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Veröffentlicht am 04.05.2021

Packende Familiensaga rund um ein Hotel an der Ostsee Anfang des 20. Jh

Palais Heiligendamm - Ein neuer Anfang
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Michaela Grünigs erster Band über das „Palais Heiligendamm“ entführt den Leser in die Zeit vom Sommer 1912 bis zum Winter 1919.
Im Mittelpunkt des Romans steht die Berliner Hoteliersfamilie Kuhlmann, die ...

Michaela Grünigs erster Band über das „Palais Heiligendamm“ entführt den Leser in die Zeit vom Sommer 1912 bis zum Winter 1919.
Im Mittelpunkt des Romans steht die Berliner Hoteliersfamilie Kuhlmann, die in Doberan mit einem neuen Luxushotel einen Neuanfang gewagt hat. Durch den leichten und flüssigen Erzählstil, aber auch die anschaulichen Beschreibungen sowohl des Kurbadambientes, des mondänen Lebensstils, aber auch des geschäftigen Treibens in einem solchen Spitzenhotel fühlt man sich relativ rasch hineingezogen in die Epoche und in das Familienleben der Inhaber, ebenso auch in den Alltag der Bediensteten.
Erzählt wird aus der Sicht der drei Hauptpersonen, erstens aus Sicht von Elisabeth, der zweitältesten Tochter des Hoteliers, die sich mehr als ihre Brüder für den Hotelbetrieb interessiert, aber sehr darum kämpfen muss, als Frau akzeptiert zu werden, zweitens aus Sicht ihres Bruders Paul, der sich nicht nur eher einer musikalischen Laufbahn hingezogen fühlt als dem Hotelbetrieb, sondern zudem noch mit homosexuellen Neigungen zu kämpfen hat, und drittens aus Sicht von Minna, einem tüchtigen Mädchen aus ärmlichen Verhältnissen, das sich mit Fleiß und Loyalität vom einfachen Stubenmädchen bis zur Spitzenköchin des Hotels hocharbeitet.
Durch diese verschiedenen Sichtweisen erlebt man nicht nur die Welt des Hotelbetriebs von der Dienstgeber- und Dienstnehmerseite, sondern auch die zwischenmenschlichen Beziehungen, die Stärken und Schwächen der Menschen. Nicht nur innerhalb der Bediensteten herrscht strenge Disziplin, auch in den gehobenen Kreisen sind die jungen Menschen durch Etikette und Tradition stark eingeschränkt.
Die Handlung ist packend von Beginn an, stellt die Protagonisten vor viele Probleme, Prüfungen und Schicksalsschläge, lässt sie Glück und Leid, Enttäuschungen und Liebe erleben. Der Wandel der Zeit ist unverkennbar, die Anpassung an Modernes unabdingbar. Die Schrecken und die Leiden während des Krieges durchleben sie alle, ob am Schlachtfeld oder im zum Lazarett umgestalteten Luxushotel. Letztlich sind bereits die Probleme der Zukunft zu erahnen: politische Veränderungen sowie die Judenfrage.
Als ich die letzte Seite des Buches beendet hatte, hätte ich am liebsten sofort den zweiten Band zur Hand genommen, so sehr hat mich das Schicksal der Familie Kuhlmann in ihren Bann gezogen.

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Veröffentlicht am 02.05.2021

Wenn aus Opfern Täter werden

Nordseegeheimnis
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Der Privatdetektiv Raphael Freersen ermittelt Undercover in einer Diebstahlangelegenheit in einer Kurklinik auf Föhr. Als er sich eines Nachts nach einer Lokaltour zurück in die Klinik schleicht, stolpert ...

Der Privatdetektiv Raphael Freersen ermittelt Undercover in einer Diebstahlangelegenheit in einer Kurklinik auf Föhr. Als er sich eines Nachts nach einer Lokaltour zurück in die Klinik schleicht, stolpert er im dunklen Keller über einen blutenden Menschen und verliert das Bewusstsein. Am nächsten Tag wacht er nicht nur in seinem eigenen Bett auf, sondern es finden sich auch keinerlei Spuren von einem Verletzten oder Toten. Er beginnt nachzuforschen.
Bei "Nordseegeheimnis" handelt sich um den zweiten Band rund um Raphael Freersen. Obwohl ich die Vorgeschichte nicht kannte, kam ich problemlos in die Geschichte hinein, würde aber dennoch empfehlen, mit Band 1 zu beginnen, um die private Story im Detail zu kennen.
Der Schreibstil der Autorin ist flüssig und leicht. Mir gefielen vor allem die witzigen Situationen, das Humorvolle, die Art und Weise wie Raphael agiert. Er handelt eher impulsiv, trifft so manches Fettnäpfchen, wirkt vielfach nicht wirklich erwachsen, aber er hat das Herz am rechten Fleck. Und mit seinem Charme wickelt er nicht nur die holde Weiblichkeit um den Finger. Auch die zu seinem Umkreis gehörenden Personen sind in ihrer Verschiedenheit überzeugend und liebenswert dargestellt.
Die Ermittlungstätigkeit geht eher langsam voran und vermengt sich mit privatem Geschehen. Genau das machte für mich das Buch so unterhaltsam. Ich amüsierte mich köstlich über die diversen witzigen Begebenheiten und die Art und Weise, wie sich Raphael in so manche verfahrene Situation brachte bzw. wie er sich wieder heraus wand. Wirklich prickelnde Spannung kommt schließlich in den letzten Kapiteln auf. Die ganze Zeit über konnte ich wunderbar mit rätseln und wurde letztendlich doch überrascht.
Mir hat dieser eher ruhige, aber sehr humorvolle Krimi, mit einem sehr sympathischen Protagonisten und einer unerwarteten Auflösung des Falles so gut gefallen, dass ich mich schon auf die Fortsetzungen freue.

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Veröffentlicht am 28.04.2021

Der Schein trügt

Der tote Rittmeister
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Mich hat dieses Buch vollauf begeistert, nicht nur weil es sich ungemein angenehm liest, flüssig und leicht, sondern weil es ein stimmiges Gesamtpaket ist, das pures Lesevergnügen bereitet, von den Charakteren ...

Mich hat dieses Buch vollauf begeistert, nicht nur weil es sich ungemein angenehm liest, flüssig und leicht, sondern weil es ein stimmiges Gesamtpaket ist, das pures Lesevergnügen bereitet, von den Charakteren über den exzellenten Spannungsbogen bis zum sehr gelungenen historischen Flair.
Auch wenn man den ersten Band dieser Reihe noch nicht kennt, hat das keinerlei Auswirkung auf diesen Roman. Man kommt problemlos in die Handlung hinein.
Worum geht es? Sommerfrische in Norderney. 1913. In den Dünen wird ein Rittmeister ermordet und gleichzeitig verschwindet ein kleines Mädchen aus einem Kinderspital. Während sich Viktoria auf die Suche nach dem Kind macht, wird Christian unfreiwillig zum Mord-Ermittler ernannt. Bald erkennen sie, dass die beiden Ereignisse zusammenhängen.
Die beiden Protagonisten Viktoria, die sozial und fortschrittlich denkende, aus gutbürgerlichen Verhältnissen stammende Lehrerin, die sich bewusst für eine Berufstätigkeit entschieden hat, was zur damaligen Zeit für die besseren Kreise ungewöhnlich bis unvorstellbar war, und Christian, den engagierten, kriminalistisch begabten Journalisten, der sich aus der unteren Bevölkerungsschicht empor gearbeitet hat und eher unkonventionell agiert, habe ich sofort ins Herz geschlossen.
Die sehr anschaulichen Schilderungen der historischen Ereignisse, ob Pferderennen, kulturelle Veranstaltungen oder Schifffahrten, der mondänen Gesellschaft ebenso wie des ärmlicheren Teils der Bevölkerung, beflügeln die eigene Fantasie derart, dass man tatsächlich in die Welt von damals versinkt. Zudem passt auch die Dosierung: es gibt viele, viele Details und dennoch wird man nie von ellenlangen Beschreibungen erschlagen.
Last but not least das für einen Krimi wohl wichtigste: die Spannung. Diese war von Anfang bis zum Ende gegeben. Einerseits rätselt man bezüglich des Mörders und des Motivs, andererseits bangt man um das kleine Mädchen, von dem man nicht weiß, ob es noch lebt oder irgendwo hilflos herumirrt. Schritt für Schritt lüften Viktoria und Christian so manches wohlgehütete Geheimnis, decken Machenschaften und Abgründe auf, unerwartete Wendungen und Enthüllungen überraschen, bis letzten Endes der Übeltäter gefasst wird.
Für mich hat bei diesem Kriminalroman einfach alles gepasst. Er hat mir fesselnde und zugleich vergnügliche Lesestunden bereitet, hat Neugierde und Vorfreude auf den nächsten Fall geweckt.

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Veröffentlicht am 24.04.2021

10 Jahre danach kommt die Wahrheit ans Licht

Der Lohn des Verrats
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Kurz zum Inhalt: Zehn Jahre ist es her, da verschwand ihr Sohn Fabian spurlos, da taucht beim Begräbnis ihres Mannes ein Kranz von ihm auf. Die Polizei soll ihn aufspüren und stößt bei den Recherchen auf ...

Kurz zum Inhalt: Zehn Jahre ist es her, da verschwand ihr Sohn Fabian spurlos, da taucht beim Begräbnis ihres Mannes ein Kranz von ihm auf. Die Polizei soll ihn aufspüren und stößt bei den Recherchen auf ungeklärte Mädchenmorde.
Der erfahrene ältere LKA-Kommissar Otto Hagedorn und die junge Praktikantin und forensische Psychologin Lupe Svensson, bilden ein ungewöhnliches, sehr sympathisches Ermittlerduo, das harmonisch und trotz des Altersunterschiedes ausgezeichnet zusammenarbeitet. Vor allem Lupes psychologisches Einfühlungsvermögen, ihre Befragungstechnik machen die Verhöre und somit auch diesen Krimi zu etwas Besonderen.
Durch die Rückblenden in die 90er Jahre wird man sehr anschaulich in Fabians Leben und das seiner Freunde, ihre Beziehungen, hineinversetzt, wird hineingezogen in die im gleichen Zeitraum verübten schrecklichen Mordfälle, da passiert manch Unheimliches und Rätselhaftes.
In der Gegenwart verfolgt man die polizeiliche Kleinarbeit, wie sich Puzzlestein zu Puzzlestein hinzufügt, die Ermittler sich Schritt für Schritt der Wahrheit und der Lösung des Cold Case nähern. Man gibt sich seinen eigenen Vermutungen hin und wird immer wieder von unerwarteten Wendungen überrascht.
Der Krimi liest sich flüssig, ist packend vom Anfang bis zum Ende, der Spannungsbogen bleibt stets gespannt, eine fesselnde Lektüre, die man nicht mehr aus der Hand legen mag.
Bereits der erste Band dieser Reihe „Preis der Rache“ hat mich begeistert; dieser wurde vom zweiten in punkto Handlungsaufbau und Einzelartigkeit des Falles noch übertroffen. Obwohl es sich auch beim zweiten Band um einen abgeschlossenen Fall handelt, würde ich dennoch empfehlen, die Reihe mit Band 1 zu beginnen, um insbesondere die außergewöhnliche Vorgeschichte von Lupe im vollen Umfang zu kennen.

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Veröffentlicht am 18.04.2021

Wunderliche Göttinnen, mysteriöse keltische Bräuche und rätselhafte Morde

Flowerpower und Druidentrank
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"Flowerpower und Druidentrank“ ist der 4. Fall, in dem Karin Schneider ungewollt in einen Mordfall schlittert. Diesmal findet sie nahe einem keltischen Hügelgrab ein, allerdings aus der Neuzeit stammendes, ...

"Flowerpower und Druidentrank“ ist der 4. Fall, in dem Karin Schneider ungewollt in einen Mordfall schlittert. Diesmal findet sie nahe einem keltischen Hügelgrab ein, allerdings aus der Neuzeit stammendes, Skelett, dessen Fund einerseits das Verschwinden eines vor Jahrzehnten vermissten Dorfbewohners aufklärt, andererseits aber auch Fragen nach dem Grund aufwirft, wieso man ihn heimlich und still verscharrt hat. Im Ort feiert man zu diesem Zeitpunkt das keltische Frühlingsfest und Karin stößt auf eine Verbindung des Toten zu den sogenannten drei Göttinnen, drei etwas seltsame Frauen, die keltische Bräuche pflegen.
Die Protagonistin, geschieden, Mutter mehrerer schon fast erwachsener Kinder, will sich aus den Kriminalfällen, in die sie stets zufällig gerät, eigentlich immer heraus halten, doch auch diesmal gibt es einen triftigen Grund sich einzumischen. Denn ihre Tochter Susa gerät unter Mordverdacht. Die Handlung kommt in Schwung, als Karin, wie immer impulsiv agierend, unüberlegt in brenzlige Situationen schlittert, dennoch hartnäckig alle Spuren verfolgt und letztlich die Morde aufklärt.
Das Buch liest sich nicht nur flüssig und leicht, es bietet auch eine Reihe witziger Szenen, köstlich skurrile Typen, Verwicklungen, wechselnde Verdächtige und in alle möglichen Denkrichtungen führende Spuren, die einen als Leser fordern und zum Miträtseln anregen, um dann letzten Endes überrascht festzustellen, dass es in Krimis meist anders kommt, als man denkt.
Zudem erfährt man auch so manches über keltisches Brauchtum und tatsächlich aus jener Zeit vorhandene Ritualplätze u.dgl. Das Buch regt somit durchaus dazu an, sich mit dieser Thematik etwas eingehender auseinander zu setzen.

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