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Veröffentlicht am 04.05.2021

Wunderbares Cozy-Crime Debüt

Frau Helbing und der tote Fagottist
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Frau Helbing ist Rentnerin und alleinstehend und mit ihrem bisherigen Leben eigentlich ganz zufrieden. Eines Tages zieht ein neuer Nachbar, Henning van Pohl, in das Haus, direkt in die Wohnung über ihr. ...

Frau Helbing ist Rentnerin und alleinstehend und mit ihrem bisherigen Leben eigentlich ganz zufrieden. Eines Tages zieht ein neuer Nachbar, Henning van Pohl, in das Haus, direkt in die Wohnung über ihr. Henning ist Musiker und schenkt Frau Helbing zwei Eintrittskarten für sein aktuelles Konzert und obwohl sie mit klassischer Musik eigentlich nichts am Hut hat, geht sie zusammen mit ihrer Freundin Heide zu dem Konzert. Wenige Tage später allerdings, ist der Musiker tot. Angeblich eine allergische Reaktion auf Wespenstiche. Aber wer hat gleich drei davon unter den Füßen? Frau Helbing ist sich sicher, dass ging nicht mit rechten Dingen zu. Doch die Polizei, mit ihrer recht barschen Kommissarin an der Spitze, glaubt ihr nicht. So muss sie die Sache selbst in die Hand nehmen.

Dieses Krimidebüt hat genau meinen Geschmack getroffen und mich damit überzeugen können. Es ist sehr kurzweilig geschrieben ohne dabei an Informationen oder guten Dialogen einzubüßen.
Die Hinweise und Indizien kommen, für meinen Geschmack, genau an den richtigen Stellen und den richtigen Abständen. Der Schreibstil ist locker und passt sehr gut zu den einzelnen Charakteren, die dadurch auch hervorragend getroffen werden.
Kein Abschnitt oder Zusammenhang wirkt für mich gestellt oder konstruiert, was ebenfalls zu dem sowieso schon angenehmen Lesevergnügen beitrug.
Jetzt kann man kritisieren, dass es manchem Krimifan in der Handlung an Spannung und Nervenkitzel fehlen würde, aber ich finde, ein zu starker Spannungsbogen hätte nicht zu der alten Dame und ihrer Art, den Fall zu lösen, gepasst.
So haben wir hier einen wunderbaren Cozy-Krimi, der alle Punkte, die dieses Genre ausmachen, erfüllt und ich freue mich schon auf die Fortsetzung.

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Veröffentlicht am 08.12.2020

Ein Buch hat mehr als tausend Worte

Der Buchspazierer
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Carl Kollhoff ist eigentlich schon Rentner, aber sein Beruf ist seine Leidenschaft und auch sein großes Talent. Ein Talent, was auch seine Kunden zu schätzen gelernt haben. Und so läuft Carl jeden Abend ...

Carl Kollhoff ist eigentlich schon Rentner, aber sein Beruf ist seine Leidenschaft und auch sein großes Talent. Ein Talent, was auch seine Kunden zu schätzen gelernt haben. Und so läuft Carl jeden Abend seine Runde und überbringt ganz besondere Buchbestellungen für besondere Menschen. Menschen, die alle auf ihre eigene Art, nicht an einem normalen Leben teilnehmen wollen oder können. Carl spürt, welche Bücher diese Kunden brauchen. Zumindest glaubte er das immer. Bis er ein kleines Mädchen trifft, das sein Leben und auch das seiner Kunden gehörig auf den Kopf stellt.

„Der Buchspazierer“ ist eine kurze, aber nicht weniger gefühlvolle Geschichte über die Leidenschaft für Bücher und welche Macht sie haben kann.
Auch wenn ein Buchliebhaber auf den ersten Blick ein sehr zurückgezogenes Leben führt, so kann das richtige Buch ihn dennoch unterhalten, neue Einblicke in die Welt geben und schlussendlich sogar Menschen zusammen bringen.
Bei Carl öffnet es die Augen für seine Kunden und ihre wahren Bedürfnisse, wenn auch nicht ganz ohne die Hilfe des kleinen Mädchens und ihrer so unbedarften Art, das Leben zu betrachten.
Doch nicht nur Carl´s Kunden profitieren von dieser kindlich naiven Betrachtungsweise. Auch Carl selbst bekommt die Möglichkeit, seinem Leben noch ein weiteres Kapitel hinzuzufügen.

Dieser Roman hat mich von der ersten Seite an überzeugt und ließ sich so leicht und flüssig lesen, dass ich das Buch in wenigen Stunden ausgelesen hatte. Er thematisiert große Werte wie Freundschaft, Akzeptanz und eine große Portion Menschlichkeit, die im Buch, wie im echten Leben, leider nicht immer jeder bereit ist, zu geben.

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Veröffentlicht am 12.08.2020

Kirche schützt vor Morden nicht

Agatha Raisin und der tote Kaplan
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Agatha Raisin hat endgültig genug von Männern. Ihr Ex-Mann James ist irgendwo untergetaucht und der neue Nachbar John Armitage möchte sowieso nur das Eine. Dementsprechend kalt lässt sie auch die Ankunft ...

Agatha Raisin hat endgültig genug von Männern. Ihr Ex-Mann James ist irgendwo untergetaucht und der neue Nachbar John Armitage möchte sowieso nur das Eine. Dementsprechend kalt lässt sie auch die Ankunft des gut aussehenden Dorfkaplans Tristan Delon, der die restliche Damenwelt aus Carsley bereits von sich überzeugt hat. Besonders scheint er es auf die älteren und vor allem reichen Frauen aus dem Dorf abgesehen zu haben, weshalb es auch nicht lange dauert, bis er Agatha zu einem Abendessen einlädt. Als er am nächsten Morgen tot aufgefunden wird, gerät Agatha, als letzte Besucherin des Kaplans, mitten in die Mordermittlungen hinein. Schon bald muss sie feststellen, dass der viel gelobte Kaplan gar nicht so perfekt war, wie alle am Anfang gedacht haben. Die Nachforschungen führen Agatha und ihren Nachbarn John bis nach London. Tief hinein in ein Netz aus Lügen und Erpressung.

Der Anfang des Buches hält sich nicht lange mit Beschreibungen und Erklärungen auf, sondern führt den Leser direkt an das Problem heran. Den neuen Kaplan und den Aufruhr, der in dem sonst so beschaulichen Dorf dadurch verursacht wird. So lässt auch der Mord nicht lange auf sich warten und die Geschichte nimmt schnell Fahrt auf. Agatha nimmt entgegen aller guten Vorsätze die Ermittlungen wieder selbst in die Hand. Ist sie doch höchst selbst ins Visier der Polizei geraten und diese Ungerechtigkeit muss schleunigst widerlegt werden, in dem der richtige Täter gefasst wird. Hilfe bekommt sie dabei erneut von ihrem Nachbarn John. Einem bekannten Krimiautor, der ihr nicht selten, durch seinen Bekanntheitsgrad, Tür und Tor bei den Zeugen und möglichen Verdächtigen öffnet.
Gut gefallen haben mir dabei die unterschiedlichen Schauplätze und vielfältigen Charaktere, die im Verlauf der Ermittlungen auftauchen. Es gestaltet den Roman sehr abwechslungsreich und amüsant und regt zudem zum Mitdenken an. Wer von den vielen Personen könnte der Täter sein und wie hängt alles zusammen? Mit der tatsächlichen Auflösung des Falles konnte ich, selbst wenn ich mich dabei wiederhole, auch dieses Mal überrascht werden und das macht mir bei dieser Reihe immer besonders viel Freude. Die dazugehörige Rahmenhandlung bettet Agathas und Johns kriminalistischen Spürsinn außerdem sehr gut in die Geschichte ein und rundet das Lesevergnügen ab.

Wie gewohnt konnte die Autorin somit auch bei diesem Kriminalfall mit Schreibstil, Charakterdarstellung und Plot überzeugen und mir, und hoffentlich auch anderen Lesern, damit einen unterhaltsamen Leseabend bereiten.

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Veröffentlicht am 03.08.2020

Portait eines Künstlers

Der letzte Satz
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Gustav Mahler reist auf Der „Amerika“ von New York zurück nach Europa. Er ist seit längerer Zeit schon gesundheitlich angeschlagen und es ist eine beschwerliche Reise für ihn. Er verbringt die meiste Zeit ...

Gustav Mahler reist auf Der „Amerika“ von New York zurück nach Europa. Er ist seit längerer Zeit schon gesundheitlich angeschlagen und es ist eine beschwerliche Reise für ihn. Er verbringt die meiste Zeit damit, an Deck zu sitzen, liebevoll umsorgt von einem Schiffsjungen. Die wenigen Ablenkungen auf hoher See lassen ihn an seine Vergangenheit zurück denken. Seine Anfänge als Musikdirektor und Komponist, seine Ehe und natürlich seine beiden Töchter. Von einer musste er sich leider schon sehr früh verabschieden. Nun ist er der Nächste, der geht. Aber verabschiedet hat er sich eigentlich schon viel früher.

In diesem wunderbar authentisch und leicht geschriebenen Buch begleiten wir Gustav Mahler auf seiner Gedankenreise und erfahren so mehr über sein Leben und seine Person. Der Autor schafft es aus dieser Perspektive ganz beiläufig, ein Bild von Mahler entstehen zu lassen, ohne dessen Eigenheiten, Freuden oder Sorgen direkt beim Namen zu nennen. Dieser Stil gefällt mir persönlich sehr gut, da es diese kleine Geschichte lebendig macht. Die etwas sprunghafte Art der einzelnen Gedankengänge und diese wertfrei im Raum stehen zu lassen, unterstützt hier noch einmal die Authentizität. Insgesamt ist der Text sehr direkt und unaufgeregt geschrieben und kommt dabei gut ohne umfangreiche Rahmenhandlung aus.
Mahler ist ein Künstler durch und durch, und das wird mit diesem kleinen Portrait sehr gut nach außen transportiert. Man sollte hierbei nicht mehr von diesem Buch erwarten, als dass, was es ehrlich bieten kann. Eine kleine Exkursion durch das Leben eines berühmten Komponisten und Künstler. Nicht mehr Dramatik, nicht mehr Romantik und Tragik, als im wahren Leben von Gustav Mahler.

Auch wenn diese Rezension sehr kurz gehalten ist, hat mit das Buch sehr gut gefallen. Es war ein spontaner Kauf eines Buches, über einen mir bekannten Musiker, von einem mir unbekannten Autor. Das hat sich jetzt zum Glück geändert.

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Veröffentlicht am 19.04.2020

Die moderne Miss Marple

Todesklang und Chorgesang
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Bee Merryweather ist seit kurzem alleinstehend und fühlt sich, mehr denn je, als die Zugezogene in dem kleinen Dörfchen South Pendrick, in welchem sie eigentlich ihren Ruhestand genießen wollte. Um sich ...

Bee Merryweather ist seit kurzem alleinstehend und fühlt sich, mehr denn je, als die Zugezogene in dem kleinen Dörfchen South Pendrick, in welchem sie eigentlich ihren Ruhestand genießen wollte. Um sich mehr in die Dorfgemeinschaft zu integrieren, singt Bee im örtlichen Chor mit, der von Peter Bartholomew geleitet wird. Peter ist speziell und behandelt die Sänger nicht gerade mit Samthandschuhen, besonders, da es aktuell um die Proben für eines seiner eigenen Werke geht. Als Peter eines Morgens von Bee tot in seiner Wohnung gefunden wird, wundert sich daher keiner, dass es ein Mord war. Bee kann nicht akzeptieren, dass es in ihrem geliebten Dorf einen Mord gegeben hat und findet keine Ruhe, bis sie nicht mehr über die Hintergründe erfahren hat. Auch eine drei stündige Fahrt nach Oxford hindert sie nicht daran, weiter zu ermitteln. Doch wer Wissen hat, hat Macht und begibt sich damit ungewollt in das Blickfeld des Mörders.

Nachdem ich zuerst den zweiten Roman auf der Buchmesse entdeckt habe und dieser mir sehr gut gefallen hat, musste ich natürlich das erste Buch ebenfalls lesen. Und ich muss sagen, auch Bees erste Fall hat mich wunderbar unterhalten. Die Autorin lässt den Leser wieder in das englische, idyllische Dorfleben eintauchen. Durch ihre bildhaften Beschreibungen des Dorfes und auch der Personen, wirkt die Geschichte unglaublich lebhaft und amüsant, als würde man direkt danebenstehen. Dabei schafft es die Autorin, durch die unterschiedlichen Perspektiven der einzelnen Dorfbewohner, die Handlung abwechslungsreich zu gestalten. Der Leser erfährt immer ein bisschen mehr, als Bee durch ihre Ermittlungen sich erfragen kann und doch nie genug, um der Geschichte zu weit voraus zu sein. Der Fall bleibt bis zum Schluss undurchsichtig und man kann lediglich raten, wohin sich die Geschichte entwickelt. Das hält die Spannung bis fast zur letzten Seite aufrecht.

Man könnte jetzt argumentieren, dass es ähnliche Geschichten, ganz nach dem Vorbild von Agatha Christie schon mehrfach gegeben hat. Eine ältere Dame ermittelt auf dem englischen Dorf. Da mag man nicht ganz unrecht haben und der Vergleich zu der Kultfigur Miss Marple wird sogar im Roman gezogen. Aber Karin Kehrer schafft es trotzdem, diese Art des Kriminalromans, durch Bees Persönlichkeit, ihre Vorgeschichte und durch die moderne Szenerie, wieder neu wirken zu lassen und den Geschichten ihren ganz eigenen Charme zu verleihen. Das finde ich sehr bewundernswert, da man diesen Schritt erst einmal wagen muss.

„Todesklang und Chorgesang“ ist für mich ein sehr gelungener Krimi, der sich durch einen flüssigen Erzählstil, einen hohen Spannungsbogen und viel Individualität auszeichnet. Fans von Miss Marple und Agatha Raisin werden sich definitiv bestens aufgehoben fühlen.

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