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Veröffentlicht am 02.06.2021

Zu viel Oberflächlichkeit und flache Charaktere

Partem. Wie die Liebe so kalt
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Jael gehört zum Partem und als Teil dieser Organiation ist es seine Aufgabe, den Menschen ihrer Liebe zu berauben - sei es familiäre, freundschaftliche, romantische Liebe oder Selbstliebe. Dafür muss er ...

Jael gehört zum Partem und als Teil dieser Organiation ist es seine Aufgabe, den Menschen ihrer Liebe zu berauben - sei es familiäre, freundschaftliche, romantische Liebe oder Selbstliebe. Dafür muss er das Vertrauen der Menschen gewinnen, sich von ihrer Liebe erzählen lassen, sie berühren und ihnen einen Gegenstand entwenden, in dem er die Liebe speichert. Da Jael keine Familie mehr hat, ist die Organisation sein ganzer Lebensinhalt. Bis Xenia in seinem Leben auftaucht. Xenia ist eine Immunitin, ohne es selbst zu wissen. Damit stellt sie aber ein großes Problem für den Partem da. 

Bei "Partem" handelt es sich um eine Dilogie, die sich dem Genre der Urban-Fantasy zuordnen lässt. Handlungsort ist vermutlich Deutschland, wobei das hier nie konkrekt benannt wird. Es lässt sich eher an den Namen der Figuren ableiten. Protagonisten sind sowohl Jeal als auch Xenia, erzählt wird aber nicht nur aus ihren Sichtweisen, sondern auch aus denen anderer Figuren. Sie stehen in der Geschichte aber dennoch im Fokus. Jeal und fünf weitere junge Erwachsene des Partem sind neu in der Stadt und ziehen gegenüber von Xenias Wohnhaus in eine WG. Auch auf ihre Schule gehen sie nun und mischen den Laden dort ziemlich auf. Denn zuallererst fallen die Neuen vor allem wegen einer Tatsache auf: Sie sehen alle wahnsinnig gut aus! 

Für mich ist das ein großer Kritikpunkt an diesem Buch. Das Buch suggeriert über lange Strecken, dass es nur auf Äußerlichkeiten ankommt. Jeal benimmt sich wie ein Arsch? Ist egal, denn er sieht ja gut aus. Und das entspricht in der Tat der Aussage einer der Romanfiguren. So, so, so viele Male musste ich lesen, wie schön die fünf doch allesamt sind. Und immer, immer länger habe ich gebraucht, um auch nur den Hauch von Charakter bei einem von ihnen erkennen zu können. Immerhin haben Jael und Chrystal (die einzige weibliche Figur im Bunde der 5er-WG) im sehr viel späteren Verlauf des Buches etwas Farbe bekommen. Nach meinem Geschmack aber dennoch viel zu wenig.

Besser ist es der Autorin dagegen bei der Ausarbeitung anderer Figuren wie Xenia oder ihrem besten Freund Felix gelungen. Das Gleichgewicht hat diese Tatsache für mich trotzdem nicht herstellen können.  

Auch die Liebesgeschichten in diesem Buch (ja, es gibt zwei!) überzeugen mich nicht wirklich. Insbesondere bei Xenia und Jael ist von Anfang an etwas da, was mich aber null berühren oder überzeugen konnte. Und auch die Liebesgeschichte zweier anderer Figuren baut mal wieder - wie sollte es sonst sein - nur auf Oberflächlichkeiten auf. Sexuelle Anziehung und gutes Aussehen spielen hier eine riesen Rolle. Für einen Jugendroman kann ich das leider weniger gutheißen, denn es vermittelt eindeutig falsche Werte.

Die Geschichte plänkelt zudem die meiste Zeit nur so vor sich hin. Richtig spannend wird es erst im letzten Viertel des Buches und tatsächlich ist der Cliffhanger sehr gelungen, sodass ich trotz aller Kritik am Buch dennoch neugierig bin, wie es in Teil 2 weitergeht. Abschließend: Die Grundidee des Partem und des Stehlens von Liebe finde ich äußerst interessant, die Umsetzung ist aber eindeutig verbesserungswürdig.

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Veröffentlicht am 02.05.2021

Hinterlässt gemischte Gefühle

Zwischen zwei Herzschlägen
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Während einer Silvesterparty erleidet Joel einen Herzstillstand. Zum Glück ist Kerry bei klarem Verstand und beginnt sofort mit einer Herzdruckmassage. Damit rettet sie ihm das Leben. Der beliebte, sportliche ...

Während einer Silvesterparty erleidet Joel einen Herzstillstand. Zum Glück ist Kerry bei klarem Verstand und beginnt sofort mit einer Herzdruckmassage. Damit rettet sie ihm das Leben. Der beliebte, sportliche Joel beginnt mit mal Kerry wahrzunehmen, die schon länger heimlich in ihn verliebt ist. Sehr zum Leidwesen ihres besten Freundes Tim, denn der ist heimlich in Kerry verliebt. Über 18 Jahre erzählt die Autorin von einer verworrenen Dreiecksbeziehung, die einen großen Teil der schlimmsten Dramen des Lebens durchlebt.

Die Autorin will mit diesem Buch eine unheimlich wichtige Botschaft vermitteln, die ich an dieser Stelle noch einmal betonen will und muss: Egal wie ahnungslos man von Erste-Hilfe-Maßnahmen ist, sobald jemand - egal ob Fremder oder Freund - einen Herzstillstand erleidet, muss man sofort handeln. Auch wenn man sich nicht sicher ist wie eine Herzdruckmassage funktioniert, ist jeder Versuch besser als alles andere. Jedes Zögern kann schon zu spät sein. Denn nur sofortige Hilfe kann den Menschen retten.

Mich hat die Autorin mit dieser Botschaft mitten ins Herz getroffen, da ich selbst schon Berührungen mit dem Thema hatte. Das machte mir leider auch das Lesen dieses Romans unheimlich schwer. Allerdings weiß ich auch: Darüber in einem vermeintlichen Liebesroman aufzuklären, reicht bei Weitem nicht aus. Das ist leider auch der Grund, warum ich ansonsten nicht viel Gutes am Roman lassen kann. Die Geschichte selbst hat leider viele Kanten.

Die große Besonderheit des Romans ist natürlich, dass er uns auf knapp 600 Seiten aus 18 Jahren Leben dreier Menschen erzählt - von der Jugend bis zum mittleren Erwachsenenalter. Ich jedoch finde, dass dies auch die größte Schwäche des Romans ist. Denn während wir zwischen unzähligen Ereignissen und von Figur zu Figur springen, verpasst man dazwischen gefühlt auch unheimlich viel. In der einen Szene denkt Kerry noch darüber nach, dass Joel vermutlich nicht mal weiß, wie sie heißt, in der nächsten gemeinsamen Szene der beiden sitzt sie bei ihm am Krankenhausbett und sie amüsieren sich über einen gemeinsamen Insider. Wie kam es zu dieser plötzlichen Nähe/Freundschaft? Als Leser erfahren wir das leider nicht und das ist nur ein Beispiel von vielen. Wenn man 18 Jahre auf 600 Seiten zusammenfassen will, bleibt nun mal vieles auf der Strecke. Aus diesem Grund bin ich auch mit den drei Protagonisten nicht warm geworden.

Des Weiteren kam hier auch keinerlei Romantik auf. Sämtliche Gefühle, die einen Liebesroman so liebenswert machen, blieben hier auf der Strecke. In diesem Genre scheint mir der Roman einfach falsch untergebracht zu sein, zumal die großen Dramen des Lebens einen riesigen Stellenwert einnehmen. Es scheint als wären die drei vom Pech verfolgt. Ja, das wahre Leben ist leider manchmal so. Aber möchte ich das wirklich in einem Unterhaltungsroman lesen? Nein, denn das war mir zu viel harte Realität, um noch als Ausflucht zu dienen.

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Veröffentlicht am 13.04.2021

Ein philosophischer Reisebericht

Der Schneeleopard
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Autor Sylvain Tesson begibt sich in diesem Buch auf eine Reise nach Tibet mit dem Tierfotografen Vincent Munier. Die beiden suchen den Schneeleoparden, der mit seinen letzten 5.000 Exemplaren auf der Welt ...

Autor Sylvain Tesson begibt sich in diesem Buch auf eine Reise nach Tibet mit dem Tierfotografen Vincent Munier. Die beiden suchen den Schneeleoparden, der mit seinen letzten 5.000 Exemplaren auf der Welt vom Aussterben bedroht ist. Wir begleiten die Reisenden vom Einstieg ins Flugzeug nach China bis zum Rückflug. Dabei lässt uns Tesson intensiv an seinen Gedanken teilhaben.

Dies ist es auch, was das Buch verstärkt ausmacht: Zwar schildert der Autor von wo sie wohin und wie gereist sind, wo sie schliefen oder für eine Tierbeobachtung ausharrten, diese Beschreibungen kamen mir aber leider ein wenig zu kurz. Zwischen Tessons Erlebnissen und Erfahrungen fließen sehr viele Gedankenspiele ein, die meist philosophischer Natur sind. Dabei philosophiert er über - im wahrsten Sinne des Wortes - Gott und die Welt, die Macht des Menschen über die natürliche Ordnung, das Aussterben der Tiere und vieles mehr. Das Buch enthält viele wahre Worte, nur hatte ich mir diese Reise etwas anders vorgestellt. Die Beobachtung eines Tieres verläuft sich dann schnell wieder in Tessons Gedanken; die Schilderungen der Beobachtungen kamen mir daher leider zu kurz. Und auch der Schneeleopard spielt dann doch nur eine kleine Rolle, dafür, dass er Namensgeber des Buches ist.

Man muss bereit sein, sich auf sehr viel mehr Tiefe und weniger Erlebnisbericht einzustellen, eine Struktur in Tessons Gedanken darf man allerdings nicht erwarten.

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Veröffentlicht am 12.03.2021

Ein sehr gemischtes Leseerlebnis

Meeresglühen (Romantasy-Trilogie, Bd. 1)
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Wie jeden Sommer verbringt die 17-jährige Ella einen Teil ihrer Ferien in Cornwall, in dem Cottage ihrer verstorbenen Oma. Normalerweise reist sie mit ihrer Mutter an, doch da diese bei Ärzte ohne Grenzen ...

Wie jeden Sommer verbringt die 17-jährige Ella einen Teil ihrer Ferien in Cornwall, in dem Cottage ihrer verstorbenen Oma. Normalerweise reist sie mit ihrer Mutter an, doch da diese bei Ärzte ohne Grenzen im Ausland festhängt, verbringt Ella zunächst eine Woche allein in Cornwall. Bei ihrem ersten Strandspaziergang entdeckt sie dann einen scheinbar leblosen Surfer auf seinem Surfbett im Wasser. Nach einer heiklen Rettungsaktion fischt Ella den gar nicht so leblosen Aris aus dem Wasser. Doch irgendwas stimmt nicht so recht mit ihm. Seinen Körper verzieren seltsame Male, bei einer Berühung fängt er an zu glühen und seltsam gekleidet ist er auch noch. Bis sich herausstellt: Aris ist nicht so ganz aus unserer Welt. Und Ella hilft ihm, in seine zurückzukehren.

Der Plot ist wirklich grandios. Der Titel deutet schon an in welche Richtung es geht, daher ist es wohl kein großes Geheimnis, dass Aris' Welt im Meer liegt. Damit greift die Autorin einen faszinierenden Mythos auf, was ich per se schon spannend finde. Und natürlich tauchen wir auch als Leser in diese Welt ein, die von Fantasie nur so sprüht. Der Grundgedanke stimmt hier also auf jeden Fall. Mit der Umsetzung bin ich allerdings nicht so ganz zufrieden.

Unsere Protagonistin Ella ist von Anfang an ein aufgewecktes Mädchen, das uns tief in ihre Seele blicken lässt. Das interessante an ihr jedoch: Sie hat eine sehr dominante innere Stimme, die regelmäßig in einen "Dialog" mit ihr tritt. Zu Beginn fand ich das ganz unterhaltsam, mit der Zeit wurde es ein wenig anstrengend. Zumal ihre innere Stimme irgendwann begann, Ella ständig mit "Schätzchen" anzureden. Für eine innere Stimme finde ich das schon speziell. Und durchweg pessimistisch und bösartig war sie natürlich auch. Mir wäre statt der inneren, "ermahnenden" Stimme ein Mittelweg lieber gewesen. Denn Ella ist tatsächlich äußerst naiv, nur dass sie ihre innere Stimme nicht von zahlreichen Dummheiten, die sie begeht, abhält. Ella wurde aufgrund dessen im Laufe des Buches immer anstrengender für mich, weshalb ich leider nicht so richtig mit ihr warm werden konnte.

Natürlich sprühen hier auch ordentlich die Funken zwischen Ella und Aris. Nach meinem Geschmack war das etwas zu schnell etwas zu viel, aber ich denke, das ist wirklich Geschmackssache. Und zum Ende dieses ersten Bandes kommen sicher alle auf ihre Kosten. Hier wird es noch mal ordentlich spannend und emotional, auch wenn der Cliffhanger nicht allzu groß ist.

Für mich war es insgesamt ein sehr gemischtes Leseerlebnis, da mir die Spannung leider meist etwas auf der Stecke blieb. Das Ende hat aber einiges rausholen können, sodass ich momentan dennoch dazu tendiere, auch Band 2 zu lesen.

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Veröffentlicht am 21.12.2020

Leichte, dennoch spannende Kost mit gewisser Thriller-Note

Sweet Little Lies
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Betty ist gerade dabei ihre sieben Sachen zu packen und ihren Verlobten Thom zu verlassen als die gemeinsame Wohnung in die Luft fliegt. Betty kommt glücklicherweise mit ihrem Leben davon, wird aber anschließend ...

Betty ist gerade dabei ihre sieben Sachen zu packen und ihren Verlobten Thom zu verlassen als die gemeinsame Wohnung in die Luft fliegt. Betty kommt glücklicherweise mit ihrem Leben davon, wird aber anschließend von Geheimagenten, die sich mit Tiernamen ansprechen, entführt. Und wie sich herausstellt ist ihr Verlobter Thom einer von ihnen und die beiden schweben in größter Gefahr. Das Resultat ist dieser actionreiche Liebesroman, gespickt mit Verfolungsjagden, Schießereien und vielen Geheimnissen.

Der Plot des Buches ist wirklich großartig! Der Verlobte plötzlich ein Geheimagent? Für Betty ist es ein Schock, der uns gerade zu Beginn des Romans auf eine emotionale Achterbahnfahrt schickt. War Betty nichts weiter als eine Tarnung für Thom? Doch die größte aller Fragen: Wer trachtet Thom und Betty nun nach dem Leben? Gemeinsam begeben sich Thom und Betty (letztere eher unfreiwillig) auf eine Jagd, bei der sie mal die Verfolgenden und mal diejenigen sind, die verfolgt werden. Entsprechend hat das Buch eine sehr unterhaltsame Thriller-Note. Umrahmt wird diese natürlich von der Liebesgeschichte. Und diese ist - nun ja - mal schöner, mal weniger schön. In der ersten Buchhälfte konnte diese mich voll überzeugen, in der zweiten Buchhälfte hat die Autorin aber deutlich nicht mehr das Gleichgewicht zwischen Authentizität und Kitsch gehalten. Zu oft sind insbesondere Aussagen zwischen den Protagonisten dann ins Kitschige abgerutscht.

Die Charaktere des Buches sind auf jeden Fall interessant - haben mich aber nicht umgehauen. Positiv hervorheben kann man aber, dass Betty mal nicht die klassische New Adult-Protagonistin mit Modelmaßen ist. Thoms Charakter konnte ich irgendwie nie so ganz durchschauen.

Für mich das Schlimmste an diesem Buch war jedoch der Schluss, sagen wir etwa das letzte Viertel des Buches. Kylie Scott hat die Geschichte hier noch unnötig - und vor allem maßlos überzogen - in die Länge gezogen. Eine nur gut 200 Seiten lange Story war dem Verlag dann vielleicht doch etwas zu kurz, keine Ahnung, was sie sonst geritten hat, hier dermaßen auszuholen. Da hätte ich mir gewünscht, die Autorin hätte sich an der ein oder anderen Stelle in der "Hauptstory" lieber mehr Zeit genommen und dafür das Ende abgekürzt. Vielleicht war der Spargat zwischen Liebesroman und Actionthriller auch etwas zu gewagt für die Autorin. Schade, daher nur 3 Sterne.

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