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Venatrix

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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 06.06.2021

An manchen Stellen unglaubwürdig

Schweigendes Les Baux
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Als Capitaine Roger Blanc zu dem ehemaligen Steinbruch Les Baux gerufen wird, in dem die Leiche eines Mannes liegt, weiß er noch nicht, welch komplexer Kriminalfall sich hier entspinnt. Der Tote, Patrick ...

Als Capitaine Roger Blanc zu dem ehemaligen Steinbruch Les Baux gerufen wird, in dem die Leiche eines Mannes liegt, weiß er noch nicht, welch komplexer Kriminalfall sich hier entspinnt. Der Tote, Patrick Ripert, war Privatdetektiv und von Charles Féraud, dem Eigentümer eines Mandelhofes engagiert worden, um das Verschwinden eines Bildes aus dessen umfangreicher Gemäldesammlung aufzuklären. Allerdings hat Ripert noch ganz andere Nachforschungen angestellt. Sind die ihm zum Verhängnis geworden?

Meine Meinung:

Der Fall ist komplex und reicht in die jüngere Vergangenheit zurück, in der ein Mann seine Frau und seine Kinder ermordet hat. Der Täter ist nie gefasst worden.
Im Umfeld der Familie Féraud tummeln sich noch andere angesehene Charakter, die allerdings Dreck am Stecken haben. Die Familie Féraud selbst spielt „heile Familie“, um darüber hinwegzutäuschen, dass hier einiges im Argen liegt.

Ein bisschen übertrieben finde ich den Handlungsstrang mit der Galeristin Valéria Chevillet, die nicht das zu sein scheint, was sie vorgibt und die Rolle, die Roger Blancs Vorgesetzter Nicolas Nkoulou spielt, ist auch mehr als fragwürdig.
Irgendwie ist alles ein wenig zu viel. Der Lehrer, der von seinen Schülern zum Krüppel geprügelt worden ist, der ermordete Detektiv, die desolate Familie, die seit Jahren einen Unfalllenker als Sohn ausgibt, zwei Kinder die nicht vom Ehemann stammen, ein Schönheitschirurg, die eigenartige Galeristin und zuletzt noch Nkoulou, der seinen Mitarbeitern gegenüber überkorrekt auftritt und spätestens im nächsten Fall seinen Sessel räumen muss.

Dass Roger Blanc und seine Truppe guter Ermittler sind, ist bekannt, dass sie allerdings in einem Aufwaschen gleich drei, eigentlich nicht zusammenhängende Verbrechen aufklären, ist mir einfach zu viel. Da wäre weniger, mehr gewesen.

Interessant finde ich die Erklärungen um die Mandelbäume, die hier in der Provence gedeihen. Ich gebe zu, dass ich mir noch wenig Gedanken darüber gemacht habe. Ich habe gleich das Säckchen Mandelkerne in meinem Vorratsschranke angesehen - sie kommen aus den USA.

Fazit:

Diesmal ein wenig zu dick aufgetragen und ein wenig unglaubwürdig, daher nur 3 Sterne.

Veröffentlicht am 23.05.2021

Hat mich leider nicht überzeugt

Schäm dich!
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Hm, mit diesem Buch habe ich mich nicht so recht anfreunden können. Manche Thesen und Behauptungen scheinen berechtigt zu sein, andere wieder nicht. Als Österreicherin kenne ich die deutschen Verhältnisse ...

Hm, mit diesem Buch habe ich mich nicht so recht anfreunden können. Manche Thesen und Behauptungen scheinen berechtigt zu sein, andere wieder nicht. Als Österreicherin kenne ich die deutschen Verhältnisse zu wenig, um beurteilen zu können, ob sich alles so zuträgt, wie es dargestellt wird.

Stellenweise zieht sie fest über den deutschen öffentlich-rechtlichen Rundfunk her. Dabei scheint dieser, im Gegensatz zu den privaten TV-Stationen, ein wenig sachlicher zu berichten.

Manchmal bedient sie sich genau jener Kampfrethorik, gegen die sie zu Felde zieht.

Fazit:

Ich habe mir ein wenig mehr erwartet und kann daher nur drei Sterne vergeben.

Veröffentlicht am 16.05.2021

Ein Cosy-Krimi, der noch ein wenig Luft nach oben hat

Das Windsor-Komplott
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Ausgerechnet auf Schloss Windsor, während einer Veranstaltung mit der Queen wird der junge russische Pianist in kompromittierender Stellung tot aufgefunden. Die herbeigerufene Polizei will den Fall als ...

Ausgerechnet auf Schloss Windsor, während einer Veranstaltung mit der Queen wird der junge russische Pianist in kompromittierender Stellung tot aufgefunden. Die herbeigerufene Polizei will den Fall als Unfall einer autoerotischen Strangulierung zu den Akten legen. Sowohl der Mi5 als auch der MI6 wittern ein Komplott von Kremlchef Putin.

Doch niemand hat nicht mit der Queen gerechnet, der das Ganze spanisch vorkommt, und endlich wieder ihrem Hobby, dem Lösen von Kriminalfällen frönen will.. Da sie als Ermittlerin nicht selbst in Erscheinung treten kann, beauftragt sie ihre nigerianische Privatsekretärin Rozie sowie weitere ihr ergebene Mitarbeiter, um den Mord aufzuklären. Allerdings wird der tote Musiker nicht die einzige Leiche bleiben.

Meine Meinung:

Ich finde die Idee grandios. Leider bleibt die Umsetzung weit hinter den Erwartungen zurück.
Die Atmosphäre im britischen Königshaus mit ihren unterschiedlichen Bewohnern liest sie angenehm. So kommt der kürzlich verstorbene Prinz Philip mit seinem schrägen Humor mehrmals vor, die Queen reitet durch den Park oder führt ihre Hunde spazieren. Nebenbei erledigt sie ihre Regierungsgeschäfte und findet Zeit, ihre Fäden zur Aufklärung des Mordes zu ziehen. Wie die Queen mit Polizei und Angestellten umgeht, wirkt authentisch und oft mit einem Augenzwinkern. Dass die Angestellten im Haus und Besucher großen Respekt vor der Königin haben und deshalb auch immer wieder Gespräche verstummen, wenn sie den Raum betritt, ist durchaus vorstellbar.

Die Krimihandlung selbst hat mir nicht ganz so gut gefallen. Der Spannungsbogen ist eher flach gehalten und manche Stellen lesen sich ein wenig langatmig. Da hätte man durchaus ein wenig straffen können oder ein bisschen mehr Schwung hineinbringen können.

Fazit:

Wer einen spannenden Krimi erwartet, ist hier nicht richtig. Aber eine unterhaltsame Kriminalgeschichte mit royalem Touch ist das Buch auf jeden Fall.
Mehr als 3 Sterne vermag ich hier nicht zu geben.

Veröffentlicht am 07.05.2021

Ein sturer Kopf, die Frau Stier

Doppelbock
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Dieser Krimi ist der zweite mit der, aus gesundheitlichen Gründen in den (Un)Ruhestand geschickten, ziemlich kompromisslosen KHK Frederike Stier.

Alexander, ein Bekannter aus der Reha-Klinik und engagierter ...

Dieser Krimi ist der zweite mit der, aus gesundheitlichen Gründen in den (Un)Ruhestand geschickten, ziemlich kompromisslosen KHK Frederike Stier.

Alexander, ein Bekannter aus der Reha-Klinik und engagierter Umweltschützer wird tot aufgefunden. Frederike glaubt nicht an die Unfalltheorie und ermittelt auf eigene Faust, sehr zum Missfallen der ehemaligen Kollegen und ihres Freundes Hartmut.

Frederike verbeißt sich in die Tätersuche und gibt auch dann nicht auf, als sowohl Hartmut als auch sie massiv bedroht werden und tote Ratten vor ihren Wohnungstüren vorfinden.

Meine Meinung:

Leider fehlt mir der erste Teil „Kohlenwäsche“, um mich mit der streitbaren Kommissarin besser anfreunden zu können. Den Krimi selbst kann man ohne Vorkenntnisse lesen, bringt sich aber um die Charakterstudie. Auch wie Frederike und Hartmut sich und Alexander in der Reha kennengelernt haben, fehlt (nicht nur) mir. Eine kurze Rückblende, z.B. in einem Gespräch, hätte hier in wenigen Sätzen Abhilfe schaffen können.

Sehr gut sind die Interessenskonflikte hier die Umweltschützer dort die Bauern, dargestellt. Die Menschen, die früher in den Kohlgruben gearbeitet haben, sehen die Aktivitäten der Umweltschützer mit gemischten Gefühlen. Diese Stimmung ist sehr gut getroffen. Auch die Angst um den Verlust der Arbeitsplätze bei einer Spedition lässt die LKW-Fahrer mehr Schichten fahren, als gesund ist. Dass diese Spedition ausgerechnet Alexanders Ex-Frau gehört, kann nur der Fantasie eines Autors entsprungen sein. Die Tochter eines dieser Fahrer ist durch Umweltgifte krank, doch ihr Vater macht dafür die Falschen verantwortlich.

Das Verhältnis zwischen Frederike und ihren ehemaligen Kollegen scheint nicht ganz so harmonisch zu sein. Sie wirkt auf mich ein wenig rechthaberisch, hat aber vermutlich mehr Instinkt und Erfahrung. Komisch finde ich nur, dass ausgerechnet jener Kollege, mit dem sie, in ihrer aktiven Zeit, nie so recht konnte, der Einzige zu scheint, der ihr (unerlaubterweise) Informationen zusteckt.

Fazit:

Ein durchaus interessanter Krimi, der noch ein bisschen Luft nach oben hat. Gerne gebe ich hier gute 3 Sterne und schaue, ob ich den 1. Band in der Bibliothek ausleihen kann.

Veröffentlicht am 02.05.2021

Reichlich skurril

Der Stempelmörder
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In einem Österreich der fernen Zukunft werden Zuwanderer nach ihrer Herkunft getrennt und in diverse Programme gesteckt, um aus ihnen „gute Österreicher“ zu machen. Da gibt es „Piefke 5“, „Tschuschen 6“ ...

In einem Österreich der fernen Zukunft werden Zuwanderer nach ihrer Herkunft getrennt und in diverse Programme gesteckt, um aus ihnen „gute Österreicher“ zu machen. Da gibt es „Piefke 5“, „Tschuschen 6“ und „Türken hab 8“. Allen ist gemeinsam, dass sie strengen Regeln unterworfen sind, die aber von der Exekutive situationselastisch gehandhabt werden.

Hauptfiguren sind Juri, ein echter Deutscher, und Georg, der eigentlich ein Kärntner ist, aber dennoch das „Piefke 5“-Programm durchlaufen muss. Die näheren Hintergründe werden nur angedeutet. Die beiden wohnen im wieder eröffneten Männerwohnheim in der Meldemannstraße in der Brigittenau, dem 20. Bezirk Wiens.

Wir Leser begleiten Juri und Georg eine Woche lang bei ihren Verrichtungen im Rahmen des Einbürgerungsverfahrens und stolpern mit ihnen von einer Leiche zur anderen. Die Polizei scheint sich auf die beiden als Täter eingeschossen zu haben.

Meine Meinung:

Was als schwarzhumorig angekündigt wurde, trifft nicht immer meinen Geschmack. Vieles ist überzeichnet dargestellt, über ein paar Dinge, wie den Esel „Hazee“ musste ich allerdings herzlich lachen.

Der Schreibstil ist für viele Leser gewöhnungsbedürftig. Schnelle Schauplatzwechsel führen uns in verschiedene Winkel von Wien, die der übliche Wien-Tourist nicht zu sehen bekommt: Den Sammelplatz der Müllabfuhr, die in Wirklichkeit (Magistratsabteilung) MA48 heißt. Die Mistfeste mit Brat- und/oder Burenwurst und Hüpfburg gibt es wirklich. Und an der Alten Donau kann man sowohl im Arbeiterstranband als auch im Bundesbad Alte Donau baden. Das eine oder andere Techtelmechtel passiert dort auch. Ob sich ein hochrangiger Polizist und eine Ministerin wie beschrieben, vergnügt haben, wer weiß das schon.

Der Krimi ist recht skurril und gleitet ins Abstruse ab. Als Wienerin muss ich unseren Bundespräsidenten zitieren, der anlässlich des Ibiza-Videos gesagt hat „Nein, wir sind nicht so! So sind wir nicht!“. Aber wie sind wir dann? Neigen wir nicht alle dazu, Menschen in Schubladen zu stecken?

Fazit:

Wer skurrile Krimis mit ebensolchen Protagonisten mag, ist hier richtig. Mir persönlich ist er ein wenig zu überzogen. Daher gibt es nur 3 Sterne