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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 29.05.2021

Super

Unterm Schinder
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Zum Inhalt:
Zwei Jahre nach ihrem Mann wird auch Carmen ermordet. Es stellt sich die Frage, ob und wie die Taten zusammen hängen. Die Spur führt in die Vergangenheit und dort in die Szene der Autohändler ...

Zum Inhalt:
Zwei Jahre nach ihrem Mann wird auch Carmen ermordet. Es stellt sich die Frage, ob und wie die Taten zusammen hängen. Die Spur führt in die Vergangenheit und dort in die Szene der Autohändler und Kreditverleiher.

Mein Eindruck:
Dieser Titel ist der neunte seiner Reihe und auch wenn der Fall für sich alleine steht, ist es dringend zu empfehlen, sich an die Reihenfolge zu halten, da insbesondere viele Personen-Konstellationen besser zu verstehen sind und einige Querverweise zu früheren Folgen erst dann in Gänze ihren Witz versprühen.
Michael Schwarzmaier liest seit Beginn die "Wallner & Kreuthner"-Reihe von Andreas Föhr und macht das so genial, einfühlsam und mit spitzbübischem Humor wie eh und je. Selbst die Intonation der Frauenfiguren gelingt diesem großartigen Sprecher ohne Probleme. Doch egal wie gut der Sprecher ist, - die Geschichte muss ebenfalls stimmen. Und das tut sie! Wie schon in den früheren Bänden verquickt Föhr Vergangenheit und Gegenwart und Kreuthner findet die erste Leiche. Doch das war es dann mit Schema F(öhr), denn im Gegensatz zu sonstigen Fällen gewinnt die Tragik nicht die Oberhand. und die Klarheit über die Zusammenhänge wird länger als sonst hinausgezögert.
Richtig super ist aber der Wortwitz und das, was der Jurist Föhr und dann Sprecher Schwarzmaier daraus machen: Wiedersehen mit alten Bekannten, Exzesse, Liebeleien, kleine und große Übertretungen des Gesetzes, Justizirrtümer und ein großes Finale: Spaß und Spannung und sogar ein Pokerspiel, - dieses Überraschungsei ist ein Leckerbissen mit einem wirklich schönen Ausblick. Und das Beste: Die Probleme der Beamten sind absolut übersichtlich und lassen eher schmunzeln als mitfühlen!

Mein Fazit:
Perfekt

  • Einzelne Kategorien
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 22.05.2021

Fantastisch in jeder Beziehung

Das unsichtbare Leben der Addie LaRue
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Zum Inhalt:
Küche, Kirche, Kinder, - das ist das Leben, was für Addie vorgesehen ist, doch dieses Leben will sie nicht. Deshalb geht sie einen Pakt ein – ihre Seele gegen die Freiheit. Leider hat diese ...

Zum Inhalt:
Küche, Kirche, Kinder, - das ist das Leben, was für Addie vorgesehen ist, doch dieses Leben will sie nicht. Deshalb geht sie einen Pakt ein – ihre Seele gegen die Freiheit. Leider hat diese Vereinbarung einen Pferdefuß: Da es kein Enddatum gibt, macht der Teufel ihr das Leben sehr schwer – Addies Freiheit zeigt sich darin, dass niemand sich an sie erinnert, wenn sie aus seinem Blick gerät. Und so muss sie sich damit begnügen, anderen Menschen bei ihrer Kunst auf die Sprünge zu helfen und betätigt sich als Muse. Bis sie auf Henry trifft… der sich erinnert.

Mein Eindruck:
V.E. Schwab ist ein wunderschönes Märchen für Erwachsene gelungen, das alle dafür notwendigen Komponenten in sich vereint: Ein Schurke, eine Schönheit, ein Fluch, die Liebe, die Hoffnung, Krieg und interessante Schauplätze. Nur das „kriegen sie sich?“ bleibt lange offen, da nicht klar ist, wer „sie“ eigentlich sein sollten, - denn das Böse kommt in sehr verführerischer Gestalt daher und zeigt Risse in der boshaften Rüstung.
Aber die Liebe ist nicht alles, - zusätzlich bietet Schwab einen Ritt durch die Jahrhundert diesseits und jenseits des Atlantiks mit Einblicken in das Leben der einfachen Menschen und des Adels früher und der intellektuellen Boheme in der Gegenwart. Addie ist an vielen interessanten Orten, um ihr Handwerk auszuüben und umgibt sich schon deshalb mit ebensolchen Menschen, um durch die Kunst ihrer Umgebung den Stempel aufzudrücken.
Dabei gefällt der Stil der Autorin genauso, wie er sich bildgewaltig und gefühlsbetont zeigt, um kurz danach wieder völlig kühl und mit Abstand zu analysieren.
Ihr Buch bleibt deshalb in Erinnerung, - Fluch über ihrer Protagonistin hin oder her.

Mein Fazit.
Bittersüß und romantisch

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 15.05.2021

Hübsch verzwickt

Der Donnerstagsmordclub (Die Mordclub-Serie 1)
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Zum Inhalt:
Um ihr Leben in der Seniorenresidenz aufregender zu gestalten, haben einige Bewohner den "Donnerstagsmordclub" gegründet. Gemeinsam versuchen Elizabeth, Joyce, Ron und Ibrahim ungelöste Fälle ...

Zum Inhalt:
Um ihr Leben in der Seniorenresidenz aufregender zu gestalten, haben einige Bewohner den "Donnerstagsmordclub" gegründet. Gemeinsam versuchen Elizabeth, Joyce, Ron und Ibrahim ungelöste Fälle zu knacken, welche die inzwischen schwerstdemente Penny - eine ehemalige Polizistin - aus dem Polizeiarchiv mitgehen ließ. Als jedoch ein dubioser Bauunternehmer ermordet und einige Knochen aufgefunden werden, müssen sie sich um die Gegenwart kümmern und lassen ihre Unterstützung den beiden ermittelnden Beamten Donna und Chris angedeihen, - nicht immer zu deren Freude.

Mein Eindruck:
Dieses (Hör-)buch ist ein Höhepunkt in dieser Saison. Wunderbar eingesprochen vom Hauptsprecher Johannes Steck, der in perfekter, nonchalanter Art eine im besten Sinne altmodische Kriminalgeschichte zum Leben erweckt. Doch auch Beate Himmelstoss weiß mit den Tagebuchsequenzen von Joyce – ehemalige Krankenschwester und erst seit kurzem Mitglied in der illustren Seniorenrunde – zu überzeugen.
Richard Osman ist der Coup gelungen, aus den Cosy-Crimes mit beschaulicher Idylle auf der einen Seite und den blutrünstigen Thrillern mit möglichst vielen Morden auf der anderen genau das zu destillieren, was wunderbar unterhält und damit sein Buch ausmacht: Viele Morde, die zum Mitraten anregen, eine sympathische Truppe mit (nicht zu vielen) Problemen, Humor (aber nicht platt) und eine wunderschöne Kulisse. Dazu ficht er perfekt ein paar Hinweise – jedoch nicht zu konkret – auf die Vergangenheit seiner Seniorengang ein, welche gemeinsam mit Pennys großer Akte ungelöster Fälle ein Quell für noch möglichst viele unkonventionelle Ermittlungen sein können.
Diese verzwickte Geschichte mit falschen Fährten, vielen Verdächtigen und einigen doppelten Böden kann der Beginn einer wunderbaren Freundschaft sein und man hofft darauf, dass bald ein neuer Fall ein Angebot für Buchbegeisterte ist, dass diese ganz bestimmt nicht ablehnen können.

Mein Fazit.
Super!

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 01.05.2021

Großartig

Das Geschenk eines Regentages
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Mein Eindruck:
Das Leben hat seine Tücken, wenn man einsam ist, - das gilt genauso für Katzen wie für Menschen. Makoto Shinkai und Naruki Nagakawa beschreiben in ihrem Buch „Das Geschenk eines Regentages“ ...

Mein Eindruck:
Das Leben hat seine Tücken, wenn man einsam ist, - das gilt genauso für Katzen wie für Menschen. Makoto Shinkai und Naruki Nagakawa beschreiben in ihrem Buch „Das Geschenk eines Regentages“ wie mitunter zufällige Aufeinandertreffen zu Glück und Liebe auf beiden Seiten führen können. Dabei wirken die Katzen quasi als Katalysatoren, um ihre menschlichen Gefährten in die Spur zu bringen. Das Ganze in einer unnachahmlichen Sprache und mit so viel Empfindsamkeit, dass einem zuweilen Tränen in die Augen steigen. Doch nie Tränen der Trauer, sondern Tränen des Mitgefühls.
Dieses Buch ist wirklich ein Geschenk, aber nicht nur das eines Regentages. Wie eine alte Haarspray-Werbung einmal sagte: Hält bei jedem Wetter.

Mein Fazit:
Zaubert einem ein Lächeln ins Gesicht und ins Herz

Veröffentlicht am 01.05.2021

Bedrückend

Girl A
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Zum Inhalt:
Nach dem Tod ihrer Mutter wird Alexandra zur Testamentsvollstreckerin ernannt. Das Erbe sieht vor, dass sie gemeinsam mit ihren Geschwistern entscheidet, was aus dem Besitz - ein Haus und Vermögen ...

Zum Inhalt:
Nach dem Tod ihrer Mutter wird Alexandra zur Testamentsvollstreckerin ernannt. Das Erbe sieht vor, dass sie gemeinsam mit ihren Geschwistern entscheidet, was aus dem Besitz - ein Haus und Vermögen - wird. Das gestaltet sich schwierig, weil alle Kinder adoptiert wurden und das jüngste noch nicht einmal etwas über seine Herkunft weiß. Denn Lexi war Girl A und ihre Familie wurde von ihrem Vater drangsaliert und eingesperrt, - bis Girl A entkam.

Mein Eindruck.
Dieser Eindruck gestaltet sich sehr schwer. Man könnte jetzt über den Aufbau des Buches schreiben: Die Geschichte ist aufgeteilt in große Teilkapitel, die zwar immer mit Lexi zu tun haben, dabei jedoch auf ihre Interaktion mit dem betreffenden Bruder oder Schwester eingehen. Oder man könnte sich dem Schreibstil widmen, der sehr anschaulich die innere Zerrissenheit Lexis widergibt, ihre Kampfkraft, ihre Träume damals, ihre scheinbare Abgeklärtheit heute. Ein weiterer Hebel wäre die Betrachtung der Umwelt: Warum hat keiner gemerkt, dass die Kinder verwahrlosten oder warum haben weder Nachbarn, Verwandte und Lehrerschaft reagiert?
Aber eigentlich sollte man nur schreiben, dass man sprachlos ist: Sprachlos über das Leid, sprachlos über die Ignoranz, sprachlos über den Umgang der einzelnen Geschwister untereinander und sprachlos über das, was es aus ihnen gemacht hat. Denn das Eindringlichste an dieser Geschichte ist, wie Abigail Dean für jedes Kind und sogar der Mutter - trotz der gleichen Umgebung und der gemeinsam verbrachten Zeit - einen Umgang mit den erlittenen Umständen erdacht hat.
Und das bedrückt unendlich.