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FreydisNehelenia

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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 15.09.2016

Eine unglaublich fantastische Geschichte

Die Spieluhr
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Als ich dieses bildgewaltige, unglaubliche Meisterwerk Ulrich Tukurs durchgelesen hatte (innerhalb von zwei Stunden), fühlte ich mich, als käme ich gerade aus einer anderen Welt zurück. Und ich wollte ...

Als ich dieses bildgewaltige, unglaubliche Meisterwerk Ulrich Tukurs durchgelesen hatte (innerhalb von zwei Stunden), fühlte ich mich, als käme ich gerade aus einer anderen Welt zurück. Und ich wollte es sofort noch einmal lesen.

Noch kein Buch, was ich zuvor gelesen habe, hat mich je so in seine Geschichte mitgenommen, nein, hineingerissen,wie dieses. Beginnt es doch unscheinbar, so entwickelt sich innerhalb von fünf Minuten eine unglaubliche Geschichte, die einen so mitreißt, dass man Zeit und Raum völlig vergisst und sich wünscht,dass sie nie zu Ende geht. Und wenn man sie bis zum Ende gelesen hat, dann möchte man von vorn beginnen,um gleich in die Welt des Buches zurückzukehren, die einen buchstäblich fasziniert.

Ich weiß nicht, wie gut Ulrich Tukur schauspielert, singt oder was auch immer er noch so alles tut, aber er ist ein begnadeter Schriftsteller und "Die Spieluhr" ist es absolut wert, ein Bestseller zu werden.Vergesst alles, was ihr momentan lest und holt euch dieses Buch. Es wird euch definitiv verzaubern!

Veröffentlicht am 15.09.2016

Ein Roman, der eigentlich ein Sachbuch werden sollte

Süß und ehrenvoll
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Bei einem Interview vom Blauen Sofa zur Frankfurter Buchmesse 2013 wurde ich auf Avi Primor und seinen Roman "Süß und ehrenvoll" aufmerksam. Normalerweise wollte Primor, bekannt für seine Sachbücher, in ...

Bei einem Interview vom Blauen Sofa zur Frankfurter Buchmesse 2013 wurde ich auf Avi Primor und seinen Roman "Süß und ehrenvoll" aufmerksam. Normalerweise wollte Primor, bekannt für seine Sachbücher, in denen er über typische Missverständnisse zwischen Menschen jüdischen Glaubens und den Deutschen aufklärt, ein weiteres Sachbuch über die Briefkorrespondenz jüdischer Soldaten im Ersten Weltkrieg mit ihren Familien schreiben, weil es darüber so gut wie gar keine Lektüre gibt. Allgemein traute sich bisher kaum einer an das Thema mit den jüdischen Soldaten im Ersten Weltkrieg heran und so war es Primor ein Bedürfnis, darüber zu schreiben. Er erzählte,dass er aber bald beim Schreiben bemerkte, dass er mehr als nur darüber aufklären wolle, er wolle darüber eine (zugegebener Maßen etwas verstörende) Geschichte erzählen und so schrieb er seinen ersten Roman,der ihm meiner Meinung nach sehr gut gelungen ist.

Man erhält beim Lesen ein Verständnis darüber, dass viele jüdische Bürger Deutschlands echte deutsche Patrioten waren, dass sie sich im Krieg beweisen wollten und sich deshalb oft freiwillig zum Fronteinsatz meldeten. Man spürt,wie stolz sie auf ihr Deutschland waren und wie tapfer sie gekämpft haben, um in einer Welt voller Vorurteile gegenüber ihrer Religion und dem bereits aufkeimenden Antisemitismus anerkannt zu werden. Das alles schafft Avi Primor in seinem ersten Roman zu vermitteln, das alles und noch viel mehr.
Nachdem ich das Interview auf dem Blauen Sofa gesehen habe, wusste ich, ich will dieses Buch unbedingt lesen. Ich habe nicht mal eine Woche gebraucht,um es durchzulesen. Meiner Meinung nach genau das richtige Buch, um einmal über den geschichtlichen und politischen Tellerrand hinauszusehen und absolut lesenswert!

Veröffentlicht am 15.09.2016

Eine Geschichte, die auch Reich-Ranicki gefiel

Der Gang vor die Hunde
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Von Erich Kästner´s "Gang vor die Hunde" habe ich in Marcel Reich-Ranicki´s Autobiographie "Mein Leben" gelesen, allerdings von der stark zensierten Variante "Fabian". Das Buch erzählt die Geschichte des ...

Von Erich Kästner´s "Gang vor die Hunde" habe ich in Marcel Reich-Ranicki´s Autobiographie "Mein Leben" gelesen, allerdings von der stark zensierten Variante "Fabian". Das Buch erzählt die Geschichte des Jakob Fabian, der 1928 in Berlin lebt und liebt, immer unterwegs in den Vergnügungsetablisments und sich rotzfrech durchs Leben propagiert. Ich kicherte mich durch die ersten Kapitel, doch bald schlägt das Buch einen ernsteren Ton an. Fabian verliebt sich das erste Mal in eine Frau, während sein Freund Labude gerade an seiner gescheiterten Liebesbeziehung verzweifelt. Dann wendet sich das Blatt und Fabian verliert seine Anstellung als Propagandist. Fabians erste Liebe zieht ihm eine Rolle im Filmgeschäft vor und fängt ein Verhältnis mit ihrem (nennen wir ihn) Manager an, damit ihrer Karriere nichts mehr im Wege steht. Kurz darauf begeht Fabians Freund Labude Selbstmord, weil ein intriganter Neider ihm vorlügt, dass der Herr Geheimrat seine Habilitationsarbeit verrissen hat, an der er fünf Jahre gearbeitet hat und dies das letzte war, worin er noch Vertrauen hatte. Diese drei Schicksalsschläge lassen Fabian schließlich in seinen einstigen Heimatort flüchten und als er sich dann endlich fängt und neue Lebenspläne schmiedet, ertrinkt er bei der Rettung eines kleinen Jungen im Fluss.
Anfangs hat man das Gefühl, schwer in die Geschichte einsteigen zu können, was sich aber bei Zeiten wieder gibt. Kästner gelingt es, einen interessanten Einblick in den Berliner Alltag nach dem Schwarzen Freitag 1928 zu geben, in Nöte und Ängste der Berliner Bürger und dem Verlangen, die schlimmen Ereignisse mittels Vergnügungssucht zu vergessen. Ein wirklich lesenswertes Buch. Das hat im Übrigen auch Marcel Reich-Ranicki so gesehen.

Veröffentlicht am 15.09.2016

Der Tod als objektiver Beobachter

Die Bücherdiebin
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Selten traut sich jemand, den Tod zu vermenschlichen, immerhin haben die meisten Menschen immernoch eine Heidenangst davor, zu sterben. Hier agiert der Tod aber als Freund der verstorbenen Seelen, sammelt ...

Selten traut sich jemand, den Tod zu vermenschlichen, immerhin haben die meisten Menschen immernoch eine Heidenangst davor, zu sterben. Hier agiert der Tod aber als Freund der verstorbenen Seelen, sammelt sie ein, sodass sie nicht abhanden kommen und führt sie ihrem Schicksal zu. Bis auf eine, für die er eine merkwürdige Faszination hegt: Liesel Meminger. Diese entwickelt sich im Laufe der Geschichte von einem verängstigtem Kind zu einer richtigen Persönlichkeit. Und sie stiehlt: Bücher, die jemand verloren hat, die keiner mehr haben will oder die ihr bereitwillig zum "stehlen" zur Verfügung gestellt werden.Während ihrer Zeit lernt sie die unterschiedlichsten Menschen kennen, lernt sie lieben und hassen, bis zu diesem einen schicksalhaften Tage, als der Tod sie wieder besuchen kommt.

Ein Buch mit einer sehr schönen Geschichte, von einer Zeit,in der es kaum schöne Geschichten gab. Sehr lesenswert!

Veröffentlicht am 15.09.2016

Therapie mal anders

Und Nietzsche weinte
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Friedrich Nietzsche und Dr. Josef Breuer haben ein- und dasselbe Problem: sie sind beide von schönen Frauen besessen, die Spielchen mit ihnen treiben und die beiden Herren noch zusätzlich in die Verzweiflung.

Nietzsche, ...

Friedrich Nietzsche und Dr. Josef Breuer haben ein- und dasselbe Problem: sie sind beide von schönen Frauen besessen, die Spielchen mit ihnen treiben und die beiden Herren noch zusätzlich in die Verzweiflung.

Nietzsche, eigentlich ein sehr rational denkender Mensch, verliebt sich in die junge Lou Salomé, nur hat Lou so gar keine Interesse an dem alten Kauz. Zusätzlich setzt ihm seine Schwester durch bösartige Verleumdungen einen Floh ins Ohr, sodass Nietzsche zu glauben beginnt, Lou wäre durch und durch Hinterhältig.

Josef Breuer träumt von seiner Patientin Bertha Pappenheim,der er als einer der ersten Psychotherapeuten zur Seite stand. Jedoch musste er sein ärztliches Mandat niederlegen, weil Bertha im Wahn behauptete, sie würde ein Kind von ihm gebähren.

Durch Lou Salomé geschickt zusammengeführt, treffen die beiden Herren aufeinander und therapieren sich schließlich gegenseitig. Mal ist das Buch lustig, mal sehr ernst, aber stets philosophisch. Meiner Meinung nach sehr lesenswert!