Kriminalroman mit ganz viel italienischem Flair
Tödliche Sonate„Tödliche Sonate“ ist der Start einer Reihe um den Commissario Di Bernardo und besonders das Cover stach mir ins Auge. Ich mochte die Farbgestaltung, aber auch, dass im Hintergrund die Stadt Rom erkennbar ...
„Tödliche Sonate“ ist der Start einer Reihe um den Commissario Di Bernardo und besonders das Cover stach mir ins Auge. Ich mochte die Farbgestaltung, aber auch, dass im Hintergrund die Stadt Rom erkennbar war und dass das Kernelement des Krimis, die Violine, mit abgebildet wurde. So war die Komposition des Titelbildes stimmig zum Buch.
Dieser Kriminalroman beherbergte zwei Zeitebenen und zwei Erzählperspektiven. So gab es zwei Handlungsstränge, die kontinuierlich im Jahr 2017 spielten und einen Handlungsstrang, der mehrere Jahrhunderte umspann. Diese Kombination betrachtete ich sehr interessiert, wobei mir lange nicht klar wurde, weshalb ich in der Vergangenheit mehreren historischen Persönlichkeiten folgen durfte. Erst später wurde mir klar, dass es eher weniger die Menschen ging, denen ich folgte, sondern sich mehr dahinter verbarg.
Spannend gewählt empfand ich die Erzählperspektiven. Während ich dem Commissario Di Bernardo und den Personen aus der Vergangenheit mithilfe des personalen Erzählers folgte, durfte ich die Gedanken- und Gefühlswelt des Mörders aus dessen Sicht in der Ich-Perspektive erleben. Dies schuf noch einmal eine ganz andere Beziehungsebene, weil ich viel dichter am Täter dran war. Richtig genutzt hatte es mir aber auch nichts, denn bei aller Spekulation, wer er oder sie denn sein könnte, entglitt mir die Festlegung auf eine Person immer wieder wie ein nasser Fisch.
Der Start ins Buch fiel mir leicht und er hatte auch gleich ein tolles Spannungsniveau. Allerdings fiel es dann ab, was für mein Empfinden wohl mit den Nebenschauplätzen zusammenhing. Der Hauptstrang in der Gegenwart war der Mord an der Musikagentin Cornelia Giordano, aber ich begleitete nicht ausschließlich die Ermittlungsarbeiten. Stattdessen nahm ich an Di Bernardos privaten Leben teil. Das mochte ich am Anfang nicht so besonders, weil es mich zu sehr vom Mordfall ablenkte. Später muss ich jedoch sagen, gefiel mir das ganz gut, weil es den Commissario menschlicher wirken ließ. Besonders angenehm empfand ich, dass er nicht zu jenen Ermittlern gehörte, die vor den Scherben ihres Lebens stehen, sich davon runterziehen lassen und den Alkohol lieben. Di Bernardos Leidenschaft war das Essen und dies begleitete uns ständig. Viele leckere italienische Gerichte fanden ihren Einzug in die Geschichte, welche der Commissario mit großer Begeisterung aß. Genau wie die Speisen fand auch der grauenhafte römische Verkehr rege Erwähnung in der Geschichte.
Zudem sorgte auch eine große, am Beginn vorgestellte Vielzahl an Figuren dafür, dass die Spannung wieder abflachte. Es war schon ein bisschen verwirrend, dazu kamen die ganzen Gebäude- und Straßennamen, die mich ein bisschen ratlos durch die Geschichte taumeln ließen. Hier hätte vielleicht eine Karte von Rom geholfen, damit ich die Bewegungsmuster des Commissarios besser hätte nachvollziehen können.
Erst im Verlauf der Handlungen ergaben all diese Schilderungen ein tolles Ambiente und ich konnte Rom als Stadt erleben.
Im starken Kontrast stand dazu die Einführung in die Musikszene mit all ihren Licht- und Schattenseiten. Hier ging die Autorin sehr behutsam vor, sodass ich auch als Laie gut mitkam. Erleichtert wurde mir das auch von Di Bernardo, der genauso viel Verständnis von der Materie hatte wie ich.
Die Geschichte von Antonio Stradivari und seinen Violinen gefiel mir sehr gut. Lange kam ich nicht dahinter, wie das Ganze mit dem Mord zusammenhängen könnte. Aber völlig unabhängig davon faszinierten mich die Einzelheiten, auch wenn manches ins Reich der Fiktion gehörte.
Die Jagd nach dem Mörder war ein stetiges Auf- und ab. Die Ermittlungen drehten sich öfter mal im Kreis, hier hätte ich gern mehr Details zur Ermittlungsarbeit gehabt. Oft schickte der Commissario irgendeinen aus seinem Team zur Befragung los, das Ergebnis wurde mir dann aber nur sehr knapp oder gar nicht erst berichtet. Das fand ich ein bisschen schade.
Während mir Di Bernardo trotz der Einblicke in sein privates Leben anfänglich zu wenig greifbar war, schloss ich seinen Sohn Alberto dafür sofort ins Herz. Dieser hatte als Nebenfigur gar nichts mit dem Mordfall zu tun, brachte aber durch seinen wachen Geist Dynamik in die Geschichte und sorgte wiederum dafür, dass ich seinem Vater näherkam.
Im letzten Drittel von „Tödliche Sonate“ begannen sich die Ereignisse zu überschlagen und die Spannung zog richtig an. Ich war völlig gespannt, wer nun der wahre Mörder sei und wie alles miteinander zusammenhängen würde. Die Auflösung war zwar an sich genial, aber auch banal. Der Wow-Effekt fehlte mir hier und so manches Verhalten einiger Figuren zum Schluss waren mir nicht stimmig genug. Es blieben leider noch ein paar Fragen offen. Sie hatten allerdings größtenteils nichts mit dem Fall zu tun, sodass ich auf die Auflösung im nächsten Buch hoffe.
Fazit:
Ein Krimi mit Unterhaltungswert, verpackt mit reichlich italienischem Flair, dazu eine spannende Reise mit Antonio Stradivaris Geigen von ihrer Entstehung bis in die Neuzeit hinein.