Es gibt gute Zeitreise-Romane und diesen
"Ihre Vergangenheit lastet auf Ihnen. Daran werden Sie heute unter Saturn-Einfluss erinnert, wenn Sie auf die Zeichen achten. Eine selbstlose Tat im Dienste der Liebe ermöglicht Ihnen einen Wachstumsprozess. ...
"Ihre Vergangenheit lastet auf Ihnen. Daran werden Sie heute unter Saturn-Einfluss erinnert, wenn Sie auf die Zeichen achten. Eine selbstlose Tat im Dienste der Liebe ermöglicht Ihnen einen Wachstumsprozess. Sorgen Sie dafür, dass die Dornenhecke des schlafenden Bewusstseins durchbrochen wird."
Ava ließ die Zeitung sinken und eine Gänsehaut überzog ihre Arme. Jedes Mal, wenn sie bisher gesprungen war, hatte sie kurz darauf irgendwo ihr Horoskop entdeckt. Stets hatte der erste Satz für ihr Sternzeichen den gleichen Wortlaut: Ihre Vergangenheit lastet auf Ihnen. Beim ersten Mal hatte Ava weder dem Horoskop noch den schicksalsschweren Zeilen eine Bedeutung zugemessen. Ein Fehler, wie sich herausgestellt hatte. Ein sehr schmerzhafter Fehler.
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INHALT:
Seit die 21-jährige Ava etwas Schreckliches getan hat, wird sie vom Universum - oder etwas anderem Übernatürlichen - dafür bestraft: Sie springt durch die Zeit in die Körper anderer Menschen, um zwei Liebende zusammen zu bringen. Gelingt ihr das nicht schnell genug, verwandelt sich das Blut in ihren Adern in ätzende Säuren, die ihr schlimme Schmerzen bereitet. Als sie schon fürchtet, nie wieder ein normales Leben führen zu können, trifft sie auf Kyran. Dieser lindert nicht nur ihr Leid - er erkennt auch sie selbst und nicht nur den Körper, in dem sie steckt. Doch ihre Liebe scheint unmöglich, schließlich muss sie immer wieder weiterziehen...
MEINE MEINUNG:
Die Reise durch Raum und Zeit - ein Thema, das die Menschheit seit langem fasziniert. Was, wenn man die Vergangenheit ändern könnte? Ava hat genau diese Fähigkeit und gleichzeitig ist diese ein schmerzhafter Fluch. Eine interessante Idee. Aber es gibt eben gute Zeitreise-Romane und dann gibt es da "Forever 21". Auf 288 Seiten wird hier gefühlt jede Idee in die Handlung geworfen, die Lilly Crow je hatte, ob das nun Sinn ergibt oder nicht. Der Schreibstil ist bildlich und teilweise durchaus schön zu lesen, aber viel zu detailreich in den unnötigsten Szenen, während Hintergründe so gut wie gar nicht beleuchtet werden.
Ava ist eine unausstehliche Protagonistin. Sie beschreibt sich selbst als schöne junge Frau, der immer alles zugeflogen ist und die deswegen gemein und arrogant war. Schade nur, dass sich das entgegen ihrer Aussagen kein bisschen verändert hat. Sie ist die wahrscheinlich oberflächliste Hauptfigur, die mir je untergekommen ist, und beurteilt andere Leute grundsätzlich nach ihrer Kleidung und ihrem Aussehen. Ihr Love-Interest Kyran erscheint dagegen zu Anfang wie ein intelligentes Kerlchen und ist mit seiner nerdigen Art durchaus ganz nett. Dann jedoch entwickelt er plötzlich gruselige Stalker-Tendenzen, indem er allen Ernstes eine Spy-App auf ihrem Handy installiert. In dem Moment hatte er alle meine Sympathien verloren. Hinzu kommt, dass er sich, nachdem er Ava für wenige Stunden kennt, in einen kompletten Volltrottel verwandelt, der im Grunde sein gesamtes Leben für sie wegwirft. Nennenswerte Nebenfiguren gibt es nicht, da man keine von ihnen für mehr als 50 Seiten kennenlernt - Ausarbeitung ist da natürlich nicht möglich.
Wer erwartet, dass ein Band der Reihe ein Paar von Liebenden behandelt, das Ava zusammenbringen muss, liegt weit daneben - so wie ich. Tatsächlich werden in diesen nicht mal 300 Seiten ganze vier Zeitsprünge unternommen, wodurch es einem unmöglich gemacht wird, sich an die Situation zu gewöhnen. Der fertige Roman wirkt wie eine Idee, grob skizziert und mit Szenen gefüllt, aber noch ohne das entscheidende Grundgerüst. Vor allem bildet sich schnell ein Schema heraus: Ava gelangt in den neuen Körper, liest ein wenig aussagekräftiges Horoskop, trifft sofort auf die Liebenden und jammert über ihre Situation. Dann schreit sie die Turteltauben einmal kräftig an und schon fallen sie sich in die Arme. Ende der Szene, weiter geht es. Die einzelnen Sprünge sind viel zu kurz, selten länger als einen Tag, wodurch die Handlung schnell sehr gehetzt wirkt. Ava löst ihre Fälle grundsätzlich nur durch Zufall - landet aus Versehen im richtigen Cafè, trifft die entscheidende Person, findet ein Paket mit der Adresse. Sie selbst tut eigentlich nichts außer sich permanent in ihrem Leid zu suhlen.
Den roten Faden muss man schon bald mit der Lupe suchen. Es geht grob darum, dass Ava durch ihre Sprünge bestraft werden soll, aber die gesamten Hintergründe werden absichtlich extrem kryptisch behandelt, Fragen werden keine beantwortet. Als sie Kyran trifft, ist es natürlich eine Verbindung auf den ersten Blick, die für den Leser überhaupt nicht nachvollziehbar ist. Die beiden treffen sich für ein paar Stunden, dann zieht Ava weiter und geboren ist die große Liebe. Die einzelnen Sprünge haben keinen Zusammenhang, außer dass ein Medaillon mehrmals auftaucht, und einen Schmetterlingseffekt durch ihre Taten gibt es schon gar nicht. Warum ein Zeitreiseroman, wenn diese Zeitreisen doch nur loses Beiwerk sind? Das kann wohl nur die Autorin beantworten, für den Leser ergibt das alles nämlich keinen Sinn. Bis zum Schluss erfährt man nichts Tiefgehendes, stattdessen verstricken sich die Hauptfiguren einfach weiter in blödsinnige Aktionen. Dass das Buch dann auch noch abrupt endet, macht es nur noch schlimmer und lässt mit einem unzufriedenen Gefühl zurück. 15€ für ein Buch, das so offensichtlich unfertig ist, sind definitiv zu viel.
FAZIT:
"Forever 21" ist definitiv kein Glanzstück des Zeitreise-Genres. Die Idee ist spannend, aber die Umsetzung furchtbar. Viel zu viel wurde in die wenigen Seiten gepresst, weswegen die gesamte Handlung gehetzt und undurchdacht wirkt. Das Ganze lebt nur von Zufällen und aberwitzigen Dialogen. Hier konnte ich nichts Positives erkennen. 1 Punkt.