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Veröffentlicht am 11.05.2021

Bruderliebe

Die wir liebten
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Klappentext:

„Die Siebziger in der westdeutschen Provinz. Ein Dorf, in dem die Zeit stillzustehen scheint. Für Edgar und seinen Bruder Roman ist das Leben überschaubar und gut. Bis sich ihr Vater am Maifest ...

Klappentext:

„Die Siebziger in der westdeutschen Provinz. Ein Dorf, in dem die Zeit stillzustehen scheint. Für Edgar und seinen Bruder Roman ist das Leben überschaubar und gut. Bis sich ihr Vater am Maifest in die Tierärztin verliebt und die Familie verlässt. Die Mutter zieht sich immer mehr in ihren Lotto-Laden zurück. Die Jungen sind bald sich selbst überlassen. Schließlich steht das Jugendamt vor der Tür, um Edgar und Roman in den Gnadenhof zu holen. Ein Heim, in dem die Methoden der Nazis fortbestehen.“



Gleich zu Beginn, wie es auch anderen Lesern bereits aufgefallen ist, sei gesagt, das Cover dieses Buches täuscht. Die Geschichte der beiden Brüder ist nämlich nicht zu spaßig und witzig wie es auf den ersten Blick scheint. Nachdem der Vater sich in eine andere Frau verliebt hat, ist das Familienleben komplett zerstört und die beiden werden zu Einzelkämpfern in Brüderform. Als dann das Jugendamt den großen Beschluss fasst, auf den Gnadenhof zu gehen, wirkt das schon fasst vom Autor sehr zweideutig, das mein Leserherz hier einen großen Jubelschrei losgelassen hat. So geht richtig gute Literatur! Dennoch gab es einige Längen und genau deshalb gibt es auch nur 4 von 5 Sterne, denn diese erschienen so gestellt, das man meinen könnte, sie seien Lückenfüller. Der Gnadenhof ist natürlich etwas völlig anderes als erwartet - Nazimethoden stehen hier noch an oberster Stelle und so entpuppt sich diese Welt, als eine andere. Autor Willi Achten hat ein sehr feinsinniges Gespür hier aufgelegt und verknüpft viel Wortspielerei mit Doppeldeutigkeiten, das es nur so eine Wonne ist. Dem Leser springen hier so viele Fragen entgegen, das man dieses Buch recht schnell durchliest weil man nach Antworten sucht. Der bildhafte Schreibstil tut sein übriges dazu und zeigt dem Leser, den Zerfall einer Familie, die Bedeutung von Geschwistern, die Bedeutung von Lebensweisen nach einem gewissen System, nach Macht, nach Anerkennung und nach völliger Suche nach sich selbst. Die beiden Brüder nehmen eine irre Entwicklung hin und haben mich komplett begeistert und eingenommen und deshalb gibt es auch 4 von 5 Sterne!

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Veröffentlicht am 11.05.2021

Was erlauben wir Menschen uns eigentlich?

Tiere wie wir
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Klappentext:

„Hat das Leben eines Tieres einen anderen Wert als das eines Menschen? Nein, sagt die Harvard-Professorin Christine M. Korsgaard und begründet in ihrem Buch "Tiere wie wir", warum Tiere nicht ...

Klappentext:

„Hat das Leben eines Tieres einen anderen Wert als das eines Menschen? Nein, sagt die Harvard-Professorin Christine M. Korsgaard und begründet in ihrem Buch "Tiere wie wir", warum Tiere nicht getötet oder benutzt werden dürfen. Sie belässt es aber nicht bei der abstrakten Analyse, sondern erörtert an konkreten Beispielen, warum die handelsüblichen Rechtfertigungen von Massentierhaltung und Tierversuchen moralisch unhaltbar sind. Ihr radikales Buch setzt einen neuen Maßstab in der Debatte und gilt als wichtigster Beitrag zur Tierethik seit Peter Singer.



Christine Korsgaard setzt bei der Grundfrage an, was der Wert eines Lebens ist. In einer klar vorgetragenen, von Kants Moralphilosophie und einer Theorie des Guten nach Aristoteles ausgehenden Argumentation gelangt sie zu weitreichenden Schlussfolgerungen: Menschen sind nicht wichtiger als Tiere, und unsere moralische Natur macht uns Tieren auch nicht überlegen. Stattdessen ist es unsere Empathie, die uns erkennen lässt, dass Tieren als bewussten Wesen ebenso wie Menschen ein "Zweck an sich selbst" im Sinne Kants inne sind. Damit erweitert sie Kants Ideen einer moralischen Gemeinschaft grundlegend: Menschen haben nicht nur gegenüber Mitmenschen, sondern auch gegenüber Tieren moralische Pflichten. Anhand praktischer ethischer Fragen veranschaulicht die Philosophin schließlich, warum das Erniedrigen oder Töten von Tieren in keinem Fall moralisch gerechtfertigt ist.“



Korsgaard‘s Worte gehen definitiv unter die Haut und Sie schlagen dieses Buch zu, und fragen sich nach dem ganzen Warum, aber keine Angst, sie werden nicht gleich zum Vegetarier, nur weil Sie dieses Buch lesen wollen/können/dürfen/möchten.

Korgaard stellt sich gewissen Fragen gegenüber und beantwortet dieses extrem wort- und ausdrucksstark. Sie hat einen extrem hohen Drang, dem Leser ihre Meinung genauestens zu erklären, sie will dem Leser genau erläutern warum sie so denkt und dabei herausgekommen ist dieses geniale Buch, welches mehr als nachhallt. Korsgaard macht hier keine Gehirnwäsche oder ähnliches, sie zeigt sehr sachlich und fundiert auf, was es heißt das Menschenwohl und das Tierwohl zu vergleichen. Sie geht dabei auf viele bekannte Persönlichkeiten ein und erläutert Theorien aber auch Zukunftsvisionen. Die Autorin spricht hier Themen an, die eigentlich niemand gern hören will, wenn er gerade in sein Kalbsschnitzel beißt. Sie bohrt mit ihren Worten in keiner weiteren Wunde, aber sie gießt Salzsäure in bereits bekannte Wunden und genau das fand ich persönlich so bemerkenswert. Sie stellt so viele Fragen, das man manchmal das Buch einfach schließen musste, alles sacken lassen musste und gründlich darüber nachzudenken hatte. Dieses Buch fordert den Leser auf ganz besondere Art und es prägt einen bis ins Mark...5 von 5 Sterne!

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Veröffentlicht am 11.05.2021

Wem gehört die Kunst?

Afrikas Kampf um seine Kunst
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Klappentext:

„Schon vor 50 Jahren kämpfte Afrika um seine Kunst, die während der Kolonialzeit massenweise in europäische Museen gelangt war. Und es fand durchaus Unterstützung im Westen. Am Ende jedoch ...

Klappentext:

„Schon vor 50 Jahren kämpfte Afrika um seine Kunst, die während der Kolonialzeit massenweise in europäische Museen gelangt war. Und es fand durchaus Unterstützung im Westen. Am Ende jedoch war der Kampf nicht nur vergebens, er wurde auch erfolgreich vergessen gemacht. Auf der Grundlage von unzähligen unbekannten Quellen aus Europa und Afrika erzählt Bénédicte Savoy die gespenstische Geschichte einer verpassten Chance, einer Niederlage, die heute mit umso größerer Wucht auf uns zurückschlägt.



Afrikas Bemühungen um seine in der Kolonialzeit nach Europa verbrachte Kunst sind keineswegs neu. Schon bald nach 1960, als 18 ehemalige Kolonien die Unabhängigkeit erlangten, wurde von afrikanischen Intellektuellen, Politikern und Museumsleuten eine ungeheure Dynamik in Gang gesetzt. In ganz Europa suchten daraufhin Politikerinnen und Politiker, Journalisten, Akademiker und einige Musemsleute einen Weg, afrikanische Kulturgüter im Sinne einer postkolonialen und postrassistischen Solidarität zurückzugeben. Die Argumente aber, mit denen andere versuchten, die Forderungen aus Afrika zu entkräften und Lösungen zu verhindern, ähneln auf frappierende Weise denen von heute. Schließlich verlief alles im Sand. Bénédicte Savoy verfolgt den postkolonialen Aufbruch und sein Ersticken und fragt, welche Akteure, Strukturen und Ideologien damals dafür sorgten, dass das Projekt einer geordneten, fairen Rückgabe von Kulturgütern traurig scheiterte.“



In der aktuellen Zeit kommt genau dieses Thema extrem präsent, mal wieder, zu Wort und das ist auch gut so. Autor Bénédicte Savoy nimmt hier das Thema sehr genau unter die Lupe und verdeutlicht dem Leser sehr interessant und, teils sogar spannend, was es heißt, Kunst zu schaffen, diese für sich sprechen zu lassen und diese als geistiges Eigentum anzuerkennen. Leider viel die Kunst Afrikas immer unter einen gewissen Mantel der Zensur, aber das ist nur ein kleiner und recht naiver Ausdruck dafür. Savoy beleuchtet hier alles und ich meine wirklich alles zu diesem Thema und es stellt sich die Frage: Wem gehört die Kunst? Er geht hier teils psychologische, teils emotional, teils sachlich aber auch auch klar vor und dem Leser eröffnet sich ein ganz neues Spektrum zu diesem Thema. Hier geht es nicht um die Kunstgegenstände, die man an den Straßenränder in Afrika kaufen kann, oder doch?! Ist es doch eigentlich auch Kunst....Doch die Kolonialzeit in Afrika war eine andere, eine extrem prägende Zeit, die sehr viel veränderte und das was unter anderem blieb, ist neben den Grenzen eben auch die Kunst. Der heiß-umkämpfende Streit ist bis heute Thema - eigentlich nicht mehr nachvollziehbar, warum um die Kunst eines Landes gestritten wird, wenn der Besitzer doch der eigentliche geistige Eigentümer der Umsetzung ist/war....Sie merken schon, hier steckt viel mehr drin und ich kann dieses Buch wirklich nur wärmstens empfehlen! 4 von 5 Sterne!

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Veröffentlicht am 05.05.2021

Dagegen ist kein Kraut gewachsen...oder doch?

Tollkirschenjahre
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Klappentext:
„Eine Frau sucht ihre Erfüllung und entdeckt eine neue Heilkunst
Paris 1872: Die aus Lübeck stammende Selma lebt seit einigen Jahren als Malerin an der Seine. Doch sie strebt nach mehr und ...

Klappentext:
„Eine Frau sucht ihre Erfüllung und entdeckt eine neue Heilkunst
Paris 1872: Die aus Lübeck stammende Selma lebt seit einigen Jahren als Malerin an der Seine. Doch sie strebt nach mehr und glaubt, ihren Sinn im Leben noch nicht gefunden zu haben. Zudem wird sie immer wieder von starken Kopfschmerzattacken geplagt, gegen die bisher kein Arzt ein Mittel gefunden hat. Ihre letzte Rettung scheint der deutsche Homöopath Julius Beermann zu sein, dessen Behandlungsart sie sofort beeindruckt. Als Selma kurz darauf zurück nach Lübeck reist, lernt sie dort den charismatischen Gustav kennen und verliebt sich in ihn. Doch Gustav ist bereits verlobt. Selma flieht zurück nach Paris, wo sie bei Beermann eine Ausbildung beginnt. Schon bald beginnen die Leute über den alten Mann mit der jungen Assistentin herzuziehen, und Selma kann Gustav einfach nicht vergessen…“

Mein erste Roman von Paula Leonhardt und ich muss sagen, ich wurde wahrlich gut und spannend unterhalten. Ihre Protagonistin Selma war gleich von Beginn an bildhaft vor dem inneren Auge sichtbar, genau wie das schöne Lübeck und auch Paris. Die Geschichte um Gustav klingt erstmal sie eine „normale“ Liebesgeschichte, ist es auch, aber es steckt hier noch so viel mehr drin, denn es könnte nicht verzwickter sein als hier. Als Leser erfahren wir aber eben auch viel über das Wissen und die Anerkennung der Homöopathie zur damaligen Zeit durch den Homöopathen Julius Beermann. Das Selma davon begeistert ist, wie er mit Pflanzen, Tinkturen und Kräutern umgeht ist kein Wunder, denn die Autorin weiß sehr gekonnt dieses Thema zu beleuchten. Selmas Verliebtheit zu Gustav lässt aber nicht nach, denn dagegen ist kein Kraut der Welt gewachsen und es wird ein harter Kampf, einerseits um die Liebe zu erobern, aber auch sich in dieser Branche einen Namen zu machen....auch als Frau. Julius ist ihr dabei ein äußerst guter Lehrer aber den Rest muss Selma schon allein schaffen...
Ein schöner Roman mit einem spannenden Thema - 4 von 5 Sterne!

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Veröffentlicht am 05.05.2021

Hanna begibt sich in Gefahr

Die Wehmutter vom Bodensee
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Klappentext:

„Bodensee 1323: Kaum entdeckt die junge Hanna in Konstanz ihre Liebe zum Hebammenamt, schreckt ein heimtückischer Giftmord die Stadt auf. Schnell ist die Mörderin gefunden, ebenso schnell ...

Klappentext:

„Bodensee 1323: Kaum entdeckt die junge Hanna in Konstanz ihre Liebe zum Hebammenamt, schreckt ein heimtückischer Giftmord die Stadt auf. Schnell ist die Mörderin gefunden, ebenso schnell ihr Motiv: Missgunst. Doch Hanna glaubt nicht an die Schuld der Edelfrau und beginnt mit Nachforschungen. Bald schon taucht sie tief in die Intrigen ein, die in den Gassen von Konstanz gesponnen werden. Doch ihre Neugier entgeht auch den wahren Mördern nicht, und Hanna muss um ihr Leben bangen . . .“



Autorin Doris Röckle hat mit „Die Wehmutter vom Bodensee“ einen wirklich spannenden Kriminalroman aus dem 14. Jahrhundert verfasst. Die Geschichte um Hanne und ihren Berufswunsch ist zu Beginn eine gute Einleitung und bildet einen festen Rahmen. Der Giftmord wühlt nicht nur die Stadt selbst auf, sondern auch Hanna. Sie hat einen Drang der Sache auf die Spur zu kommen und hier kommt dann der Spannungsbogen gekonnt hervor. Hannas Neugier ist groß und sie begibt sich in ein gefährliches Unterfangen, welches den Leser stark mitnimmt. Der Lesefluss und die Wortwahl sind sehr gut getroffen. Spannung und sichtbare Figuren mit Gefühl und Eigenheiten begegnen uns und verhelfen zu einem spannenden Krimi, der viele Überraschungen bereit hält und die Zeit damals recht gut widerspiegelt. Das dies ein Nachfolgeband um Hanna ist, fällt als Leser nicht weiter ins Gewicht und man kann diese Geschichte hier unabhängig von Band 1 lesen.

Ich vergebe 4 von 5 Sterne!

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