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Veröffentlicht am 01.06.2021

Zu wenig Emotionen!

Der Morgen davor und das Leben danach
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Familie Adler fliegt vom Flughafen Newark Liberty International nach Los Angeles. Die Eltern Bruce und Jane, sowie der 15-jährige Jordan und der 12 Jahre alte Eddie, werden in Los Angeles ein neues Leben ...

Familie Adler fliegt vom Flughafen Newark Liberty International nach Los Angeles. Die Eltern Bruce und Jane, sowie der 15-jährige Jordan und der 12 Jahre alte Eddie, werden in Los Angeles ein neues Leben beginnen und ziehen aus New York weg. Doch in der neuen Heimat kommen sie nie an, denn das Flugzeug mit 192 Personen an Bord stürzt ab. Der einzige, der den Absturz überlebt, ist Eddie. Er hat auf einen Schlag Vater, Mutter und Bruder verloren. Er wird von seiner Tante Lacey, die Schwester seiner Mutter und deren Mann John aufgenommen. Tief traumatisiert und todtraurig!







Edward muss sich mit dem Tod seiner Familie auseinandersetzen und erfährt so das Schlimmste, was einem Kind passieren kann. Den Verlust seiner Familie!

Aus Eddie wird Edward und der 12-Jährige muss sich in einem neuen Leben zurechtfinden. Er macht jede der Phase der Trauer durch. Er leidet unter Appetitlosigkeit, hat Schlafstörungen und Probleme bei Lärm, sowie mit vielen Menschen. Wobei letzteres wohl auch am Heimunterricht im geschützten Rahmen liegt, den er und sein Bruder die ganzen Schuljahre über bei ihrem Vater bezogen haben. Die Figur Eddie hat mich beschäftigt, denn manchmal sind seine Erinnerungen und Gedanken herzzerreissend. Aber ganz oft konnte ich ihn nicht verstehen und nicht nachvollziehen, warum er so reagiert, wie er reagiert. Dies deshalb, weil Edward den Leser oft aussen vor lässt. Hier habe ich oft Oberflächlichkeit empfunden in der Charakterisierung und ganz oft fehlten mir die Emotionen.



Die Geschichte wird auf zwei Erzählebenen geführt. Ein Strang behandelt das Leben an Bord vor dem Absturz und beim zweiten Strang ist man hautnah dabei, als Edward versucht, sich in seinem neuen Leben zurechtzufinden.



In den Kapiteln, die im Flugzeug handeln, werden zuerst in loser Folge etliche Figuren eingeführt. Die Autorin scheut sich auch nicht grosse Handlungssprünge zu vollziehen. Da ist man erst gerade noch mit der Familie Adler in der Schlange beim Check in und im nächsten Kapitel ist das Flugzeug schon abgestürzt. Allerdings erlebt man die Passagiere danach wieder während des Fluges.

Ich empfand die Anzahl Figuren im Flugzeug als zu ausladend. Ein Protagonist, der durch diesen Strang führt, gibt es nicht, denn alle haben denselben Stellenwert. Dadurch hatte ich Probleme in diesen Teil der Geschichte reinzukommen. Anders war es im Strang, in dem Edward versucht Fuss in seinem neuen Leben zu fassen. Da war er ganz klar im Mittelpunkt und genau das braucht es halt oft in einer Story.

Erschütternd ist, wie Edward an sein früheres Leben denkt, wie er sich in Erinnerungen an seine Eltern und seinen Bruder verliert. Allerdings gab es auch viele langatmige Stellen, bei denen ich mich durchbeissen musste. Wenn ich da nur an das Hobby vom Direktor in Edwards Schule denke.... muss da jede Farnart mit genauem Namen erwähnt sein? Teilweise empfand ich in anderen und relevanten Dingen eine Oberflächlichkeit. Gerade in der Therapie, die Edward absolviert, hätte man mehr ins Detail gehen können.



Schade hat die Autorin in ihren Schreibstil nicht mehr Emotionen fliessen lassen. Bei einem solchen Plot darf das ruhig sein. So konnte ich leider nicht so richtig mitfühlen und die ganze Geschichte kam mir vor wie ein Theaterstück. Bei dem man weiss, dass „alles nur gespielt ist“.

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Veröffentlicht am 26.05.2021

Der Plot wackelt bedenklich...

Der Tunnel - Nur einer kommt zurück
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Der Schriftsteller Robin Ferringham ist mitten in einer Signierstunde, als er einen Anruf bekommt. Der Häftling Matthew McConnell ruft ihn aus dem Gefängnis New Hall an. Dort ist McConnell wegen Mordverdacht ...

Der Schriftsteller Robin Ferringham ist mitten in einer Signierstunde, als er einen Anruf bekommt. Der Häftling Matthew McConnell ruft ihn aus dem Gefängnis New Hall an. Dort ist McConnell wegen Mordverdacht an fünf Freunden inhaftiert. Die Gruppe war im Standedge Kanaltunnel in Marsden unterwegs und nur Matthew hat die Fahrt überlebt. Von seinen fünf Freunden fehlt jede Spur und der Verdacht liegt nahe, dass er sie in dem Tunnel ermordet hat. Nun soll Robin Ferringham ihm helfen. Matthew weiss Dinge über Ferringhams Frau Samantha, die eigentlich niemand wissen kann. Samantha ist vor 3 Jahren spurlos verschwunden.







Der Autor erzählt die Geschichte um die fünf verschwundenen Studenten zu weiten Teilen aus einer Perspektive. Der Schriftsteller Robin und seine Bemühungen der Sache auf den Grund zu gehen, steht im Zentrum. So ist der Aufbau gradlinig und einfach zu begreifen. Handlungen, bei denen man überlegen muss, wo diese spielen oder wer denn nun im Zentrum steht, gibt es im ersten Drittel des Buches keine. Die Perspektive von Robin genügt und ist chronologisch fortlaufend. Das macht Mitte Buch, den Rückblick auf den 26. Juni 2018, dem Tag des Unglücks, aus der Sicht von Matthew besonders wirkungsvoll. Erst Seite 230 erfährt man dann in einer dritten Perspektive die Sicht einer anderen Figur. Gegen Schluss wird es turbulent in Sachen Struktur, denn immer wieder wechseln die Zeitebenen und die Perspektiven.



Von Beginn weg warf die Geschichte bei mir zwei, drei Fragen auf. Was ist geschehen in dem engen Tunnel und wie konnten 5 Menschen verschwinden, ohne dass die Leichen gefunden wurden? Was ist mit Robins Frau Samantha geschehen? Die Frage, ob die beiden Verbrechen zusammenhängen hat mich ebenfalls umtrieben.



Kämen wir zum Plot: Lange ist nicht klar, wie vielschichtig er ist, leider jedoch auch sehr konstruiert. Der Autor findet für alles eine Erklärung und viele Zufälligkeiten waren mir etwas zu viel des Guten. So besitzt Robin einen Schlüssel für das Auto seiner Schwester Emma. Und das, obwohl er erst einmal damit gefahren ist und sie es als Aerztin tagtäglich benötigt. Natürlich muss er das Auto für eine dringende Fahrt benutzen und hat keine Zeit, sie erst noch zu fragen. Weiter verstehe ich nicht, wie schlampig eine Polizeistelle ermittelt? Noch dazu, wenn der Polizeichef der Vater von zwei der verschwundenen jungen Menschen ist. Haben die noch nie etwas von der Spurensuche spezialisierter Kriminaltechniker gehört? Zum Verständnis: Die Geschichte handelt 2018 in England und nicht in der Steinhauerzeit und vor der Möglichkeit von kriminalistischen Untersuchungen.



Der Verbleib der Gruppe war so etwas von unrealistisch und …ja tut mir leid, schon wieder das Wort….konstruiert. Wenigstens fand ich Samanthas Verbleib einiger Massen schlüssig gelöst.



Der Schreibstil ist klar und hat mir gut gefallen. Nur beim Plot sollte der Autor beim nächsten Buch sein Augenmerk legen.

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Veröffentlicht am 13.05.2021

Benötigt Anlaufzeit!

Eine perfekte Ehe
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Die Anwältin Lizzie Kitsakis arbeitet in einer New Yorker Kanzlei und ist erst mal sehr zurückhaltend, als ein alter Studienfreund sie anruft. Zach Grayson sitzt in der New Yorker Justizvollzugsanstalt ...

Die Anwältin Lizzie Kitsakis arbeitet in einer New Yorker Kanzlei und ist erst mal sehr zurückhaltend, als ein alter Studienfreund sie anruft. Zach Grayson sitzt in der New Yorker Justizvollzugsanstalt und ihm wird vorgeworfen seine Ehefrau Amanda erschlagen zu haben. Lizzie, die sich eigentlich auf Wirtschaftskriminalität spezialisiert hat, übernimmt der alten Freundschaft zuliebe den Fall. Je länger Lizzie an der Verteidigung arbeitet, desto mehr Ungereimtheiten tauchen auf.





Die Geschichte ist in wechselnde Kapitel eingeteilt. Einmal die Kapitel, in denen die Anwältin Lizzie in der Gegenwart im Mittelpunkt steht. Dann wieder liest man, was die ermordete Amanda ein paar Tage vor ihrem Tod erlebt. Schlussendlich wurden auch noch kurze Kapitel, die Auszüge aus Zeugenbefragungen beinhalten, eingeschoben. Die Passagen mit Lizzie sind erst mal alles andere als spannend. Denn ausdauernd wird ihre Ehe mit ihrem alkoholkranken Mann erörtert, was für mich schon zu viel an Privatleben der Anwältin war. Diese Kapitel werden erst nach der ersten Hälfte des Buches spannender, als Lizzie endlich die Ermittlungen rund um Amandas Tod aufnimmt.

In der Vergangenheit, in den Kapiteln über Amanda, herrscht zu Beginn eine ähnliche Langatmigkeit. Es dauert, bis die Geschichte endlich an Fahrt aufnimmt. Vorher wähnt man sich oft in einem Film, in dem die drei Freundinnen Amanda, Maude und Sarah über Kinder, Partys, Frauenfreundschaft, Ehe und Männer tratschen. Nach und nach blickt man als Leser dann hinter die Fassade einer perfekten Ehe und damit meine ich nicht nur die von Zach und der verstorbenen Amanda. Sondern auch die Beziehungen von Maude und ihrem Mann Sebe, sowie von Sarah mit Kerry werden thematisiert. Ab und zu dachte ich seufzend: Reiche Frauen und ihre Probleme …



In den Ermittlungen, rund um den Mord an Amanda, erfährt man nicht viel über Untersuchungen von offizieller Seite her. Die sind in die Arbeit von Verteidigerin Lizzie integriert und zeigen gut, wie die Anwältin die Verteidigung ihres Mandanten aufbaut. Die Arbeit der Polizei wird nur am Rande gestreift.



Die vielen Beziehungen, Ermittlungen, Zeitsprünge und Figuren machen die Handlung chaotisch. Ich hätte mir eine überschaubare Struktur gewünscht, damit mehr Spannung aufkommt. So wird diese leider unter vielen unrelevanten Details teilweise völlig erdrückt. Erst ab der Mitte habe ich mich an das hin und her gewöhnt und ich konnte mich auf die Geschichte so weit einlassen, dass ich sogar einigen Verdacht hegte, was mit Amanda genau geschehen ist.



Praktisch alle Figuren bewegen sich in New Yorks High Society und haben Probleme und Sorgen, über die Otto Normalverbraucher nur den Kopf schütteln kann. Schockiert haben mich zum Beispiel die Helikoptermütter, die eine tägliche schriftliche Nachricht aus dem Ferienlager ihrer Kinder erwarten und, falls nicht wie gewünscht, ein Nervenbündel sind. Ein Cyberangriff auf die Mailadressen der Schule ihrer Sprösslinge lässt sie komplett auf dem Zahnfleisch laufen. Nicht meine Welt und so habe ich mich oft köstlich amüsiert.



Dieser Thriller benötigt jede Menge Anlaufzeit und eigentlich wurde es erst auf den letzten 100 Seiten fesselnd. Dafür da mit vielen Ueberraschungen und gut gemachten Wendungen, die doch noch einiges an meiner Bewertung retten konnten.

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Veröffentlicht am 05.05.2021

Rassismus in Büchern...

Über Menschen
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Dora, 36 Jahre alt und Werbetexterin, verlässt mitten in der Coronakrise ihren Freund Robert und zieht von Berlin nach Bracken. In diesem typisch ostdeutschen Dorf hat sie ein Haus mit 4000 m2 Garten gekauft, ...

Dora, 36 Jahre alt und Werbetexterin, verlässt mitten in der Coronakrise ihren Freund Robert und zieht von Berlin nach Bracken. In diesem typisch ostdeutschen Dorf hat sie ein Haus mit 4000 m2 Garten gekauft, den sie nun bepflanzen will. Dora gerät ungewollt an Nachbarn, die Alltagsrassismus pflegen. Sie muss sich zwar nicht darüber klar werden, was sie darüber denkt, jedoch darüber, wie sie ihre Ansichten verteidigt und äussert. Mehr und mehr wird sie in die Dorfgemeinschaft hereingezogen und lernt Gote, den Nachbarn, näher kennen.



Das zentrale Thema der letzten 15 Monate, die Coronakrise, wird von der Autorin auf eine sachliche, manchmal sarkastische, aber immer authentische Art in die Geschichte rund um Dora verstrickt.



Ein grosses Gewicht bekommt der Klimaschutz. In Form der Figur Robert, der Exfreund von Dora, der ein Klimaaktivist der ersten Stunde ist, webt die Autorin die Klimaerwärmung, sowie die Rettung der Erde hervorragend in die Geschichte ein. Und das ohne zu werten, da sie die verschiedensten Fragen dazu aufwirft und man sich darüber seine eigenen Gedanken machen kann.



Ein weiteres grosses Thema ist Rassismus. Hier in der Gestalt von Doras Nachbarn. Ich musste ein paar mal schlucken, denn teilweise waren die Sprüche, die sie bringen, hart an der Grenze des Erträglichen. Erschreckt hat mich der offen gelebte Rassismus einiger Dorfbewohner. Darf man in einer Geschichte eine Figur so offen Rassismus zelebrieren lassen? Man darf, wenn man ein Gegengewicht schafft. Hier wäre das der Figur Dora zugefallen, doch die verfällt lieber in eine Rassismusstarre, statt Paroli zu bieten. Ich gestehe, ich war schockiert über den offen gelebten Rassismus und noch schockierter über Dora, die unter dem Deckmantel Nachbarschaft in Schockstarre verfällt, statt dagegen vorzugehen und klar ihre Meinung zu sagen. Dadurch verharmlost sich die ganze Thematik, etwas wofür ich absolut kein Verständnis habe. Weder in Büchern, noch im realen Leben.



Wenn Dora zu Beginn glaubt, dass in Bracken alles Friede, Freude, Eierkuchen und heile Welt ist, täuscht sie sich. Rechtsradikale, Kindesvernachlässigung, Rassismus und keine Saatkartoffeln zu kaufen, sind einige der Dinge, mit denen sie sich herumschlagen muss. Und genau hier liegt mein grösster Kritikpunkt. Irgendwie hat es Juli Zeh immer wieder geschafft, das Dorfleben mitsamt dem Dorf-Nazi ( O -Ton) als harmlose Sache darzustellen. Hier hätte ich mir eine schärfere Abgrenzung gewünscht.

Man erlebt die Szenen und Passagen mit viel Symbolik, die nachdenklich machen und oft erst beim zweiten Lesen eines Satzes ankommen. Sehr tiefsinnig ist der Schreibstil und die Autorin pflegt eine gehobene, präzise und bildreiche Sprache.



Bracken ist ein Ort, wo sich Fuchs und Hase gute Nacht sagen und eine Brutstätte von einer Gesinnung Mensch, die ich zutiefst verabscheue. Diese Geschichte hat in mir sehr viel aufgewühlt und das nicht nur beim Thema Rassismus. Auch die ganze Covid19 Thematik habe ich noch mal durchlebt.

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Veröffentlicht am 30.04.2021

Hat Potenzial!

Girl A
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Alexandra ist 15 Jahre alt, als sie aus ihrem Elternhaus fliehen kann. Die Familie Gracie, zu der Vater Charles, Mutter Deborah und 7 Kinder gehören, ist völlig im religiösen Wahn des Vaters gefangen. ...

Alexandra ist 15 Jahre alt, als sie aus ihrem Elternhaus fliehen kann. Die Familie Gracie, zu der Vater Charles, Mutter Deborah und 7 Kinder gehören, ist völlig im religiösen Wahn des Vaters gefangen. Die Kinder leben in Schmutz und Elend, Hunger ist an der Tagesordnung und seelische und körperliche Misshandlungen sind Alltag. Nach Alexandras Flucht werden die Geschwister befreit und in Pflegefamilien gegeben. 18 Jahre später stirbt Mutter Deborah im Gefängnis und sie müssen entscheiden, was mit dem Elternhaus in der Moor Woods Road 11 geschehen soll. Alexandra, Evie, Noah, Gabriel, Dellilah und Ethan haben mit ihrer Kindheit abgeschlossen … mehr oder weniger.




Der Klappentext und die Buchbeschreibung deuten auf harte Thrillerkost hin. Tatsächlich empfand ich das Buch jedoch als eher mittelmässig in der Beziehung. Ab und zu blitzten die seelischen und körperlichen Misshandlung, die die Eltern an den Kindern verübt haben, durch. Dies jedoch sehr subtil und zurückhaltend. Aufgrund des Klappentextes habe ich ganz etwas anderes erwartet.


Grosse Probleme hatte ich mit dem Aufbau der Geschichte. Die Autorin hat sich dazu entschieden, in langen Kapiteln, immer eines der Kinder in den Mittelpunkt zu stellen. Da liest man also Kapitel« Lex, Girl A» bis zu «Evie, Girl C». Das siebte Kapitel wird dann unter «Wir alle» geführt. Speziell ist jedoch, dass in jedem Kapitel Alexandra erzählt und das, bei Kapitelbeginn, aufgeführte Geschwisterkind nur am Rande und oft auch nur in der Gegenwart eine Rolle spielt. Zudem wird in den einzelnen Kapiteln der Fokus eher auf Nebenfiguren gelegt, die (zu) viel Platz einnehmen. Bei 7 Geschwistern und den Eltern, also 9 Protagonisten, der Handlung in der Vergangenheit, noch jede Menge Nebenfiguren einzubauen, empfand ich als unübersichtlich. Meiner Meinung nach hätte man da gleich die Zuweisung der Kapitel auf eine Figur weglassen können.

Als ermüdend empfand ich die abrupten Wechsel von der Vergangenheit in die Gegenwart, die immer wieder meinen Lesefluss gestört haben. Die Vergangenheit ist zudem nicht chronologisch geordnet. Da hat die Autorin weder dem Leser noch der Geschichte einen Gefallen getan, denn das Ganze wird dadurch wirr und chaotisch.


Da man von vornherein weiss, dass die Kinder aus dem Horrorhaus, das sich Elternhaus nennt, gerettet werden, nimmt das erst mal alle Spannung weg. Die Gegenwart ist eine Aufarbeitung der Geschehnisse in der Vergangenheit. Einzig die Frage, was aus den einzelnen Opfern geworden ist, hat mich durchhalten lassen. Da gibt es einige Ueberraschungen, die mich etwas mit den negativen Punkten versöhnt haben.


Die Eltern sind sehr religiös und entwickeln einen regelrechten Wahn, der ein Martyrium für ihre sechs Kinder bedeutet. Ich hätte es begrüsst, wenn die Entwicklung zwischen Glaube zu Beginn, bis zu den Misshandlungen, unter dem Deckmantel Religion, besser ausgearbeitet worden wären. Denn so kommt das nicht ganz überzeugend rüber.

«Girl A» ist das Debut der Autorin und ihr Schreibstil, der subtil Gewalt andeutet, hat durchaus Potenzial zu fesseln. Wenn sich die Autorin beim nächsten Thriller etwas mehr um eine logische und überblickbare Struktur bemüht, bin ich sofort dabei auch ihr nächstes Buch zu lesen.

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