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Veröffentlicht am 18.01.2022

# Bossa

Where the Waves Rise Higher
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Nach dem frühen Tod der Mutter und der Abwesenheit des Vaters musste Nessa Linklater schon früh die Verantwortung für ihre beiden jüngeren Schwestern übernehmen. Außerdem leitet sie eine Mikrodestillerie ...

Nach dem frühen Tod der Mutter und der Abwesenheit des Vaters musste Nessa Linklater schon früh die Verantwortung für ihre beiden jüngeren Schwestern übernehmen. Außerdem leitet sie eine Mikrodestillerie auf Shetland, unterstützt wird sie dabei von ihrem besten Freund Henry. Mit dem Whisky „Plover’s Gold“ hat sie den Traum ihres verstorbenen Vaters verwirklicht. Sie liefert sich einen harten Konkurrenzkampf mit der größten Destillerie der Insel. Der Erbe eines Traditionsunternehmens, Boyd Tulloch, macht ihr das Leben schwer. Auf der nordschottischen Whiskymesse möchte Nessa ihrem Erzfeind jedoch zeigen, was in ihr steckt…

„Where the waves rise higher“ ist der zweite Teil der “Shetland Love“ Reihe. Dieser New – Adult – Roman gefällt mir sogar noch besser als der Auftaktband („Where the roots grow stronger“).

Die Protagonistin ist eine starke Frau, aber keine Superheldin ohne Schwächen. Nessa ist loyal und hilfsbereit, denkt immer auch an andere Menschen ([…]“aber in diesem Moment wirkt Effie so jung und einsam, dass ich mich lieber neben sie stelle und meinen Arm um ihre Schultern lege.“) und nicht nur an sich selbst.

Die Schottin hat einen ausgeprägten Gerechtigkeitssinn & sie lässt sich nicht die Butter vom Brot nehmen. Die einfühlsame Charakterisierung dieser Figur ist mein Highlight, aber auch die Nebenfiguren finde ich klasse, über ein dickes Pony namens „Feather“ musste ich lachen, und auch Marigold oder Joseph sind echte Originale.Witzige Wortgefechte sind spätestens seit Beatrice & Benedict ein Erfolgsgarant, Kathinka Engel gelingt es dennoch, das Enemies to Lovers – Motiv humorvoll und kreativ zu interpretieren. Wenn Henry und Nessa sich über Boyds „Sportsakko“ amüsieren, muss man schmunzeln.

Auch formal konnte mich die Geschichte überzeugen. Kathinka Engel spult nicht einfach eine Liebesgeschichte nach Schema F ab. Durch den Einsatz von (fiktiven) Zeitungsartikeln fügt sie dem New Adult Genre eine neue Facette hinzu, sie wandelt nicht auf ausgetretenen „Er sagt – sie sagt“ – Pfaden. Das pacing ist genau richtig, die Erzählung ist nicht langatmig und es gibt keine Wiederholungen, und auch die message ist nicht nervig; es ist nur einmal vom „Patriarchat“ die Rede. Ich bin immer sehr dafür, eine Botschaft (Feminismus etc) nicht explizit zu benennen, sondern in die Geschichte zu integrieren. Das große Thema der Reihe scheint mir jedoch die (Definition von) Familie zu sein. Manchmal sind die Dinge nicht so, wie sie scheinen, und auch diejenigen, die wie Felsen in der Brandung erscheinen, haben manchmal heimlich zu kämpfen. Die Autorin beweist große Sensibilität beim Entwurf ihrer Erzählung, nichts wirkt kitschig, auch die Naturbeschreibungen sind wunderschön. Tragische Ereignisse gehören zum New Adult Genre dazu, Engel findet aber auch hier das richtige Maß, „Where the waves rise higher“ wird nie zum „Dramafestival“, obwohl es im letzten Drittel eine etwas vorhersehbare Wendung gibt.

Fazit:

Ich spreche eine dicke Leseempfehlung für alle New – Adult – Fans aus.

Von „Love is bold – Du gibst mir Mut“ war ich nicht richtig überzeugt.

„Where the waves rise higher“ ist in meinen Augen jedoch der perfekte NA - Roman. Kathinka Engel hat ihr Potential endlich genutzt und ich bin gespannt, ob sie einen Genrewechsel wagen wird.

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Veröffentlicht am 31.08.2021

There's no place like Split

Träume und Kulissen
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"Man träumte auch von der Gerechtigkeit einer klassenlosen Gesellschaft, von der Brüderlichkeit zwischen Arbeitern und Bauern, von starken Staaten und noch stärkeren Staatsführern, von der Flucht nach ...

"Man träumte auch von der Gerechtigkeit einer klassenlosen Gesellschaft, von der Brüderlichkeit zwischen Arbeitern und Bauern, von starken Staaten und noch stärkeren Staatsführern, von der Flucht nach Amerika und von der Flucht wohin auch immer.”


Alida Bremer lebt und arbeitet als Übersetzerin und Autorin in Deutschland. Das große Thema der kroatischen Schriftstellerin ist ihre Heimatregion Dalmatien. Im Roman “Olivas Garten" erzählt Bremer in verfremdeter und fiktionalisierter Form ihre Familiengeschichte mütterlicherseits, die vor allem vom Partisanenkampf im Zweiten Weltkrieg geprägt war.
Auch in ihrem neuen Roman entführt Bremer den Leser oder die Leserin an die Adriaküste. 1936 gehört die kroatische Stadt Split offiziell noch zum Königreich Jugoslawien, welches 1941 nicht mehr existieren soll. Die dreißiger Jahre des letzten Jahrhunderts sind eine Zeit des Umbruchs – diverse politische Gruppierungen kämpfen um die Vorherrschaft, Schlepper verdienen in der Adriametropole mit dem Elend der Menschen ihr Geld, da viele Juden verzweifelt versuchen, Europa zu verlassen.Italienischer Irredentismus trifft auf Faschismus und Kommunismus. Gewiefte Glücksritter sind unterwegs: Ein deutsches Filmteam hat das ehemalige Spalato für sich entdeckt, die Kunst ist jedoch pure Projektion. Und dann geschieht auch noch ein Mord...

“Träume und Kulissen” ist ein toller historischer Kriminalroman. Der Handlungszeitraum beträgt geschätzt zwar nur eine Woche, dies schadet dem Gehalt der Geschichte jedoch nicht!
Die Autorin profitiert ganz klar vom Studium der Vergleichenden Literaturwissenschaft. Sprachlich und stilistisch konnte mich die Geschichte absolut überzeugen, man kann als Leserin oder als Leser en passant sehr viel über Südosteuropa lernen, man muss sich jedoch auch konzentrieren, um alle Nuancen zu erfassen.Dalmatinische Einsprengsel wie “briškula" sorgen für Authentizität. Die Figuren sind gut ausgearbeitet. Das kosmopolitische (oder provinzielle?) Split ist dem Ermittler Mario Bulat keine große Hilfe. Die Leute reden viel und sagen wenig, der “Schnüffler" bleibt in der Stadt ein Außenseiter , dies wird mit glaubwürdigen erzählerischen Mitteln transportiert. So kommt es, dass alles eher zufällig aufgeklärt wird, das Krimielement rückt im plot in den Hintergrund, da voller Erzählfreude gezeigt wird, dass Split eine Stadt wie keine andere ist.


Fazit:
“Träume und Kulissen” ist ein anspruchsvoller Unterhaltungsroman, vielleicht auch ein versteckter Kommentar zur Zeitgeschichte. Die Story rund um eine versunkene mediterrane Welt hat mich absolut gefesselt. Daher spreche ich gerne eine Leseempfehlung aus, auch über eine Verfilmung würde ich mich freuen.

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Veröffentlicht am 08.07.2021

Kismet

Schicksal
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„Die Dämpfe hüllten sich um ihren Körper wie ein aus der Flasche gelassener Geist, und es schien, als würde sie gleich schmelzen und nur eine kleine Pfütze hinterlassen, die ihre Schwiegermutter triumphierend ...


„Die Dämpfe hüllten sich um ihren Körper wie ein aus der Flasche gelassener Geist, und es schien, als würde sie gleich schmelzen und nur eine kleine Pfütze hinterlassen, die ihre Schwiegermutter triumphierend die Treppe hinunterwischen würde.“
Seit der Lektüre von „Liebesleben“ bin ich ein großer Fan der Autorin Zeruya Shalev. In ihrem Werk thematisiert sie komplizierte Liebesbeziehungen im Staat Israel. Es geht um Narrative,um das kollektive Gedächtnis in Verbindung mit nation-building, um Schuld & Sühne.
„Schicksal“ ist jedoch kein blutleeres Manifest, geschickt verbindet Shalev das Politische mit dem Privaten, indem sie zwei Frauen in das Zentrum des Geschehens stellt: Atara ist verzweifelt, da ihr Sohn das Haus nicht mehr verlässt. Der Elitesoldat ist offenkundig traumatisiert. Auch Ataras große Liebe Alex verhält sich seltsam distanziert. Atara glaubt, dass die Schwierigkeiten in ihrem Leben unmittelbar mit ihrer diffizilen familiären Vergangenheit zusammenhängen, der Gewalttätigkeit ihres Vaters Meno konnte sich Atara nie entziehen. Daher kontaktiert sie Rachel, die erste Frau ihres Vaters. Diese hatte mit dem Patriarchen vor der Staatsgründung gegen die Engländer gekämpft. Die Begegnung mit der Ex-Guerillakämpferin soll jedoch nicht zur Lösung von Ataras Problemen beitragen…

Ataras Problematik erinnert an Ja’aras Konflikte in „Liebesleben“ – Familiengeheimnisse der Vergangenheit beeinflussen mehrere Generationen, prägen die Psyche.
„Schicksal“ ist stilistisch und sprachlich jedoch ausgereifter; es gibt mehrere Ebenen& wechselnde Perspektiven; die Problematik ist komplexer, die Erzählweise der Autorin ist bildgewaltig und kraftvoll. Shalev nimmt sich Zeit, um die Geschichte zu entfalten, daher bleiben Längen nicht aus, und man muss sich als Leser konzentrieren, um alle Nuancen zu erfassen. Mich hat die Erzählung dennoch gefesselt, ich konnte auch mein Wissen erweitern, da mir die zionistische Untergrundorganisation „Lechi“ zuvor unbekannt war. „Schicksal“ ist keine Wohlfühllektüre, Zeruya Shalev lässt vieles offen. Wie im wahren Leben gibt es in diesem Roman keine einfachen Lösungen, dies macht das Buch ganz klar zu einer 5 – Sterne – Lektüre.

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Veröffentlicht am 07.06.2021

Klare Empfehlung

Medical Cuisine
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Dr. Matthias Riedl kennt man von den „Ernährungsdocs“, Johann Lafer ist ein Spitzenkoch. Gemeinsam haben sie ein Kochbuch mit dem Titel „Medical Cuisine“ verfasst. Erschienen ist es im Gräfe ...

Dr. Matthias Riedl kennt man von den „Ernährungsdocs“, Johann Lafer ist ein Spitzenkoch. Gemeinsam haben sie ein Kochbuch mit dem Titel „Medical Cuisine“ verfasst. Erschienen ist es im Gräfe & Unzer Verlag, es kostet 26 Euro. Auf 264 Seiten präsentieren die Autoren auf verständliche (!) Art und Weise ihr geballtes Fachwissen.
Der erste Eindruck ist gut - mir gefällt die Größe & Haptik des Hardcovers. Beim Kochen habe ich oft im Buch geblättert, ich starre nicht gerne auf’s Handy, wenn es um Rezepte geht.
Auch inhaltlich kann „Medical Cuisine“ überzeugen. Ich bin begeistert von der klaren Gliederung. Es gibt einen Theorieteil, einen Rezeptteil, ein Register und ein Impressum („Zum Nachschlagen“). Matthias Riedl ist für die Theorie zuständig. Er beginnt mit einer kleinen Warenkunde, propagiert die Politik der kleinen Schritte und gibt einen Ausblick auf positive Effekte. Hier geht es darum, sein Ernährungsverhalten dauerhaft zu ändern. Es geht nicht um die schnellen Heilsversprechen einer Crash-Diät. Das A und O der gesunden Küche - selbst kochen, das Ersetzen von ungesunde Zutaten mit gesunden Inhaltsstoffen. Das Konzept wird sehr klar definiert – „Keine Verbote“! Das finde ich klasse, ich mag keine schwammigen Definitionen.
Johan Lafer ist für die Rezepte verantwortlich. Jedes Rezept ist mit Nährwertangaben ausgestattet, kleine Symbole bzw. Icons weisen darauf hin, ob das Gericht beispielsweise gut für die Darmgesundheit ist, dies finde ich sehr hilfreich, wenn es darum geht, einen ausgewogenen, gesunden Ernährungsplan zu erstellen. Es sind klassische Rezepte, die ohne exotische Zutaten zubereitet werden können (jeweils in einer fleischhaltigen/fleischlosen oder sogar veganen Variante), doch die Gerichte sind nicht zu simpel, auch die asiatische Küche ist Teil des Buches, es wird keine fade Kost serviert, auch wenn hier die Klassiker (wie etwa Maultaschen) in einer gesunden, „schlanken“ Version im Vordergrund stehen.
Auch die Rezeptstrukturierung ist sehr ansprechend – Salate, Suppen, Vorspeisen. Hauptgerichte. Süßes. Gelungen ist die Gliederung auch hier, es gibt keine unnötigen Fotos der Autoren, die Rezepte stehen im Fokus, ohne affige Hochglanzästhetik werden die Gerichte visualisiert. Die Zutaten wie z.B. Dinkelvollkornmehl sind gesund und schmackhaft, der Genuß kommt nicht zu kurz, dies finde ich wichtig.

Fazit:
Ich liebe dieses Kochbuch! Unter dem Motto „Die ‚artgerechte‘ Alltagsküche“ werden die Erkenntnisse der Autoren auch für Otto Normal umsetzbar. Daher spreche ich gerne eine Empfehlung aus.


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Veröffentlicht am 03.05.2021

Alvas Abenteuer in der School of Talents

School of Talents 1: Erste Stunde: Tierisch laut!
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„School of Talents 1: Erste Stunde: Tierisch laut!“ ist der Auftaktband zu einer neuen Kinderbuchreihe von Silke Schellhammer. Der zweite Band heißt „School of Talents 2: Zweite Stunde: Stromausfall!“ ...

„School of Talents 1: Erste Stunde: Tierisch laut!“ ist der Auftaktband zu einer neuen Kinderbuchreihe von Silke Schellhammer. Der zweite Band heißt „School of Talents 2: Zweite Stunde: Stromausfall!“
Das Cover ist ein „Hingucker“ & macht total Lust auf’s Lesen.
Leser und Leserinnen ab 8 Jahren dürfen gerne zugreifen.

Worum geht’s?

Die kleine Alva ist traurig, weil sie sich in der Schule nicht konzentrieren kann. Ist sie eine schlechte Schülerin? So wirkt es zumindest auf ihr Umfeld.
Alva fühlt sich als Außenseiterin, bis Onkel Thomas sie ins Vertrauen zieht. Er als "Oberspinner der Familie" kann Alva gut verstehen und fragt sie, seit wann sie "Tiere versteht". Da ist Alva baff! Und es gibt sogar eine Schule für besondere Talente! Der vermeintliche Makel ist nämlich eine Gabe…

Ein tolles Buch für kleine und große Leser, mit schönen Illustrationen und einer kindgerechten Sprache. Die Kapitel sind schön kurz, Leseanfänger werden also nicht überfordert, dies finde ich wichtig. Auch die Botschaft der Geschichte ist richtig und wichtig – es gibt keine „Versager“. Man muss für die Lektüre natürlich ein Quentchen Phantasie mitbringen, dann steht dem Lesespass nichts mehr im Wege.
Alva und ihre Mitschüler - Mala kann Wasser beeinflussen, Till sich schrumpfen Jonas ist ein Gestaltwandler, Alva kann Tiere verstehen - erleben im Internat viele Abenteuer, sogar eine Schatzsuche steht an. Die Figuren sind liebevoll gestaltet, die story ist spannend und lustig. Da kommt keine Langeweile auf!

Fazit:
Internatsgeschichten sind im Kinderbuchgenre natürlich nichts Neues, diese story ist trotzdem innovativ, da die Protagonisten so besonders sind. Mit dieser Erzählung wird das Selbstwertgefühl von Kindern gestärkt und die Phantasie angeregt.

Verdiente Leseempfehlung!

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