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Veröffentlicht am 30.05.2021

Generationenkonflikte und Einblicke in die chinesische Kultur

Im Reich der Schuhe
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Die Geschichte ist im Jahr 2015 in Südchina angesiedelt. Der jüdische Amerikaner Fedor Cohen betreibt dort eine Schuhfabrik. Sein Wort ist Gesetz. Seinen 26 Jahre alten Sohn Alex holt er als Partner in ...

Die Geschichte ist im Jahr 2015 in Südchina angesiedelt. Der jüdische Amerikaner Fedor Cohen betreibt dort eine Schuhfabrik. Sein Wort ist Gesetz. Seinen 26 Jahre alten Sohn Alex holt er als Partner in das Familiengeschäft. Dieser erkennt, dass die Produktion nicht mehr zeitgemäß ist. Durch seine Bekanntschaft mit der Fabrikarbeiterin und Aktivistin Ivy wird er darauf gestoßen, unter welch unmenschlichen Arbeitsbedingungen die Wanderarbeiter tätig sind. Er hat neue Ideen. Es bahnt sich ein Vater-Sohn-Konflikt an. Ivy wiederum will Alex auf ihre Seite ziehen.
Das Buch ist wirklich lesenswert. Es vermittelt viele Kenntnisse über den jüdischen Glauben sowie chinesische Kultur und Traditionen. Hilfreich wäre ein Glossar zu den benutzten jüdischen und chinesischen Begriffen gewesen. 25 Jahre nach den Ereignissen auf dem Platz des Himmlischen Friedens in Peking wird China als ein Ort dargestellt, der reif ist für Demokratie, aber von wenigen kontrolliert wird, die jedes Mittel benutzen, um ihre Position beizubehalten. Im Wesentlichen dreht sich der Roman um zwei Beziehungen. Zum einen um die zwischen Vater und Sohn. Alex ist äußerst loyal und versucht sehr behutsam das zu ändern, wofür sein Vater steht. Alles, was er will, ist, dass sein Vater stolz auf ihn ist. Fedor wird nicht gerade als ein liebenswerter Mensch dargestellt. Dennoch respektieren sie sich. Zum anderen um die zwischen Alex und Ivy, die bis zum Schluss ein Rätsel bleibt und bei der man sich fragt, ob sie Alex nur manipuliert.
Ein viel versprechender Debütroman.

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Veröffentlicht am 11.05.2021

Tragische Schimpansenforschung

Sprich mit mir
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Wer Schimpansen mag, wird auch dieses Buch mögen.
Im Mittelpunkt steht der junge Schimpanse Sam, der im Rahmen von wissenschaftlichen Spracherwerbsforschungen im Haushalt eines Professors lebt. Die Studentin ...

Wer Schimpansen mag, wird auch dieses Buch mögen.
Im Mittelpunkt steht der junge Schimpanse Sam, der im Rahmen von wissenschaftlichen Spracherwerbsforschungen im Haushalt eines Professors lebt. Die Studentin Aimée sieht beide bei einem Fernsehauftritt, in der Sam in der von ihm erlernten Gebärdensprache kommuniziert, und verliebt sich sofort in das Tier. Sie tritt als studentische Hilfskraft einen Fulltime-Pflege-Job beim Professor an und gibt sich ganz ihrer Affenliebe hin. Als die Fördergelder gestoppt werden, muss Sam zurück zu seinem Eigentümer auf eine Schimpansen-Aufzucht-Farm, wo er fortan nur noch als Tier und nicht mehr als Kind gehalten wird. Aimée folgt ihm dorthin. Die Ereignisse spitzen sich zu …
Welche grausamen Forschungen an Tieren im Namen der Wissenschaft gemacht werden, ist furchtbar zu lesen. Daher ist das Buch ein unbedingtes Plädoyer für den Tierschutz. Die wissenschaftlichen Erkenntnisse, die gezogen werden, sind natürlich heute längst bekannt. Zu berücksichtigen ist aber, dass die Geschichte bereits in den 1980er Jahren spielen dürfte, wo eben noch Vieles unerforscht war. Der Leser erkennt schon rasch, dass Tiere, hier speziell Schimpansen, tatsächlich Gefühle haben und zu planvollem Denken in der Lage sind. Denn immer wieder wird in Sams Perspektive gewechselt. In den diesbezüglichen Abschnitten sind seine Gedanken, Gefühle und Ängste dargestellt.
Insgesamt zog sich die Geschichte etwas in die Länge, was meiner Leseempfehlung aber keinen Abbruch tut.

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Veröffentlicht am 01.05.2021

Interessante Familiengeschichte zur Zeit des deutschen Kolonialismus

Dein ist das Reich
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Dieser Roman handelt von der tatsächlich existenten Neuendettelsauer Mission, die seit den 1880er Jahren ihre Missionare aus Bayern nach Papua-Neuguinea, dem damaligen Kaiser-Wilhelms-Land, zum Zwecke ...

Dieser Roman handelt von der tatsächlich existenten Neuendettelsauer Mission, die seit den 1880er Jahren ihre Missionare aus Bayern nach Papua-Neuguinea, dem damaligen Kaiser-Wilhelms-Land, zum Zwecke der Missionsarbeit entsandte. Zwei solcher Missionsfamilien sind die Mohrs und die Hensolts, deren Familiengeschichte in dem Zeitraum 1913 bis 1948 in der Gegenwart die Ich-Erzählerin, eine Nachfahrin, erzählt. Ihre Schilderungen gründen dabei auf Erzählungen ihrer Großmutter und anderen zahlreichen Verwandten sowie aufgefundener Fotos. Ich habe sie als sehr lehrreich empfunden. Unsere heutige Ansicht über Missionierung, die uns an Kolonialismus, deutsche Überlegenheit, christliches Sendungsbewusstsein und Bekehrung denken lässt, findet leider zumeist Bestätigung. Das Leben der Deutschen in der tropischen Südsee mutet sehr abenteuerlich und exotisch an, fast märchenhaft. Und so liest sich die Geschichte auch, soweit sie den in Übersee spielenden Teil betrifft. In krassem Gegensatz dazu steht das Leben der Familie in Deutschland, wohin sie zum Teil schon in den 1930er Jahren, zum Teil nach dem Zweiten Weltkrieg zurückgekehrt ist. Hier hatte der Nationalsozialismus auch unter den Missionaren großen Einfluss. Bis in die Gegenwart tun sich nie geheilte Verletzungen innerhalb der Familie auf, weil die Kinder ohne die Eltern nach Deutschland zur Schulausbildung geschickt wurden und in Heimen und bei Pflegeeltern aufwuchsen.
Heranwagen sollte sich an das Buch nur jemand, dem es nicht zu beschwerlich ist, sich durch die verworrenen Beziehungen der Romanfiguren untereinander zu kämpfen. Eine große Hilfe sind dabei aber der Stammbaum und eine geografische Karte am Buchanfang. Erschwerend kommt hinzu, dass wörtliche Rede überhaupt nicht kenntlich gemacht ist. Auch die religiösen Ausführungen müssen evtl. wiederholt gelesen werden, um sie verstehen zu können.
Das Buch ist sehr empfehlenswert.

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Veröffentlicht am 18.04.2021

DDR-Geschichte mit Familiengeheimnissen

Das Haus des Leuchtturmwärters
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Obwohl oder gerade weil es die DDR seit mehr als 30 Jahren nicht mehr gibt, ist dieses Buch so interessant zu lesen. Es trägt dazu bei, in Erinnerung zu rufen, wie schwierig das Leben für die Ostdeutschen ...

Obwohl oder gerade weil es die DDR seit mehr als 30 Jahren nicht mehr gibt, ist dieses Buch so interessant zu lesen. Es trägt dazu bei, in Erinnerung zu rufen, wie schwierig das Leben für die Ostdeutschen gerade nach der Zeit des Mauerbaus gewesen ist und wie sehr sie der Überwachung durch den Staat und dem Misstrauen der Bürger untereinander ausgesetzt waren. Das Schicksal der jungen Else, die mit ihrem Vater an einem Leuchtturm an der Ostsee in Ostdeutschland wohnt und die das Land verlassen möchte, wird informativ und berührend dargestellt. Viele Details werden eingeführt, die typisch und bezeichnend für das Leben zu DDR-Zeiten waren. Das Geheimnis um den vermeintlichen Freitod der Mutter im Jahr 1953 rundet das Ganze ab. 30 Jahre später findet die an einer Schreibblockade leidende Schriftstellerin Franzi, die in den 1970er Jahren am selben Ort gelebt hatte, Elses Tagebuch und verarbeitet es zu einem neuen Roman. Auch sie kommt einem Geheimnis ihres Vaters auf die Spur.
Das Buch liest sich gut und flüssig und ist besonders Fans von Familiengeschichten mit Interesse an DDR-Zeitgeschichte zu empfehlen.

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Veröffentlicht am 05.04.2021

Spannende Familiensaga mit politisch interessantem Hintergrund

Jaffa Road
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Es handelt sich um die Fortsetzung von „Piccola Sicilia“ und spinnt das Leben eines deren Romanfiguren weiter, nämlich des Deutschen Moritz Reincke, der im Zweiten Weltkrieg als Fotograf der deutschen ...

Es handelt sich um die Fortsetzung von „Piccola Sicilia“ und spinnt das Leben eines deren Romanfiguren weiter, nämlich des Deutschen Moritz Reincke, der im Zweiten Weltkrieg als Fotograf der deutschen Wehrmacht in Tunis diente, einem Juden das Leben rettete, desertierte und aus Dankbarkeit von dessen Familie versteckt wurde, später deren Adoptivtochter Yasmina heiratete und Vater für deren Tochter Jöelle wurde. Moritz kommt jetzt, 1948 kurz vor der Staatsgründung Israels, mit seiner Familie im britischen Mandatsgebiet Palästina an, wo der Nahostkonflikt seinen Anfang nimmt und dem sich der Roman über fünf Jahrzehnte mit weiteren Schauplätzen annimmt. In der Gegenwart treffen Moritz Enkelin Nina aus Berlin, ihre Tante Jöelle aus Paris und sein vermeintlicher Sohn Elias, ein gebürtiger Palästinenser, in Palermo zusammen, um Moritz Erbe anzutreten, und erzählen sich die Geschichten ihrer Mütter.
Zentrales Thema des Romans ist der israelisch-palästinensische Konflikt, der aus der Perspektive jedes der drei Protagonisten mit seiner eigenen Wahrnehmung geschildert wird und so zum besseren Verständnis der anderen führt. Der Nahostkonflikt hat mich in den Medien eigentlich schon immer seit meiner Kindheit verfolgt. Doch zum ersten Mal verstehe ich überhaupt die Zusammenhänge, was auf die gute Recherche-Arbeit des Autor zurückzuführen ist, die ausweislich seiner Interview-Angaben mehrere Jahre eingenommen haben soll. Gelungen ist, dass es niemals zu einer Parteilichkeit kommt und das Ende letztlich versöhnlich stimmt. Manchmal wurde es mir aber schon zu ausführlich und zu viel.
Der Roman ist ein sehr schöner Beitrag zu Toleranz und dem Miteinander von Christen, Juden und Moslems und daher lesenswert.

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