Der Titel ist Programm
Keeping SecretsTessa Thorn ist eine bekannte und gefeierte Jungschauspielerin aus Hollywood. Für ihren neuesten Film muss sie in ihre Heimatstadt Faerfax zurückkehren, denn der Schauplatz soll die dortige Universität ...
Tessa Thorn ist eine bekannte und gefeierte Jungschauspielerin aus Hollywood. Für ihren neuesten Film muss sie in ihre Heimatstadt Faerfax zurückkehren, denn der Schauplatz soll die dortige Universität sein. Aber Tessa ist alles andere als erfreut, denn sie verbindet keine guten Erinnerungen mit ihrer Heimat. Und dieses Geheimnis muss sie unter allen Umständen für sich behalten.
Cole ist angehender Journalist und schreibt die Universitätszeitung in Faerfax. Er soll die Dreharbeiten begleiten und ein Portrait über Tessa Thorn schreiben. Obwohl er das zuerst ablehnt, wittert er doch seine große Chance, endlich seinen Onkel zu beeindrucken und bei ihm in der Zeitung einen Job zu ergattern.
Doch dann lernen Tessa und Cole sich kennen. Die anfängliche Abneigung entwickelt sich schnell in etwas viel Komplizierteres, und beide müssen sich entscheiden, was ihnen wichtiger ist: die Liebe oder der Job?
Tessa und Cole sind typische Hauptfiguren eines New Adult-Romans. Sie sind jung, haben Träume, sind aber unsicher, ob und wie sie sie erreichen können. Als sie sich begegnen, können sie sich nicht ausstehen und müssen erst langsam auftauen. Solche Geschichten mag ich sehr, da sie ein hohes Konfliktpotential bieten. Cole und seine Familie haben mir gut gefallen, da hätte ich gern mehr gelesen. Tessa hat mir anfangs auch gut gefallen. Sie war geheimnisvoll, hat sich versteckt und hat noch nicht zu sich selbst gefunden. Allerdings habe ich irgendwie keine Verbindung zu ihr aufbauen können. Dazu weiter unten mehr.
Ella, Cassidy, Jamie und Julian bilden die Clique, die sich in Faerfax zusammengefunden hat. Sie sind Coles Freunde, werden aber auch ganz schnell zu Tessas. Ich mochte jeden einzelnen gern, vor allem weil sie sich immer gegenseitig unterstützt und aufgebaut haben. Von Ella hätte ich gern mehr gelesen, daher freue ich mich umso mehr, dass es in dieser Reihe noch zwei weitere Teile geben soll. Der nächste Band soll von Julian handeln und der dritte dann schlussendlich von Ella.
Der Schreibstil der Autorin Anna Savas hat mir gut gefallen. Sie schreibt flüssig, ausreichend detailliert und erschafft eine tolle Stimmung. Ich konnte förmlich spüren, wie es zwischen Tessa und Cole geknistert hatten. Die anfänglichen Szenen zwischen den beiden, als sie sich noch nicht ausstehen konnten, haben mir am besten gefallen.
Ich weiß nicht warum, aber mit zunehmender Seitenzahl habe ich mich immer weiter von Tessa entfernt. Ihre Gefühlsausbrüche, Launen und Entscheidungen waren für mich irgendwann nicht mehr nachvollziehbar. Ich konnte mich viel besser mit Cole und seinen Sorgen, Wünschen und Ängsten identifizieren.
Außerdem fiel es mir schwer zu verstehen, warum sich die beiden überhaupt ineinander verliebt haben. Natürlich haben die beiden Spannungspunkte, spüren eine gegenseitige Anziehung und können sich nicht voneinander fernhalten. Bis dahin ist alles klar. Aber es kam nicht heraus, wo die tiefergehenden Gefühle herkamen. Teilweise kam es mir so vor, als ob Cole Tessa nur ihrer Verletzlichkeit wegen liebt. Wenn er durch ihre Maske blickt, sieht er nur wie schwach sie ist und dass sie beschützt werden muss. Das fand ich schade, weil Tessa – wegen allem, was sie durchgemacht hat – eigentlich eine starke Persönlichkeit haben sollte. Stattdessen kommt sie mit ihren Ängsten nicht vom Fleck und schleppt sie durch das gesamte Buch.
Die Geschichte fand ich clever konstruiert. Tessa und Cole haben beide ihre Päckchen zu tragen und versuchen, ihre Familientraumata aufzuarbeiten. Bei Tessa fand ich alles logisch und klar, bei Cole hätte ich mir mehr gewünscht. Vor allem von seiner Cousine Jo hätte ich gern mehr erfahren.
Der Konflikt, der letztendlich ein Zerwürfnis zwischen Cole und Tessa auslöst, bevor die beiden zusammenfinden können, ist von Anfang an ziemlich klar. Trotzdem kam die Ausführung doch unerwartet. Zwar geht es um die Jobs der beiden, aber nicht so, wie ich es vermutet hätte. Ich hätte es spannend gefunden, wenn Tessas Ex-Freund eine tragende Rolle gespielt hätte, so wäre vielleicht mehr Drama entstanden. Wie die Hauptfiguren dann zusammenkommen, war mir persönlich zu einfach. Es ist halt einfach so gewesen. Da wurde leider Potential verschenkt.
Insgesamt habe ich „Keeping Secrets“ trotzdem gern gelesen. Größtenteils haben mir Geschichte und Figuren gefallen, und durch den Schreibstil hat es sich auch sehr schnell gelesen. Trotzdem gab es mehrere Sachen, die mich gestört haben. Ich habe keinen Zugang zu Tessa gefunden, den ich persönlich brauche, damit ich mit ihr mitfiebern kann. Das ist mir bei Cole leichter gefallen. Außerdem war es für mich keine schlüssige Liebesgeschichte. Wenn Cole Tessa nur wegen ihrer Verletzlichkeit liebt, hat die Beziehung meiner Meinung nach keinen Bestand. Und genau das ist es eigentlich, was Liebesgeschichten so besonders macht: Der Leser möchte am Ende überzeugt sein, dass die Hauptfiguren für immer zusammenbleiben. Nichtsdestotrotz werde ich die Nachfolger wahrscheinlich lesen, weil ich Julian und Ella sehr interessant fand.