Profilbild von kati-katharinenhof

kati-katharinenhof

Lesejury Star
offline

kati-katharinenhof ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit kati-katharinenhof über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 10.05.2021

Da ist noch gaaanz viel Luft nach oben

Grenzfall - Der Tod in ihren Augen
0

Alexa Jahn hat sich ihren Einstand bei der Kripo Weilheim anders vorgestellt, aber das Grauen nimmt keine Rücksicht auf ihre Wünsche. Als ersten Fall muss sie sich mit einer grausam zugerichtete Leiche ...

Alexa Jahn hat sich ihren Einstand bei der Kripo Weilheim anders vorgestellt, aber das Grauen nimmt keine Rücksicht auf ihre Wünsche. Als ersten Fall muss sie sich mit einer grausam zugerichtete Leiche befassen, die mehr als nur Rätsel aufgibt. Warum hat der Täter den Oberkörper der toten Frau auf der bayerischen Seite in die Felswand gehängt und den den Rest des Körpers in Österreich deponiert ? Welche Strategie verfolgt er und vor allen Dingen, was ist sein Motiv ?

Der Start in die neue Krimi-Reihe von Autorin Anna Schneider beginnt vielversprechend und spart nicht an Schreckensbilder, die sich regelrecht einbrennen. Sehr bildlich und gnadenlos schildert sich die Auffindesituation der Leiche und deren Zustand. Das geht schon ordentlich an die Nieren und ist nichts für zarte Gemüter.

Und so, wie sich dieses rücksichtslose Gebaren des Täters in den ersten Kapiteln regelrecht in den Vordergrund spielt, hätte ich mir den ganzen Verlauf des Krimis gewünscht. Ein steter Wechsel zwischen zum Zerreißen gespannten Nerven und einem kurzen Durchatmen, bevor es zum nächsten Kick geht. Aber die ständigen Machtrangeleien zwischen der deutschen und österreichischen Polizei entziehen der Handlung leider die Spannung und lassen die Charaktere nach und nach recht aufdringlich erscheinen.

Alexa macht ihre Sache recht gut, wirkt aber in meine Augen manchmal noch sehr unsicher und lässt sich zu oft noch die Butter vom Brot nehmen. Irgendwie fehlt ihr noch ein bisschen Chupze, um überzeugend aufzutreten. Die Ermittlungen spitzen sich langsam aber sicher zu und legen nach und nach den Täter frei. Aber wenn ich ganz ehrlich bin, habe ich seine Motivation, die Tat auszuüben, nicht ganz nachvollziehen können. Mit dem sinnlosen Gemetzel trifft der doch nicht mehr diejenigen, die seiner Meinung nach die Schuldigen sind, um sie so für erlittene Schmach und Unrecht büßen zu lassen.

Was mir aber überhaupt nicht gefallen hat ist die überraschende Beichte von Alexas Mutter, die meinem Dafürhalten den Krimi in eine völlig unglaubwürdige Schiene drückt. Muss man sich wirklich an so einem Klischee bedienen, um einen Schlussakkord zu setzen ?

Der Krimi hat wirklich seine guten Seiten, aber es ist auch noch gaaanz viel Luft nach oben.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 04.05.2021

Hier hat die Chemie leider nicht ganz gestimmt

Norman Foremans Weg zum Ruhm
0

Nichts ist schlimmer auf der Welt, als plötzlich so ganz allein und ohne den besten Freund dazu stehen, obwohl man doch noch so unendlich viele Träume verwirklichen möchte. Der Tod von Jax reißt eine große ...

Nichts ist schlimmer auf der Welt, als plötzlich so ganz allein und ohne den besten Freund dazu stehen, obwohl man doch noch so unendlich viele Träume verwirklichen möchte. Der Tod von Jax reißt eine große Lücke und Norman muss als 12jähriger Junge damit klarkommen...aber das will und will einfach nicht funktionieren. Und überhaupt, wie soll er so ganz alleine die große Karriere starten, die Jax und er sich als Comedy-Duo ausgemalt haben ? Auch Normans Mutter Sadie steht kurz vor der Verzweiflung, als Norman mit der Idee um die Ecke kommt, dass er den Traum von Jax weiterleben will...


Diese Geschichte um Norman Foreman hat schon ihren Reiz, ohne Frage, denn der Junge hat in seinem Leben schon viel Gepäck auf seinen Schultern getragen. Durch seine Schuppenflechte ausgegrenzt, weil er eben anders aussieht als die anderen, ist er zum Einzelgänger geworden. Doch mit Jax tritt nicht nur ein Freund, sondern das Leben selbst in Normans Dasein und man merkt richtig, wie der Junge aufblüht - und genauso schnell wieder in sich zusammensackt, als Jax plötzlich stirbt.

Diese Szenen gehen wirklich ans Herz, lassen den Leser mitfühlen und das Gefühl aufkomme, Norman einfach nur tröstend in den Arm nehmen zu wollen, für ihn da zu sein und ihm zu sagen, dass sich doch noch alles zum Guten wendet.

Mutter Sadie ist in ihrer Denkweise manchmal recht einfach gestrickt und doch liebenswert, denn für ihren geliebten Sohn setzt sie Himmel und Hölle in Bewegung, um ihn glücklich zu sehen. Für ein Lachen von ihm macht sie alles...wirklich alles.

Die Suche nach Normans Vater ist weiten Teilen schon recht überdreht, zeigt aber, wie dragikomisch die Charaktere tatsächlich sind. Mein Fall ist es nicht wirklich, denn ich kann nicht immer einen heißen Draht zu ihnen aufbauen und ich merke, dass die Chemie nicht stimmt, um mit ihnen gemeinsam diese denkwürdige Reise auf der Suche nach dem Vater und nach sich selbst mit ganzem Herzen zu erleben.

Der britische Humor zündet bei mir nicht, sodass ich die ein oder andere Pointe überlese, oder einfach nicht verstehe -was ich sehr schade finde.

Die Erzählung hat ihre guten Seiten, ohne Frage, aber wenn zwischen Leser und Gelesenem eine Disharmonie besteht, ist es schwierig, die Kurve zu bekommen. Der Roman wird sicherlich eine große Fangemeinde finden, bei mir reicht es aber nur für neutrale 3 Sternchen.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 01.05.2021

Ich brauch frische Luft, damit ich wieder bisschen atmen kann... (Wincent Weiss)

Die Inselhebamme
0

Für Nela ist es das Schönste auf der Welt, als Hebamme zu arbeiten und den kleinen Erdenbürgern beim Start ins Leben zu helfen. Aber im Krankenhaus geht immer mehr das Menschliche verloren und ihr macht ...

Für Nela ist es das Schönste auf der Welt, als Hebamme zu arbeiten und den kleinen Erdenbürgern beim Start ins Leben zu helfen. Aber im Krankenhaus geht immer mehr das Menschliche verloren und ihr macht das Gefangen sein im Hamster-Rad zwischen Zeitdruck und Effizienz immer mehr zu schaffen, ebenso wie die Trennung von ihrem Ex. Es ist Zeit, an der Reißleine zu ziehen und das Leben zu überdenken. Und wo geht das besser, als Zuhause auf Norderney ? Aber auf der Insel in der Nordsee hat sich einiges getan und so sieht sich Nela vor Entscheidungen gestellt, die von ihr mehr als Mut und Zuversicht erfordern...


Emma Jacobsen lässt mit ihrem Roman eine ordentliche Portion Nordseezauber und Inselfeeling in das heimische Wohnzimmer einziehen, denn die landschaftlichen Beschreibungen von Norderney sind wirklich kleine Auszeiten im imaginären Strandkorb, die man als Leser erleben darf.

Aber mit dem Verlauf der Geschichte bin ich nicht ganz so glücklich, denn trotz sympathischer Titelfigur fehlt mir hier Einiges, um wirklich von einem echten Schmöker zu sprechen. Zwar kann ich mit Nela den Weg aus der Tretmühle des stressigen Alltags gemeinsam gehen, aber sie wirkt mir immer noch ein bisschen unausgereift und in ihren Entscheidungen unsicher. Es bedarf mehr als einmal des berühmten Tritts in den Hintern, damit sie in die Puschen kommt und ihren Traum verwirklicht.

Was mir gar bitter aufstößt ist die Tatsache, dass Nelas Eltern sich einfach so sang- & klanglos aus dem Staub machen und Omama Alma mehr oder weniger allein auf der Insel zurücklassen. Die alte Dame hat nicht nur eine beginnende Demenz, sondern ein echtes Alkoholproblem, für das sich keiner zu interessieren scheint (täglich backt sie Kuchen, der mit ordentlich Rum oder Eierlikör als Topping verzehrt wird, in jede Tasse Tee gehört ein kräftiger Schluck Rum). Sind denn alle blind und taub oder verschließen wirklich nur geschickt die Augen ?

Was mir hingegen sehr gut gefällt ist der kritische Umgang mit der Scheinwelt in den sozialen Medien, deren Opfer Tini wird - solange man möglichst ausgefallene Storys mit noch außergöhlicheren Fotos auf Insta postet und somit die breite Masse bedeent , ist alles in Ordnung. Aber ein Fehltritt und schon bist du im Reißwolf der Hetzer und wirst, dank der Anonymität im Netz, mit einem Shitstorm regelrecht in der Luft zerrissen. Es ist eben doch mehr Schein als sein- Tini merkt, dass sie keine echten Freunde hat und fällt in ein tiefes Loch.

Das eigentliche Thema des Buches, nämlich dass Nela sich dazu entscheidet, wieder zurück nach Norderney zu gehen und dort als Hebamme glücklich zu werden, gerät aufgrund der Fülle der Nebenhandlungen eher in den Hintergrund und kommt erst auf den letzten 50 Seiten zum Zug. Die Entwicklung zu dieser Entscheidung läuft eher im Hintergrund ab und wird dann als Happy End präsentiert. Hier hätte ich mir gewünscht, dass ich als Leser mehr mit in die Gefühle und Gedanken von Nela einbezogen werden, um an ihren Entscheidung teilhaben zu können..

Das Buch liest sich schnell von der Hand weg, bleibt aber leider hinter meinen Erwartungen zurück.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 27.04.2021

Unterwasserabenteuer

Die Seepferdchen-Bande. Gomi tanzt aus der Reihe
1

Seepferdchen Gomi hat denkbar schlechte Laune...warum muss sie als Seepferdchen den lieben langen Tag im Meer tanzen ? Es muss doch auch etwas anderes geben, mit dem man sich den Tag vertreiben kann. Als ...

Seepferdchen Gomi hat denkbar schlechte Laune...warum muss sie als Seepferdchen den lieben langen Tag im Meer tanzen ? Es muss doch auch etwas anderes geben, mit dem man sich den Tag vertreiben kann. Als Meister Oscarella erzählt, dass die Kutsche vom Meeresgott Neptun von Seepfedrchen gezogen wird steht schnell fest, dass hier das nächste Abenteuer auf Gomi und ihre Freundinnen wartet, denn Neptun soll sie in blitzschnelle Seepferdchen verzaubern...

Das Buch weckt die Abenteuerlust bei kleinen Lesenixen, denn mit dem glitzernden Cover und den farbenfrohen Seepferdchen wird die Umschlagegstaltung sehr einladend und macht neugierig, was sich hinter den Buchdeckeln verbirgt.

Die aufregenden Abenteuer der kleinen Seepferdemädchen lesen sich für Erwachsene flüssig, für Grundschulkinder ist schon ein wenig mehr Übung erforderlich, um selbst die einzelnen Kapitel lesen und die Tiefen des Meeres abtauchen zu können. Außerdem wird viel an Wissen über die Meeresbewohner vermittelt, sodass hier kleine Kinder recht viel an Wort- & Wissensschatz zu verarbeiten haben.

Die schillernd bunte Unterwasserwelt wird mit sehr detailreichen Zeichnungen wiedergegeben und weckt die Entdeckerlust, da viele kleine Besonderheiten in den einzelnen Seiten versteckt sind (Seesternchen mit Schlafmütze, Riesenkrabbben im Piraten-Outfit, Perle in der Muschel etc).

Allerdings gibt es einen großen Haken, denn Gomi ist zwar recht vorlaut und eckt mal hier mal da an, aber auf Dauer strapaziert das eher das Nervenkostüm und sie wirkt dadurch eher anstrengend als liebenswert. Die vermittelte Botschaft, dass Kinder sich in Wesen und Temperament unterscheiden und aufgrund ihrer Charakterzüge trotzdem liebenswert sind, wird zwar recht schön aufgegriffen, kommt aber eher holprig an.

Zum Anschauen für kleine Meerjungfrauen und Wassermänner sehr gut geeignet, aber zum Vor/-Lesen nur bedingt empfehlenswer

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 25.04.2021

Freiheit die ich meine ( P. Maffay)

Miss Marie
0

Thea hat viele Träume, aber in Europa tobt der Erste Weltkrieg und dieser scheint ihre Wünsche und Sehnsüchte zunichte zu machen. Heiraten, Kinder und die Bäckerei ihres Vaters übernehmen - all das rückt ...

Thea hat viele Träume, aber in Europa tobt der Erste Weltkrieg und dieser scheint ihre Wünsche und Sehnsüchte zunichte zu machen. Heiraten, Kinder und die Bäckerei ihres Vaters übernehmen - all das rückt in weite Ferne, denn das Elend breitet sich immer mehr über Norwegen aus. Die rettende Lösung scheint ein Neuanfang in Amerika zu sein, denn Theas Tante hat dort bereits Fuß gefasst und bietet ihr mit einem Ticket und einer Stelle bei einer der reichsten Familien des Landes den Absprung aus der Armut. Aber selbst in Amerika ist nicht alles Gold was glänzt...


Ellen Vahr zeichnet mit "Miss Marie" sehr schöne historische Bilder, die das Gefühl von Downton Abbey vermitteln und so das richtige Feeling für die Zeitreise entstehen lassen. Die Figuren bewegen sich ihrer Zeit angemessen im passend ausgestalten Rahmen und man spürt regelrecht die Aufregung, die von der überfahrt bis zur Ankunft in Amerika von Thea Besitz ergreift.

Aber schon bald schlägt die kribbelige Vorfreude in Ernüchterung und Frust um, denn Thea muss feststellen, dass sie mit dem ersten Schritt in Amerika alles verliert, was sie ausmacht (man erteilt ihr bei der Einreise einfach den Namen Marie). Mit dem Überschreiten der Schwelle des Hauses Vanderbilts wird aus Thea ein Schatten, der fortan geräuschlos durch die Räume zu huschen hat. Wie man in diesem Haus die Dienstboten behandelt ist wirklich menschenverachtend (Abschneiden der langen Haare, Verlangen eines dauerhaft gesenkten Blickes, um ja nicht aufzufallen) und drückt sehr deutlich aus, was man von Dienstboten hält - nämlich nichts.

Und das ist noch nicht alles, denn die Freiheiten, die Thea in Norwegen kennen und schätzen gelernt hat, sind in Amerika noch lange nicht angekommen - Gleichberechtigung ist noch ein leeres Wort, das Wahlrecht für Frauen ist noch in weiter Ferne und die Ausbeutung von Dienstpersonal steht dafür an oberster Stelle.

Der Roman erzählt unverblümt über die Unterdrückung der Hausangestellten und sät so den Keim des Aufbegehrens, aber irgendwie springt bei mir der Funke nicht ganz so über, denn trotz aller Widrigkeiten habe ich ich manchmal das Gefühl, mich nicht richtig mit den Figuren identifizieren zu können und lese ihre Schicksal zwar aufmerksam, aber ohne große Emotionen. Theass eiserner Wille, wirklich durchzuhalten und ihren Lieben in Norwegen etwas Gutes zu tun, dringt zwar an, aber nicht in mich, weil ich mich ab und zu nicht wirklich verbunden mit ihr fühle.

Auch das Schicksal ihrer Tanten, das hier zur Sprache kommt, berührt mich nur bedingt, weil es mir, gerade zum Ende der Erzählung hin, einfach zu dick aufgetragen wirkt und ich das Gefühl habe, dass es hier um Effekthascherei geht...aber das ist meine persönliche Einstellung .

Ansonsten eine sehr angenehme Erzählung, die für nette Lesestunden sorgt.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere