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Veröffentlicht am 05.04.2017

Alarm auf Amrun

Backfischalarm
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Wenn eine Klasse 10 auf Klassenfahrt geht, wird es meistens stürmisch. Deshalb sieht Polizist Thies Detlefsen seine Zwillingstöchter Telje und Tadje auch mit Sorgen ziehen. Nicht umsonst, wie sich bald ...

Wenn eine Klasse 10 auf Klassenfahrt geht, wird es meistens stürmisch. Deshalb sieht Polizist Thies Detlefsen seine Zwillingstöchter Telje und Tadje auch mit Sorgen ziehen. Nicht umsonst, wie sich bald herausstellt. Auf der Fähre nach Amrum geht es schon hoch her, es wird gegiggelt und geflirtet, schließlich ist mit Referendar Manuel ein „voll süßer“ Junglehrer dabei. Die Smartphones sind im Dauereinsatz, Selfies und Filmchen werden gemacht und dann sitzt da plötzlich ein Fahrgast erstochen auf dem Sonnendeck.
Zwar finden es Telje und Tadje voll peinlich, dass ihr Vater nun dienstlich auch auf Amrum weilt, Nicole Stappenbeck ist auch dabei, zusammen mit Finn, für den sie in der Eile keinen Babysitter fand. Gut, dass die übliche Stammbesetzung der „Hidde Kist“ einen Wettgewinn auf Amrum gemeinsam auf den Kopf hauen will, sie übernehmen nicht nur Hilfspolizeidienste, sondern auch den kleinen Finn.
Für alle Leser, die schon frühere Bücher von Krischan Koch kennen, ist das Wiedersehen mit den Figuren sehr vergnüglich, die anderen Leser werden gleich mit ihnen heimisch, es wird höchstens der Wunsch geweckt, die Lücken schnell zu schließen.
Wie immer macht es einen Riesenspaß diesen vergnüglichen und schrägen Nordseekrimi zu lesen. Die Gag-Dichte und der Wortwitz sind hoch, es vergeht keine Szene, in der ich nicht schmunzeln oder sogar laut lachen musste. Zu den alten Bekannten hat sich der Autor wieder eine ganze Reihe kantiger und origineller Typen einfallen lassen. Ob es die Helikoptermama von Anna-Lena ist, die sogar Hausverbot im Landschulheim bekommt; der Referendar Manuel, der sich mit Piratentuch fast wie Jack Sparrow fühlt und dem Charme der Schülerinnen viel zu leicht erliegt; oder dem Esoteriker Rainer, der als Steineflüsterer seine Anhänger um sich schart. Ein ganz besonders gelungenen Auftritt hat Bootsmann Johnny Petersen, mit seinem Holzbein, wie weiland Long John Silver.
Darüber hinaus ist der Krimi nicht nur witzig, sondern auch verzwickt und spannend aufgebaut. Der erste Tote war nur der Anfang und Thies und Nicole haben alle Hände voll zu tun, die Spuren zu sichten, Verdächtige ausfindig zu machen und immer mal wieder verschwundene Schüler zu suchen.
Wie immer hat mich Krischan Koch mit einer frischen Brise an die Nordseeküste entführt und diesen Kurzurlaub empfehle ich jedem, der gern Krimis mit Humor und Witz liest.

Veröffentlicht am 03.04.2017

Packender Krimi

Rabenaas
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Was wie ein harmloser Routinefall beginnt – ein Streit unter Nachbarn – entwickelt sich zu einer Herausforderung für die Beamten des Kommissariats auf Rügen.
Kerstin Sonntag wird von einer jungen, drogenberauschten ...

Was wie ein harmloser Routinefall beginnt – ein Streit unter Nachbarn – entwickelt sich zu einer Herausforderung für die Beamten des Kommissariats auf Rügen.
Kerstin Sonntag wird von einer jungen, drogenberauschten Frau mit dem Messer bedroht und schießt in Notwehr. Aber niemand außer ihr hat ein Messer gesehen. Die junge Frau gehörte zum Clan der Schreppers, eine kriminelle Familie, die seit Jahren die Insel und die Nachbarschaft beherrscht, denen aber nie etwas nachzuweisen ist. Oberhaupt der Familie ist Martha Schrepper, als Rabenaas bekannt und gleichermaßen gehasst, wie gefürchtet.
Für Kerstin sieht es nicht gut aus, ihr Chef Luka Kroczek hegt schon länger eine persönliche Abneigung gegen sie und lässt es an Unterstützung mangeln und der eingesetzte LKA Beamte lässt sich durch Vorurteile beeinflussen und ermittelt schlampig.
Derweil eskaliert der Streit in der Nachbarschaft der Schreppers, es gibt noch einen Toten, gefährliche Angriffe und Überfälle und immer geben sich die Familienmitglieder gegenseitig hieb-und stichfeste Alibis. Natürlich haben sie auch immer einen äußerst gewieften Anwalt im Schlepptau. Das zerrt an den Nerven der Beamten, sie suchen nach Motiven, nach greifbaren Beweisen und ziehen frustriert immer wieder den Kürzeren, selbst als das Rabenaas nicht davor zurückschreckt, Lukas Tochter mit einem Messer zu bedrohen, bleibt das folgenlos. Realistisch wird auch geschildert, wie hilflos die Polizei dem Treiben gegenüber steht, wenn sie sich an die Regeln hält, der Familienclan aber jede Regel bricht.
Ein spannender Fall, der zeigt, wie schnell die Beamten an ihre Grenzen stoßen können, die Eskalation von Gewalt ist rau und hart beschrieben, gerade aus der wirklichkeitsnahen Darstellung zieht der Krimi seine Faszination. Besonders die Figuren der Familie Schrepper sind toll charakterisiert. Hart, aber nie unglaubwürdig dargestellt, habe ich zwar keine Empathie für sie entwickeln können, wohl aber ein Verständnis, wie Charakter deformiert werden können. Schon bei der kleinen Enkelin der Martha Schrepper ist das zu spüren.
Gleich von den ersten Seiten an gelingt es Klara Holm mich in den Bann der Geschichte zu ziehen, auch wenn ich nicht alle Vorgängerbände kenne, ist der Einstieg problemlos. Das Tempo des Krimis ist von Beginn an rasant und ich war sofort in die Handlung einbezogen. Wie sehr merkte ich daran, dass ich mich mit einzelnen Figuren zu solidarisieren begann und wünschte dem Rabenaas das Handwerk zu legen. Der Plot ist verzwickt und überrascht immer wieder durch neue, absolut logische Wendungen. Das war wirklich ein Buch, das mich für Stunden nicht losgelassen hat, was ich mir für einen Krimi auch wünsche.

Veröffentlicht am 31.03.2017

Das Manuskript des Pizzabäckers

Das geheime Leben des Monsieur Pick
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Delphine, die junge aufstrebende Lektorin eines Verlags hat ein Gespür für Manuskripte und unentdeckte Autoren. Gleich mit dem ersten gelang ihr ein Erfolg in der Literaturszene, den zweiten jungen Autor ...

Delphine, die junge aufstrebende Lektorin eines Verlags hat ein Gespür für Manuskripte und unentdeckte Autoren. Gleich mit dem ersten gelang ihr ein Erfolg in der Literaturszene, den zweiten jungen Autor nimmt sie gleich auch privat unter ihre Fittiche, sie werden nämlich ein Paar. Mit dem nächsten Manuskript von Frédéric geht es aber nicht so gut voran, deshalb verbringen sie einen Urlaub in der Bretagne. Dort gibt es in der dörflichen Bücherei eine Besonderheit: Nach dem Muster eines amerikanischen Romans hat der Bibliothekar Gourvec eine „Bibliothek der abgelehnten Manuskripte“ geschaffen, dort darf jeder Autor sein Werk der Ewigkeit – oder des ewigen Vergessens – widmen. Und ausgerechnet dort macht Delphine eine Entdeckung: den Roman eines gewissen Monsieur Pick, der in ihren Augen ein Meisterwerk ist.
Zurück in Paris stürzt sich die Presse auf dieses Manuskript, wer war dieser Henri Pick, der Zeit seines Lebens eine kleine Pizzeria im hintersten Zipfel der Bretagne betrieb? Was bewog ihn zum Schreiben, Madeleine, seine Witwe ist erstaunt, wie soll ihr Henri das gemacht haben. Nie hat sie ihn mit einem Stift in der Hand gesehen, aber der Presserummel wird immer größer und der kleine Ort mit der kleinen Bücherei wird zu einer Pilgerstätte des Literaturbetriebs. Verleger tummeln sich dort um wie Trüffelschweine nach einer weiteren unentdeckten Kostbarkeit zu forschen. Der Run wird immer größer und das Leben der Familie und Nachbarn gehörig durcheinander gewirbelt.
Ich mag Bücher, die von Büchern handeln und diese neue Geschichte von David Foenkinos hat mir richtig gut gefallen. Mit viel französischen Esprit lässt er den Literaturzirkus auftreten. Eifrige Verleger, wichtige Kritiker, Journalisten und die gesamte Verlagswelt dürfen sich in ihrer Eitelkeit präsentieren. Die Suche nach dem Autor – dem richtigen – denn das der liebenswerte Pizzabäcker der Urheber ist, wird schnell angezweifelt, entwickelt sich zu einer spannend-komischen Spurensuche. Dabei nutzt der Autor die Gelegenheit die Welt der Verleger, Bestsellerautoren und Marketingexperten gehörig vorzuführen.
Die Leichtigkeit der Sprache, das Augenzwinkern und der Charme haben mir an diesem Buch besonders gut gefallen. Eine wunderschöne Geschichte für alle Bücherfreunde. Ich konnte sie jedenfalls kaum aus der Hand legen.

Veröffentlicht am 27.03.2017

Goethe und Schiller auf Abwegen

Durch Nacht und Wind (Goethe und Schiller ermitteln)
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Diese Detektivgeschichte um die zwei deutschen Geistesgrößen führt ins Jahr 1797. Goethe erhält vom Fürstenhaus den Auftrag, sich um den als Gast im Schloss Belvedere weilenden abergläubischen Großherzog ...

Diese Detektivgeschichte um die zwei deutschen Geistesgrößen führt ins Jahr 1797. Goethe erhält vom Fürstenhaus den Auftrag, sich um den als Gast im Schloss Belvedere weilenden abergläubischen Großherzog zu kümmern. Dieser besitzt einen sehr wertvollen Smaragdring, der mit einem Fluch beladen scheint, der den Tod des jeweiligen Besitzers vorhersagt. Goethe lässt sich vom Freund Schiller begleiten, der die folgenden Ereignisse dann als Ich-Erzähler beschreibt. Das erinnert nicht von ungefähr an das berühmte Gespann Holmes und Watson.
Der naturwissenschaftlich denkende Goethe hält einen Fluch für ausgeschlossen, aber aus Zorn über den recht unhöflichen Empfang des Großherzogs, bestätigt er ihn in seinem Glauben. Doch dann stirbt der Herzog einen unnatürlichen, sehr geheimnisvollen Tod und der Ring zieht eine Spur von Todesfällen nach sich.
Die beiden Detektive wider Willen stürzen sich in die Spurensuche und gehen dabei auch recht unkonventionelle Wege um ihren geheimnisvollen Gegner zu entlarven.
Eine leise Ironie und viele Anspielungen auf die Zeit durchzieht diese amüsante Geschichte. Ganz im Stil der Zeit ist der Sprachduktus mit vielen fast vergessenen Vokabeln. Das hat mir sehr viel Spaß gemacht. Wenn sich Goethe nur noch sehr dunkel an seine eigenen Verse erinnert, die hier als Spur gelegt wurden, oder sich Schiller mehr als einmal über die Dünkel seines Freundes ärgert, fand ich die Anspielungen auf die Werke und die Biografie der Dichter sehr amüsant.
Das Buch ist nicht nur eine Hommage an Conan Doyle, sondern auch eine Hommage an den so beliebten Schauerroman des 18. Jahrhunderts. Wenn es über Geheimtüren, dunklen Verliesen und gefährliche Verfolgungsjagden per Kutsche oder Montgolfiere zur Lösung des Rätsel um den verfluchten Ring führt, macht auch der Leser eine kleine Zeitreise.
Ich habe mich mit dieser Geschichte bestens unterhalten und mochte die altertümelnde Sprache genauso, wie mir die schöne Ausstattung mit den Scherenschnitten und der Titelgestaltung gefallen haben.

Veröffentlicht am 21.03.2017

Ein tolles Debüt

Lost in Fuseta
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Auszug Verlagstext: »Lasst uns die Besten austauschen« – so stand es in der Broschüre der europäischen Polizeibehörde Europol. Auf Wunsch seines Chefs hat sich Leander Lost, Kriminalkommissar aus Hamburg, ...

Auszug Verlagstext: »Lasst uns die Besten austauschen« – so stand es in der Broschüre der europäischen Polizeibehörde Europol. Auf Wunsch seines Chefs hat sich Leander Lost, Kriminalkommissar aus Hamburg, für das Austauschprogramm beworben – und so landet er für ein Jahr bei der Polícia Judiciária an der Algarve. Doch schon bald gibt der merkwürdig gekleidete Lost seinen portugiesischen Kollegen aus dem Küstenstädtchen Fuseta Rätsel auf: Warum spricht er schon nach drei Wochen Sprachkurs fließend Portugiesisch – und versteht dennoch keinen ihrer Witze? Warum starrt er die Menschen so komisch an – und ist dennoch von so rührend altmodischer Höflichkeit?

Auf der schwierigen Suche nach dem Mörder eines Privatdetektivs, der mit seinem Boot auf einer vorgelagerten Atlantikinsel gestrandet ist, kommt das portugiesisch-deutsche Ermittlertrio um Sub-Inspektorin Graciana Rosado, ihren Kollegen Carlos Esteves und Leander Lost nicht nur den schmutzigen Geschäften eines Unternehmens auf die Spur, das die Wasserversorgung an der Algarve übernommen hat.

Wieder ein Krimi, der in einer schönen mediterranen Landschaft angesiedelt ist, wieder aus der Feder eines deutschen Autors. Wer jetzt denkt, das kennt man schon, der irrt sich!

Dieser Krimi macht von der ersten Seite an Laune, nicht nur durch den deutschen Kommissar Leander Lost, der so ganz anders ist, als man erwarten könnte. Seine Besonderheit – eine Form des Asperger Syndroms verstört seine portugiesischen Kollegen genauso, wie seine deutsche Korrektheit. Das Aufeinanderprallen zweier Kulturen ist witzig und kenntnisreich geschrieben. Nie werden einfach nur Vorurteile zitiert, die Unterschiede und Gemeinsamkeiten ergänzen sich einfach.
Witzige Dialoge und vor allem eine liebevolle Charakterisierung der Protagonisten haben mir an diesem Krimi sofort gefallen. Man spürt, dass der Autor nicht nur die Gegend kennt, die er beschreibt, er schätzt auch die Menschen und ihren Lebensstil. Das gibt eine Authentizität, die dieses Buch hervorhebt.
Die Handlung ist wirklich spannend und brennend aktuell, Wirtschaftsinteressen, Korruption auf dem Rücken der Einwohner und die Ausbeutung natürlicher Ressourcen sind die Hintergründe des Buches und es hat mich gefesselt der Spurensuche des ungleichen Teams zu folgen. Ich konnte den Roman – einmal angefangen – nicht mehr aus der Hand legen.

Das Buch ist der Auftakt einer neuen Reihe, das Debüt ist jedenfalls hervorragend gelungen und lässt mich ungeduldig auf die Fortsetzung warten.