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Veröffentlicht am 05.08.2021

Ferien einer Kommissarin

Ein Prosit auf den Mörder
3

Clarissa von Michel ist seit kurzem nur noch eine pensionierte Kriminalkommissarin. Sie hätte selbst vielleicht ihren Ruhestand noch 2-3 Jahre hinausgezögert, aber der letzte Fall ist nicht so ganz rund ...

Clarissa von Michel ist seit kurzem nur noch eine pensionierte Kriminalkommissarin. Sie hätte selbst vielleicht ihren Ruhestand noch 2-3 Jahre hinausgezögert, aber der letzte Fall ist nicht so ganz rund gelaufen. Um sich über ihre Zukunft klar zu werden, nimmt sie eine Auszeit im sehr beschaulichen Moseldörfchen Niedermühlenbach. Ein altes Forsthaus, das ihrer Cousine gehört, soll ihr Domizil werden.

Gleich mit ihrem ersten Auftritt in der Bäckerei, wo die Schlüssel des Hauses deponiert sind, outet sich Clarissa als ausgezeichnete Beobachterin, die einem Sherlock Holmes durchaus das Wasser reichen kann. So dass der örtliche Krimi-Club sie am liebsten gleich aufnehmen möchte. Leider bleibt auch die Bekanntschaft mit dem Dorf-Unsympath Gisbert Römer nicht aus. Beim nächsten Treffen stirbt der Dorf Casanova allerdings an Gift und Clarissa besinnt sich auf ihre Stärken.

Der erste Mosel-Krimi um Clarissa von Michel war eine richtige Überraschung für mich. Ich habe mich bestens unterhalten, musste manchmal laut lachen und rätselte über Tat und Täter. Der Roman ist locker und amüsant geschrieben, das Setting einfach wunderbar beschrieben. Das alte Forsthaus mit seiner gemütlichen Bibliothek weckte sogar ein bisschen Neid auf Clarissas zeitweiliges Heim.

Das Autorenpaar hat sich neben der Hauptdarstellerin eine Reihe von sympathisch und witzig geschilderten Figuren ausgedacht, die dem Buch Leben und Spontanität verleihen.

„Ein Prosit auf den Mörder“ ist ein richtiger Cosy-Crime mit einer Hauptfigur die eine gelungene Mischung aus Sherlock Holmes und Miss Marple ist. Dazu tragen die vielen Zitate und Anspielungen auf die unsterblichen Krimi-Klassiker bei. Die Mischung aus Unterhaltung, Dorfleben und Spannung ist perfekt abgestimmt.

Hoffentlich findet Clarissa noch öfters Anlass ihren Ruhestand zu unterbrechen und zu ermitteln.

  • Einzelne Kategorien
  • Handlung
  • Erzählstil
  • Charaktere
  • Cover
  • Spannung
Veröffentlicht am 26.07.2021

Leseempfehlung

Wir für uns
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Josie ist die Geliebte von Bengt, schon seit 9 Jahren. Sie weiß, dass er nie seine Familie verlassen wird und ist mit dem wöchentlichen Besuch zufrieden. Nie eine gemeinsame Nacht, nie eine gemeinsame ...

Josie ist die Geliebte von Bengt, schon seit 9 Jahren. Sie weiß, dass er nie seine Familie verlassen wird und ist mit dem wöchentlichen Besuch zufrieden. Nie eine gemeinsame Nacht, nie eine gemeinsame Reise. Josie hofft auf später. Doch dann wird sie schwanger, 41 ist sie nun, und sie weiß, dass das die letzte Chance für sie ist. Doch Bengt will kein Kind.

Zufällig lernt sie Kathi kennen. Die hat grade kurz vor der Goldenen Hochzeit ihren Mann Werner begraben. Die beiden freunden sich an. Mit Kathi kann Josie reden, so wie sie mit ihrer distanzierten Mutter nie reden konnte. Doch Kathi hat auch ihr ganzes Leben auf später gehofft. Ihr Sohn Max ist ihr entfremdet.

Die Geschichte zweier Frauen, die Nähe finden, wo sie sie nicht gesucht haben, die einander vertrauen und endlich reden können. Über Nähe, über Entfremdung und unerfüllte Wünsche. Die Autorin erzählt das sehr feinfühlig, lässt ihre Protagonisten in die Vergangenheit reisen und alte Verletzungen spüren. Auch wenn die Frauen eine Generation trennt, gibt es Gemeinsamkeiten, die Barbara Kunrath gut in Szene setzen kann. Wie sich eine Freundschaft entwickelt, die beide Frauen trägt, wie sie Probleme gemeinsam angehen und Ängste zu zweit tragen und sie damit leichter machen, ist wunderschön und empathisch erzählt.

Durch ihre feinfühlige und lebensechte Charakterisierung der Protagonistinnen konnte ich mich sehr gut in die Frauen einfühlen. Ich habe ihre Traurigkeit, ihre Enttäuschung, aber auch ihre Freuden geteilt. Barbara Kunraths Sprachstil hat mich sehr angesprochen und die Geschichte dieser beiden Frauen fand ich schön und lebensbejahend.

Eine uneingeschränkte Leseempfehlung von mir.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 18.07.2021

Die Tote von Isdal

Das letzte Bild
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Als die Schriftstellerin Eva in der Zeitung auf einen Artikel über einen nie gelösten Kriminalfall von 1970 in Norwegen stößt und das Phantombild des Opfers sieht, ist sie geschockt. Die Ähnlichkeit mit ...

Als die Schriftstellerin Eva in der Zeitung auf einen Artikel über einen nie gelösten Kriminalfall von 1970 in Norwegen stößt und das Phantombild des Opfers sieht, ist sie geschockt. Die Ähnlichkeit mit ihr und auch ihrer Mutter als junger Frau ist zu deutlich. Allerdings reagiert ihre Mutter auf diesen Artikel ganz anders, als erwartet. Das lässt Eva nicht ruhen und ein DNA Abgleich beweist, die nahe Verwandtschaft von Eva und der geheimnisvollen Toten. Natürlich reist sie nach Norwegen um diesem Familiengeheimnis auf die Spur zu kommen.

Rückblenden führen in die Kriegs- und Nachkriegszeit. Hauptfigur ist hier die junge Marguerite, die in einem Waisenhaus aufwuchs und sich nichts sehnlicher wünscht, als ihre Familie – die in den Kriegswirren getrennt wurde – wiederzufinden.

Ein packendes Stück Geschichte und gleichzeitig Familiendrama entfaltet die Autorin. Es bewahrheitet sich wieder, dass selbst die dritte Generation noch unter Ereignissen leidet, über die zwar nie gesprochen wurde und dennoch einen Schatten werfen.

Außerdem werden immer wieder kurze Abschnitte aus einem Artikel der Wochenzeitschrift „Die Zeit“ abgedruckt, die dokumentieren, dass sich Anja Jonuleit einen realen, nie geklärten Mordfall zum Hintergrund für ihren Roman genommen hat. Gerade das verleiht diesem Buch eine besondere Intensität. Sie baut auf dem Gerüst der damaligen Ermittlungen auf, entfaltet mit ihren erdachten Personen und ihrer Geschichte aber einen ganz eigenständigen Roman, bei dem man aber immer wieder denkt: so könnte es gewesen sein.

Das liegt sicher an der intensiven, aber empfindsamen Art zu erzählen, die Anja Jonuleit schon mehrfach unter Beweis stellte. Mich hat diese Geschichte von der ersten Seite an gefesselt, der Wechsel der Erzählperspektiven macht das Buch sehr spannend. Auch die Figurenzeichnung ist der Autorin außerordentlich gelungen.

Evas Spurensuche und wie sie Stück für Stück ein uraltes Puzzle versucht zusammenzusetzen ist spannend wie ein Krimi.

Eine wirklich bewegende Geschichte, die mich in Bann zog.

  • Einzelne Kategorien
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  • Charaktere
Veröffentlicht am 07.06.2021

Perchtoldsdorfer Vergangenheit

Perchtoldsdorfer Schweigen
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Die Winzerin und Ex-Polizistin Charlotte Nöher hat in ihrem neuen Beruf Erfüllung gefunden. Die Neuerungen, die sie auf dem Familiengut eingeführt hat, sind erfolgreich. Allerdings hat sie sich damit nicht ...

Die Winzerin und Ex-Polizistin Charlotte Nöher hat in ihrem neuen Beruf Erfüllung gefunden. Die Neuerungen, die sie auf dem Familiengut eingeführt hat, sind erfolgreich. Allerdings hat sie sich damit nicht nur Freunde gemacht. Viele Traditionalisten beobachten sie mit Misstrauen. Als im Hof des Weinguts ein Toter gefunden wird, ist das eine üble Überraschung. Kurz danach kommt der Winzer Herbert Zaitler, ihr Erzfeind und Konkurrent, beim traditionellen „Hiataeinzug“ ums Leben. Ein tragischer Unfall wie es scheint. Doch Charlotte wäre nicht Charlotte, wenn sie sich damit zufrieden gäbe. Ihre frühere Profession schlägt durch und sie beginnt an der Seite des örtlichen Polizisten zu ermitteln. Nur gut, dass der auch ihr Cousin ist und Charlottes Riecher schätzt.

Perchtoldsdorf hat nicht nur seine Weinvergangenheit, auch im düsteren Kapitel der neueren Geschichte gibt es Dinge, die nicht ans Licht kommen sollen. Diese Verknüpfung des Krimis mit der Vergangenheit bringt viel Spannung ins Geschehen und bezieht die ganze Familie Nöher mit ein. Wer wusste vom geheimen Weltkriegsbunker in den Weinbergen und wer möchte mit allen Mitteln das Geheimnis wahren? Familienehre, Gier und Hass sind starke Motive mit denen sich Charlotte konfrontiert sieht und die Auswirkung auf ihre Familie haben.

Auch der zweite Band um die umtriebige Winzerin hat mir sehr gut gefallen. Es ist eine in sich geschlossene Geschichte, die keine Vorkenntnisse voraussetzt. Für mich war es ein gelungenes Treffen mit bekannten Figuren aus dem ersten Band, die sich weiter entwickelt haben und ihren Platz im Kosmos des Weinguts gefunden haben. Ja, ich fand die Fortsetzung noch besser als den ersten Teil, besonders der geschichtliche Handlungsstrang und seine Einbindung in die Gegenwart ist sehr gut eingebunden.

So ist der Krimi von der ersten Seite an fesselnd und hat mich richtig gepackt. Da die Geschichte noch nicht auserzählt ist, trotz der schlüssigen Auflösung, lässt mich auf weitere Fälle mit Charlotte hoffen.

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Veröffentlicht am 01.05.2021

Richtfest mit Todesfolge

Dänische Gier (Ein Gitte-Madsen-Krimi 3)
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Bestatterin Gitte Madsen fühlt sich wohl in ihrer neuen Heimat Marielyst. Sie ist angekommen, hat Freunde und Bekannte gefunden. So nimmt sie auch an einem Richtfest teil. Eine feucht-fröhliche Angelegenheit, ...

Bestatterin Gitte Madsen fühlt sich wohl in ihrer neuen Heimat Marielyst. Sie ist angekommen, hat Freunde und Bekannte gefunden. So nimmt sie auch an einem Richtfest teil. Eine feucht-fröhliche Angelegenheit, auch wenn der Richtspruch des Poliers daneben ging. Ein schlechtes Omen, wie die Besucher munkeln.
Das bewahrheitet sich leider. Als Gitte, schon ein wenig beschwipst, nach Hause radelt, stürzt sie über einen Körper: es ist der Polier August Borg.

Wer Gitte kennt, weiß, dass sie das Schnüffeln nicht lassen kann. Vor allem, da die Familie Borg das Bestattungsinstitut beauftragt hat. Auch Kommissar Ole Ansgaard weiß, dass er Gitte nicht aufhalten kann und er weiß auch, dass sie schon öfters im Gespräch mit Beteiligten und Zeugen mehr erfahren hat, als er. Allerdings wagt sie sich manchmal ein wenig zu weit vor und bringt sich in Gefahr. Auch dieses Mal scheint sie dem Täter zu nahe zu kommen.

Das gemütliche Dänemark und das noch gemütlichere Marielyst ist wieder einmal Schauplatz eines Verbrechens und Gitte Madsen, die eigentlich nach Dänemark übersiedelt ist, um ihren verschollenen Vater zu suchen, ist wieder dabei. Frida Gronover hat mit ihr eine interessante Figur geschaffen. Neugierig und furchtlos, klug und sympathisch, schafft ihre offene Wesensart sofort Vertrauen.

Die kleinen Reibereien zwischen Ole und Gitte – man spürt, dass es knistert – tragen mit zum Unterhaltungswert des Krimis bei. Mir gefallen die liebevoll gezeichneten Figuren. Das passt bis in die Nebenrollen, die auch mal für einen Lacher sorgen. Außerdem sorgt Frida Gronover mit ihrem Setting für Fernweh. Man spürt, wie gut sie den kleinen Ort Marielyst auf Falster kennt und ihre Beschreibungen machen augenblicklich Lust, sich am Strand bei einem süßen Eis, die Wind um die Nase wehen zu lassen.

Auch wenn Gitte nun ein weiteres Geheimnis gelöst hat, hoffe ich sehr, dass es im hyggeligen Marielyst noch mehr Aufregung gibt und damit auch weitere Nachfolgebände.

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