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Veröffentlicht am 12.05.2021

Im "Land der aufgehenden Sonne"

Im Reich der Schuhe
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Die Hauptperson des Romans, ein junger Mann namens Jude Alex Cohen, soll die Schuhfabrik seines Vaters übernehmen. Eigentlich ganz normal, aber nur eigentlich. Denn diese Fabrik steht in China und das ...

Die Hauptperson des Romans, ein junger Mann namens Jude Alex Cohen, soll die Schuhfabrik seines Vaters übernehmen. Eigentlich ganz normal, aber nur eigentlich. Denn diese Fabrik steht in China und das ist gleichbedeutend mit Problemen. Das liegt nicht alleine an der Tatsache, dass der Vater sich als „Kaiser der Schuhe“ feiern lässt. Jude ist mit den Ansichten seines Vaters absolut nicht einverstanden und möchte den Arbeitern viel mehr Annehmlichkeiten gestatten.

Der Autor Spencer Wise kennt sich bestens aus, wenn es um die Herstellung von Schuhen geht. Das zieht sich wie ein roter Faden durch das Buch „Im Reich der Schuhe“. Für mich war es mit der Zeit zu viel, da ich lieber Schuhe kaufe und mich nicht für deren Herstellung interessiere. Sehr interessant war aber die Beschreibung der Lebensumstände in China. Auch hier kennt der der Autor sich aus und bringt sie unmissverständlich rüber.

Oh ja, auch im „Land der aufgehenden Sonne“ leben intelligente Menschen. Sie nutzen das WWW und wissen sehr genau, wie es in anderen Nationen zugeht. Aber das interessiert die Machthaber nicht. Sobald sich Widerspruch regt, wird dieser brutal gestoppt. Dafür gibt es viele Beispiele, die selbst in jüngster Vergangenheit Thema in den Nachrichten waren. Dass es danach keine Änderung der Verhältnisse gibt, zeigt der Roman „Im Reich der Schuhe“ erschreckend deutlich.

Wer also einen Einblick haben möchte, in das Leben der Menschen in Fernost, der sollte das Buch lesen. Nein, es ist kein Roman im üblichen Sinn. Es gibt keine Handlung, die sich vom Anfang bis zum Schluss schlüssig fortsetzt. Auch das Ende rundet die Story nicht ab. Beeindrucken ist allerdings, wie Herr Wise seine Erfahrungen des Lebens in China in diesem Roman verarbeitet.

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Veröffentlicht am 08.05.2021

Kein Buch für zwischendurch

Das letzte grüne Tal
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1944 in der Ukraine beginnt die Geschichte einer lebensgefährlichen Flucht. Aber der Familie Martel bleibt keine andere Wahl, wenn sie überleben will. Emil, das Oberhaupt der Familie, möchte am liebsten ...

1944 in der Ukraine beginnt die Geschichte einer lebensgefährlichen Flucht. Aber der Familie Martel bleibt keine andere Wahl, wenn sie überleben will. Emil, das Oberhaupt der Familie, möchte am liebsten alleine fliehen, da er die Männer der SS verabscheut. Jedoch sagen sie den Flüchtenden ihren Schutz zu und Emil beugt sich dem Wunsch seiner Ehefrau. Sie schließen sich dem Treck Richtung Westen an.

Wie der Familie Martel ging es zum Ende des Zweiten Weltkriegs vielen Menschen in der Sowjetunion. Dort, wo sie bereits seit vielen Jahren und auf Einladung der Zarin Katharina lebten, konnten sie nicht bleiben. Bereits vor dem Zweiten Weltkrieg ließ Stalin die Menschen hungern und als dann die Deutschen auch noch bis Russland marschierten, war der Hass grenzenlos.

Das Buch „Unter blutrotem Himmel“ las ich und daher war ich gespannt, ob mir
„Das letzte grüne Tal“ ebenso gut gefällt. Auch in diesem Roman bildet das Erleben einer Familie die Grundlage. Die Struktur besteht also aus Fakten, wenn auch die Dialoge sich aus der Phantasie des Autors herleiten lassen. Mark Sullivan schildert recht drastisch, wie die Flüchtenden gequält und gedemütigt wurden. Der Hunger und auch Kälte ließ sie während ihrer Reise nie los. Wie mag es ihnen ergangen sein, als sie endlich im „Grünen Tal“ ankamen? Vor allen Dingen die beiden Söhne werden die Traumata wohl nie vergessen.

Neben der Gegenwart, also den Erlebnissen auf der Flucht, kehrt der Autor immer wieder in die Vergangenheit zurück. Das ist anstrengend und einziger Kritikpunkt von meiner Seite. Er schreibt sachlich und ich hatte nie das Gefühl, dass ich mir wie ein neugieriger Zuseher vorkam. Mal wieder wurde mir beim Lesen klar, wie die Speichellecker Hitlers ihre eigene Unvollkommenheit durch Mord an Minderheiten zu vertuschen suchten.

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Veröffentlicht am 07.05.2021

Hier trügt der Schein

Eine perfekte Ehe
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Viele Jahre sind vergangen, seit Zach und Lizzie befreundet waren. Doch eines Tage meldet sich Zach bei der Anwältin Lizzie. Er wird des Mordes an seiner Frau verdächtigt und erwartet, um der alten Zeiten ...

Viele Jahre sind vergangen, seit Zach und Lizzie befreundet waren. Doch eines Tage meldet sich Zach bei der Anwältin Lizzie. Er wird des Mordes an seiner Frau verdächtigt und erwartet, um der alten Zeiten willen, dass Lizzie ihn verteidigt. Zunächst zögert sie mit einer Zusage, lässt sich aber zur Mithilfe überreden. Je näher sie sich mit dem Fall befasst, desto tiefer dringt sie ein, in das Eheleben der „Reichen und Schönen“. Dabei muss sie nicht nur Ungereimtes bei den Berichten ihres Mandanten feststellen. Auch ihre eigene Ehe sieht sie mit anderen Augen. Zumal sie sogar ihren eigenen Mann der Tat verdächtigt.

Die Autorin Kimberly McCreight feierte mit ihrem Thriller „Eine perfekte Ehe“ gute Erfolge in den USA. Auch mir gefiel das Buch gut, allerdings ist es für mich kein Thriller. Dafür war er zu langatmig und der Spannungsbogen flachte zuweilen sehr ab. Ja, es gab immer mal wieder Wendungen, die ich so nicht vermutete, die kamen mir allerdings nur selten schlüssig vor.

Was mir gut gefiel, das war die Beschreibung von Ehepaaren, die sich selbst etwas vormachten. Jeder Makel wurde vertuscht und selbst die engsten Freunde kannten nur die Fassade. Da gibt es Alkoholiker, die immer wieder rückfällig werden und Partner, die sich nicht trennen können. Oder Swinger-Partys, bei denen die angeblich so tolerante Partnerschaft praktiziert wird. Kaum vorstellbar, dass Partner dabei zufrieden oder gar glücklich sind. Den Täter hat die Autorin sehr gut versteckt und ich ahnte erst kurz vor dem Ende, wer das war. In Maßen spannender Krimi, der von Kristina Lake-Zapp gut übersetzt wurde.

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Veröffentlicht am 06.05.2021

Ein schwieriges Thema, das gut umgesetzt wurde

Was von Dora blieb
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Isa, so heißt die Hauptperson des Buches, gehört zu den „Kriegsenkeln“. Eine Vokabel, die es noch nicht so lange gibt und auch die Forschungen zum Thema sind relativ neu. Die junge Frau wurde von ihrem ...

Isa, so heißt die Hauptperson des Buches, gehört zu den „Kriegsenkeln“. Eine Vokabel, die es noch nicht so lange gibt und auch die Forschungen zum Thema sind relativ neu. Die junge Frau wurde von ihrem Ehemann hintergangen und flüchtet an das „Schwäbische Meer“. Hier erhofft sie sich Abstand und möchte gleichzeitig die Tagebücher ihrer Großmutter Dora lesen. Die ist ihr fremd und Isa will wissen, warum das so ist. Warum war sie so streng und unnahbar? Wie wirkte sich das auf ihren Vater und sie selbst aus?
Zunächst dauerte es eine Weile, bis ich mich an den Schreibstil der Autorin gewöhnte. Das Lesen erfordert hohe Konzentration, weil es immer wieder Wechsel in Zeiten und Orten gibt. Aber es gab etliche Fakten, die ich so nicht kannte. So zum Beispiel das „Bauhaus des Ruhrgebiets“ oder die Geschichte der BASF. Welche Rolle spielte diese IG Farben im Zweiten Weltkrieg und wurde von dort aus eventuelle sogar Gift in die Konzentrationslager geschickt?
Und dann die Beschreibung der Nationalpolitischen Erziehungsanstalten, grausam, was den jungen Menschen dort angetan wurde. Es wundert mich so gar nicht mehr, warum diese Generation kaum Nähe ertrug. Also Umarmungen oder Gespräche über die eigenen Gedanken waren tabu. Nach Anfangsschwierigkeiten fand ich gut ins Buch und bin der Meinung, dass die Autorin dieses so schwierige Thema gut umsetzte. Gerade die Kälte der „Kriegsgeneration“ hat sie gut eingefangen. Obwohl, ist es wirklich „Kälte“ oder sind es nicht doch eher die Traumata des Krieges?

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Veröffentlicht am 06.05.2021

So entstand die Organisation "Nakan"

Zorn der Lämmer
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„Zorn der Lämmer“ ist der erste Roman des Autor, der im Gmeiner Verlag erschien. Ohne Rücksicht auf empfindliche Gemüter schildert der Autor, was den Menschen angetan wurde, die nicht ins Schema der Nationalsozialisten ...

„Zorn der Lämmer“ ist der erste Roman des Autor, der im Gmeiner Verlag erschien. Ohne Rücksicht auf empfindliche Gemüter schildert der Autor, was den Menschen angetan wurde, die nicht ins Schema der Nationalsozialisten passten. Es ist also kein Wunder, dass sich Überlebende Jugendliche zusammenschlossen und Rache schworen. „Sechs Millionen für sechs Millionen“, das war ihre Losung.

Beim Lesen von Büchern mit dem Thema Holocaust und Shoa frage ich mich stets, ob eine Vergebung überhaupt möglich ist. Was wäre, wenn meine Eltern, Tanten und Kinder in einem Konzentrationslager verhungert oder verbrannt worden wären? Würde ich mich nicht auch nach Rache sehnen? Wie mag es der jungen Frau ergangen sein, die hörte und sah, wie alle Juden ihres Heimatortes in einer Kirche verbrannten? Darunter auch ihre Eltern und sämtliche Freunde und Bekannte. Und nur, weil die Nazis ihre Freude daran hatten.

Der Autor berichtet von dem „Schlächter von Wilna“, wie brutal er handelte und was die Menschen im Getto mit ansehen und selbst zu erdulden hatten. Einige flüchteten und entkamen den Gräuel. Aber sie mussten immer wieder im Wald übernachten und fürchteten sich ständig vor dem Entdecken. „Zorn der Lämmer“ stellt dar, wie die Untergrundorganisation „Nakam“ entstand. Ihr Gründer Abba Kovner ist bis heute ein Held in Israel. Sein Mut und Durchhaltevermögen steht für die Partisanen im Zweiten Weltkrieg. Kovner kämpfte ebenfalls während des Unabhängigkeitskrieges 1948 an vorderer Front.

Ein eindrucksvoller Roman, der bei etlichen Begebenheiten auf Tatsachen beruht. Das Cover ist sehr gut gewählt. Seine Schlichtheit passt zu den brutalen Schilderungen. Allerdings schwenkte der Autor für meinen Geschmack zu viel hin und her. Es fehlte mir der Rote Faden, dann wäre das Lesen einfacher gewesen. Aber eine Empfehlung gebe ich auf jeden Fall.

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