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Veröffentlicht am 01.06.2017

Actionreiche, durchaus auch spannende und kurzweilige Thrillerlektüre, die allerdings einige Logiklücken aufweist

Das Dunkel der Schuld
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Hannah Parks hatte noch einmal großes Glück, denn ihre Kindheit war alles andere als rosig. Geschlagen mit einem grausamen und gewalttätigen Vater und einer schwachen, alkoholkranken Mutter hatte sie wenig ...

Hannah Parks hatte noch einmal großes Glück, denn ihre Kindheit war alles andere als rosig. Geschlagen mit einem grausamen und gewalttätigen Vater und einer schwachen, alkoholkranken Mutter hatte sie wenig Freude im Leben. Als Hannah sich endlich wehren wollte, führte das dazu, dass sie vom Vater krankenhausreif zusammengeschlagen wurde. Ihr Vater, Billy, wanderte dafür für Jahre ins Gefängnis. Ihre Mutter brachte sich drei Jahre später um und so waren Hannah und ihre jüngere Schwester Justine plötzlich auf sich allein gestellt.

Mittlerweile hat sich das Blatt für Hannah gewendet. Sie ist verheiratet mit dem steinreichen Geschäftsmann Dallin und glaubt eigentlich daran, dass sie eine gute Ehe führt. Zwar muss Dallin viel arbeiten und ist oftmals recht abwesend, doch führt sie diesen Mangel an Aufmerksamkeit, eher auf seinen stressigen Job zurück. Bis Dallin eines Nachts im Schlaf spricht. Die Dinge, die er von sich gibt, klingen sehr danach, als würde er im Traum Gewaltphantasien ausleben, denn er bringt im Traum eine Frau um. Verstört wendet sich Hannah an ihre Psychologin, die ihr rät, unbedingt und umgehend ein Gespräch mit Dallin über dessen Traum zu führen. Als Hannah Dallin daraufhin zur Rede stellt, streitet er alles ab, dennoch sind erste Zweifel in Hannah geweckt. Als sie eine verschlossene Schublade im Schreibtisch vorfindet, geht sie der Sache auf den Grund und findet schließlich auf einem USB Stick kompromittierende Aufnahmen von einer Prostituierten und Dallin. Als Dallin dazu kommt, eskaliert ihr Streit und er würgt sie.

Aufgebracht packt Hannah ihre Sachen. Sie kann einfach nicht fassen, dass der Mann, den sie zu lieben glaubte, dazu fähig ist, ihr weh zu tun.

Dennoch lässt sie sich Tage später, an einem neutralen Ort, zu einem klärenden Gespräch überreden. Zu spät begreift sie, dass sie Dallin in die Falle gegangen ist. Doch der Mann, den sie vorher im Foyer kennenlernte, eilt ihr in letzter Sekunde zu Hilfe. Sie erwacht Stunden später in der Hütte des unbekannten Mannes, der sich ihr als Black vorstellt. Er behauptet ein Ex-Cop zu sein, der anderen Menschen, die auf der Flucht vor dem Gesetz oder gewalttätigen Familienmitgliedern sind, gegen Bezahlung zu einem neuen, sicheren Leben verhilft. Hannah ist völlig durcheinander und weiß nicht, ob sie Black trauen kann. Doch eine andere Option scheint sie nicht zu haben, oder?

„Das Dunkel der Schuld“, von dem Autor Carter Wilson, wartet mit einer spannenden Ausgangssituation auf. Hannah, die Heldin des Romans, ist auf der Flucht vor ihrem übermächtig erscheinenden Ehemann, der seine Augen und Ohren praktisch überall zu haben scheint und kann auf ihrer Flucht kaum jemandem trauen. Eine recht undurchsichtige Schlüsselfigur stellt Black dar, der einerseits viele Geheimnisse vor Hannah verbirgt, ihr andererseits jedoch stets, wenn es gefährlich wird, zur Seite steht. Die Figur des „Black“ erinnerte mich beim Lesen stark an die des Top-Agenten Bryan Mills (von Liam Neeson verkörpert), in der „Taken-Trilogie“, denn genau wie Bryan, ist Black ein wahrer Überlebenskünstler, der äußerst versiert und clever vorgeht.

Der Thriller lässt sich, dank des eingängigen Schreibstils schnell lesen, allerdings ist es eher ein Thriller der Kategorie „Popcorn-Kino“. Zwar glänzt der Roman durch eine interessante Handlung und viele, vom Autor gelegte falsche Fährten, in die nicht nur Hannah tappt, sondern auch der Leser, doch sollte man sein Hirn beim Lesen lieber entweder ganz ausgeschaltet lassen, bzw. nicht zu lange über diverse Handlungsweisen der Akteure nachdenken, die auf den zweiten Blick, dann leider recht unlogisch erscheinen.

Dazu bleiben die Hauptakteure blass und wirken recht gefühllos und statisch in gewissen Situationen, so dass mich Hannahs Schicksal ziemlich kalt ließ. Absolut unverständlich war dann letztendlich für mich, wieso Hannah sich mit ihrem Entschluss gewisse Personen treffen zu wollen, anstatt sich lieber aus dem Staub zu machen, so dermaßen in Gefahr bringen wollte. Das Showdown gegen Ende des Romans wirkte daher sehr unglaubwürdig inszeniert. Und es gab noch einen weiteren Kritikpunkt für mich. Ich fand, dass Hannahs Wortschatz leider nicht so wirklich zu einer Frau zu passen schien, die jahrelang das Leben einer High-Society Frau geführt hatte.

Veröffentlicht am 10.04.2017

Interessante Ausgangssituation- leider fehlte es dem Roman an mehr Drama und Spannung

Deine dunkle Seele
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Frisch von ihrem Mann getrennt, sucht Esther neue Lebensperspektiven und beschließt zunächst einmal, sich einen Urlaub zu leisten, der sie in ein exotisches Land führen soll. Auf einer malaysischen Insel ...

Frisch von ihrem Mann getrennt, sucht Esther neue Lebensperspektiven und beschließt zunächst einmal, sich einen Urlaub zu leisten, der sie in ein exotisches Land führen soll. Auf einer malaysischen Insel will Esther für eine Weile entspannen und Kraft auftanken. Und die ersten Tage sind dann auch genauso, wie sie es sich erhofft hat. Kurz vor Urlaubende überredet sie eine Mitreisende dazu, an einem Ausflug teilzunehmen. Mit dabei sind auch noch weitere Gäste des Urlaubsresorts, die zusammen schnorcheln gehen wollen. Ihr Bootsführer bringt sie zu einer abgelegenen Trauminsel, die sich jedoch in den nächsten Stunden und Tagen zur Albtrauminsel mausert. Denn ihr Bootsführer, der eigentlich nur kurz zurückfahren wollte, um ein Feuerzeug zu besorgen, das er für das große Picknick vergaß, kehrt nicht zurück und nun sitzt die Gruppe nebst Esther fest. Ihre Ängste und Sorgen nehmen zu, als Tag für Tag verstreicht, ohne dass ein Rettungsboot in Sicht ist. Ohne Nahrung und ohne Wasser müssen die Inselgäste improvisieren, doch dank einer patenten Frau, gelingt es der Gruppe, zu überleben. Das Misstrauen in der Gruppe wächst jedoch, als sie ein Funktelefon finden, dessen Akku entnommen wurde. Kann es sein, dass ihr unfreiwilliger Inselaufenthalt von jemandem geplant wurde? Doch warum?

Ich fand, dass sich der Klappentext des Romans von Emily Barr sehr spannend las und war sehr neugierig auf die Geschichte und die Hintergründe. Doch auch wenn ich vom bildhaften Schreibstil der Autorin durchaus angetan war, was auch für die Romanidee an sich gilt, konnte mich „Deine dunkle Seele“ , jedoch nicht so sehr ans Buch fesseln, wie ich es mir im Vorfeld gewünscht hätte. Das liegt vor allem daran, dass man sich als Leser leider sehr viel zusammenreimen kann, was den familiären Hintergrund der Akteure angeht, da die Autorin, deren Vergangenheit bereits von Anfang an in Rückblenden erzählt, so dass man leider nicht wirklich überrascht wird, wenn es denn um das Motiv für den Inselaufenthalt der Gruppe geht.

Interessant beschrieben fand ich dagegen, wie die Gruppe versucht, auf der Insel zu überleben und sich Nahrung zu beschaffen. Eher schwach fand ich dagegen die Charakterisierung der einzelnen Gruppenmitglieder, die sich zwar, jeder für sich, über die Gründe für ihren Urlaub austauschen, wobei ein jeder eine tragische oder skurrile Story zu bieten hat, doch leider ansonsten sehr blass bleiben. Richtige Konflikte kommen eher selten auf, während die Gruppe auf der Insel festsitzt, hier hätte ein wenig mehr Drama der Geschichte nur gut getan.

Der Roman wurde aus der Sicht Esthers geschrieben, so dass man ausreichend Einblicke in ihr Seelenleben bekommt und nachvollziehen kann, wieso sie eine solch schwierig gestrickte Person ist und eine kleine Liebesgeschichte erzählt Emily Barr nebenher ebenfalls, die jedoch recht lieblos eingefügt wurde und eher schmückendes Beiwerk ist. Die Auflösung des Ganzen ließ mich dann ebenfalls eher skeptisch zurück. Ich kann mir ehrlich gesagt nicht vorstellen, dass diverse Gruppen zu solch drastischen Maßnahmen greifen würden, wie es hier der Fall war. Leider darf ich an dieser Stelle nicht deutlicher werden; ansonsten müsste ich spoilern. So konnte mich dieser Roman leider nicht allzu sehr überzeugen, zumal ich vor Jahren einen vom Thema her sehr ähnlichen Roman las, der mich im Gegensatz zu Emily Barrs „Deine dunkle Seele“, regelrecht ans Buch gefesselt hat. „Die Insel der fünf Frauen“, von Shirley Conran. Im Vergleich dazu, wirkt „Deine dunkle Seele“, leider zu zahm geschrieben und es wurde reichlich Potential verschenkt, so leid es mir für die Autorin und ihren Roman auch tut.

Kurz gefasst: Interessante Ausgangssituation- leider fehlte es dem Roman an mehr Drama und Spannung. 3.5 von 5 Punkten.

Veröffentlicht am 27.03.2017

Sehr nüchterner, für mich enttäuschender Krimi der Autorin, der viele Längen aufweist und echte Spannungsmomente vermissen lässt

Am Anfang war dein Ende
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Als ein Schüler, unbekleidet und erschossen, im Wald von Greenbury, New York aufgefunden wird, vermutet der dazu gerufene Detective Peter Decker, dass es sich womöglich auch um Mord handeln könnte. Mit ...

Als ein Schüler, unbekleidet und erschossen, im Wald von Greenbury, New York aufgefunden wird, vermutet der dazu gerufene Detective Peter Decker, dass es sich womöglich auch um Mord handeln könnte. Mit von der Partie ist auch sein Ex-Kollege McAdams, der seinen Job bei der Polizei an den Nagel gehängt hat und nun in Harvard Jura studiert. Denn McAdams hatte sich kurz zuvor bei Decker für ein paar Tage „Urlaub“, den er eigentlich zum ungestörten Lernen nutzen wollte, angemeldet und erscheint allzu begeistert darüber, etwas Ablenkung zu bekommen, auch wenn es ihn bekümmert, dass ein solch junger Mann ums Leben gekommen ist. Schnell ist der Name des Toten ermittelt, auch wenn am Tatort keinerlei Papiere aufgefunden wurden. Es handelt sich um einen hochintelligenten, studierenden Mathematiker, der aufgrund seiner Begabung im Vorfeld gleich von mehreren namenhaften Universitäten umworben worden war, sich allerdings, um näher bei seiner Familie zu sein, für das College von Greenbury entschieden hatte. Der Tote, Elijah Wolf, stammte aus einer Mennonitenfamilie und bekam ein Stipendium.

Keiner aus seinem näheren Umfeld, kann eigentlich so wirklich an einen Selbstmord glauben. Zwar war er mehr oder weniger ein Einzelgänger und fixiert auf Mathematik, doch erschien es sogar kurz vor seinem Tode so, als wäre er vergnügter als sonst. Zudem arbeitete Elijah Wood an einem äußerst spannenden Thema für Mathematiker- Die Fourier- Transformation und bereitete bereits seine wichtige Abschlussarbeit vor. Eine Abschlussarbeit, die auch für seine Mitstudierenden und Professoren von großem Interesse zu sein scheint, denn jeder von ihnen bedrängt Decker in der Folgezeit, ihm doch die Arbeit auszuhändigen, die Decker verborgen hinter einer Schublade in Elijahs Zimmer gefunden hat. Doch Decker beschließt lieber einen befreundeten und vor allem neutralen Professor von Harvard hinzuzuziehen, denn keiner kann im Falle, dass Elijah ermordet wurde, als Verdächtiger ausgeschlossen werden. Weder Mitstudenten noch Professoren. Und dann geschieht ein zweiter Todesfall. Ausgerechnet Elijahs Vertrauensperson am College, die ihm helfen sollte, sein Arbeit fertigzustellen, wird tot aufgefunden. Ebenfalls im Wald, ebenfalls nackt und von einem Schuss niedergestreckt. Ein erneuter Selbstmord, Mord oder was sollen Decker und McAdams davon halten?

Schon nachdem ich die ersten Seiten von Faye Kellermans „Am Anfang war Dein Ende“ gelesen hatte, wurde mir klar, dass ich es hier nicht mit dem ersten Teil einer neuen Serie zu tun hatte, wie ich es mir erhofft hatte, sondern mit dem leider bereits 24. Teil der Decker/Lazarus Reihe, die wie ich nach kurzem Recherchieren im Web entdeckte, zuvor im btb Verlag erschienen war. „Am Anfang war Dein Ende“, ist somit der erste Teil, der bei Harper Collins Germany herausgegeben wurde. Ich hätte es gut gefunden, wenn man diesbezüglich als Leser zuvor informiert worden wäre. (Auf dem Klappentext?) Somit wurde ich etwas ins kalte Wasser geworfen und konnte den flapsig, lockeren und humorigen Unterton den Decker, McAdams und Deckers Frau miteinander austauschen, nicht so sehr genießen, zudem hätte ich mir gewünscht, die Hauptakteure bereits in den Vorgängerbänden besser kennengelernt zu haben. So blieben sie mit leider recht fremd. Da ich aber ebenfalls, bevor ich mich für diesen Krimi entschieden habe, im Vorfeld hätte schauen können, ob ich es hier mit einer bereits erschienenen oder neuen Serie zu tun habe, habe ich beschlossen, diesen Kritikpunkt, bezüglich der etwas blass wirkenden Akteure, nicht in meiner Bewertung zu berücksichtigen. Ansonsten hätte ich diesem Roman noch weniger als der gegebenen drei von 5 Punkten verliehen. Wieso einer solch mäßige Bewertung meinerseits?

Das liegt vor allem daran, dass die Autorin die Ermittlungsarbeit dermaßen akribisch und langatmig gestaltet hat (auch wenn sie dadurch an Glaubwürdigkeit gewinnt), dass ich oftmals versucht war, den Roman einfach beiseite zu legen. Dazu widmet sie sich dem besonderen Steckenpferd des toten Studenten Elijah „Die Fourier- Transformation“, mit einer solchen Hingabe, die Mathematiker und alle anderen an diesem Thema interessierten Leser sicherlich fesseln mag, doch übertreibt sie es meiner Meinung nach zu sehr mit den Erläuterungen und Erklärungen dazu, die sich immer und immer wieder in ewiger Wiederholung in den einzelnen Buchkapiteln auffinden. Ebenfalls fand ich es unrealistisch beschrieben, dass ein Ex-Cop, der mittlerweile studiert, also seinen ehemaligen Job aufgegeben hat, bei Mordfällen dem Expartner über die Schulter schauen und ihm bei den Ermittlungen helfen darf. Genauso wie übrigens auch Deckers Ehefrau, die einfach mal mitgenommen wird, zur Mutter des ersten Toten, um mit dieser vertraulich zu sprechen.

Die Ermittlungsarbeiten ziehen sich dermaßen in die Länge, dass praktisch zu keinem Zeitpunkt echte Spannung aufkommt. Zugegeben, es mag interessant sein, mal zu lesen, wie Polizeiarbeit funktioniert, doch wenn sie sich aufgeschrieben liest, wie ein nüchterner Polizeibericht, fehlt mir einfach das gewisse Etwas, was einen Krimi auszeichnen sollte. Ab dem Zeitpunkt des zweiten Todesfalls, kommt dann etwas Bewegung in die Story, doch ehrlich gesagt habe ich mich dennoch sehr durch das Buch quälen müssen. Am Ausdruck und Stil den die Autorin an den Tag legt, liegt es sicherlich nicht, zudem haben andere Bücher der Reihe überragende Bewertungen bekommen, wie ich erfahren habe. Leider hält sich mein Interesse, weitere Teile der Serie kennenlernen zu wollen, momentan in Grenzen.

Kurz gefasst: Sehr nüchterner, für mich enttäuschender Krimi der Autorin, der viele Längen aufweist und echte Spannungsmomente vermissen lässt.

Veröffentlicht am 27.03.2017

Interessanter, humoriger Ausflug ins Krimigenre- allerdings ist noch Luft nach oben gegeben

Bullenbrüder: Tote haben keine Freunde
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Die beiden Brüder Holger und Charlie Brinks, könnten unterschiedlicher nicht sein. Während Holger schon als Kind ziemlich pedantisch und kleinkariert durchs Leben ging, nahm Leichtfuß Charlie das Leben ...

Die beiden Brüder Holger und Charlie Brinks, könnten unterschiedlicher nicht sein. Während Holger schon als Kind ziemlich pedantisch und kleinkariert durchs Leben ging, nahm Leichtfuß Charlie das Leben nie allzu schwer. Mittlerweile ist Holger die Karriereleiter hinaufgestiegen und Kommissar bei der Mordkommission. Mit seiner Frau Sandra, einer Journalistin, hat er einen Sohn im Teenageralter und lebt mit ihnen im beschaulichen Haus seiner Eltern. Charlie wurde einst ausbezahlt, das versteht sich von selbst.

Doch das hält Privatschnüffler Charlie nicht davon ab, in jedweder Lebenskrise seinen Bruder Holger zu nerven und die Hand aufzuhalten. Und Lebenskrisen gibt es in Charlies Leben zu genüge. Sein einziges Leben ist nämlich eine wandelnde Vollkatastrophe, weil Charlie einfach ein Händchen dafür hat, sich immer wieder in Schwierigkeiten zu bringen. Nachdem seine letzte Freundin ihm den Laufpass gegeben hat, weil sie keine Beziehung mit einem unreifen Mann führen wollte, steht Charlie von heute auf morgen auf der Straße. Da es ihm in seinem Gran Torino auf Dauer etwas beengt und unbequem ist und es auch finanziell nicht gerade gut um ihn bestellt ist, beschließt er, wieder einmal seinen Bruder Holger um Hilfe zu bitten. Der jedoch ist äußerst genervt, als Charlie vor ihm steht, denn dieser hat für seine Verhältnisse lange nichts mehr von sich hören lassen und es sogar versäumt, seinem Neffen zum Geburtstag zu gratulieren. Nur Sandras Einmischung ist es zu verdanken, dass Charlie zugebilligt wird, für ein paar Tage im Gartenhaus übernachten zu dürfen.

Doch der Zufall spielt Charlie in die Hände- er stibitzt sichergestelltes Kokain aus einem Mordfall, direkt an der Quelle- aus Holgers Büro nämlich und das kommt ihm und einem seiner Zehen teuer zu stehen, denn plötzlich wird die kriminelle Unterwelt auf Charlie aufmerksam und er wird vom Drogenboss Bobby höchstpersönlich und mit Nachdruck engagiert, den Mordfall an einem ehemaligen Geschäftspartner aufzuklären. Obwohl Charlie eigentlich am liebsten das Weite suchen und seinen lädierten Zeh kühlen möchte, muss er sich nun mit einem Fall herumschlagen, der undurchsichtiger nicht sein könnte. Warum nur wollte jemand Bobbys Geschäftspartner aus dem Wege räumen und was haben die Autodiebe und Verschieber Lolek und Bolek damit zu tun? Charlie tappt genauso wie sein Bruder Holger lange Zeit im Dunklen. Klarer Fall, dass sich beide zusammentun müssen, um den Fall gemeinsam aufklären zu können…

Zunächst einmal liebe ich Hans Raths Einzelromane und seinen ganz speziellen, trockenen Humor, der mich dazu verlockt hat, dem Auftaktband einer neuen Reihe eine Chance zu geben. Für den ersten Teil dieser Krimiserie hat sich Hans Rath mit dem Autor Edgar Rai zusammengetan und rein vom Schreibstil her lässt sich die Story über zwei ungleiche Brüder wie immer äußerst locker, flockig an. Auch der typische Rath’sche Humor kommt hier wieder zum Tragen, doch ehrlich gesagt hatte ich dennoch so meine Probleme, richtig in die Story zu kommen, was vor allem daran lag, dass ich mit den Hauptfiguren leider nicht so warm werden konnte, wie ich es mir im Vorfeld gewünscht hätte. Zwar fand ich die Wortgeplänkel zwischen Holger und Charlie durchaus amüsant geschrieben und habe mich köstlich amüsiert, doch fehlte es beiden merklich an Tiefgang. Humor hin oder her, ich hätte mir gewünscht, dass die Autoren ihren Hauptakteuren ein wenig mehr Ecken und Kanten verliehen und dem Leser mehr Einblicke in deren Gedankenwelten zugebilligt hätten. Zumindest bei Charlie funktioniert das ab und an im Ansatz; etwa wenn er sich fragt, ob er sein Leben womöglich doch mal ändern sollte und sich Hals über Kopf in eine unbekannte, schöne Frau verliebt. Doch Holgers Eheprobleme werden leider nur nebenher abgehandelt.

Dazu kam, dass der Kriminalfall zwar durchaus verzwickt konzipiert wurde, es diesem aber so völlig an Spannungsmomenten fehlte. Somit schlich sich immer wieder beim Lesen leichte Langeweile bei mir ein und ich habe letztendlich fast drei Tage für diesen, mit seinen 320 Seiten eher kurz geratenen Roman benötigt, was bei mir sehr untypisch ist, wenn ich einen Roman von Hans Rath lese. Es würde „Bullenbrüder“ nicht gerecht werden, wenn ich ihm weniger als 3.5 von 5 Punkten verleihen würde, weil Schreibstil, Humor, Lebhaftigkeit und Idee mir an sich so gut gefallen haben, doch ich hoffe sehr, dass das Autorenduo im zweiten Band in Sachen Spannung und Tiefgang noch eine „Schüppe“ drauflegen kann.

Kurz gefasst: Interessanter, humoriger Ausflug ins Krimigenre- allerdings ist noch Luft nach oben gegeben. 3.5 von 5 Punkten.

Veröffentlicht am 28.02.2017

Unterhaltsamer Rockstar-Young Adult, allerdings nur für die altersmäßige Zielgruppe uneingeschränkt empfehlenswert!

Rock my Heart
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Rowan fühlt sich nicht so wirklich wohl in ihrer Haut, bzw. in ihrem supersexy Outfit, dass ihr, ihre beste Freundin Dee aufgezwungen hat. Beide wollen einen tollen Abend miteinander verbringen und einen ...

Rowan fühlt sich nicht so wirklich wohl in ihrer Haut, bzw. in ihrem supersexy Outfit, dass ihr, ihre beste Freundin Dee aufgezwungen hat. Beide wollen einen tollen Abend miteinander verbringen und einen Gig der Band „The Last Ones To Know“ verfolgen. Doch die Location, in der die Band auftritt, ist zugleich ein Club und so tanzen sich Rowan und Dee zuvor die Seele aus dem Leib. Bis zu dem Zeitpunkt, als Rowan ihren Freund, mit dem sie bereits seit drei Jahren zusammen ist, in der Menge erspäht. Er ist nicht allein dort und als Rowan sieht, wie leidenschaftlich er die andere Frau küsst, verlässt sie für eine Weile den Club, um draußen frische Luft zu schnappen und zu sich zu kommen.

Dort wird sie von keinem geringeren, als dem Sänger der Band, Adam Everest angesprochen, der versucht, sie zu trösten. Obwohl Rowan zutiefst verletzt ist, von der Untreue ihres Freundes Brian, nimmt sie dennoch die geballte Attraktivität von Adam wahr und lässt sich von ihm dazu überreden, mit ihr in den Bandtourbus zu steigen, wo er ihr eigentlich nicht nur einen Drink servieren will. Doch nachdem sich beide geküsst haben, kommt Rowan wieder zu sich und ergreift die Flucht.

Sie glaubt nicht, Adam nochmals zu begegnen- zu unterschiedlich sind ihre Welten, doch ausgerechnet am ersten Tag am College sieht sie ihn wieder. Er ist in ihrem Französischkurs. Rowan versucht Adam aus dem Wege zu gehen, was ihr sehr leicht fällt, denn er kennt sie ja nur in aufgebrezeltem Zustand und ohne Brille. Zudem ist Adam im Kurs, stets der Erste der kommt und auch wieder geht. Bis ihm eines Tages der Lehrer damit droht, dass er ihn durch den Kurs fallen lässt. Rowan, die zufällig gerade an Adam und dem Lehrer vorbeikommt, hört das Gespräch mit an und mischt sich ein. Ihr gelingt es tatsächlich den Lehrer dazu zu überreden, Adam noch eine Chance zu geben. Allerdings muss sie Adam dafür Nachhilfe geben. Adam, der immer noch nicht ahnt, wen er eigentlich vor sich hat, lädt sie zu einem Wochenendgig seiner Band ein, wo er in den Pausen mit Rowan büffeln will. Und natürlich versucht er seinem Ruf als Rockstar gerecht zu werden und baggert sie gnadenlos an. Doch Rowan weigert sich, Adams Spiel mitzumachen, denn sie will nicht noch einmal, dass ihr das Herz gebrochen wird. Schließlich liebt Adam die Frauen und ist praktisch ständig von Groupies umzingelt…

Zunächst einmal hat mich das fetzige Cover des Romans von Jamie Shaw verlockt und natürlich auch eines der Schlüsselwörter im Klappentext, das da „Rockstar“ lautet. Erwartet hatte ich aber eigentlich, dass die Protagonisten der Story etwas älter wären und keine Collegeabsolventen, denn in der Tat ist auch Adam noch ein Schüler. Rowan ist gerade achtzehn Jahre alt geworden und noch eine Jungfrau, weil sich ihr Freund Brian, ein Pfarrerssohn, dazu entschlossen hatte, erst in der Ehe mit ihr zu schlafen. Adam weist dagegen, trotz seiner noch jungen Jahre, typische Rockstarattribute auf und genießt sich Singleleben in vollen Zügen mit Groupies und reichlich Alkohol. Dazu nimmt er seinen Abschluss scheinbar überhaupt nicht ernst und macht nur das, wozu er gerade Lust hat. Überhaupt fließt der Alkohol in diesem Buch hier in rauen Mengen; für alle Momente des Lebens muss ein Drink herhalten und ehrlich gesagt, habe ich mich beim Lesen etwas daran gestoßen, weil man hier einen Roman vor sicht hat, der ja eigentlich eine jüngere Leserzielgruppe anspricht.

Auch gibt es für Adams Ziellosigkeit gar keinen Grund und dass er keiner Frau widerstehen kann, wirkte etwas zu dick aufgetragen für meinen Geschmack und machte ihn mir unsympathisch. Rowan jedoch, mochte ich gleich von Beginn des Romans an, sehr und ich konnte mich gut in ihre Gedanken- und Gefühlswelt hineindenken; zudem wird der Roman aus Sicht von Rowan, in „Ich-Form“ also, erzählt.

Jamie Shaws Schreibstil ist fluffig, locker leicht und auch die Dialoge zwischen den Haupt und Nebenfiguren wirken sehr echt und lebhaft, so dass sich die Geschichte gut lesen lässt. Für eine Bestbewertung fehlte mir jedoch mehr Glaubwürdigkeit in Bezug auf Adams plötzlich, tiefen Gefühle, Rowan gegenüber. Denn eigentlich macht er selbst im Laufe des Romans keine wirkliche innere Wandlung durch. Sicher, er verbringt viel Zeit mit Rowan und mag sie. Und sie reizt ihn, weil sie ihn abblitzen lässt, doch außer der erotisch knisternden Atmosphäre zwischen den beiden, kam mir die Liebesgeschichte ein wenig zu kurz. Dazu stieß mir der Handlungsnebenstrang über Brian, Rowans Ex-Freund, den ich auch etwas unglaubwürdig erzählt fand, sauer auf. Nachdem Rowan Brian mit einer anderen Frau sieht, ignoriert sie sämtliche Mails, verschwindet bei Nacht und Nebel aus der gemeinsamen Wohnung und es kommt auch im Laufe des Romans zu keiner Aussprache zwischen den beiden. Dazu mutet es einfach merkwürdig an, wenn jemand drei Jahre mit einer Frau platonisch zusammenlebt, weil er erst in der Ehe mit ihr schlafen möchte, sich aber dann mit anderen Frauen austobt. Bis auf diese Kritikpunkte gibt es aber nichts zu meckern, denn abgesehen von Adam fand ich sämtliche Haupt und Nebenfiguren facettenreich und gut charakterisiert und auch die Liebesszenen in dieser Story sind sehr „hot“ geschrieben. Vielleicht ist es auch einfach so, dass ich zu alt für diese Art von Young Adults bin und jüngere Leser womöglich weniger kritisch sind, als ich.

Kurz gefasst: Unterhaltsamer Rockstar-Young Adult, allerdings nur für die altersmäßige Zielgruppe uneingeschränkt empfehlenswert! 3.5 von 5 Punkten.