Die Schattenseiten der Cyberwelt
Verloren im Cyberspace. Auf dem Weg zur posthumanen Gesellschaft„...Wer sich Wissen, Nachrichten, Entertainment und was sonst aus dem Internet besorgt, gleicht einem Angler, der seine Angelschnur vom sicheren Ufer aus in den Fluss wirft. Da das Gewässer fischreich ...
„...Wer sich Wissen, Nachrichten, Entertainment und was sonst aus dem Internet besorgt, gleicht einem Angler, der seine Angelschnur vom sicheren Ufer aus in den Fluss wirft. Da das Gewässer fischreich ist, beißt immer etwas an, wenn auch nicht immer das Richtige...“
Mit diesen Worten beginnt der Autor sein Buch. Dann legt er in 30 Kapitel seine Meinung zum Thema, Internet, soziale Medien und Cyberwelt dar.
Positiv hervorzuheben ist zuerst der Schriftstil. Der Autor bedient sich einer wortgewaltigen Sprache, beherrscht den Umgang mit Metaphern und findet handliche und verständliche Vergleiche.
„...Online werden Katzen am liebsten in Säcken verkauft...“
Nachdem der Autor zu Beginn die Entwicklung im digitalen Bereich skizziert, kommt er sehr schnell zu den Schattenseiten. Dabei ziehen sich zwei Schwerpunkte wie ein roter Faden durch fast alle der 20 Kapitel. Das sind Werbung und Manipulation.
„...Wünsche werden einem nicht nur von den Augen abgelesen, sondern unablässig vor Augen geführt. Dank des Trommelfeuers der Werbung befindet man sich in einer Endlosschleife aus Gier und Sättigung….“
Ein weiteres Thema ist die Datensammelwut der Internetgiganten. Speziell, aber nicht nur, in Kapitel 8 geht es um die dunklen Seiten des Internets: Chaträume, Kindesmissbrauch, Fake News. Später kommen Cookies, Phishing, Computerviren und Trolle.
Als einen der wichtigsten Politiker, der das Internet wie kein zweiter für seine Zwecke nutzte, widmet der Autor Donald Trump fast ein ganzes Kapitel. Am besten gefallen dabei hat mir sein kritischer Blick auf das amerikanische Wahlsystem.
Doch die Theorie ist nur eine Seite der Ausführungen. Immer wieder legt der Autor seine Ansicht darüber dar, was die Cyberwelt mit dem Menschen selbst macht. Er spricht dabei von einer posthumanen Gesellschaft.
„...Das Internet befreit vom Gewissen, es befreit den Menschen von sich selbst: Man vergisst sich, im doppelten Sinn des Wortes...“
Hier gehe ich allerdings nicht in allen Punkten mit dem Autor konform. Das Szenarium, was er zeichnet, ist noch nicht Gegenwart, sondern eher nahe Zukunft. Und ob es so kommt, liegt an einem jeden selbst. Ich halte dem Autor zugute, dass er aufrütteln und warnen will. Dafür hätte ich mir aber an vielen Stellen einen Hinweis auf mögliche Gegensteuerung gewünscht. Das kommt nur im letzten Kapitel und wird dann mit einem einzigen Begriff gekennzeichnet: Gelassenheit.
Manche Aussagen sind zu pauschal:
„...Die Cyberwelt erfüllt alle Wünsche, die uns in den Sinn kommen...“
Gerade momentan erleben viele, dass dem nicht so ist.
Ab und an gibt es Verknüpfungen zu Personen und Gedanken in der Vergangenheit. So bezieht sich der Autor auf die Erkenntnisse von Leipniz, nutzt Aussagen von Kafka und nimmt als Vergleich das Märchen von Hänsel und Gretel.
Jedes Kapitel beginnt mit mindestens einem Zitat, dass perfekt zum Inhalt passt.
„...Wir sind weder Humanisten noch Philosophen. Wir sind Ingenieure. Für Goggle und Facebook sind Menschen Algorithmen. John Battelle, 2017...“
Was mir im Buch fehlt, sind an vielen Stellen konkrete Belege und Nachweise für die getroffenen Aussagen, besonders dann, wenn es um Fragen der Manipulation und der extensiven Nutzung der Medien geht.
Insgesamt hat mir das Buch sehr gut gefallen. Es wirft ein Schlaglicht auf viele Seiten der Cyberwelt, die uns in Zukunft mehr oder weniger beschäftigen werden.