# Bossa
Where the Waves Rise HigherNach dem frühen Tod der Mutter und der Abwesenheit des Vaters musste Nessa Linklater schon früh die Verantwortung für ihre beiden jüngeren Schwestern übernehmen. Außerdem leitet sie eine Mikrodestillerie ...
Nach dem frühen Tod der Mutter und der Abwesenheit des Vaters musste Nessa Linklater schon früh die Verantwortung für ihre beiden jüngeren Schwestern übernehmen. Außerdem leitet sie eine Mikrodestillerie auf Shetland, unterstützt wird sie dabei von ihrem besten Freund Henry. Mit dem Whisky „Plover’s Gold“ hat sie den Traum ihres verstorbenen Vaters verwirklicht. Sie liefert sich einen harten Konkurrenzkampf mit der größten Destillerie der Insel. Der Erbe eines Traditionsunternehmens, Boyd Tulloch, macht ihr das Leben schwer. Auf der nordschottischen Whiskymesse möchte Nessa ihrem Erzfeind jedoch zeigen, was in ihr steckt…
„Where the waves rise higher“ ist der zweite Teil der “Shetland Love“ Reihe. Dieser New – Adult – Roman gefällt mir sogar noch besser als der Auftaktband („Where the roots grow stronger“).
Die Protagonistin ist eine starke Frau, aber keine Superheldin ohne Schwächen. Nessa ist loyal und hilfsbereit, denkt immer auch an andere Menschen ([…]“aber in diesem Moment wirkt Effie so jung und einsam, dass ich mich lieber neben sie stelle und meinen Arm um ihre Schultern lege.“) und nicht nur an sich selbst.
Die Schottin hat einen ausgeprägten Gerechtigkeitssinn & sie lässt sich nicht die Butter vom Brot nehmen. Die einfühlsame Charakterisierung dieser Figur ist mein Highlight, aber auch die Nebenfiguren finde ich klasse, über ein dickes Pony namens „Feather“ musste ich lachen, und auch Marigold oder Joseph sind echte Originale.Witzige Wortgefechte sind spätestens seit Beatrice & Benedict ein Erfolgsgarant, Kathinka Engel gelingt es dennoch, das Enemies to Lovers – Motiv humorvoll und kreativ zu interpretieren. Wenn Henry und Nessa sich über Boyds „Sportsakko“ amüsieren, muss man schmunzeln.
Auch formal konnte mich die Geschichte überzeugen. Kathinka Engel spult nicht einfach eine Liebesgeschichte nach Schema F ab. Durch den Einsatz von (fiktiven) Zeitungsartikeln fügt sie dem New Adult Genre eine neue Facette hinzu, sie wandelt nicht auf ausgetretenen „Er sagt – sie sagt“ – Pfaden. Das pacing ist genau richtig, die Erzählung ist nicht langatmig und es gibt keine Wiederholungen, und auch die message ist nicht nervig; es ist nur einmal vom „Patriarchat“ die Rede. Ich bin immer sehr dafür, eine Botschaft (Feminismus etc) nicht explizit zu benennen, sondern in die Geschichte zu integrieren. Das große Thema der Reihe scheint mir jedoch die (Definition von) Familie zu sein. Manchmal sind die Dinge nicht so, wie sie scheinen, und auch diejenigen, die wie Felsen in der Brandung erscheinen, haben manchmal heimlich zu kämpfen. Die Autorin beweist große Sensibilität beim Entwurf ihrer Erzählung, nichts wirkt kitschig, auch die Naturbeschreibungen sind wunderschön. Tragische Ereignisse gehören zum New Adult Genre dazu, Engel findet aber auch hier das richtige Maß, „Where the waves rise higher“ wird nie zum „Dramafestival“, obwohl es im letzten Drittel eine etwas vorhersehbare Wendung gibt.
Fazit:
Ich spreche eine dicke Leseempfehlung für alle New – Adult – Fans aus.
Von „Love is bold – Du gibst mir Mut“ war ich nicht richtig überzeugt.
„Where the waves rise higher“ ist in meinen Augen jedoch der perfekte NA - Roman. Kathinka Engel hat ihr Potential endlich genutzt und ich bin gespannt, ob sie einen Genrewechsel wagen wird.