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Veröffentlicht am 15.05.2021

Dieses Buch ist einzigartig- und es ist wirklich gut gemacht!

Queenie
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Queenie ist eine junge Frau, 25 Jahre alt, schlau, beruflich erfolgreich, und dann bricht sie zusammen. Konfrontiert mit einer belastenden Familiengeschichte, dem alltäglichen Rassismus und Sexismus weiß ...

Queenie ist eine junge Frau, 25 Jahre alt, schlau, beruflich erfolgreich, und dann bricht sie zusammen. Konfrontiert mit einer belastenden Familiengeschichte, dem alltäglichen Rassismus und Sexismus weiß sie nicht mehr weiter. Sie verliert ihren Freund, ihren Job und das Gefühl, dass sie es trotz aller Widrigkeiten schon irgendwie schaffen wird. Am Boden zerstört findet sie langsam wieder auf die Beine zurück. Vieles wird nicht mehr sein wie vorher.

Wie Unterdrückung, Sexismus und Rassismus wirklich aussehen, und was sie mit den betroffenen Menschen machen - das schildert dieses Buch auf eindrückliche Weise. Betroffene wissen meistens ja gar nicht, wie perfide und umfassend sie die Unterdrückung kaputt und unfrei macht. Bis man dahin kommt, dass man sich selber leid antut oder antuen lässt, und es dann auch noch als eigene freie Entscheidung verstanden wissen will. Intoleranz, Unterdrückung und Rassismus sind in ihrer offensichtlichen Weise sehr gefährlich für die Betroffenen, aber in den heutigen Gesellschaften sind eben der nicht so offensichtliche und absolut fest in der westlichen Kultur verankerte Rassismus und Sexismus beinahe noch schlimmer. Dies zeigt dieses Buch sehr anschaulich auf. Es geht aber einen Schritt weiter, indem es erzählt, wie Queenie aus dieser Misere herausfindet.

Ein unglaublich gutes Buch, irgendwie einzigartig. Mir ist jedenfalls bisher kein vergleichbares Buch in die Hände gekommen, das diese Problematik so unpathetisch, aber trotzdem sehr deutlich darstellt und auch Anklage gegen die Täterschaft erhebt, dennoch gleichzeitig uneingeschränkt für die Menschlichkeit plädiert. Und das Buch zeigt auf, wie man wieder aufstehen kann.

Fazit: Unbedingt lesen! Ein einzigartiges Buch.

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Veröffentlicht am 13.05.2021

Jugend in Karl-Marx-Stadt

Kaßbergen
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Im Zentrum des Buches steht Ulrike, die als pummelige Teenagerin das Leben um sie herum neu entdeckt. Sie lebt in Kassbergen, dem ehemaligen Nobelquartier von Chemnitz. Ulrike lebt in der DDR. Das Leben ...

Im Zentrum des Buches steht Ulrike, die als pummelige Teenagerin das Leben um sie herum neu entdeckt. Sie lebt in Kassbergen, dem ehemaligen Nobelquartier von Chemnitz. Ulrike lebt in der DDR. Das Leben ist nicht lustig, außer mit Bier und Korn. Es werden Familiengeschichten und Anekdoten der Stadt Chemnitz, die ja temporär Karl-Marx-Stadt hieß in kurzen und sehr angenehm lesbaren Kapitel erzählt. Die Texte spielen auf verschiedenen Zeitebenen, sind teilweise miteinander verknüpft und geben auch Geschichten der Stadt Chemnitz und ihrer Bewohner*innen wider. Trotzdem findet keine Verniedlichung oder Verklärung der DDR statt, eines brutalen Polizeistaates, wenn es hart auf hart geht.

Mir sind die Figuren ans Herz gewachsen, so zum Beispiel Der Minister, ihres Zeichens die Großmutter. Die Großmutter heißt Der Minister und schlägt die Brücke vom Ersten Weltkrieg bis in die DDR. Es ist unglaublich, was Sachsen im letzten Jahrhundert alles durchmachen musste. Obwohl die Geschichten der Leute von Verlusten und Entbehrungen gezeichnet sind, kommen die Menschen mit ihren Träumen und Hoffnungen auch klar zu Geltung. Ja, und mit ihren Arrangements in der jeweiligen Situation. Es ist kein Buch der Anklage, obwohl die Greuel, die an den Menschen in diesem Landstrich begangen wurden, klar benannt werden. Es ist ein Buch für die Menschlichkeit. Sonst kommt es zur Katastrophe.

Ich empfehle dieses Buch sehr, da es gut gemacht ist und einem die Geschichte der Menschen von Kassbergen auf eine unkonventionelle, aber sehr gelungene Art, näher bringt.

Fazit: Unbedingt lesen

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Veröffentlicht am 09.05.2021

Dieses Buch hat mich überzeugt.

Die Gesellschaft der Singularitäten
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Dieses Buch hat mich überzeugt. Klar ist es teilweise etwas mühsam zu lesen, da auch immer der allgemein als notwendig erachtete Bildungskanon inhaltlich miteinbezogen werden will. Aber abgesehen davon ...

Dieses Buch hat mich überzeugt. Klar ist es teilweise etwas mühsam zu lesen, da auch immer der allgemein als notwendig erachtete Bildungskanon inhaltlich miteinbezogen werden will. Aber abgesehen davon ist es eine sehr umfassende Analyse unserer Gesellschaft vor Corona. Und gerade wie unsere Gesellschaft auf die Seuche reagiert, bestätigt Reckwitzs Schlussfolgerungen. Jede Person für sich in ihrer Einzigartigkeit als unglaublich coole Selbstdarstellung solange das nötige Kleingeld reicht. Einzigartige Klamotten, Gedanken, Freunde, Erlebnisse, Kinder, Pläne, Gefühle, das Gefühl des selbstdesignenten Lebens (unter Anleitung aller PR- und Marketingbüros dieser Welt) perfektionieren. Das Buch ist wirklich sehr erhellend. Und wer durch die Maschen fällt, hat ein Problem.
Wem das Buch zu mühsam ist, der kann sich die gutgemachten Podcasts reinziehen.
Das ist ein wichtiges Buch, mit dem man sich wenn immer irgendwie möglich auseinandersetzen sollte.

Fazit: Unbedingt lesen oder Podcast hören: Andreas Reckwitz im Gespräch: Die Gesellschaft der Singularitäten - Podcast https://andreasreckwitz.podigee.io/

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Veröffentlicht am 14.03.2021

Ein sehr wichtiges Buch!

Kim Jiyoung, geboren 1982
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Das Buch startet gleich mit dem Zusammenbruch der Hauptprotagonistin Kim Jiyoung und versucht im Folgenden aufzuzeigen, wie es soweit kommen konnte. Jiyoung wurde 1982 (!!!) in Seoul geboren und muss, ...

Das Buch startet gleich mit dem Zusammenbruch der Hauptprotagonistin Kim Jiyoung und versucht im Folgenden aufzuzeigen, wie es soweit kommen konnte. Jiyoung wurde 1982 (!!!) in Seoul geboren und muss, da sie ein Mädchen ist, von Anfang an unten durch. Ihr Leben ist, da sie ein Mädchen ist, weniger Wert aus das Leben ihrer Bruders. Sie ist eine sehr gute Schülerin, und die Mutter ermöglicht ihr (und ihrer Schwester) den Besuch des Gymnasiums und ein Studium. Anschliessend arbeitet Jiyoung erfolgreich auf einem PR-Büro, heiratet, kriegt ein Kind. Damit ist aber noch kein Buch geschrieben.

Cho Nam-Joo nimmt Jiyoung als Fallbeispiel für das Leben eines Mädchens, einer Teenagern und später einer Frau in Seoul in der heutigen Zeit. Die Autorin bringt die Sache auf den Punkt und leuchtet die Aspekte folgendes Sacherverhalts gekonnt aus: : Als Frau hast du keine Chance, respektive musst du extrem viele unnötige und dich herabsetzende Hindernisse überwinden, um dich selbst sein zu können. Klar gibt es ein paar Besonderheiten der koreanischen Kultur, aber ansonsten ist es eine Blaupause, die auf jede patriarchalische Gesellschaftsform (wie wir sie auch bei uns haben) übertragen lässt. Darum ist das Buch auch so erfolgreich. Es redet nicht lange um den Brei herum, sondern zeigt auf, was hier wirklich schief läuft, und wie die Frauen leiden und beinahe wahnsinnig werden, da sie rein auf Grund ihres körperlichen Geschlechts unterdrückt werden. Es ist eine der grössten Ungerechtigkeiten unserer heutigen Welt, die sich nach wie vor fest in unserem Alltagsleben täglich tausendfach manifestiert.

Fazit: Ein sehr starkes Buch, das die nach wie vor nicht vorhandene Gleichberechtigung der Geschlechter auf eine sehr deutliche Art auf den Punkt bringt. Sehr lesenswert! Beinahe Pflichtlektüre.

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Veröffentlicht am 13.03.2021

Eines der besten Bücher, das ich seit langem gelesen habe

Die Republik der Träumer
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Das Buch hat den Arabischen Frühling in Ägypten als Thema und stellt die damaligen Ereignisse in Kairo aus den Perspektiven verschiedener Protagonisten dar.
Da wäre einmal Generalmajor Alwani und seine ...

Das Buch hat den Arabischen Frühling in Ägypten als Thema und stellt die damaligen Ereignisse in Kairo aus den Perspektiven verschiedener Protagonisten dar.
Da wäre einmal Generalmajor Alwani und seine Familie. Er selbst ist knallharter Chef der Inneren Sicherheit und Teil des Establishments. Einerseits ist er Kopf der brutalen Behörde in Mubaraks Diktatur, andererseits ist er auf seine Art gläubiger Muslim, Ehemann und Vater zweier regimetreuen Söhne sowie einer widerspenstigen Tochter, die sich unsterblich in einen Protagonisten aus dem Widerstand verliebt. Er ist ein Mann voller Widersprüche, der seiner Familie ein extrem luxuriöses Leben in der korrupten Oberschicht des Regimes ermöglicht. Daneben ist der Kopte Aschraf Wissa eine zentrale Figur in dem Roman. Unglücklich verheiratet, orientiert er sich sexuell an seiner Dienerin, kifft den ganzen Tag und dämmert so in seiner grossen Wohnung vor sich hin. Eine - wie es scheint - gescheiterte Existenz. Ursprünglich ein begnadeter Schauspieler, bekommt er schon seit Jahren keine Rollen mehr, da er sich mit dem Regime nicht arrangieren will, um an gute Rollen zu kommen. Die Revolution verändert für ihn alles. Dann gibt es noch - neben vielen anderen Figuren - das Liebespaar Maren uns Asia, die sich beide für die Revolution arrangieren, aber meistens nur per Briefform miteinander kommunizieren. Diese Beziehung wird im Buch mehrheitlich als ein eigener über den ganzen Text verteilter Briefroman eingeflochten.

Der Roman gibt die dramatischen Ereignisse von damals sehr kritisch wieder und setzt ein Denkmal für die mutigen Leute, die sich gegen das Regime auflehnten und teilweise dafür ihr Leben für die Idee eines freien Ägyptens opferten. Mit beissendem Spott und scharfem Sarkasmus beschreibt Alaa al-Aswani die Zustände in der regimtreuen Oberschicht und wie sie ihre Pfründe sichern. Er versucht der Gesellschaft eine Spiegel vorzuhalten, in dem er das Alltagsleben verschiedener Ägypter*innen aus unterschiedlichen Schichten schildert, ihre Verzweiflung, ihre Freuden, ihre Verwirrung, ihre Lügen, ihre Überzeugungen, ihre Angst, ihre Lebenslust und ihren Lebensfrust während der Diktatur Mubaraks. Interessant war für mich bei der Lektüre zu erfahren, wie sich unter dem Deckmantel des Islams und zum Schutz einer fiktiven ägyptischen Identität dieses Regime etablieren konnte.
Das Buch ist dramaturgisch geschickt aufgebaut und folgt chronologisch den Ereignissen der Revolution. Wenn man mal die ersten 40 Seiten hinter sich hat, und man sich mit der Art, wie der Autor erzählt, angefreundet hat, packt einen das Buch. Denn es wird ein Land, eine Stimmung der ägyptischen Gesellschaft an einem Wendepunkt geschildert, und zwar nicht aus dem Blickwinkel westlicher Medien, sondern mitten aus der Gesellschaft heraus. Der Text gibt eine Innenansicht der ägyptischen Gesellschaft aus dieser Zeit wieder, angereichert mit beissendem Humor und Sarkasmus. Sonst würde man die Tragik, die beschrieben wird, wohl kaum aushalten. Gerade durch diese Erzählweise strahlt das Buch - trotzdem die Revolution ja blutig niedergeschlagen wurde - eine innere positive Kraft aus.

Für mich war das ein sehr erhellendes Buch. Darum bin ich davon auch so begeistert. Ich habe den Arabischen Frühling nur durch den Filter der westlich geprägten Medien gekannt und damals anscheinend nicht begriffen, was da wirklich passiert ist. Der Text beinhaltet, einen Blumenstrauß an Geschichten, die mir unter die Haut gingen und mich nachdenklich stimmten.
Eines der besten Bücher, das ich seit langem gelesen habe, auch wenn ich in keiner Weise mit Haltung Alaa al-Aswanis gegenüber Israel einverstanden bin, die zum Glück in keiner Weise im Buch angesprochen wird (ansonsten müsste ich es überlesen haben).

Fazit: Lesen, wenn der Einsteg auch etwas mühsam ist.


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