Platzhalter für Profilbild

Venatrix

Lesejury Star
offline

Venatrix ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit Venatrix über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 07.05.2021

Ein gelungener 7. Fall

Verhängnisvolles Lavandou (Ein-Leon-Ritter-Krimi 7)
0

In diesem siebten Fall kommt Dr. Leon Ritter, Rechtsmediziner im malerischen Städtchen Lavandou, beinahe an seine Grenzen und die seiner Lebensgefährtin Isabelle Morell.

Zunächst wird die Leiche eines ...

In diesem siebten Fall kommt Dr. Leon Ritter, Rechtsmediziner im malerischen Städtchen Lavandou, beinahe an seine Grenzen und die seiner Lebensgefährtin Isabelle Morell.

Zunächst wird die Leiche eines kleinen, mit einem Kleid bekleideten Jungen gefunden. Augenscheinlich ein Flüchtlingskind, das niemandem abgeht. Dann wird ein erfolgreicher Geschäftsmann sowie ein verschwendungssüchtiger Geistlicher ermordet - beide haben Reste einer Mimose im Mund.

Polizeichef Zerna glaubt nicht an einen Zusammenhang zwischen den Morden an dem Kind und den Erwachsenen. Doch Leon Ritter überschreitet wieder einmal seine Kompetenzen, denn seine Intuition sagt ihm etwas anderes. Und leider sollte er recht behalten. Man findet weitere Überreste von Kindern. Die Spur führt Ritter in ein ehemaliges Internat, in dem vor vielen Jahren schwererziehbare Jungs untergebracht waren.

Meine Meinung:

Remy Eyssen schafft es wieder mühelos, mich durch die vielen Perspektivenwechsel zu fesseln. Ich konnte das Buch nicht mehr aus der Hand legen.
Bei dem korrupten und verschwenderischen Geistlichen, der alles daran setzt Bischof von Toulon zu werden, musste ich an einen ähnlichen, aber echten Charakter denken.

Der Protagonist Leon Ritter überzeugt durch seine ausgereifte Persönlichkeit, seinen Charme und durch seine messerscharfen Analysen. Gemeinsam mit Isabelle schafft er es quasi mit links, den überaus ehrgeizigen Polizeichef Zerna alt aussehen zu lassen. Gleichzeitig ist er Isabelle ein guter Partner und für ihre Tochter Lilou eine Bezugsperson. Tja, Lilou, noch nicht ganz 18 Jahre alt, verschaut sich leider immer wieder in die falschen Männer: mehr als doppelt so alt unziemlich windig. Während Maman Isabelle manchmal ihre Contenance verliert und auch den Polizeiapparat bemüht, versucht Leon „seine“ beiden Frauen zu verstehen und zu beruhigen. Gelingt nicht immer, aber trotzdem.
Diesmal kommen wieder die Ressentiments der Franzosen den Einwanderern aus Tunesien oder Algerien stärker zum Vorschein.

Der wahre Täter kann sich recht lange hinter seiner bürgerlichen Fassade verstecken, zumal uns der Autor in verschiedene Richtungen denken lässt. Auch Leon und Isabelle gehen die Tätersuche aus zwei unterschiedlichen Blickwinkeln an, finden aber dennoch zur selben Schlussfolgerung.

Fazit:

Wieder ein gelungener Krimi aus der Feder von Remy Eyssen, dem ich gerne 5 Sterne gebe.

Veröffentlicht am 07.05.2021

Raffiniert und spannend

Lockvogel
0

Felix, der Freund von Schauspielschülerin Antonia „Toni“ Lorenz verschwindet und mit ihm ihre gesamten Ersparnisse sowie der Familienschmuck auf Nimmerwiedersehen.
Nahezu gleichzeitig findet der Kellner ...

Felix, der Freund von Schauspielschülerin Antonia „Toni“ Lorenz verschwindet und mit ihm ihre gesamten Ersparnisse sowie der Familienschmuck auf Nimmerwiedersehen.
Nahezu gleichzeitig findet der Kellner eines Catering-Unternehmens auf der Party von Regisseur Alexander Steiner einen nassen Tod im Pool.

Sowohl Toni als auch Sybille Steiner suchen Rat bei Edgar Brehm, einem Privatdetektiv. Während Frau Steiner mit einem Bündel Euro-Noten wedelt, kann Toni das geforderte Honorar nicht zahlen und verdingt sich in der Detektei als Lockvogel, da Sybille Steiner ihren Mann der Untreue verdächtigt. Nützt der Regisseur die Sehnsucht junger Frauen, ein Hollywood-Star zu werden gnadenlos aus? Und wie passt der Tote im Swimmingpool hier ins Bild?

Meine Meinung:

Theresa Prammers Geschichten sind keine einfachen mit ebensolchen Lösungen. Mit viel Liebe zum Detail skizziert sie Lebensläufe voller Brüche, in denen mitunter auch Abgründe verborgen sind.
Als Schauspielerin, Autorin und Regisseurin weiß sie, wie die Theaterbranche so tickt. Sie schreibt von Schauspiellehrerinnen, die unerbittlich sind, von Filmemachern, die ihre bürgerliche Fassade mit Krampf aufrecht erhalten und aufstrebenden Talenten, die dem allen mehr oder weniger gewachsen sind.

Ihre Figuren sind selten eindimensional. Sie haben alle ihre Ecken und Kanten, sind manchmal naiv und dann wieder äußerst gewitzt.

Edgar Brehm, der Ex-Polizist und nunmehrige Privatermittler hat seine beste Zeit schon hinter sich. Er ist von Schuldgefühlen geplagt, lebt ungesund und fühlt sich in väterlicher Weise zu Toni hingezogen. Obwohl in seiner ehemaligen Dienststelle Persona non grata, hat er nach wie vor Kontakt zu Polizistin Fernanda, die ihn manchmal (unerlaubt) mit notwendigen Informationen versorgt.

Ein wichtiger Charakter, der nur selten persönlich in Erscheinung tritt, ist Tonis Großmutter, die in einer Seniorenresidenz in Baden bei Wien lebt, sich vor Verehren nicht retten kann.

Der Schreibstil ist spannend, wenn auch nicht reißerisch und teilweise im Wiener Dialekt gehalten. Durch zahlreiche falsche Fährten ist es den Lesern möglich, sich selbst Gedanken zu machen. Wer hat den Kellner auf Steiner Party ermordet? Und warum? Oder ist er Opfer einer Verwechslung gewesen?

Fazit:

Ein raffiniert geschriebener Krimi, dem ich gerne 5 Sterne gebe.

Veröffentlicht am 02.05.2021

Eine gelungene Fortsetzung

Zara und Zoë - Die Tochter des Paten
0

Auch im dritten Teil der Reihe rund um die höchst unterschiedlichen Zwillingsschwestern Zara und Zoë geht es rasant zu.

Zara, quasi die „Gute“, Polizistin bei Europol, und Zoë, die in die kriminellen ...

Auch im dritten Teil der Reihe rund um die höchst unterschiedlichen Zwillingsschwestern Zara und Zoë geht es rasant zu.

Zara, quasi die „Gute“, Polizistin bei Europol, und Zoë, die in die kriminellen Fußstapfen des gemeinsamen Vaters Fred getreten ist, reden seit dem Tod von Fred kein Wort mehr miteinander. Denn Zara ist am Tod des Vaters schuld, zumindest in Zoës Augen.

Doch nun muss Zoë über ihren eigenen Schatten springen und Zara um Hilfe bitte: Chiara, die Tochter des mächtigen südfranzösischen Mafiabosses Benito Balotelli ist entführt worden. Eine Befreiung kann nur mit Zaras Hilfe erfolgen.

Meine Meinung:

Wie schon die beiden Vorgänger ist auch dieser Fall reich an Action. Autor Alexander Oetker versteht es vortrefflich, seine Leser quer durch Frankreich zu hetzen. Sei es mit Zoë auf dem Motorrad oder mit Zara im Helikopter.
Neben zahlreichen Schusswechseln dürfe die Leser die mediterrane Landschaft der Provence erleben. Hin und wieder gibt es auch eine (sehr) kurze Verschnaufpause im „Chez Fred“, jenem Lokal, dass die Mutter von Zara und Zoë führt.

Nach einem blutigen Showdown kommen sich die Schwestern wieder näher. Die Frage ist nur, wie lange?

Fazit:

Eine gelungene Fortsetzung, die durch die kurzen Kapitel keine Langeweile aufkommen lässt. Gerne gebe ich hier 5 Sterne.

Veröffentlicht am 02.05.2021

Er wird mir fehlen, der Hugo Portisch

So sah ich Mein Leben. Life is a story - story.one
0

Als der österreichische Journalist Hugo Portisch am 1. April im 94. Lebensjahr verstorben ist, habe ich, so wie viele andere Menschen große Trauer empfunden.
Mit diesem kleinen Buch, das er Hannes Steiner ...

Als der österreichische Journalist Hugo Portisch am 1. April im 94. Lebensjahr verstorben ist, habe ich, so wie viele andere Menschen große Trauer empfunden.
Mit diesem kleinen Buch, das er Hannes Steiner diktiert hat und von Martin Haidinger in den jeweils passenden historischen Kontext gesetzt wurde, lässt er sein Leben nochmals Revue passieren.
Für Hugo Portisch, der 1927 in Brünn (heute Bratislava) geboren wurde, war die Freiheit immer das höchste Gut.
Seine Reportagen aus aller Welt sei es aus Paris, Washington, London oder Peking - wir haben sie mit Gänsehautfeeling gehört - Immer am Puls des Weltgeschehens. Unvergessen ist auch seine Reportage aus Prag zu Beginn des Prager Frühlings 1968.
Sein oberster Prinzip im Journalismus war: Check - Recheck - Doublecheck.
Etwas, was ich im heutigen Journalismus vermisse. Heute werden Nachrichten oft Sensationsgier wegen ungeprüft unter die Leute gebracht.
Er wird mir fehlen, der Hugo Portisch!

Veröffentlicht am 02.05.2021

Wenn aus Kränkung Rache wird

Rache
0

Österreichs wohl bekanntester Gerichtspsychiater hat sich eines Themas angenommen, das noch nicht so gut erforscht ist - der Rache.

Prof. Reinhard Haller schöpft aus seinem reichen Erfahrungsschatz. In ...

Österreichs wohl bekanntester Gerichtspsychiater hat sich eines Themas angenommen, das noch nicht so gut erforscht ist - der Rache.

Prof. Reinhard Haller schöpft aus seinem reichen Erfahrungsschatz. In 13 Kapitel geht er dem Mythos Rache nach. Ist Rache wirklich süß? Oder dient sie nur der Befriedigung diverser Eitelkeiten?

Wer kennt das Gefühl nicht, einem Autofahrer, der einen den Parkplatz weggeschnappt hat, heimlich die Reifen aufzuschlitzen oder zumindest die Luft herauszulassen? Oder dem Kollegen eins auszuwischen? Eben! Doch ob und wie es zur Eskalation und Ausführung der Rachegedanken kommt, können wir hier nachlesen.

Und was passiert, wenn die Rache ausgelebt wurde? Fühlt sich der Rächer besser? Wahrscheinlich nur kurz, denn nachhaltig ist das Gefühl nicht.

Wann ist der richtige Zeitpunkt, seine Rachefantasien fallen zu lassen und eine Versöhnung oder ein Verzeihen einzuleiten?

Anhand von Beispielen aus der Literatur sowie der Kriminalgeschichte bringt uns Reinhard Haller das Wesen der Rache und ihre Mechanismen näher.

Oft setzt Rache eine Spirale der Gewalt in Gang, in denen der Täter selbst zum Opfer wird.

Meine Meinung:

Wenn ich heute in den Nachrichten lese, dass in den 4 Monaten des heurigen Jahres in Österreich bereits 9 Frauen aus Rache, weil sie ihren Partner verlassen haben, ermordet wurden, muss man dem Thema Rache mehr wissenschaftliche Aufmerksamkeit widmen.

Reinhard Haller zeigt auch Lösungsvorschläge auf, um aus der Falle der Rache herauszukommen. Das setzt aber reflektierte Menschen voraus, was die meisten, die Rache nehmen, ja nicht sind.

Das Buch ist trotz des ernsten Themas gut zu lesen, da es gut strukturiert ist..

Fazit:

Ein Einblick in die Abgründe der Menschen, gekonnt aufbereitet von Prof. Reinhard Haller. Gerne gebe ich dem Buch 5 Sterne.