammigen Klapptext nicht genau wusste, in welche Richtung sich die Geschichte bewegen wird und dann von den vielen Ereignissen, die in den ersten Kapiteln passieren, überrumpelt war.


Hope: "Wie kann ich lächeln? Dad ist tot. Ich sollte traurig sein. ich bin traurig. Aber in Coopers Nähe wird hell, was sonst schwarz ist. Ich fühle mich leichter, lebendig, ein bisschen so wie die alte Hope. Das ist falsch und gleichzeitig unfassbar reizvoll."


Dazu kommt, dass Leonie Lastella hier wieder sehr knappe Kapitel von ungefähr 3-7 Seiten nutzt, was ich grundsätzlich als Kapitelleserin eher positiv bewerten würde. Hier habe ich den Einstieg in Hopes und Coopers Geschichte aber als viel zu schnell, zu abgehackt und zu sprunghaft empfunden. Nur wenige Seiten nach dem Prolog, in dem wir nicht nur unsere Protagonistin Hope das erste Mal treffen, sondern auch gleich die beiden erschütternden Wahrheiten erfahren, treffen sie und Cooper das erste Mal aufeinander. Ihr erstes Treffen beinhaltet Trauer, eine Ohrfeige, Wodka, einen stürmischen Kuss und eine Menge Tränen und ... schwuppdiwupp sind wir schon mitten in der Liebesgeschichte, ohne überhaupt richtig im Roman angekommen zu sein. Von Normalität zu Trauer, zu Wut, zu Überforderung, zur Liebe auf den ersten Blick - die Geschichte wechselt rasend schnell zwischen verschiedenen Emotionen und hat mich auf dem Weg einfach abgehängt. Vielleicht lag es auch daran, dass ich aufgrund der kurzen Kapitel nur sehr portionsweise gelesen habe, aber so kam ich zunächst schwer in die Geschichte rein und habe von den vielen von Anfang an präsenten Emotionen nur die Hälfte gefühlt.


Hope: "Ich lache und dann essen wir schweigend. Aber es ist eine angenehme Stille. Sie ist gefüllt mit uns. Und dieses Uns fühlt sich verdammt perfekt an. Egal wie unperfekt jedes einzelne Date ist, Cooper stielt mir mit jedem einzelnen mein Herz."


Erst nach dem ersten Drittel, als "So leise wie ein Sommerregen" dann einen Gang zurückschaltet und sich auf Hopes Beginn an der Universität, Coopers Rückkehr nach North Carolina zu seinem Stiefvater Mac konzentriert und die beiden erst im zweiten Schritt wieder an der Uni miteinander konfrontiert werden, konnte ich eine richtige Beziehung zu den Figuren aufbauen. Zwar sind auch im weiteren Verlauf der Geschichte jede Menge kleinere Zeitsprünge versteckt und über einige Themen geht die Autorin eher großzügig hinweg, ab hier entfaltete der Roman dann aber so langsam die leise, echte Magie, die ich von Lastellas anderen Romanen kenne. Sonnenuntergänge am Strand, spontane Lagerfeuer und DIY-Aktionen, Koch-Dates und Küsse im Regen - hier wird die romantische Volldröhnung aufgefahren, um uns Lesern Hope und Cooper als Paar schmackhaft zu machen und eine sommerliche Wohlfühl-Atmosphäre zu kreieren. Neben der langsamen, zuckersüßen Entwicklung der Beziehung von Hope und Cooper, geht es hier auch vordergründig um das Verhältnis der beiden zu ihren Eltern, der Wert neuer und alter Freundschaften und die Kraft weiterzumachen, zu vergeben und nach vorne zu blicken. Leonie Lastella schreibt hier also wieder sehr lebensnah über Themen, die junge Menschen beschäftigen, über Protagonisten, die es wirklich geben könnte und Gefühle, die wir wohl alle kennen.


Cooper: "Habe ich sie gerade allen Ernstes als meine Freundin bezeichnet? Das fällt wohl im Allgemeinen nicht unter ich lasse sie das Tempo bestimmen. Andererseits hat sie eine Scheißflagge in mein Herz gerammt und es damit als ihr Territorium markiert. Ob es nun zu schnell geht, ob ich damit einverstanden bin oder nicht - das sind die Fakten."


Vor allem Leonie Lastellas atmosphärischer Schreibstil, der es ähnlich dessen der "Queen-of-Hearts" (Colleen Hoover) schafft, Gefühle mit wenigen Worten und ohne geschwollene Metaphern oder Ausschweifungen auszudrücken und - noch viel wichtiger - lebensecht an den Leser weiter zu transportieren, hat dafür gesorgt, dass ich Hope und Cooper nach meinen Anfangsschwierigkeiten noch sehr ans Herz geschlossen hatte. Dennoch (und hier kommt das große ABER ins Spiel, das dafür gesorgt hat, dass "So leise wie ein Sommerregen", mich nicht so sehr überzeugen konnte, wie Lastellas Vorgänger) haben mir hier die geballten Emotionen gefehlt, die zum Beispiel "Das Licht von tausend Sternen" so mitreißend gemacht hat, der besondere Funke, der auch weit nach dem Beenden der Geschichte das Vergessen unmöglich machte und die außergewöhnliche Grundidee, die einen bleibenden Eindruck hinterließ. Dazu waren mir die Entwicklungen der Protagonisten zu schnell, die Nebenfiguren zwar toll, aber noch mit zusätzlichem Potential, Coopers Vergangenheit zu flott abgehakt und der Prä-Happy-End-Breakdown zu aufgebauscht.


Hope: "Lügen kann man nicht zurücknehmen. Vertrauen nicht einfach wiederherstellen. Denn es zerbricht nicht, wie alle immer sagen. Dann könnte man es reparieren. Seine Lügen löschen unsere Basis aus. Das Vertrauen in ihn verschwindet in dem Nichts, das in mir herrscht."


Schade ist auch, dass ich die "große Wendung" der Storyline schon sehr früh vorhergesehen habe und so eigentlich nur halbherzig auf deren Enthüllung gewartet hatte. Da mich NA-Romane sowieso selten überraschen können und in der in Zwischenzeit allerlei tolle Dinge passieren - durch Sonnenuntergänge am Strang, Lagerfeuer, DIY-Aktionen, Koch-Dates und Küsse im Regen wird die romantische Volldröhnung aufgefahren - ist das nicht besonders schlimm, für eine enthusiastische Bewertung reicht es aber trotzdem nicht. Alles in allem fällt mein Urteil also ein bisschen enttäuscht aus. Versteht mich nicht falsch, ich mochte die Geschichte wirklich sehr, sie hatte nur einfach nicht genügend Pepp, um ein richtiges Herzensbuch zu werden.



Fazit:


Gerade zu Beginn hätte ich mir eine langsamere Entwicklung und mehr Zeit zum Ankommen gewünscht. Nach dem holprigen Start ist der Mittelteil gewohnt authentisch, magisch und voll romantischer Sommeratmosphäre - die Figurenentwicklung, Storyline und können es aber dennoch nicht mit Leonie Lastellas Vorgängern aufnehmen.

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Veröffentlicht am 29.04.2021

Zuckersüß, authentisch und atmosphärisch...

So leise wie ein Sommerregen
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"So leise wie ein Sommerregen" ist nun mein drittes Buch von Leonie Lastella. In den letzten Jahren habe ich schon "Das Licht von tausend Sternen" und "Wenn Liebe eine Farbe hätte" von ihr lesen dürfen ...

"So leise wie ein Sommerregen" ist nun mein drittes Buch von Leonie Lastella. In den letzten Jahren habe ich schon "Das Licht von tausend Sternen" und "Wenn Liebe eine Farbe hätte" von ihr lesen dürfen und war jedes Mal total begeistert. Auch diese Geschichte ist wieder zuckersüß, authentisch und atmosphärisch, blieb aus einem unerfindlichen Grund für mich aber ein bisschen hinter den beiden Vorgängern zurück.


Hope: "Ich liebe Sommerregen. Er ist selten. So verdammt selten. Fast immer ist Regen kalt und grau. Er verwässert die Gerüche und Farben. Ein Sommerregen hingegen ist leise, weich und warm. Er intensiviert die Armon und Farbtöne. So wie dieser. Hier. Und jetzt."


Bevor ich versuche zu ergründen, warum mich "So leise wie ein Sommerregen" gerade zu Beginn nicht so ganz abholen konnte, noch ein paar Worte zum wunderschönen Cover. Mit der Gestaltung hat der dtv Verlag mal wieder einen Volltreffer gelandet. Wie schon bei den ersten beiden bei dtv erschienenen Romanen der Autorin besteht der Einband aus bedruckter, weicher Pappe, in die der goldene Titel hineingeprägt ist und wie eines dieser Metallic-Kratzbilder wirkt, die ich vor einigen Jahren geliebt habe. Nachdem auf dem Vorgänger ein Abendhimmel im Hintergrund zu sehen war, blicken wir hier in den bunten Farbverlauf eines Sommertages, von dem sich die gezeichnete Silhouette eines Paares abhebt. Warum der Roman ausgerechnet den kunstvollen Titel "So leise wie ein Sommerregen" trägt, wird erst mit der Zeit klar, entfaltet dann aber nachträglich seine Wirkung. Auf 368 Seiten erzählen Hope und Cooper abwechselnd in 57 sehr kurzen Kapiteln ihre Geschichte, die aufgrund des sehr vagen und wenig aussagekräftigen Klapptextes für mich eine überraschende Wundertüte war.


Erster Satz: "Die Bilder an der Wand meines Zimmers vibrieren, als mehrere Kampfjets tief über das Dach unseres Hauses auf der Militärbasis hinwegdonnern."


"So leise wie ein Sommerregen" beginnt damit, dass das Leben der achtzehnjährigen Hope an einem Tag gleich zweimal zusammenbricht. Zuerst muss sie erfahren, dass ihr Vater im Kriegseinsatz gefallen ist und dann erwischt sie auch noch ihre Mutter mit einem anderen Mann. Kein Wunder, dass ihr erstmal die Sicherungen durchbrennen und sie sich wutentbrannt zurückzieht. Erst als sie am Tag der Trauerfeier durch einen Zufall in die Arme des neu zugezogenen Cooper rennt, lichtet sich die Dunkelheit in ihr ein Stück. Doch hat ihre Liebe, die zum falschesten Zeitpunkt entstanden ist, eine Chance? Das ist der grobe Handlungsrahmen der knapp 370seitigen Geschichte, ohne schon zu viel zu verraten und ganz viel davon passiert schon auf den ersten Seiten. Warum ich und "So leise wie ein Sommerregen" trotz bester Vorsätze einen eher holprigen Start hatten, kann ich mir immer noch nicht zu 100 Prozent erklären. Wahrscheinlich lag es daran, dass ich durch den eher schwammigen Klapptext nicht genau wusste, in welche Richtung sich die Geschichte bewegen wird und dann von den vielen Ereignissen, die in den ersten Kapiteln passieren, überrumpelt war.


Hope: "Wie kann ich lächeln? Dad ist tot. Ich sollte traurig sein. ich bin traurig. Aber in Coopers Nähe wird hell, was sonst schwarz ist. Ich fühle mich leichter, lebendig, ein bisschen so wie die alte Hope. Das ist falsch und gleichzeitig unfassbar reizvoll."


Dazu kommt, dass Leonie Lastella hier wieder sehr knappe Kapitel von ungefähr 3-7 Seiten nutzt, was ich grundsätzlich als Kapitelleserin eher positiv bewerten würde. Hier habe ich den Einstieg in Hopes und Coopers Geschichte aber als viel zu schnell, zu abgehackt und zu sprunghaft empfunden. Nur wenige Seiten nach dem Prolog, in dem wir nicht nur unsere Protagonistin Hope das erste Mal treffen, sondern auch gleich die beiden erschütternden Wahrheiten erfahren, treffen sie und Cooper das erste Mal aufeinander. Ihr erstes Treffen beinhaltet Trauer, eine Ohrfeige, Wodka, einen stürmischen Kuss und eine Menge Tränen und ... schwuppdiwupp sind wir schon mitten in der Liebesgeschichte, ohne überhaupt richtig im Roman angekommen zu sein. Von Normalität zu Trauer, zu Wut, zu Überforderung, zur Liebe auf den ersten Blick - die Geschichte wechselt rasend schnell zwischen verschiedenen Emotionen und hat mich auf dem Weg einfach abgehängt. Vielleicht lag es auch daran, dass ich aufgrund der kurzen Kapitel nur sehr portionsweise gelesen habe, aber so kam ich zunächst schwer in die Geschichte rein und habe von den vielen von Anfang an präsenten Emotionen nur die Hälfte gefühlt.


Hope: "Ich lache und dann essen wir schweigend. Aber es ist eine angenehme Stille. Sie ist gefüllt mit uns. Und dieses Uns fühlt sich verdammt perfekt an. Egal wie unperfekt jedes einzelne Date ist, Cooper stielt mir mit jedem einzelnen mein Herz."


Erst nach dem ersten Drittel, als "So leise wie ein Sommerregen" dann einen Gang zurückschaltet und sich auf Hopes Beginn an der Universität, Coopers Rückkehr nach North Carolina zu seinem Stiefvater Mac konzentriert und die beiden erst im zweiten Schritt wieder an der Uni miteinander konfrontiert werden, konnte ich eine richtige Beziehung zu den Figuren aufbauen. Zwar sind auch im weiteren Verlauf der Geschichte jede Menge kleinere Zeitsprünge versteckt und über einige Themen geht die Autorin eher großzügig hinweg, ab hier entfaltete der Roman dann aber so langsam die leise, echte Magie, die ich von Lastellas anderen Romanen kenne. Sonnenuntergänge am Strand, spontane Lagerfeuer und DIY-Aktionen, Koch-Dates und Küsse im Regen - hier wird die romantische Volldröhnung aufgefahren, um uns Lesern Hope und Cooper als Paar schmackhaft zu machen und eine sommerliche Wohlfühl-Atmosphäre zu kreieren. Neben der langsamen, zuckersüßen Entwicklung der Beziehung von Hope und Cooper, geht es hier auch vordergründig um das Verhältnis der beiden zu ihren Eltern, der Wert neuer und alter Freundschaften und die Kraft weiterzumachen, zu vergeben und nach vorne zu blicken. Leonie Lastella schreibt hier also wieder sehr lebensnah über Themen, die junge Menschen beschäftigen, über Protagonisten, die es wirklich geben könnte und Gefühle, die wir wohl alle kennen.


Cooper: "Habe ich sie gerade allen Ernstes als meine Freundin bezeichnet? Das fällt wohl im Allgemeinen nicht unter ich lasse sie das Tempo bestimmen. Andererseits hat sie eine Scheißflagge in mein Herz gerammt und es damit als ihr Territorium markiert. Ob es nun zu schnell geht, ob ich damit einverstanden bin oder nicht - das sind die Fakten."


Vor allem Leonie Lastellas atmosphärischer Schreibstil, der es ähnlich dessen der "Queen-of-Hearts" (Colleen Hoover) schafft, Gefühle mit wenigen Worten und ohne geschwollene Metaphern oder Ausschweifungen auszudrücken und - noch viel wichtiger - lebensecht an den Leser weiter zu transportieren, hat dafür gesorgt, dass ich Hope und Cooper nach meinen Anfangsschwierigkeiten noch sehr ans Herz geschlossen hatte. Dennoch (und hier kommt das große ABER ins Spiel, das dafür gesorgt hat, dass "So leise wie ein Sommerregen", mich nicht so sehr überzeugen konnte, wie Lastellas Vorgänger) haben mir hier die geballten Emotionen gefehlt, die zum Beispiel "Das Licht von tausend Sternen" so mitreißend gemacht hat, der besondere Funke, der auch weit nach dem Beenden der Geschichte das Vergessen unmöglich machte und die außergewöhnliche Grundidee, die einen bleibenden Eindruck hinterließ. Dazu waren mir die Entwicklungen der Protagonisten zu schnell, die Nebenfiguren zwar toll, aber noch mit zusätzlichem Potential, Coopers Vergangenheit zu flott abgehakt und der Prä-Happy-End-Breakdown zu aufgebauscht.


Hope: "Lügen kann man nicht zurücknehmen. Vertrauen nicht einfach wiederherstellen. Denn es zerbricht nicht, wie alle immer sagen. Dann könnte man es reparieren. Seine Lügen löschen unsere Basis aus. Das Vertrauen in ihn verschwindet in dem Nichts, das in mir herrscht."


Schade ist auch, dass ich die "große Wendung" der Storyline schon sehr früh vorhergesehen habe und so eigentlich nur halbherzig auf deren Enthüllung gewartet hatte. Da mich NA-Romane sowieso selten überraschen können und in der in Zwischenzeit allerlei tolle Dinge passieren - durch Sonnenuntergänge am Strang, Lagerfeuer, DIY-Aktionen, Koch-Dates und Küsse im Regen wird die romantische Volldröhnung aufgefahren - ist das nicht besonders schlimm, für eine enthusiastische Bewertung reicht es aber trotzdem nicht. Alles in allem fällt mein Urteil also ein bisschen enttäuscht aus. Versteht mich nicht falsch, ich mochte die Geschichte wirklich sehr, sie hatte nur einfach nicht genügend Pepp, um ein richtiges Herzensbuch zu werden.



Fazit:


Gerade zu Beginn hätte ich mir eine langsamere Entwicklung und mehr Zeit zum Ankommen gewünscht. Nach dem holprigen Start ist der Mittelteil gewohnt authentisch, magisch und voll romantischer Sommeratmosphäre - die Figurenentwicklung, Storyline und können es aber dennoch nicht mit Leonie Lastellas Vorgängern aufnehmen.

  • Einzelne Kategorien
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  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 29.04.2021

Zuckersüß, authentisch und atmosphärisch...

So leise wie ein Sommerregen
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"So leise wie ein Sommerregen" ist nun mein drittes Buch von Leonie Lastella. In den letzten Jahren habe ich schon "Das Licht von tausend Sternen" und "Wenn Liebe eine Farbe hätte" von ihr lesen dürfen ...

"So leise wie ein Sommerregen" ist nun mein drittes Buch von Leonie Lastella. In den letzten Jahren habe ich schon "Das Licht von tausend Sternen" und "Wenn Liebe eine Farbe hätte" von ihr lesen dürfen und war jedes Mal total begeistert. Auch diese Geschichte ist wieder zuckersüß, authentisch und atmosphärisch, blieb aus einem unerfindlichen Grund für mich aber ein bisschen hinter den beiden Vorgängern zurück.


Hope: "Ich liebe Sommerregen. Er ist selten. So verdammt selten. Fast immer ist Regen kalt und grau. Er verwässert die Gerüche und Farben. Ein Sommerregen hingegen ist leise, weich und warm. Er intensiviert die Armon und Farbtöne. So wie dieser. Hier. Und jetzt."


Bevor ich versuche zu ergründen, warum mich "So leise wie ein Sommerregen" gerade zu Beginn nicht so ganz abholen konnte, noch ein paar Worte zum wunderschönen Cover. Mit der Gestaltung hat der dtv Verlag mal wieder einen Volltreffer gelandet. Wie schon bei den ersten beiden bei dtv erschienenen Romanen der Autorin besteht der Einband aus bedruckter, weicher Pappe, in die der goldene Titel hineingeprägt ist und wie eines dieser Metallic-Kratzbilder wirkt, die ich vor einigen Jahren geliebt habe. Nachdem auf dem Vorgänger ein Abendhimmel im Hintergrund zu sehen war, blicken wir hier in den bunten Farbverlauf eines Sommertages, von dem sich die gezeichnete Silhouette eines Paares abhebt. Warum der Roman ausgerechnet den kunstvollen Titel "So leise wie ein Sommerregen" trägt, wird erst mit der Zeit klar, entfaltet dann aber nachträglich seine Wirkung. Auf 368 Seiten erzählen Hope und Cooper abwechselnd in 57 sehr kurzen Kapiteln ihre Geschichte, die aufgrund des sehr vagen und wenig aussagekräftigen Klapptextes für mich eine überraschende Wundertüte war.


Erster Satz: "Die Bilder an der Wand meines Zimmers vibrieren, als mehrere Kampfjets tief über das Dach unseres Hauses auf der Militärbasis hinwegdonnern."


"So leise wie ein Sommerregen" beginnt damit, dass das Leben der achtzehnjährigen Hope an einem Tag gleich zweimal zusammenbricht. Zuerst muss sie erfahren, dass ihr Vater im Kriegseinsatz gefallen ist und dann erwischt sie auch noch ihre Mutter mit einem anderen Mann. Kein Wunder, dass ihr erstmal die Sicherungen durchbrennen und sie sich wutentbrannt zurückzieht. Erst als sie am Tag der Trauerfeier durch einen Zufall in die Arme des neu zugezogenen Cooper rennt, lichtet sich die Dunkelheit in ihr ein Stück. Doch hat ihre Liebe, die zum falschesten Zeitpunkt entstanden ist, eine Chance? Das ist der grobe Handlungsrahmen der knapp 370seitigen Geschichte, ohne schon zu viel zu verraten und ganz viel davon passiert schon auf den ersten Seiten. Warum ich und "So leise wie ein Sommerregen" trotz bester Vorsätze einen eher holprigen Start hatten, kann ich mir immer noch nicht zu 100 Prozent erklären. Wahrscheinlich lag es daran, dass ich durch den eher schwammigen Klapptext nicht genau wusste, in welche Richtung sich die Geschichte bewegen wird und dann von den vielen Ereignissen, die in den ersten Kapiteln passieren, überrumpelt war.


Hope: "Wie kann ich lächeln? Dad ist tot. Ich sollte traurig sein. ich bin traurig. Aber in Coopers Nähe wird hell, was sonst schwarz ist. Ich fühle mich leichter, lebendig, ein bisschen so wie die alte Hope. Das ist falsch und gleichzeitig unfassbar reizvoll."


Dazu kommt, dass Leonie Lastella hier wieder sehr knappe Kapitel von ungefähr 3-7 Seiten nutzt, was ich grundsätzlich als Kapitelleserin eher positiv bewerten würde. Hier habe ich den Einstieg in Hopes und Coopers Geschichte aber als viel zu schnell, zu abgehackt und zu sprunghaft empfunden. Nur wenige Seiten nach dem Prolog, in dem wir nicht nur unsere Protagonistin Hope das erste Mal treffen, sondern auch gleich die beiden erschütternden Wahrheiten erfahren, treffen sie und Cooper das erste Mal aufeinander. Ihr erstes Treffen beinhaltet Trauer, eine Ohrfeige, Wodka, einen stürmischen Kuss und eine Menge Tränen und ... schwuppdiwupp sind wir schon mitten in der Liebesgeschichte, ohne überhaupt richtig im Roman angekommen zu sein. Von Normalität zu Trauer, zu Wut, zu Überforderung, zur Liebe auf den ersten Blick - die Geschichte wechselt rasend schnell zwischen verschiedenen Emotionen und hat mich auf dem Weg einfach abgehängt. Vielleicht lag es auch daran, dass ich aufgrund der kurzen Kapitel nur sehr portionsweise gelesen habe, aber so kam ich zunächst schwer in die Geschichte rein und habe von den vielen von Anfang an präsenten Emotionen nur die Hälfte gefühlt.


Hope: "Ich lache und dann essen wir schweigend. Aber es ist eine angenehme Stille. Sie ist gefüllt mit uns. Und dieses Uns fühlt sich verdammt perfekt an. Egal wie unperfekt jedes einzelne Date ist, Cooper stielt mir mit jedem einzelnen mein Herz."


Erst nach dem ersten Drittel, als "So leise wie ein Sommerregen" dann einen Gang zurückschaltet und sich auf Hopes Beginn an der Universität, Coopers Rückkehr nach North Carolina zu seinem Stiefvater Mac konzentriert und die beiden erst im zweiten Schritt wieder an der Uni miteinander konfrontiert werden, konnte ich eine richtige Beziehung zu den Figuren aufbauen. Zwar sind auch im weiteren Verlauf der Geschichte jede Menge kleinere Zeitsprünge versteckt und über einige Themen geht die Autorin eher großzügig hinweg, ab hier entfaltete der Roman dann aber so langsam die leise, echte Magie, die ich von Lastellas anderen Romanen kenne. Sonnenuntergänge am Strand, spontane Lagerfeuer und DIY-Aktionen, Koch-Dates und Küsse im Regen - hier wird die romantische Volldröhnung aufgefahren, um uns Lesern Hope und Cooper als Paar schmackhaft zu machen und eine sommerliche Wohlfühl-Atmosphäre zu kreieren. Neben der langsamen, zuckersüßen Entwicklung der Beziehung von Hope und Cooper, geht es hier auch vordergründig um das Verhältnis der beiden zu ihren Eltern, der Wert neuer und alter Freundschaften und die Kraft weiterzumachen, zu vergeben und nach vorne zu blicken. Leonie Lastella schreibt hier also wieder sehr lebensnah über Themen, die junge Menschen beschäftigen, über Protagonisten, die es wirklich geben könnte und Gefühle, die wir wohl alle kennen.


Cooper: "Habe ich sie gerade allen Ernstes als meine Freundin bezeichnet? Das fällt wohl im Allgemeinen nicht unter ich lasse sie das Tempo bestimmen. Andererseits hat sie eine Scheißflagge in mein Herz gerammt und es damit als ihr Territorium markiert. Ob es nun zu schnell geht, ob ich damit einverstanden bin oder nicht - das sind die Fakten."


Vor allem Leonie Lastellas atmosphärischer Schreibstil, der es ähnlich dessen der "Queen-of-Hearts" (Colleen Hoover) schafft, Gefühle mit wenigen Worten und ohne geschwollene Metaphern oder Ausschweifungen auszudrücken und - noch viel wichtiger - lebensecht an den Leser weiter zu transportieren, hat dafür gesorgt, dass ich Hope und Cooper nach meinen Anfangsschwierigkeiten noch sehr ans Herz geschlossen hatte. Dennoch (und hier kommt das große ABER ins Spiel, das dafür gesorgt hat, dass "So leise wie ein Sommerregen", mich nicht so sehr überzeugen konnte, wie Lastellas Vorgänger) haben mir hier die geballten Emotionen gefehlt, die zum Beispiel "Das Licht von tausend Sternen" so mitreißend gemacht hat, der besondere Funke, der auch weit nach dem Beenden der Geschichte das Vergessen unmöglich machte und die außergewöhnliche Grundidee, die einen bleibenden Eindruck hinterließ. Dazu waren mir die Entwicklungen der Protagonisten zu schnell, die Nebenfiguren zwar toll, aber noch mit zusätzlichem Potential, Coopers Vergangenheit zu flott abgehakt und der Prä-Happy-End-Breakdown zu aufgebauscht.


Hope: "Lügen kann man nicht zurücknehmen. Vertrauen nicht einfach wiederherstellen. Denn es zerbricht nicht, wie alle immer sagen. Dann könnte man es reparieren. Seine Lügen löschen unsere Basis aus. Das Vertrauen in ihn verschwindet in dem Nichts, das in mir herrscht."


Schade ist auch, dass ich die "große Wendung" der Storyline schon sehr früh vorhergesehen habe und so eigentlich nur halbherzig auf deren Enthüllung gewartet hatte. Da mich NA-Romane sowieso selten überraschen können und in der in Zwischenzeit allerlei tolle Dinge passieren - durch Sonnenuntergänge am Strang, Lagerfeuer, DIY-Aktionen, Koch-Dates und Küsse im Regen wird die romantische Volldröhnung aufgefahren - ist das nicht besonders schlimm, für eine enthusiastische Bewertung reicht es aber trotzdem nicht. Alles in allem fällt mein Urteil also ein bisschen enttäuscht aus. Versteht mich nicht falsch, ich mochte die Geschichte wirklich sehr, sie hatte nur einfach nicht genügend Pepp, um ein richtiges Herzensbuch zu werden.



Fazit:


Gerade zu Beginn hätte ich mir eine langsamere Entwicklung und mehr Zeit zum Ankommen gewünscht. Nach dem holprigen Start ist der Mittelteil gewohnt authentisch, magisch und voll romantischer Sommeratmosphäre - die Figurenentwicklung, Storyline und können es aber dennoch nicht mit Leonie Lastellas Vorgängern aufnehmen.

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