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Veröffentlicht am 20.05.2021

Abgründe und Ermittlungen, die in die Tiefe führen

Schweigendes Les Baux
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Der neue Fall für Capitaine Blanc und sein Team beginnt unspektakulär an einem Ort, der für seine spektakulären Inszenierungen weit über die Provence hinaus bekannt ist. In den Carrières des Lumières, ...

Der neue Fall für Capitaine Blanc und sein Team beginnt unspektakulär an einem Ort, der für seine spektakulären Inszenierungen weit über die Provence hinaus bekannt ist. In den Carrières des Lumières, einem alten Bauxit-Steinbruch in der Nähe des mittelalterlichen Dorfes Les Beaux, finden jedes Jahr multimediale Kunstausstellungen statt. Werke bedeutender bildender Künstler werden an die Wände projiziert – es ist eine außergewöhnliche Show aus Licht- und Toneffekten.

Diesen Umstand nutzt auch der Mörder, der den Kunstdetektiv Jacques Ripert während einer Veranstaltung mit Hunderten von Menschen eiskalt ersticht. Niemand hat etwas bemerkt. Die Suche nach dem Mörder gleicht der Suche nach einer Stecknadel im Heuhaufen.

Engagiert wurde der Kunstdetektiv von Charles Férraud, einem ehemaligen Werbemanager aus Paris, der seit sieben Jahren in der Provence lebt und sich beruflich neu orientiert hat. Er betreibt einen Mandelhof. Gerade jetzt im Februar am Beginn des Frühlings in der Provence stehen sie in voller Blüte. Die wunderbaren Beschreibungen von Natur und Landschaft, die Cay Rademacher außerordentlich gut schildert, wecken den Wunsch alles einmal mit eigenen Augen zu sehen.

Doch die Ermittler können die Szenerie nur in ihren wenigen Pausen genießen, denn die Familie und Freunde von Charles Férraud stellen sie vor immer neue Ungereimtheiten und Überraschungen. Der Lösung des Falls kommen sie erst näher, als sie die familiären Verhältnisse des Opfers genauer betrachten. Aber zuerst stoßen sie auf ein anderes ungeklärtes Verbrechen, was vor sieben Jahren in der Provence geschah. Eine ganze Familie wurde eiskalt ermordet und der Täter nie gefunden. Es scheint einen Zusammenhang zu Blancs aktuellem Fall zu geben, in dem die Zahl sieben immer wieder eine große Rolle spielt.

Ermittelt wird in alle Richtungen – aber nichts passt wirklich zusammen. Da geschieht etwas Unerwartetes und man plötzlich gerät auch Commandant Nkoulou, der Vorgesetzte von Capitaine Blanc, am Rande ins Fadenkreuz der Ermittlungen. Dieser korrekte Beamte scheint privat Schwächen zu haben, die seiner Karriere gefährlich werden könnten.

Geschickt wird in den Krimi auch immer etwas Privates der Ermittler einbezogen. Die Affäre von Roger Blanc mit der Untersuchungsrichterin Aveline scheint endgültig beendet, aber dafür entwickelt sich ganz zart und verheißungsvoll eine Beziehung zu seiner Nachbarin Paulette. Sein Kollege Marius Tonon, der seine Alkoholsucht überwunden hat, überrascht in diesem Krimi immer wieder durch brillante Einfälle, die die Ermittlungen voran bringen. Auf die Computer-Spezialistin Fabienne ist eine sichere Bank, sie kann allen elektronischen Geräten immer neue Geheimnisse entlocken.

Die Geschichte, die Cay Rademacher flüssig und leicht lesbar erzählt, ist mitreißend, komplex, ohne konstruiert zu wirken und atmosphärisch dicht beschrieben. Bevor der aktuelle Fall schlüssig und überzeugend gelöst wird, passieren noch weitere unerwartete Morde und fordern in einem dramatischen und spektakulären Finale vor der Kulisse der gewaltigen Alpilles noch einmal alles von Capitaine Blanc und seinen Kollegen.

Fazit:
Aus meiner Sicht ist „Schweigendes Les Beaux “ eine klare Leseempfehlung für alle, die einen gut durchdachten Krimi mit authentischen Persönlichkeiten mit Ecken und Kanten, spannenden Ermittlungen und einem anderen Blick auf die Provence lesen möchten. Dieser Krimi beinhaltet noch eine Besonderheit – die Vorahnung von Veränderungen, die ein Virus aus Asien mit sich bringt und uns alle noch heute in Atem hält. Gern vergebe ich 5 Sterne und freue mich auf den nächsten Fall.

Das Rezensionsexemplar wurde mir dankenswerter Weise von NetGalley zur Verfügung gestellt und hat meine Meinung in keiner Weise beeinflusst.

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Veröffentlicht am 16.05.2021

Ermittlungen in der Provence mit Folgen

Lavendel-Fluch
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„Lavendelfluch“ von Carine Bernard, erschienen in Verlag KNAUR 2021, ist der dritte Krimi um die sympathische Kommissarsanwärterin Lilou Braque.
Carine Bernard erzählt auf ungefähr 280 Seiten eine spannende ...

„Lavendelfluch“ von Carine Bernard, erschienen in Verlag KNAUR 2021, ist der dritte Krimi um die sympathische Kommissarsanwärterin Lilou Braque.
Carine Bernard erzählt auf ungefähr 280 Seiten eine spannende Geschichte mit viel Lokalkolorit. Die Autorin ist eine ausgezeichnete Kennerin der Provence und ihrer Lebensart. Sie kann den Leser auf unterhaltsame Weise fesseln. Die beschriebene Rezepte und Lokale vermitteln südliches Flair und savoir-vivre. In diesem Krimi sind es tatsächlich zwei unterschiedliche Fälle, die unabhängig voneinander erzählt werden und zunächst nur durch Lilou mit einander verbunden sind.

In den Weinbergen wird ein Toter gefunden. Er wurde aus nächster Nähe erschossen. Niemand kennt ihn, keiner vermisst ihn. Durch den Todesschuss sind seine Papiere total zerfetzt.

Claire, die Nachbarin von Lilou, hat bei einem Trödler einen alten Sekretär erworben. In einem Geheimfach wird ein Kaufvertrag aus den 30er Jahren des letzten Jahrhunderts entdeckt – jedoch wofür? Als es gelingt die Bezeichnung Chateau Madeleine zu entziffern, sind die beiden noch keinen Schritt weiter, denn auf den Karten und im aktuellen Kataster ist dieser Name nirgendwo verzeichnet. Doch es gibt in Frankreich noch das Napoleonische Kataster, weiß Lilous Freundin Isabelle und sie werden fündig.

Chateau Madeleine war ein Weingut, was in Vergessenheit geriet, weil es keine Erben gab. Doch noch etwas anderes ist merkwürdig. Genau in der Gegend um das ehemalige Weingut wurde auch der Tote gefunden.

Lilou ist sehr motiviert einerseits bei der Aufklärung des Mordfalls und andererseits bei der Lösung des Rätsels um das alte Weingut. Sie ahnt lange Zeit nicht wie eng beides verbunden ist.

Die Geschichte, Caterine Bernard sehr flüssig und informativ erzählt, fesselt den Leser von Beginn an. Man ist mit Lilou und ihren Kollegen viel in der Umgebung von Carpentras unterwegs und sieht die bezaubernden Dörfer und Weinberge direkt vor sich. Es geht weiter nach Marseille, woher der Tote stammt. Lilou ist dabei, weil sie im wahrsten Sinne des Wortes die entscheidenden Puzzlestückchen zur Klärung der Identität des Toten fand.

Sehr interessant und aufschlussreich ist das Eintauchen in die Vergangenheit der Provence, als die ersten Juden aus Deutschland in Frankreich eine neue Heimat suchten. Nicht bei jedem waren sie willkommen und wenn es um Geld und um Besitz geht, geraten Anstand und Moral schnell in den Hintergrund. Dieser rote Faden reicht von der Vergangenheit bis in die heutige Zeit.

Bevor es zu einem spannenden Finale mit einer schlüssigen Auflösung kommt, passiert noch viel Überraschendes in Carpentras. Sogar aus Amerika werden die Ermittlungen tatkräftig unterstützt.
Am Ende gibt neben der Lösung aller Rätsel nicht nur eine neue Liebe für Isabelle, sondern auch eine spannende berufliche Perspektive für Lilou, die mich sehr neugierig auf die Fortsetzung macht.
Gern vergebe ich 5 Sterne und eine klare Leseempfehlung.

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Veröffentlicht am 13.05.2021

Bevor Dänemark hygge wurde

Die Frauen von Kopenhagen
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„ Die Frauen von Kopenhagen“ von Gertrud Tinning, erschienen 2021 in deutscher Übersetzung im Diana Verlag, ist der zweite Roman der Autorin und ihr erster, der in Deutschland veröffentlicht wurde. Im ...

„ Die Frauen von Kopenhagen“ von Gertrud Tinning, erschienen 2021 in deutscher Übersetzung im Diana Verlag, ist der zweite Roman der Autorin und ihr erster, der in Deutschland veröffentlicht wurde. Im Original, das 2019 erschien, lautet der Titel „ En uretfaerdig tied“ - „Eine ungerechte Zeit“ und trifft meiner Meinung den Inhalt dieses realistischen historischen Romans besser.

Ungerechtigkeit in Dänemark, gerade in Dänemark ,dem Land in Europa, welches als Vorbild für einen Sozialstaat bekannt ist? Die Autorin erzählt in ihrem Roman wie für die heutigen hohen Sozialstandards gerungen und gekämpft werden musste. Nein, den Dänen und anderen Europäern ist nichts geschenkt worden. Schritt für Schritt wurden den Arbeitgebern Verbesserungen im Arbeitsschutz, der Entlohnung und der Gleichberechtigung unter großen Opfern abgerungen.

1885 arbeiten die jungen Frauen Nelly und Marie in der Tuchfabrik Ruben unter erbärmlichen Bedingungen. Marie, die drei Kinder und einen alkoholabhängigen Mann versorgen muss, erleidet einen schweren Arbeitsunfall. Sie wird einfach in einem Lager abgelegt. Trotz Nellys Bemühungen stirbt sie kurze Zeit später an den Folgen in einem Armenkrankenhaus. Als Nelly in der Firma versucht die Ursache des Unfalls, ein gerissener Treibriemen, aufzuklären um eine Entschädigung für Maries Familie zu erhalten, läuft sie gegen Wände. Niemand will mit ihr sprechen, keiner hat etwas gesehen. Doch Nellys Bemühungen werden wohl zur Kenntnis genommen, denn kurze Zeit später wird sie nach einem Einbruch in ihre Kellerwohnung brutal zusammen geschlagen. Ausgerechnet an jenem Abend war ihr Freund Johannes, ein Jütländer, der seinen Hof verlassen musste und in einer Werft arbeitet, bei ihr. Obwohl auch er bei dem Überfall verletzt wurde, wird er von der Polizei als Täter verhaftet.

Seine Schwester Anna, die einen wohlhabenden Jütländer Bauern, den sie nicht liebt, heiraten soll, macht sich fast mittellos auf die Suche nach Johannes, als sie von der Verhaftung erfuhr. Sie glaubt an die Unschuld ihres Bruders und will diese beweisen. Die Odyssee von Anna in Kopenhagen gleicht einem Abstieg in die Hölle. Sie hat den festen Willen nicht aufzugeben und schreckt bei der Wohnungs- und Arbeitssuche in Kopenhagen vor fast nichts zurück. Sie schläft bei fremden Menschen, die gütig zu ihr sind, auf dem Fußboden. In einer Spelunke, Restaurant kann man die Einrichtung nicht nennen, lernt sie die hochschwangere Kellnerin Dagmar kennen, die der inzwischen mittellosen Anna Essensreste zusteckt. Sie wurde vergewaltigt und nimmt Anna in ihrem Zimmer auf. Das Kind stirbt kurz nach der Geburt und Dagmar schwebt zwischen Leben und Tod. Anna gelingt es sie wieder gesund zu pflegen und beide Freundinnen trotzen nun gemeinsam den Widrigkeiten des Schicksals. Das ist einer der seltenen Lichtblicke im Roman.

Die Zustände, die Johannes im Untersuchungsgefängnis und in der Besserungsanstalt erlebt, sind so grausam und unmenschlich, dass einem beim Lesen der Atem stockt. Gertrud Tinning gelingt es mit ihren Beschreibungen den Leser zu fesseln und zu empören. Man leidet mit den Protagonisten und wünscht sich ihnen helfen zu können.

Hilfe erfährt auch Anna bei ihren Bemühungen. Im Oktober 1871 wurde in Dänemark die Sozialdemokratie gegründet und die ersten Arbeiter versuchen sich in Gewerkschaften zu organisieren. Auch Frauen beginnen gemeinsam für ihre Rechte zu kämpfen. Anna trifft auf Menschen, die ihr zu hören und versuchen zu helfen, denn die Spuren bei der Suche nach dem Täter führen in die Tuchfabrik Ruben, wo auch Anna mittlerweile beschäftigt ist. Ihre Arbeit in der Färberei ist gefährlich, Arbeitsschutz ist zu jener Zeit noch ein Fremdwort.

Anna gelingt es die Frauen in der Fabrik für den Kampf um ihre Rechte zu mobilisieren und einen Streik zu organisieren. Der Weg zu sozialer Gerechtigkeit, den die Frauen und Männer vor sich haben ist noch weit. Aber es ist ein Anfang, der hoffen lässt die finsteren Zeiten zu überwinden.

Fazit:
Gertrud Tinning versteht es ausgezeichnet den Leser in die Handlung eintauchen zulassen. Das Buch zeigt die Lebens- und Arbeitsbedingungen zum Ende des 19. Jahrhunderts sehr anschaulich. Spannend erzählt, berichtet es lebendig und vielschichtig, vom Kampf gegen Ausbeutung, für soziale Gerechtigkeit und dem täglichen Überlebenskampf. Es ist ein beeindruckender historischer Roman für den die Autorin sehr gut recherchiert hat und dem ich 5 Sterne gebe. Für jeden historisch interessierten Leser ein empfehlenswertes Buch.

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Veröffentlicht am 12.05.2021

Mörderische Flitterwochen

Mord auf Martinique
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„Mord auf Martinique“ von Luc Winger ist bereits der 10. Band der Saint Tropez Krimis um Commissaire Lucie Girard. Für mich war es das erste Buch aus dieser Reihe. Dennoch hatte ich keine Probleme mit ...

„Mord auf Martinique“ von Luc Winger ist bereits der 10. Band der Saint Tropez Krimis um Commissaire Lucie Girard. Für mich war es das erste Buch aus dieser Reihe. Dennoch hatte ich keine Probleme mit der erzählten Geschichte, denn diese Krimis beinhalten abgeschlossene Fälle und können unabhängig voneinander gelesen werden. Dank kurzer Rückblenden und Erinnerungen erfährt man schnell etwas zum familiären und beruflichen Hintergrund von Lucie.

Alle Krimis dieser Reihe spielen in der 70er Jahren – eine Zeit, die durch den Nahostkonflikt und die Erdölkrise geprägt war. Obwohl der Krimi auf der zauberhaften Karibikinsel Martinique spielt, wird der Weltgeschichte auch hier noch eine große Rolle zukommen.

Als Lucie mit ihrer kleinen Familie auf der Insel ankommt, wird sie schnell von der tropischen Vegetation und den unbekannten Vogellauten überwältigt. Aber durch die vielen französischen Schilder und Restaurants fühlt sie sich auch irgendwie heimisch.

Doch es dauert nicht lange und das freundliche Gesicht der Insel verschwindet. Ein Auto, was im Schlamm stecken bleibt, eine zunächst sympathische Urlaubsbekanntschaft, die sich bald als Belastung darstellt, nein so hatten sich Lucie und Patric ihre Flitterwochen nicht vorgestellt. Doch es kommt noch ärger. Luc Winger erzählt eine spannende Geschichte, um zwei Paare mit Kindern, die sich bald als Alptraum darstellt.

Doch das ist der Wendepunkt für Lucie, die jetzt nicht mehr die Urlauberin ist, sondern wieder die touhge Commisssaire, die alles Notwendige veranlasst, um ihren unter Mordverdacht stehenden Ehemann zu retten und seine Unschuld zu beweisen. Jetzt zeigt sich die wahre Lucie, die meisterhalft beobachten und kombinieren kann. Sie wird dem Ruf gerecht, der ihr voraus eilt und beeindruckt die lokalen Autoritäten mit Wissen, Können und Charme. Sie ist unkonventionell, aber gleichzeitig authentisch dargestellt. Dazu eine wunderbare tropische Kulisse und als Leser ist man verzaubert und gefesselt.

Für mich war es ein packender und spannender Kriminalroman. Dieser ist leicht und flüssig geschrieben und spiegelt die französische und karibische Lebensweise wieder. Es ist Unterhaltung im besten Sinne. Flotte Szenen- und Perspektivwechsel gestalten die Erzählung abwechslungsreich und Überraschungen beleben die Handlung. Die Auflösung war schlüssig und für mich nachvollziehbar.
Aus meiner Sicht gibt es 5 Sterne und eine klare Leseempfehlung.




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Veröffentlicht am 07.05.2021

Kein unbeschwerter Sommer in der Schweiz

Piz Palü
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Der Piz Palü in der Berninagruppe, der als Titel Marie Brunntaler für ihren dritten Roman gewählt wurde, begeistert mit seinen drei mächtigen Nordpfeilern Bergtouristen und kletterfeste Hochtourengänger.
In ...

Der Piz Palü in der Berninagruppe, der als Titel Marie Brunntaler für ihren dritten Roman gewählt wurde, begeistert mit seinen drei mächtigen Nordpfeilern Bergtouristen und kletterfeste Hochtourengänger.
In seiner Nähe, unweit der Bahnstation Diavolezza, liegt das Luxushotel „Grand Arnold“, wo der Roman angesiedelt ist. Das Hotel liegt auf einer Höhe von 1834 Metern und bietet beste Einstiegsmöglichkeiten für Touren zum Piz Palü und Piz Bernina.

Hier versammelt sich jedes Jahr eine illustre Gästeschar aus reichen, schönen und prominenten Gästen. Im Sommer 1957 reist Frau von Hoppe, die mit dem Hoteleigentümerpaar verwandt ist, mit ihrer Nichte Corinne, die auch als Gesellschafterin fungiert, zunächst allein an. Ihr Gatte, der viel beschäftige Staatssekretär mit einer zweifelhaften Vergangenheit, kommt nach.

Inmitten des turbulenten Hotelbetriebs passiert es. Die beiden Kinder der Eigentümerfamilie sind verschwunden. Niemand weiß Genaues, keiner hat etwas bemerkt.

Die Geschichte, die Marie Brunntaler, in 33 kurzen und fesselnden Kapiteln erzählt, zieht den Leser in ihren Bann. Es gibt Geheimnisse, Liebesbeziehungen und Affären. Der Roman lässt sich keinem Genre eindeutig zuordnen, denn auch wenn später noch ein Mord geschieht, ist es nicht wirklich ein Krimi. Die Mischung aus Heimatroman, Kriminal- und Familiengeschichte mit Elementen aus der Abenteuerliteratur ist der Autorin perfekt gelungen. Sie erzählt auf unterschiedlichen Zeitebenen, die die Schicksale der anwesenden Gäste verknüpfen. Als Leser wird man immer wieder überrascht und ist erstaunt, wie und warum bestimmte Geschehnisse eintraten.

Der Schreibstil von Marie Brunntaler ist flüssig und informativ, auch wenn manches nur angedeutet wird. Die Einblicke, die einzelne Personen gewähren, erklären vieles, aber nicht alles. Mit Kommissar Tschudi trifft zur Klärung des Mordes jemand ein, der zwischen den Aussagen lesen kann und ein ausgezeichneter Menschenkenner ist. Auch dem Rätsel um die verschwundenen Kinder nimmt er sich an.

Mit diesem ungewöhnlichen Roman ist der Autorin eine außergewöhnliche und spannende Erzählung gelungen, die aus meiner Sicht eine klare Leseempfehlung ist.

Das Rezensionsexemplar wurde mir dankenswerter Weise von NetGalley zur Verfügung gestellt und hat meine Meinung in keiner Weise beeinflusst

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