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12,00
inkl. MwSt
  • Verlag: ROWOHLT Taschenbuch
  • Themenbereich: Biografien, Literatur, Literaturwissenschaft - Biografien und Sachliteratur
  • Genre: Sachbücher / Geschichte
  • Seitenzahl: 192
  • Ersterscheinung: 02.06.2009
  • ISBN: 9783499624773
Marion Gräfin Dönhoff

Namen, die keiner mehr nennt

Ostpreußen - Menschen und Geschichte

Marion Gräfin Dönhoffs Erinnerungsbuch über Ostpreußen ist seit seinem ersten Erscheinen zu einem Klassiker geworden. Es beeindruckte die Menschen durch die Unabhängigkeit des Denkens, löste Kontroversen aus und bereitete die Ostpolitik Willy Brandts geistig mit vor.

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Lesejury-Facts

  • Dieses Buch befindet sich bei Susi in einem Regal.
  • Susi hat dieses Buch gelesen.

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 05.05.2021

voller Wehmut, aber ohne Bitterkeit

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Auch hier schreibt Gräfin von Dönhoff wieder von der verlorenen Heimat voller Sehnsucht, aber ohne Verbitterung. Sie schildert hier ihre Flucht, das Schicksal ihres Vetter Heinrich von Lehndorff, der am ...

Auch hier schreibt Gräfin von Dönhoff wieder von der verlorenen Heimat voller Sehnsucht, aber ohne Verbitterung. Sie schildert hier ihre Flucht, das Schicksal ihres Vetter Heinrich von Lehndorff, der am Hitlerattentat beteiligt war, einen Ritt durch Masuren und ihre Jahrhunderte alte Familiengeschichte. Das Nachwort ist von Golo Mann (ich habe das Hardcover gelesen. Ich weiß nicht, ob es auch im Taschenbuch ist, aber ich fand es eh langweilig). Toll dagegen fand ich das Buch selbst.

Marion Gräfin von Dönhoff hat einen ganz eigenen Schreibstil. Sie berichtet über Grauenvolles und Schreckliches (wie zum Beispiel die erfrorenen Menschen auf der Flucht ) ohne dabei emotional oder reißerisch zu sein. Diese nüchterne, aber eindringliche Sprache mit der sie ihre Erlebnisse schildert, geht daher um so mehr unter die Haut. Man spürt ihre große Liebe zu dem Land und der Heimat, aber auch zu dem damaligen Lebensstil, der von Verantwortung, Reiten, Pflicht und Freiheit geprägt war. Für sie und ihre Familie war es selbstverständlich gegen Hitler zu sein.

Sehnsucht und Wehmut spürt man auf jeder Seite des Buches, doch merkt man, dass die Autorin versucht, zu vergeben und sich mit dem Verlust zu versöhnen, auch wenn es sie unendlich schmerzt. Man fühlt mit ihr den jähen grausigen Abschied von der Unbeschwertheit der Kinder- und Jugendtage, den alle unter Hitler erlitten und den sie ohne es direkt anzusprechen in Worte kleidet. Trotz all dem schrecklichen Erlebten und dem Verlust, den Entbehrungen und Strapazen, der Angst und der Trauer um geliebte Menschen, hat sie sich Haltung bewahrt, ist sich ihrer Verantwortung bewußt und erfüllt treu ihre Pflichten. Der lange Teil der uralten Familiengeschichte war ganz interessant, auch wenn ich schnell den Überblick verlor, da ich in Geschichte (wann welcher König oder Papst lebte) nicht fit bin. Aber der Einblick in das Leben damals, die Ausbildung (man reiste Jahrelang in anderen Ländern herum und lernte z.B. in einem die Sprache, Kunst und Musik, in einem anderen die Sprache, Architektur und Rechnungswesen, in wieder einem anderen die Sprache, Politik und Verwaltung usw.) und welcher Dönhoff welches Amt irgendwo in Europa bekleidete, war interessant.

Beim Ritt durch Masuren wird einem bewußt, wie langsam das Reisen damals dauerte. Tage- und Wochenlang war man zu Pferde unterwegs, wenn man in eine andere Stadt wollte, die sich auch noch in Ostpreußen befand und auf der Karte gar nicht so weit weg ausssah. Man bat bei Bauern oder so um ein Nachtlager und Futter für die Tiere, wusch sich im Bach und nahm Strapazen mit einer Selbstverständlichkeit in Kauf, die wir uns heute kaum noch vorstellen können.

Mir hat das Buch gefallen und ich werde es als Stück Zeitgeschichte behalten.

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