Kriminalroman | Vom Gewinner der HWA Gold Crown für den Besten Historischen Roman
Thomas Wörtche (Herausgeber), Andreas Heckmann (Übersetzer)
Freitag, 14. Juni 1940: An dem Tag, als die Nazis in Paris einmarschieren, werden an der Gare d'Austerlitz vier Polen ermordet aufgefunden, und ein weiterer begeht kurz darauf Selbstmord. Inspecteur Éduard Giral beginnt gegen alle Widerstände zu recherchieren. Sehr bald mischen sich in seine Ermittlungen Wehrmacht, Gestapo und Geheime Feldpolizei ein, während im Hintergrund der enigmatische, skrupellose Major Hochstetter von der Abwehr die Strippen zieht und ihm mal als Gegenspieler, mal als Verbündeter begegnet.
Als unvermittelt Girals verlorener Sohn Jean-Luc auftaucht, der seinen Vater für einen Opportunisten und Feigling hält, muss er multidimensionales Überlebensschach spielen, mal mit der einen, mal mit der anderen der beteiligten Gruppen (schein)paktieren, um seinen Sohn irgendwie aus der Schusslinie zu schaffen und letztendlich seinen Job als Polizist zu machen und die Morde aufzuklären
Mit "Die Toten vom Gare d’Austerlitz" hat der Autor Chris Lloyd einen für mich spannenden und aufschlussreichen historischen Krimi geschrieben.
Das Buch beginnt mit dem Tag des Einmarsches der ...
Mit "Die Toten vom Gare d’Austerlitz" hat der Autor Chris Lloyd einen für mich spannenden und aufschlussreichen historischen Krimi geschrieben.
Das Buch beginnt mit dem Tag des Einmarsches der Nationalssozialisten am 14. Juni 1940 in Paris. An diesem Tag wird Inspector Eddie Grial zum Gare d’Austerlitz gerufen, da dort vier Polen in einem Güterwaggon durch Giftgas zu Tode gekommen sind. Es waren eindeutig Polen, die aus Paris vor den Deutschen flüchten wollten. An diesem Ort trifft Giral auch zum ersten Mal auf Leutnant Weber, der ihm suspekt vor kommt.
Kaum von diesem Tatort wieder in der sechsundreißig angekommen, wird er zu einem Selbstmord geschickt- wieder ein polnischer Tote, der sich mit seinem kleinen Sohn vom Balkon gestürzt hat. Schnell findet bzw. sucht Giral einen Zusammenhang-wieder ist der gleiche Ort in Polen der Ursprung.
Die Geschichte spielt auf zwei Zeitebenen, 1925 als Giral bei der Polizei angefangen hat und 1940 in der Besatzungszeit. Giral ist ein schwieriger, aber auch gebrochener Charakter. Selber im ersten Weltkrieg traumatisiert hat er nicht mehr wirklich ins Leben zurückgefunden. Seine Frau und seinen Sohn hat er verlassen, um sie vor sich selber, dem Dämonen in sich drinnen zu schützen. Giral kann niemanden vertrauen und wird von allen Seiten beobachtet oder benutzt.
Es braucht eine gewisse Konzentration um dieses Buch zu lesen, so viele Akteure: Geheimpolizei, Wehrmacht, Gestappo und Zellen, die Hitler stürzen wollen.
Mich hat der Schreibstil von der ersten Seite an gefesselt. Die Recherche zur Besatzung von Paris, die Einschnitte ins Leben und die Verzweigungen der einzelenen Organe war excellent und beeindruckend realistisch.
Als absoluter Fan von historischen Krimis, die sich historisch auch nahe an den Gegebenheiten halten, ist der erste Roman von Chris Lloyd aus dem besetzten Paris sehr gut gelungen.
Am Bahnhof "Gare d`Austerlitz" ...
Als absoluter Fan von historischen Krimis, die sich historisch auch nahe an den Gegebenheiten halten, ist der erste Roman von Chris Lloyd aus dem besetzten Paris sehr gut gelungen.
Am Bahnhof "Gare d`Austerlitz" werden 4 tote Menschen in einem Güterwagen mit Gas umgebracht. Es scheint, dass es sich um polnische Flüchtlinge handelte und Inspecteur Giral soll ermitteln. Wie schwer das allerdings ist, da die deutsche Wehrmacht überall im Weg steht, 2/3 aller Einwohner geflohen sind und selbst im eigenen Dezernat die Einstellungen auf die neue Situation weit auseinandergehen, kann man sich gar nicht vorstellen. War der Mord politisch motiviert, steckt vielleicht die Gestapo dahinter, wurden französische Polizisten bestochen....?
Von Anfang an, taucht und saugt das Buch einen, in eine sehr dunkle und bedrohliche Atmosphäre eines 1940, indem die Besatzer versuchen, durch Ausgangssperren eine gewissen Normalität zu erreichen. Der Schreibstil ist sehr gut und Giral ist ein sehr interessanter Charakter. Früher als harter Hund bekannt, denken alle heute nur, dass er seine Zähne verloren hat und lieber wegschaut. Doch keiner kennt die dunklen Gedanken, die in Girals Kopf seit dem ersten Krieg herumspuken und ihm keine Ruhe lassen.
Auf der anderen Seite ist er unbequem und lässt sich nicht von seinen permanenten Nachforschungen vertreiben. Er zeigt sich auch gegenüber den Besatzern sehr unnachgiebig, auch wenn er dafür verprügelt wird. Das Buch ist nicht unbedingt für eine sich immer weiter steigende Spannung gut, dafür aber überzeugt der Inhalt. 1 Stern Abzug gab es für mich eigentlich nur durch die Familiengeschichte und der verlorene Sohn, der meiner Meinung als Lückenbüßer hier fungiert und außer sinnlosem nervigem Protest, nichts konstruktives zu der Geschichte beiträgt. Ist aber wahrscheinlich nur meine Meinung!
Die Aufmachung, der Schreibstil, die dichte Atmosphäre haben mir ansonsten sehr überzeugt und ich würde es jederzeit weiter Empfehlen. Ansprechen könnte es Freunde von Volker Kutscher, Alex Beer, Thomas Christos oder Thomas Ziebula.
Für mich 4 Sterne !
Was zunächst konfus klingen mag, ist die Realität in diesem Roman: Im 1940 von den Deutschen besetzten Paris werden am Gare d’Austerlitz vier tote Polen aufgefunden. Édouard, Eddie, Giral übernimmt die ...
Was zunächst konfus klingen mag, ist die Realität in diesem Roman: Im 1940 von den Deutschen besetzten Paris werden am Gare d’Austerlitz vier tote Polen aufgefunden. Édouard, Eddie, Giral übernimmt die Ermittlungen, bei denen ihm die Deutschen unendlich viele Steine in den Weg legen. Für ihn beginnt ein Drahtseilakt, bei dem auch sein eigenes Leben immer wieder in Gefahr gerät. Er versucht den Täter zu entlarven, ohne den Deutschen zu sehr auf die Füße zu treten, was nicht immer gelingt. Er trifft auf unerwartete Widerstände in den eigenen Reihen und muss versuchen, sich selbst treu zu bleiben, da die Deutschen ständig versuchen, die Ermittlungen in die von Ihnen gewünschten Bahnen zu lenken. Gleichzeitig hat er mit sich selbst und den Vorwürfen seines überraschend aufgetauchten Sohnes zu kämpfen.
Die Geschichte wird aus Sicht Eddie Girals erzählt, den wir bei seinen Ermittlungen begleiten. Der Charakter wird sehr lebhaft mit all seinen Schwächen und seinen inneren Kämpfen gezeichnet, was ihn nahbar und sympathisch macht. Gleichzeitig ist Eddie aber auch ein durchtriebener Ermittler, der durch perfide Kniffe, meist mit hohem Risiko verbunden, diejenigen austrickst, die ihn manipulieren wollen, um seine Ermittlungen voranzutreiben. Immer wieder tauchen kürzere Episoden aus seiner Vergangenheit zwischen den Kapiteln auf, in denen man viel über seine Beweggründe und Entscheidungen erfährt. Dadurch, dass die Rückblenden so kurz gehalten werden, tun sie der Spannung keinen Abbruch, sondern liefern vielmehr nützliche und spannende Informationen, die für das weitere Verständnis der Geschichte und des Charakters notwendig sind.
Der Krimi spielt immer wieder mit der Frage, worin der Sinn liegt, während eines Weltkrieges mit tausenden von Toten, nach den Mördern einzelner Personen zu suchen. In dieser hoffnungslosen Situation scheinen Mordermittlungen wie ein Tropfen auf den heißen Stein, ja fast schon unsinnig zu sein. Auch Giral muss diese Frage für sich selbst beantworten und gleichzeitig bekommt der Leser immer wieder neue Ansätze geliefert, die Antworten bieten, was, wie ich finde, wunderbar gelöst ist. Giral beantwortet diese Frage für sich, in dem er versucht „Gerechtigkeit für die vier Männer zu erlangen […], um den ungestraften Mord an Millionen zu entschuldigen“. Seine Aufgabe sei es eine „Lösung für das geringere Übel zu finden“. An anderer Stelle wird gewarnt, „dass wir Mord gegenüber nicht gleichgültig werden und nicht mehr unterscheiden können, was akzeptabel ist und was nicht.“ Die wohl einfachste Antwort findet sich in der Aussage „[…] damit die Zivilisation nicht zusammenbricht, müssen wir Mord weiter bestrafen […]“.
Man hat den Eindruck, dass sich Giral in die Ermittlungen stürzt, um in diesen Zeiten irgendeinen Sinn zu finden und nicht verrückt zu werden. Er steht unter enormem Druck, da er sich gegen alle Seiten behaupten muss und ein gefährliches Spiel mit den Nazis zu spielen beginnt. Ironischerweise erinnern die Entscheidungen, mit denen er sich konfrontiert sieht, an de Gaulles „Wir haben eine Schlacht verloren, aber nicht den Krieg!“. Diese Frage muss Giral bei seinen Ermittlungen des Öfteren abwägen: Die Mörder identifizieren oder einem höheren Ziel zugunsten schweigen. Dabei handelt er sehr viel besonnener als sein Sohn, dessen Aktionen des Öfteren jugendlichem Leichtsinn zu entspringen scheinen.
In diesem Roman habe ich eine andere Sicht auf den zweiten Weltkrieg kennen gelernt, was wirklich spannend war. Die Auflösung musste ich zwei Mal lesen, da sie recht kompliziert war und es viele Verstrickungen gab. Das Buch hat mich des Öfteren zum googlen – bspw. historischer Begebenheiten – animiert, was für mich immer positiv zu bewerten ist. Auch die Anmerkungen des Autors am Ende fand ich hilfreich und wertvoll. Ein spannender Kriminalroman in den wirren des zweiten Weltkriegs: Für Krimiliebhaber und alle mit Interesse an Frankreich während der deutschen Besatzung, eine klare Empfehlung.
Tote in einem Eisenbahnwaggon, definitiv durch Giftgas getötet! Die Polizei von Paris muss mit Gasmasken arbeiten! Dem nicht genug, die Handlung spielt in der Zeit des 2. Weltkrieges und die Stadt wir ...
Tote in einem Eisenbahnwaggon, definitiv durch Giftgas getötet! Die Polizei von Paris muss mit Gasmasken arbeiten! Dem nicht genug, die Handlung spielt in der Zeit des 2. Weltkrieges und die Stadt wir gerade durch deutsche Truppen besetzt. Die französischen Beamten sind verunsichert! Wie kann sich die französische Exekutive mit den Besatzern so arrangieren, dass es noch möglich ist, die Todesfälle aufzuklären. So mein Eindruck zu Beginn des Kriminalromans. Im weiteren Verlauf, hat sich die Lektüre, wohlgemerkt für mein Empfinden, weniger als Krimi aber viel mehr als Erweiterung der Geschichtskenntnis, in Bezug auf Vorkommnisse des 1. und 2. Weltkrieges, entwickelt. Ich finde, der Autor hat die Stimmung zur Besatzungszeit von Paris durch die Deutschen Nationalsozialisten und deren Anhängsel gut herausgearbeitet und beschrieben. Jedoch in vielen Passagen kann ich das Verhalten des Kriminalbeamten Edouard Giral nicht nachvollziehen. Klar, er begehrt gegen die Bevormundung durch die Besatzer auf, geht dabei aber auch unnötige Risiken ein. Ob sich wirklich ein Mensch in dieser Situation so verhalten würde? Das Intrigenspiel zwischen den unterschiedlichen "Abteilungen" innerhalb der deutschen Besatzer ist faszinierend, zeigt aber auch die Gefährlichkeit der politischen Auswüchse. Nationalsozialismus mit seinen menschenfeindlichen Auffassungen ist und bleibt bösartig und muss verurteilt und bekämpft werden.
Abschließend muss ich allerdings anmerken, so spannend und mitreißend, wie ich eigentlich gehofft hatte, war der Roman nicht.
"Die Toten vom Gare d'Austerlitz" ist ein historischer Kriminalroman, der in der Nazizeit angesiedelt ist. Da ich bisher wenig über die Besatzung der Nazis in Paris gelesen hatte, fand ich das Thema des ...
"Die Toten vom Gare d'Austerlitz" ist ein historischer Kriminalroman, der in der Nazizeit angesiedelt ist. Da ich bisher wenig über die Besatzung der Nazis in Paris gelesen hatte, fand ich das Thema des Krimis spannend und schwarz-weiße Cover mit dem Eiffelturm sehr ansprechend.
Zum Inhalt: Im Juni 1940 marschieren die Nazis in Paris ein, die französische Regierung und ein Großteil der Bevölkerung sind zu diesem Zeitpunkt bereits geflohen. An jenem Freitag werden am Gare d'Austerlitz vier tote Polen gefunden, von denen man vermutet, dass sie mit dem Zug aus Paris flüchten wollten. Als Todesursache stellt sich eine Chlorgasvergiftung heraus. Bei Inspektor Giral weckt dies direkt negative Erinnerung aus seiner Zeit im Krieg und trotz allen Widrigkeiten beginnt er in dem Fall zu ermitteln. Dabei legen ihm nicht nur die Deutschen, sondern auch seine eigene Wache Steine in den Weg. Außerdem begeht am selben Tod ein weitere Pole, aus dem selben Ort wie die Toten im Bahnhof, Selbstmord und reißt seinen kleinen Sohn mit in den Tod. Für Giral kann das alles kein Zufall sein. Schnell macht er sich unter den deutschen Besatzern Feinde, weiß nicht wem er trauen kann und muss nebenher seinen Sohn beschützen, der unerwartet von der front zurück nach Paris nach Paris kommt. Gemeinsam mit einer amerikanischen Journalistin und einer Gruppe eine polnischen Spezialeinheit versucht er die Zusammenhänge zu entschlüsseln und dem Mörder auf die Schliche zu kommen.
Ich muss sagen, dass ich eine Weile gebraucht habe um in die Geschichte reinzukommen. Giral ist ein geplagter, abgehärteter Typ, der eigentlich nichts mehr zu verlieren hat. Als er nach seiner Kriegsgefangenschaft in Deutschland nach Paris geht, weil er zu Hause die anklagenden Blicke seiner Mutter nicht mehr erträgt, rutscht er in eine Szene aus Gewalt und Drogen ab. Er ist abgestumpft, sein eigenes Leben ist ihm nichts wert. Aber er verfolgt seinen Fall mit einer Hartnäckigkeit die ich bewundernswert finde.
Am Anfang bin ich mit der recht harschen Sprachen nicht so klargekommen, daran gewöhnt man sich aber beim Lesen und es passt zur Handlung. Paris wird in dieser Zeit sehr trostlos geschildert, den Franzosen werden immer mehr Rechte beschnitten. Die Schilderungen dazu fand ich recht bildlich, eine triste Atmosphäre der Hoffnungslosigkeit ist auf jeden Fall entstanden.
Alles in allem hat mir das Buch ganz gut gefallen, für mich war es auf jeden Fall mal was anderes.