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Veröffentlicht am 04.08.2021

Mit den Wellen

Solange sich die Wellen brechen
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"Solange sich die Wellen brechen" der Schweizer Autorin Brina Hope spielt in Australien und lässt jedes Surferherz höher schlagen. Im Prolog lernen wir die unerschrockene Skye kennen, die sich jeder Welle ...

"Solange sich die Wellen brechen" der Schweizer Autorin Brina Hope spielt in Australien und lässt jedes Surferherz höher schlagen. Im Prolog lernen wir die unerschrockene Skye kennen, die sich jeder Welle stellt. Die junge Mutter nimmt jedoch die Gefahr zu wenig ernst....
Danach befinden wir uns rund 30 Jahre später in Melbourne. Justine ist Architektin und mit Logan verlobt. Die Beiden wollen zusammenziehen, jedoch ist sich Justine unsicher. Tief im Herzen möchte sie ihre gemütliche Wohnung nicht gegen eines dieser seelenlosen Appartments, die Logan zur Besichtigung ausgesucht hat, tauschen. Es kommt zum Streit. Kurze Zeit später wird Justine von ihrem Großprojekt in der Firma abgezogen. Es wird ihrem männlichen Kollegen übergeben, obwohl sie bisher dieses Projekt auf die Füße gestellt hat. Voller Zorn schwingt sie sich auf ihr Motorrad und erleidet einen Unfall. Im Krankenhaus hat sie Zeit über ihre weitere Zukunft nachzudenken. Sie nimmt sich eine Auszeit und fährt nach ihrer Genesung an die Westküste, um mehr über ihre Mutter zu erfahren, die starb, als Justine noch ein Baby war.
Auch ihr Vater Russel steckt in einer Krise. Ein Burn Out zwingt ihn ebenfalls sein Leben zu überdenken. Er kann mit seiner neugewonnen freien Zeit allerdings nichts anfangen und verfällt in eine Depression, bis er sich seiner früheren Liebe zum Surfbrett erinnert...

Wie der Prolog und Justine zusammenhängen wird sehr schnell klar. Die junge Architektin ist eine sympathische junge Frau, die erkennt, dass sie in ihrem Leben falsch abgebogen ist. Sie kriegt aber noch rechtzeitig die Kurve und beginnt sich mit ihrer Herkunft zu befassen. Zusäzlich versucht sie die Liebe ihrer Mutter für den Surfsport nachzuvollziehen und beginnt selbst zu surfen.

Brina Hope ist es gelungen die Faszination des Surfsports auch an mich Landratte zu vermitteln. Ich sah die traumhaften Strände, die Wellen und nahm die Gemeinschaft unter der Surfern wahr. Die Landschaftsbeschreibungen sind ebenfalls sehr bildhaft. Die Liebe zur australischen Küste spürt man in jeder Zeile.

Es gibt aber auch einige Kritikpunkte von meiner Seite. Gerne hätte ich noch mehr über Justines Vater oder Mutter gelesen. Der Strang um Russel blieb mir zu oberflächlich und verpuffte irgendwie im Nirgendwo. Das finde ich sehr schade!

Dann gibt es noch Chris, den Justine an der Westküste kennenlernt und der ihr das Surfen beibringt. Diesen Handlungsstrang fand ich irgendwie überflüssig, da er sich ebenfalls auflöst. Weil die Autorin auch zu Chris Großeltern nach Kanada zurückblendet und es einen winzigen Bezug zu Justine gibt, nahm ich an, dass Chris einen größere Rolle bekommt. Dem war jedoch nicht so. Deshalb fragte ich mich schlussendlich warum es diesen Handlungsstrang überhaupt gab. Das hätte man meiner Meinung auch anders lösen können.

Die aufkeimende Liebesgeschichte zwischen Justine und Luke gefiel mir anfangs ganz gut, wurde aber von der Autorin so abgewürgt, dass ich schlussendlich überhaupt kein Knistern mehr zwischen den Beiden spüren konnte. Auch hier hatte ich das Gefühl, dass noch etwas fehlt.

Der Schreibstil ist flüssig und gibt Einblicke in das Leben von Justine, aber auch der anderen Charaktere. Diese sind vielschichtig gezeichnet und wirken authentisch. Fast alle von ihnen kämpfen gegen ihre inneren Dämonen oder versuchen ihr Leben wieder auf die Reihe zu bekommen.
Die Sprünge zwischen den einzelnen Handlungssträngen empfand ich manchmal als zu schnell und unübesichtlich.

Fazit:
Trotz der Kritikpunkte hat mir der Roman gut gefallen und hat mir das Surfen etwas näher gebracht, auch wenn ich alles andere als eine Wasserratte bin. Die Landschaftsbeschreibungen sind gelungen und regen zum Träumen an. Es gibt noch Luft nach oben, aber ich bin trotzdem schon auf das nächste Buch der Autorin gespannt.

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Veröffentlicht am 13.07.2021

Leichte Lektüre, die mich erst im letzten Drittel packen konnte

Das Gestüt am See. Stürmische Jahre
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In letzter Zeit habe ich einige Familiensagen gelesen, die auf Gutshöfe oder einem Gestüt spielen und leider sind doch diese oftmals sehr ähnlich gelagert. Ich habe auch noch zwei weitere Rezensionen offen, ...

In letzter Zeit habe ich einige Familiensagen gelesen, die auf Gutshöfe oder einem Gestüt spielen und leider sind doch diese oftmals sehr ähnlich gelagert. Ich habe auch noch zwei weitere Rezensionen offen, die sich mit diesem Thema beschäftigen. Anfangen möchte ich aber mit der Reihe von Paula Mattis, dessen ersten Band ich erst gelesen habe.

Die erste Hälfte konnte mich nicht so richtig abholen, da die Geschichte doch sehr leicht/seicht begann und sich nicht viel von den anderen Büchern unterschied, die ich bisher gelesen habe. Die Tochter eines reichen Gutsherren, die sich weigert nur als Heiratskandidatin verschachert zu werden und die sich keine Zukunft als Ehefrau mit Teegesellschaften und unnützen Handarbeiten vorstellen kann - wie es zu dieser Zeit in dieser Gesellschaftsschicht gang und gäbe war.

Wir begleiten die junge Charlotte Edzards, älteste Tochter der Gestütsbesitzerfamilie, die eine begeisterte und sehr wagemutige Reiterin ist. Ihr älterer Bruder Hans, der einmal Jockey werden und das Gestüt übernehmen soll, ist hingegen eher ängstlich und hat nicht das Talent von Charlotte. Charlotte sieht sich selbst auf der Rennbahn, doch für Frauen ist dies zu dieser Zeit unmöglich. Als sie ins heiratsfährige Alter kommt, verbietet ihre Mutter ihr den Umgang mit den Pferden und sucht eine passende Verbindung für sie. In Richard, dem Sohn einer angesehenen und vorallem reichen Reedereifamilie, sieht Charlottes Mutter den idealen Kandidaten. Doch Charlotte möchte einmal aus Liebe heiraten. Ihre Eltern offenbaren ihr jedoch, wie es wirklich um das Gestüt steht und lassen ihr keine Wahl....

Sowohl Charlotte, als auch ihr Bruder Hans werden dazu gedrängt entgegen ihren Vorstellungen zu handeln. Ihre Bedürfnisse und Ängste werden ignoriert - das Gut und das Ansehen stehen vor allem anderen. Damit setzen die Eltern jedoch eine folgenschwere Kettenreaktion in Gang...

Das Gestüt und ihre Bewohner werden sehr bildhaft und lebendig beschrieben. Die Geschwisterliebe, vorallem zwischen Hans und Charlotte, ist sehr eng. Aber auch die jüngeren Schwestern werden liebevoll dargestellt. Natürlich sind Pferde ein großes Thema, allerdings stehen sie nie im Vordergrund. Da ich nie ein Pferdemädchen war hat die Geschichte für mich gepasst.

Im letzten Drittel überschlagen sich dann die Ereignisse und es wird sehr dramatisch. Mit einigen Vorfällen hatte ich schon gerechnet und manche davon befürchtet. Die Autorin hat aber auch einige unvorhersehbare Überraschungen eingebaut, die mich aus der Konfortzone gerissen haben. Damit hat sie mir den nächsten Band doch noch schmackhaft gemacht, denn nun möchte ich unbedingt wissen, wie es mit Charlotte weitergeht.

Fazit:
Eine eher leichte Lektüre mit tollem Setting, die zum Ende hin dramatisch und spannend wird. Damit konnte mich die Autorin doch noch einfangen und mich soweit überzeugen, dass ich den Folgeband lesen möchte. Die Reihe empfehle ich für Pferdeliebhaber und für Leserinnen, die etwas Leichtes zum Entspannen suchen.

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Veröffentlicht am 09.07.2021

Vom Kapitän zum Kommissar

Feuer in der Hafenstadt
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"Feuer in der Hafenstadt" ist die Neuauflage von "Fortunas Schatten", das 2012 im Dryas Verlag erschienen ist. Nachdem die anderen drei Bände im Emons Verlag veröffentlich wurden, wurde der erste Band ...

"Feuer in der Hafenstadt" ist die Neuauflage von "Fortunas Schatten", das 2012 im Dryas Verlag erschienen ist. Nachdem die anderen drei Bände im Emons Verlag veröffentlich wurden, wurde der erste Band nun covertechnisch "angepasst" und überarbeitet.
Ich habe letztes Jahr den vierten Band "Tod in der Speicherstadt" gelesen und war neugierig, wie Kapitän Hauke Sötje zum Kommissar wurde....

1894. Bei einem Schiffsunglück hat Kapitän Hauke Sötje alles verloren: sein Schiff, seine gesamte Mannschaft und schlussendlich auch seine Zulassung als Kapitän. Er ist der einzige Überlebende und wurde schlussendlich vom Gericht freigesprochen. Doch ein Kapitän verlässt nicht sein Schiff und seine Mannschaft. Bevor er seinem Leben ein Ende setzen möchte, muss er herausfinden, wer ihn in die Falle gelockt und sein Schiff in die Luft gesprengt hat. Außerdem hat er noch einen ganz bestimmten Weg, der ihn nach Glückstadt führt. Dort gerät er zufällig in einem Mordfall, der die Existenz der neu gegründeten Heringsfischerei AG bedroht. Ein gelegter Brand in der Möbelfabrik Struwe deutet ebenfalls auf eine Verschwöring hin. Hauke wird von Graf von Lahn als verdeckter Ermittler eingesetzt und gerät dabei selbst in Verdacht.

Hauke hat nichts zu verlieren und so nimmt er die Anweisung des Grafe an. Sophie, die Tochter des Möbelfabrikanten, verliert mit dem Brand ihre Existenz und ist außerdem den Anfeindungen der Glückstädter Bürger ausgesetzt. Gemeinsam mit Hauke versucht sie die Unschuld ihres Vaters zu beweisen, der als Betrüger gebrandmarkt wurde. Die Nachforschungen von Hauke werden jedoch von der hiesigen Polizei nicht goutiert. Sophie und er geraten immer wieder in gefährliche Situationen und man weiß nicht wirklich, wer es gut mit ihnen meint oder ihnen Steine in den Weg legt. Intrigen und Spionage machen es Hauke schwer die Drahzieher zu finden. Die Verdächtigen häufen sich und als Leser muss man immer wieder seinen Verdacht relativieren.
Zu dieser Zeit versucht Deutschland seine Flotte auszubauen und sich gegen die Engländer zu behaupten. Glückstadt scheint eine der aufstrebenden Hafenstädte zu werden. Doch die Konkurrenz schläft nicht....

Schreibstil:
Der Schreibsil ist bildhaft und detailliert. Die Autorin erzählt abwechselnd aus der Sicht von Hauke und Sophie. Die Charaktere sind gut gezeichnet und vorallem Sophie ist mir schnell ans Herz gewachsen. Ich habe sie bereits im vierten Band besser kennengelernt und mochte damals schon ihre impulsive und selbstbewusste Art. Sie ist ihrer Zeit voraus und möchte kein Anhängsel eines Mannes sein.
Hauke fühlt sich trotz seines Freispruchs schuldig und möchte sich reinwaschen, wobei er sich selbst die Schuld am Tode seiner Mannschaft nicht verzeihen kann. Er liebt die Gerechtigkeit und ist ein wortkarger Mann.
Über jedem Kapitel steht ein Ausschnit aus der damaligen Zeitung "Glücksstädter Fortuna". Der historische Rahmen wurde wunderbar authentisch vermittelt. Anja Marschall hat fundiert recherchiert und bringt uns Leser die damalige Zeit nahe. Die Autorin hat alle Gesellschaftsschichten und Örtlichkeiten miteinbezogen.

Fazit:
Ein sehr interessanter Start der Reihe, der den Werdegang von Hauke Sötje vom Kapitän zum Kommissar erklärt. Das Alltagsleben dieser Zeit wird wunderbar authentisch vermittelt. In der Mitte fehlte es dem Krimi etwas an Spannung. Ich empfehle die Reihe aber sehr gerne weiter.

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Veröffentlicht am 29.05.2021

Kommt nicht ganz an den ersten Band heran

Die englische Gärtnerin - Rote Dahlien (Die Gärtnerin von Kew Gardens 2)
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Band zwei um Charlotte Windley-Bromberg schließt nahtlos an den ersten Band "Blaue Astern" an. Charlotte steht vor einem weiteren Scheideweg. Ihr Mann Victor möchte, dass sie sich aus Kew Gardens zurückzieht ...

Band zwei um Charlotte Windley-Bromberg schließt nahtlos an den ersten Band "Blaue Astern" an. Charlotte steht vor einem weiteren Scheideweg. Ihr Mann Victor möchte, dass sie sich aus Kew Gardens zurückzieht und sich dem gemeinsamen Anwesen Summerlight House widmet. Zusätzlich soll sie sich doch bitte endlich standesgemäß verhalten. Dass fällt Charlotte natürlich schwer. Doch die Aussicht Summerlight House nun doch mit einem attraktiven Garten zu bestücken ist die perfekte Aufgabe für die studierte Botanikerin. Sie beginnt sich ihrem Anwesens zu widmen. Mit ihrem Gärtner Quinn teilt sie die Leidenschaft für Pflanzen und Blumen. Gemeinsam versuchen sie aus dem alten Grundstück ein Schmuckstück zu machen und kommen sich dabei unwillkürlich näher. Victor erkennt, dass sich Charlotte immer mehr von ihm entfernt und will ihr einen langgehegten Wunsch erfüllen: eine Forschungsreise nach Persien......

Martina Sahler hat in ihrem Nachfolgeband Charlotte wieder einige Steine in den Weg gelegt. Trotzdem konnte ich mich nicht mehr so gut in sie hineinfühlen, wie im ersten Band. Sie erscheint mir weit weniger sympathisch und auch etwas egoistisch. Auf der anderen Seite kann ich ihre Enttäuschung verstehen ihre Arbeit in Kew Gardens zu verlieren. Man hatte zu dieser Zeit als Frau wirklich keinerlei Rechte und musste sich immer wieder der Männerwelt beugen. Aber es gab auch schon damals außergewöhnliche Frauen, die ihren Weg gingen und sich von den gesellschaftlichen Zwängen befreien konnten, wie etwa Vita Sackville-West, die ebenfalls im Roman vorkommt. Ihr ist es zu verdanken, dass Sissinghurst Castle heute zu den beliebtesten und häufigsten besuchten Gartenanlagen der Welt wurde. Im Roman ist sie diejenige, die Charlotte anregt ihren Garten doch noch zu einem Schmuckstück zu machen. Vita wird zur guten Freundin von Charlotte und gibt ihr einige Tipps zur Gartengestaltung.

Debbie, die nun fast erwachsen ist und noch immer ihren eigenen Kopf durchzusetzten versucht, verdreht den beiden Nachbarsjungen den Kopf. Aurora, die sich langsam zu einer selbstbewussteren Frau entwickelt und neue Wege findet, hat mir gut gefallen. Die beiden Nebenfiguren stehen diesmal ebenfalls im Fokus der Geschichte. Die wahre "Hauptprotagnistin" ist aber die Gartenanlage. Die farbenfrohen Beschreibungen der Blumen und Pflanzen haben mich verzaubert. Hingegen fand ich die Exkursion nach Persien eher weniger gelungen und ist kaum in meinem Gedächtnis haften geblieben.

Alle Figuren entwickeln sich in diesem zweiten Band weiter. Manche von ihnen verändern sich meiner Meinung aber ein bisschen zu schnell, was ihre Entwicklung etwas unglaubwürdig macht. Und Charlotte wird leider mit den Seiten immer unsympathischer, was dem Roman nicht wirklich gut tut. Ihre snobistische Art und ihr Messen mit zweierlei Maß lässt sie mit der Zeit relativ lieblos erscheinen. Mir tat Vicotr leid, der sich sehr um sie bemüht und ihr jeden Wunsch von den Augen abliest. Auf der anderen Seite konnte ich auch verstehen, dass sie ihr Studium auch einsetzen möchte. Ein Problem, das auch heute noch manche Frauen erfahren müssen.

Der Schreibstil ist wieder kurzweilig und unterhaltsam. Es gibt überraschende Wendungen. Zusätzlich müssen wir uns auch von einigen Figuren verabschieden. Am Ende bemerkt man, dass es eine Fortsetzung geben wird, denn es bleiben einige Dinge offen. Obwohl mich dieser zweite Band nicht ganz so überzeugen konnte, wie der erste Teil, werde ich mir auch den Abschlussband aus der Bücherei holen, denn ich bin neugierig wie es mit Charlotte & Co. weitergehen wird.

Fazit:
Eine etwas schwächere Fortsetzung, die mich nicht so ganz überzeugen konnte, wie der erste Band. Trotzdem möchte ich noch den Abschlussband der Trilogie lesen und erfahren, wie es mit Charlotte weitergehen wird.

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Veröffentlicht am 10.05.2021

Flug Nummer 2977

Der Morgen davor und das Leben danach
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Der Roman von Ann Napolitano erzählt das Schicksal des erst 12jährigen Edward, der bei einem Flugzeugabsturz von 187 Passagieren als Einziger überlebt hat. Ein Thema, bei dem einem die Gänsehaut über den ...

Der Roman von Ann Napolitano erzählt das Schicksal des erst 12jährigen Edward, der bei einem Flugzeugabsturz von 187 Passagieren als Einziger überlebt hat. Ein Thema, bei dem einem die Gänsehaut über den Rücken läuft und über das ich gerne lesen wollte. Auch die Leseprobe hat mir sehr gut gefallen und deshalb habe ich mich gefreut, dass ich für die Vorab-Leserunde bei Lovelybooks ausgewählt wurde.

Ich fange diesmal nicht von vorne, sondern mit dem Nachwort der Autorin an, das mich fasziniert hat. Sie hat acht Jahre an diesem Buch gearbeitet und hat die beiden Flugzeugkatastrophen des Fluges 771 der Afriqiyah Airways von Südafrika nach Libyien, bei dem ein 9jähriger niederländische Junge der einzige Überlebende war und den Absturz der Air France Maschine Flug Nr. 447 von Buenos Aires nach Paris zur Inspiration für ihre Geschichte genommen.
Nachdem ich die letzte Seite gelesen hatte, musste ich googeln und war entsetzt über die Vorkommnisse, die zum Absturz der Air France führten. Das Gespräch des Piloten und des Co-Piloten wird im Roman wiedergegeben und man kann es auch auf Wikipädia nachlesen. Ich muss zugeben, dass ich mir nun noch mehr Gedanken mache, wenn ich mich in die nächste Maschine setzen werde - wann immer das auch sein wird.

Die Autorin erzählt im Wechsel beginnend vom Morgen des Abfluges und dem Leben von Edward nach dem Absturz. Den deutschen Titel finde ich daher sehr gut gewählt.
In der Gegenwart begleiten wir Edward auf seinem Weg zurück ins Leben. Seine Tante und sein Onkel geben ihm ein neues Zuhause, aber haben selbst Probleme mit dem Tod ihrer Angehörigen umzugehen. Einen besonderen Platz nimmt Shay ein. Sie ist gleichaltrig und das Nachbarmädchen. Ihr Umgang mit Edward war genau richtig und hat ihm in dieser schweren Zeit sehr viel geholfen.
Zu Beginn war ich etwas irritiert, dass einige Passagiere des Fluges sehr genau beschrieben wurden und mir eigentlich Edward und seine Familie (Vater, Mutter und Bruder Jordan) viel zu kurz kam. Erst im weiteren Verlauf der Geschichte wird klar, warum die Autorin diese Art der Erzählung gewählt hat. Trotzdem gefiel mir genau deswegen die zweite Hälfte etwas besser, als sich der Fokus mehr auf Edward richtete und auch sein Umgang mit der Trauer etwas mehr Raum erhielt. Für mich hätte dies schon früher sein sollen und die Mitreisenden, denen viel Platz eingeräumt wird, hätten mehr im Hintergrund bleiben sollen. Zusätzlich fand ich die Beschreibung dieser ausgewählten Passagiere oftmals als sehr exaltiert...typisch amerikanisch, finde ich. Edward war zwar die zentrale Figur, kommt meiner Meinung aber als Person zu kurz. Man erfährt zu wenig über seine Gefühle und Gedanken auf seinen langen Weg zurück ins normale Leben.

Sehr gut gefallen und sehr genau recherchiert hat Ann Napolitano die letzten Begebenheiten kurz vor dem Absturz. Durch das bereits bekannte Ende wächst das Unbehagen beim Lesen potentiell an und ließ mich an meinen Fingernägeln knabbern.

Die Übersetzung war leider nicht immer glücklich. Es gab so einige Fehler und auch komisch klingende Sätze, die dem Lektorrat auffallen hätten müssen. Richtig gestört habe ich mich aber nicht daran...da habe ich schon andere Fehler in Büchern erlebt, die ich weniger akzeptieren konnte. Trotzdem haben diese Grammtik- und Rechtschreibfehler ab und zu den Lesefluss unterbrochen.


Fazit:
Ein sehr interessantes Thema, das die Autorin nur teilweise so vermitteln konnte, wie es ich es mir gewünscht hätte. Etwas mehr tiefgründiger Inhalt und den Fokus auf Edward und seine Gefühle hätten mir besser gefallen. Obwohl ich Mitleid mit Edward empfand, kam er mir nicht richtig nahe. Trotzdem eine interessante Lektüre zu einem nicht alltäglichen Thema.

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