Mit Mördern kennt sie sich bestens aus – wird sie nun mit dem Meister ihrer Ängste konfrontiert?
++++ schaurig schlüssiger Lady-Thriller um perfide Serienkiller aber ohne hetzende Übereilung mit eingebundener ...
Mit Mördern kennt sie sich bestens aus – wird sie nun mit dem Meister ihrer Ängste konfrontiert?
++++ schaurig schlüssiger Lady-Thriller um perfide Serienkiller aber ohne hetzende Übereilung mit eingebundener Liebesgeschichte
++++ Bewertung 4 ½ von 5 Sternen ++++
Nach „PRETEND YOU’RE SAFE / dt.Titel: Watching You – Er wird dich finden“ folgt nun
der zweite romantische Thriller „WHAT ARE YOU AFRAID OF? / Er wird dich jagen“ der Erfolgsautorin Alexandra Ivy aus Missouri.
☞ Band 3 „YOU WiLL SUFFER“ und Band 4 „THE INTENDED VICTIM“ (Erscheinungsdat. in Engl. 31.12.) sind noch nicht ins Deutsche übersetzt.
Die einzelnen, je in sich abgeschlossenen Bände können durchaus als Stand-Alone gelesen werden.
☞ Hinweis: Betrüblicherweise nur als ebook-Format erhältlich!
Bereits mit der ersten Szene wird der Leser Zeuge eines grausig, schändenden Geschehens ... die Ermordete findet sich später neben anderen auf einem der fünf Polaroidfotos wieder, welche der 26jährigen studierten Enthüllungsjournalistin Carmen Jacobs übersendet werden - als Hommage, Warnung oder Trophäe? In der beiliegenden Zeilen-Notiz heißt es: ‚Ich biete eine Herausforderung an: Sei die Jägerin oder die Gejagte‘. Die engagierte Bestsellerautorin des Serienkiller-Buches DAS HERZ EINES JÄGERS, für welches sie die 5 berüchtigsten Serienmörder Nordamerikas im Gefängnis interviewte und intensive Recherche um die Opfer nebst Missstände polizeilicher Ermittlungsarbeit betrieb, wendet sich in ihrer Verzweiflung an den einzigen, der ihr noch helfen könnte: Griffin Archer, bodenständiger Millionär, ruhig und introvertiert. Der geniale Technikspezialist entwickelt revolutionäre Software, die von Strafverfolgungsbehörden auf der ganzen Welt zur Ergreifung von Verbrechern eingesetzt werden – und ausgerechnet er hat allen Grund gerade ihr zu misstrauen.
Wird er ihr trotzdem beistehen, um mögliche Nachahmer-Delikte zu verhindern? Werden weitere Botschaften folgen? Überhaupt, was ist die Verbindung: fungiert Carmens Kassenhit als Inspirationsquelle, ist es etwas persönliches, oder, steckt die Vergangenheit dahinter? Schwebt Carmen gar selbst in Gefahr durch einen scheinbar von ihr Besessenen?
Ein Road- und Höllentrip durch mehrere Bundesländer beginnt... auch eine Chance für Griff und Carmen auf Wiederannäherung zu einander in diesem Wahnsinn?
Getreu ihrem Nachnamen (zu Dt.: Efeu) pflanzt Alexandra Ivy wirkungsvoll sachte Spannung, die sich kontinuierlich Ranke um kletternd Ranke um den Leser schlingt. Die Handlung wartet mit zwar dann vermuteten, aber so nicht vorhersehbaren und damit auch überraschenden Wendungen bis zum Finale eines sehr gut ausgebauten Kriminalfalles auf, und am Ende ist alles schlüssig ineinander verzarkt. Wunderbar, 1A: es bleiben keine Fragen offen.
Überhaupt gelingt der NY-Times-Bestsellerautorin dezidierte und aufschlußreiche Blicke hinter die Fassade zu werfen, nicht nur bzgl. dem Aufblättern verquerer Perversität, sondern der Frage nachzugehen ‚Wie konnte es dazu kommen?‘, einer Erklärung dieser Entwicklung hin zum Monster mehr Raum zu lassen - im Gegensatz zu manch anderen SchrifstellerInnen, die diesen Prozeß abkappen und ihre Leserschaft gar mit Kopfzerbrechen alleine zurücklassen.
Der Kern des Psycho-Thrillers dreht sich zudem um folgende packende Aspekte: Was geschieht mit einem, wenn die Vergangenheit umgeschrieben werden muß? Und: wer ist eigentlich wessen Werkzeug? Die Gier nach Reichtum, Macht oder Kontrolle über Leben & Tod ist mit ein beherrschender Tragpfeiler.
Der Love-Anteil balanciert den Crime-Part fortwährend aus, wobei letzterer aber Haupthandlung bleibt. Zudem findet das FBI gewisse Einbindung. Die Protagonistin und der männliche Gegenpart, beide sympathisch und auch vielschichtig ausgearbeitet und von erschütternder Tragödie in der Jugendzeit geformt, sind ein tolles Team, auch in der Liebe.
Trotz ein bißchen Body-count am Fließband werden einigen Opfern, wie auch besonders der Mörder-Warte, durch zahlreiche, doch darin vollkommen übersichtliche, Perspektivenwechsel ein persönliches Gesicht und individueller Charakter verliehen, mit Einblicken in Gedanken- wie Gefühlswelt, was dem Ganzen gespenstische Nähe vermittelt und Authentizität attestiert.
Selbst ein Literaturbegeisterter kommt nicht zu kurz, denn es werden ihn diese – wenn auch fast zu kurz auftauchenden - Touchierungen faszinieren, stammend aus zwei der geläufigsten Werke, nämlich Lewis Carrolls "Alice hinter den Spiegeln" sowie Edgar Allan Poes Gedicht ‚Der Rabe‘, bzw. die Poe Toaster-Tradition.
F A Z I T :
Unterhaltsamer Lesevertreib mit gewissen Extras wie Romantik und ausgebauten Täterprofilen.👍
++++ Pervers, makaber, fürchterlich, liebevoll, mitfühlend, erschreckend, packend.++++
Als bemerkenswerte Einstimmung in dieses Romantic Suspense Thrill mit Gefühl-Genre kann generell Alexandra Ivys neue Reihe betrachtet werden. Ist man mit allen Cynthia Eden-Büchern dieser Domäne durch, läßt sich an neuem Lesestoff dieser Autorin mit interessantem Nachschub eindecken.
Wen die Serienkiller-Thematik beschäftigt, findet sich hier richtig und gut aufgehoben. Hinsichtlich dessen ist ganz besonders(!) beeindruckend Alexandra Ivys Werk aus der ARES Security-Serie, Bd.1 'Kill without MERCY' (engl.Titel aber auf Deutsch).
zum COVER-Eindruck: --- nur hier auf lesejury ---
Die Rosen der Covers dieser Reihe veranschaulichen ideal die Verquickung von Suspense-Krimithriller mit der Storyline um Gefühle und Liebe.
Das Cover mit leuchtend-gelben, deutlich lesbaren Titelzug „Er wird dich jagen“ ist ein Eye-Catcher: Eine WEIßE Rose mit Dornen auf blutrotem Hintergrund – wie die Unschuld und Reinheit, die auf rot-blutender, teilweise schwarzverschwabter, unheilträuender Basis trotzdem bemerkenswert unbefleckt, ohne jegliche Blutspritzer(!), dominiert.
Ferner besticht diese edle Blume, die in weiterer Symbolik auch für Treue oder Entsagung sowie Sehnsucht gewertet wird, solitär mit einen aufrechten, geraden Halt – so als könne sie trotz des Üblen durch die Buchstaben brechend und hindurch klar bestehen. In Asien tragen die Menschen Weiß zum Zeichen der Trauer um einen Verstorbenen, womit die ‚Schöne & Formvollendete‘ auch mit Leid und Schmerz assoziiert sein kann.
Noch dazu setzt dieser 2.Band den ersten in der Gestaltung somit stimmungsvoll fort, welcher dort mit einer ROTEN Rose auf weiß-grauanschattierten Untergrund, mit dem in rot-gehaltenen Titel „Er wird dich finden“, gestaltet ist. 🌹
Wer ist der Mörder? erschreckend authentisch, bedrückend, nervenaufreibend bis zum Schluß mit logischer Auflösung
++++ Bewertung 4 1/2 von 5 Sternen ++++
2016 startete bereits die dritte Thriller-Reihe ...
Wer ist der Mörder? erschreckend authentisch, bedrückend, nervenaufreibend bis zum Schluß mit logischer Auflösung
++++ Bewertung 4 1/2 von 5 Sternen ++++
2016 startete bereits die dritte Thriller-Reihe aus der Feder der deutschen Sensationsautorin Catherine Shepherd. Jährlich erscheinen zu allen Serien weitere Bände. Nach Mooresschwärze, Nachtspiel und Winterkalt ist Dunkle Botschaft nun der 4.Band um die Rechtsmedizinerin Julia Schwarz.
Der ab 31.Oktober 2019 erhältliche Thriller kann aber unabhängig von den anderen Teilen problemlos auch als Stand-Alone gelesen werden.
Warum ins Ausland schweifen, wenn wir hier in Deutschland so gute AutorInnen haben! was Catherine Shepherd hier abliefert, ist heftig, brutal und schockt, und doch, bei all dem Horror, es artet nicht zu einem blutrünstig effektehaschenden Gewaltporno aus, sondern bleibt erschütternd authentisch, legt die perfide Perversion bloß, den kranken Eingriff in der Kinderseele Unschuld, und ist im Fächer diverser Tötungsarten forensisch versiert und nimmt kein Blatt vor den Mund!
Das große Thema dieses Thrillers: facettenreich dargestellte fatale Opfer-Täter-Beziehungen und die Frage, die den Leser dabei umtreibt: WARUM, warum nur, was ist es, das die Opfer an die Täter schweißt? dieses Abhängigkeitsverhältnis, warum nicht abhaun, warum sie sich nicht von ihnen lösen können? Sogar die Nähe zu der sie schadenden Bestie vermissen!
Und was einen ferner beschäftigt beim gebannten Verfolgen der Lektüre, die bereits mit der ersten Seite Spannung aufbaut, die Neugier des Lesers packt und ihn bei jedem Kapitel mit einem Cliffhanger gefangen hält: wird man hier etwa Zeuge der Grundsteinlegung und des Werdegangs zum Mörder, oder: einer quasi 'Abrichtung' hin zum Serienkiller? Das Monster erschafft ein neues, die Kopie seiner selbst? Oder: möchte die Autorin damit auf noch etwas ganz anderes hinaus??
Denn zum eigentlichen Hauptgeschehen erfolgen auch, neben einem anderen Handlungsstrang aus einem Krankenhaus, in versetzten Abständen Einschübe aus der Vergangenheit eines immer älter werdenen Jungen.
Dabei wurde aber alles übersichtlich und unverblümt, keineswegs vertrackt gehalten, klar und flüssig ist genauso der Schreibstil. Der Leser liest eigentlich nicht mehr, reingesogen ins Buch mutiert er zu einem unsichtbaren Mitakteur, der den Leichenschauen live beiwohnt, die Protagonisten bei ihren Ermittlungsetappen überall hin eskortiert und Merkwürdigkeiten wie Verdächtige ins prüfende Visier nimmt.
Köln, beginnende Winterzeit.
Unfall? Suizid? Es war Mord - entlarvt durch das aufmerksame und kollegiale Hand-in-Hand arbeitende Rechtsmedizinerteam aus Julia Schwarz und ihrer finnischen kompetenten und selbstbewußten dabei einfühlsamen Assistentin Lenja Nielsen. Zudem wird auf der Toten ein verstecktes kryptisches Rätsel entdeckt. Weitere werden folgen mit jeder Getöteten – ein Spiel im Wettlauf auf Zeit beginnt, denn sobald diese Botschaften entschlüsselt sind, könnten kommende Morde noch rechtzeitig verhindert werden. Catherine Shepherd präsentiert hier dem Leser nur die Sprüche der Messages, worüber er sich den Kopf zerbrechen kann – die exakten Zahlencodes und Buchstabenkombis dazu werden dem Leser nicht zugemutet und lediglich indirekt analysiert.
Bei all dem Vernichtenden und furchtbar Horroriblem gefällt und beeindruckt der verantwortungvoll und gewissenhafte Quartettkern (Julia, Lenja, Florian, Martin), das beruflich eingespielte Gespann aus 2 Rechtsmedizinerinnen und 2 Ermittlern. Herzlich und teils tiefgründig sind sie ausgearbeitet und absolut sympathisch:
CHARAKTERE: XXXXX mögl. Spoiler Anfang XXXXX
Die Pathologin aus Leidenschaft, JULIA Schwarz, hat eine neue Position und zwar die der Leiterin des rechtsmedizinischen Institutes übernommen und hadert sehr mit der Bürokratie und administrativischen Anforderungen. Das hindert sie jedoch nicht daran, selbst im Ermitteln aktiv zu bleiben, wobei sie oft ihren Freund, Kriminalkommissar Florian Kessler, begleiten darf. Allerdings agiert sie mehrmals solo und eher inoffiziell, um rasch und bedingungslos einzugreifen, sogar unter Einsatz ihres eigenen Lebens.
‚Eislady‘ ist ihr Spitzname aufgrund ihrer sachlichen Art. Sie konzentriert sich auf die Fakten um nicht in Albträume abzugleiten. Für sie ist der Autopsiesaal ein friedlich neutraler Ort, im Gegensatz zum grausam aufwühlenden Tatort. Sie sieht sich in der tragenden Verantwortung als letzte Instanz für Opfer, zu einer weiterführenden Mordaufklärung: Julia umgibt sich mit den Toten, weil sie ihnen eine letzte Stimme geben will. Sollte sie ihre Arbeit hierbei nicht ordentlich ausführen, wäre für allezeit der Fall abgeschlossen; den Toten würde dann, für immer zum Schweigen verdammt, niemand mehr Gerechtigkeit zukommen lassen können. Julia ist ein Typ, dem es schwer fällt, Emotionen zu zeigen, trotzdem ist sie sehr sensibel und empathisch.
FLORIAN Kessler verfügt als zusätzlich ausgebildeter polizeilicher Fallanalytiker über ein außerordentliches feines Einfühlungsvermögen; er kann sich gut in andere und auch die Psyche eines Täters hineinversetzen. Im hiesigen Fall hingegen ist selbst ihm seine Profiler-Tätigkeit fast unmöglich. Den Tod eines Angehörigen zu übermitteln überläßt er, da solche Augenblicke nur schwer zu vergessen sind, lieber MARTIN Saathoff, ein Schelm aber loyaler Kollege mit messerscharfen Blick. Julia gegenüber ist Florian ein umsorgender Beschützer und liebenswerter Mann, auch wenn Julia erst noch langsam wieder lernen muß, vollens Vertrauen zu schöpfen, da sie vorsichtig bleibt um nicht mehr verletzt zu werden. XXXXX mögl. Spoiler Ende XXXXX
Im Mittelpunkt stehen die aufeinanderfolgenden Verbrechen des Serienmörders, das Streben ihn so schnell wie möglich aufzuhalten und die Aufdeckung seiner Identität.
Der zwischenmenschliche Bereich verleiht den Figuren zwar Tiefe wird aber eher knapp gehalten.
Bei den Ermittlungen spielt Catherine Shepherd nicht wirklich mit dem Leser - im Gegensatz zu anderen Autoren, die die ganze Zeit über die Leserschaft mit etwa komplett täuschenden Twists ins Bockshorn jagen, und es sind ja eigentlich alle Hinweise da, nur bleibt bis zum Schluß die Aufdeckung nicht wirklich zu knacken, und es ist auch wie ein im Dunkeln-Tappen, gleich dem COVER, wo allein und blind dem Verborgenen und dem kalten Bösen ein Teenager gegenübersteht.
Diese Jugendliche mit der blutroten Augenbinde kommt zwar gar nicht in der Erzählung vor, aber einbläuende Fehl-Erziehung bzw. Kindsmissbrauch in übelsten Auswüchsen, physisch wie psychisch (auch im Nebenpart dann sogar sexuell aber nur in Erwähnung, ohne Darstellung).
Ganz hinten im Buch findet man eine Übersicht der bisherigen Bände in ihrer Chronologie und der Reihen-Zugehörigkeit, sogar mit jeweiligem Titelcover. Das Buch ist nicht zu klein gedruckt und läßt sich daher angenehm lesen.
FAZIT: Der Kriminalfall macht betroffen und man kaut daran. Die engagierten und einander selbstlos helfenden Protagonisten, mit denen man sich durchweg verbunden fühlt, lassen dieses Grauen ertragen. Pathologie-Interessierten kommt der Thriller zupass.
Warnhinweis: Nach der Lektüre dieses Buch wird man evtl. nicht mehr jeden Tweet öffnen, Beerdigungsinstitute mit ganz neuen Augen sehen, der Appétit auf Erdbeer-Vanille-Eis (oder Schweinefleisch) könnte gänzlich vergehen und sicherlich wird man ohne Taschenlampe (und Satellitenhandy) sowieso nie mehr das Haus verlassen. (Und, sogar mit dem neuerworbenen Fachwissen über Guillotine-Hinrichtungen im nächsten Biologieunterricht glänzen.) Und gen Ende Oktober eines jeden kommenden Jahres im Kalender einen ganz besonderen Tag anpinnen – da erscheinen dann neue fesselnde Thrillerbände um Julia Schwarz von Bestsellerautorin Catherine Shepherd.
Molly auf ihrer Suche nach dem wahren Glück
Wenn Miss Selbstzweifel auf Mr Perfect trifft - entlädt sich ein Farbgewitter der Gefühle
Ein Feel Good-Roman mit überraschendem Ernst und Tiefe, humorig & ...
Molly auf ihrer Suche nach dem wahren Glück
Wenn Miss Selbstzweifel auf Mr Perfect trifft - entlädt sich ein Farbgewitter der Gefühle
Ein Feel Good-Roman mit überraschendem Ernst und Tiefe, humorig & einfühlsam, mit viel Charme und großer Realitätsnähe
Es handelt sich bereits um den zweiten Part der auf vier Bänden konzipierten warmherzigen und zudem romantischen „Opposites Attract“-Serie rund um Gegensätze, Liebe, Talente & Sterneküchen von der aus Nebraska stammenden und vielgereisten Erfolgsautorin Rachel Higginson. Dennoch findet auch der absolute Neuleser unproblematischen Zugang, denn die Handlungen sind ja in sich abgeschlossen und es wird je ein Paar thematisiert. Es ist so anschaulich geschrieben, daß auch ohne Vorkenntnisse die anderen Personen samt ihrer jeweiligen eigenen Geschichte und Wesensentwicklung greifbar, plastisch wie dimensional, werden.
TIPP: Für einen umfangreicherenden Lesegenuß sollte sich auch der erste Teil („The Opposite of You“/Vera&Killian) zu Gemüte geführt werden, da hier bereits, neben anderen wiederkehrenden und sich weiter modelierenden Charakteren, Molly (als beste Freundin von Vera) eingeführt wird, und, mit Ezra (ein Kumpan von Killian) zum ersten Mal aneinander gerät (aber nur in einer Minihintergrundszene).
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Molly dreht am (Hamster-)Rad: in ihrem Leben läuft seit geraumer Zeit so gar nichts mehr rund.
Eigentlich steht die 27jährige ihre Frau auch ohne Mann und mit beiden Beinen fest im Leben – ja, ihre 5-Jahres-Planung ist fix: Seit dem College nimmt Molly ‚the‘ Maverick kategorisch Abstand von losen One-Night-Stands, etwaige Verkupplungsversuche finden blos ernüchterden Ausgang; obendrein läßt das warnende Beispiel ihrer Eltern die liebenswerte, süße und zarte Molly vor einer Partnerschaft zurückschrecken; so sieht sie sich lieber irgendwann mal als Jungfer mit Katze/n, als ohne den wirklich Einen & Richtigen, der ganz genau ihren Vorstellungen entspricht. Die Suche nach Mr. Right liegt also auf Eis...passt. Auto, eigene finanzierbare kleine Mietwohnung, solide-versichert, grad noch rechtzeitig bezahlte Rechnungen, sympathischer Freundeskreis ...es funzt. Oder etwa doch nicht? Als Graphikdesignerin in der führenden Marketing-Agentur in Durham (NY) schien sie einmal den für sie geeigneten Job gefunden zu haben und visiert ihren Karriereaufstieg an – aber es bleibt Routinetrott und stagniert; die Verwirklichung ihres weitgefächerten Spektrums an Know-how und ihrer zündend innovativen & originellen Ideen wird ihr unmöglich gemacht.
Hinzu kommt das neue Großprojekt unter Ekelpaket Junior-Boss-in-spe Henry Tucker, der nicht ganz geheuer nur nach ihren Brüsten schielt, und seine unerwünschte, lüsternde Begier ufert bedenklich zugreifend aus. Der von Natur aus hochbegabten Künsterin bleibt einzig ihre Leidenschaft die Malerei als beständiger Anker.
Ihre Neigung, ständig ihre Entscheidungen in Frage zu stellen, bringen ihre Lebensziele erst recht zusätzlich noch ins Wanken - und das ist gerade für eine Perfektionistin eine ganz schlechte Taktik.
Und wäre all das nicht schon genug in ihrem Kopfzerbrechen um ihre seltsam wachsende Unzufriedenheit und der nagenden Leere baut sich vor den sanften Sonnenschein Molly auch noch die kritische Gewitterfront Ezra F. Baptiste auf, der immer sagt was er denkt, und meint was er sagt: der große, acht Jahre ältere einflussreiche Gastronomie-Titan macht die im Grunde eher zurückhaltende doch humorvolle Molly jetzt ganz konfus, katapultiert sie aus ihrem ‚immer-ganz-der-Profi ‘-Konzept in eine bissige Reißausnehmerin.
Ein Mann von solch einem Kaliber ist sowieso und erst recht absolut tabu, und daher mit Nachdruck zu vermeiden. Und doch – irgendetwas an diesem reservierten, unausstehlich doch so charismatischen Kontrollfreak läßt sie einfach schier nicht los: sie verspürt einen zunehmend unerklärlichen Drang, ihn portraitieren zu müssen. Der hartnäckige und zielorientierte Ezra selbst läßt gewisse Versuche zur ihm aufmüpfigen Molly Kontakt aufzuknüpfen sehr wohl erkennen - aber Molly bleibt stur und verpeilt! Er WILL SIE seit ihrer ersten Begegnung. Mollys NEIN läßt er nicht gelten. Dieser Mann ist ihr ein Mysterium ... und wenn es ihr gelingt, dieses zu dechiffrieren wird sie dann auch die Lösung zu ihrem eigenen Rätsel finden? Furcht, Anziehung oder was? Wird Molly erkennen, daß sie Ezra nie wieder gehen lassen darf?
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Müßte man mit Hashtags den Inhalt schlüsseln, wäre er wohl wie folgt verschlagwortet:
Und bräuchte man/frau nur einen einzigen Grund, um dieses Buch zu lesen, dann wäre es wohl Ezra! auch wenn es sich hier MIT NICHTEN nur und zentral um eine private Beziehung zwischen zwei ‚gleich-gewichteten‘ Menschen handelt - so wie es über die nur halbe Plotbeschreibung auf dem Buchrücken & mittels einer eventuellen Fehlinterpretation des Covers möglichen InteressentInnen mal wieder missverständlich suggeriert und marketing-wirksam verklickert werden soll.
Ein viel Mehr ist es, was dem Lesepublikum feilgeboten wird: eben das Gesamtpaket Molly, ihre Verwirrung über die Prioritäten in ihrem Leben, die FarbPalette ihrer Gedanken-und Gefühlswelt, ihre Arbeit und dann noch der geheimnisvolle, wortkarge Ezra und die sich entwickelnde Liebe auf ewig.
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Durch den ungemein angenehmen flüssigen und richtig lebendigen Schreibstil, der einen zügigen und wissbegierigen Leseflow befeuert, fliegt man begeistert buchstäblich durch die 25 Kapiteln auf nur ca. 383 Seiten dieses interessanten Feel-Good-Romans um Job, Humor, Liebe, Altlast und ernsten Einschlägen.
Die Bestseller-Autorin Rachel Higginson läßt ihre Protagonistin aus der Ich-Perpektive in Vergangenheitsform erzählen, was mit regem Dialoganteil an Abwechslungsfülle bereichert und pfiffig-parierender email-Korrespondenz aufgelockert ist. Bei diesen wunderbar eingefügten Wortgefecht-Passagen stellt sich zeitweise sogar ein Dauergrinsen beim verfolgenden Mitleser ein. Allein wegen dem Schlagabtausch, in dem sich die beiden Protagonisten duellieren ((diese Strizereien sind nie ‚gehäßig‘ oder böse!)), ist das Buch schon ein wahres Unikum - unbedingt lesen!
Das einander Annähern und Kennenlernen Ezras und Mollys ist ohne Hetze aber mit knisternder Spannung und leise steigender Intensität bildschön und liebevoll dargestellt. Ezras aufrichtige Bemühungen um Molly sind einfach bezaubernd und gentleman-like, aber es kommt selbstverständlich auch zu atemberaubenden Küssen und ein wenig mehr. Und wie er sie als ebenbürtig mit Achtung und Wertschätzung behandelt, er geht so lieb mit ihr um – läßt einen einfach nur andächtig aufseufzen. In sehr vielem kann sich der Leser bestens mit den beiden rundum sympathischen Protagonisten identifizieren. Viel zu gerne verzehrt man sich innig nach noch weiteren 200 Seiten an NUR solchen Ezra-Molly-Momenten und mit ihrer puren Love Story-Entfaltung. Rachel, warum hast Du sie uns bloß vorenthalten ?!!
Auch an anderen Stellen wird dem Leser zwischenzeitlich immer mal wieder ein Schmunzler entlockt: es ereignen sich mit unter Situationen, präzise-treffend und mit Humor beschrieben, die man ja selbst aber genau so kennt, und, eben so gut nachvollziehen und sich einfühlen kann. Mollys ‚Fluchtweg‘fantasien, die sie sich so manchesmal ents(p)innt, in kurzweiliger Hoffnung sich unangenehmen Situationen doch entziehen zu können, flashen bisweilen wirklich urkomisch auf.
Mit ihrem schlagfertigen Witz hat die Protagonistin mich geschafft, Mollys aufschlussreiche Selbstzweifel, -eingeprägte Spuren in Mollys Herz aus der Kindheit,- mitleiden, und, die Urgründe ihrer Konfliktscheu und Harmonieaffinität tief in ihre Seele blicken lassen. Mollys Traurigkeit, Schmerz und Kummer erfaßten so mein Herz, daß ich sie gerne mal als gute Freundin in den Arm genommen hätte, um sie zu trösten und ihr Mut zuzusprechen – aber irgendwie hat das ja Ezra übernommen
Ihre Selbstbeschwörungen mittels mantrahierten positiv-verklärten Affirmationen zur Stärkungs ihres Selbstbewußtseins versuchten, die schweren Szenen aus deren Tiefe zu hebeln, wobei Molly sich bemerkenswert selbst nie die Wahrheit versagte.
Obwohl in diesem Band die Malerei den Schwerpunkt einnimmt, kommt auch Kochen hier nicht zu kurz und bleibt damit dem Serienbestandteil dieser Buchreihe treu. Das besondere ist, wie die hochtalentierte Kunstfertigkeit und das wahre Genie dieser beiden Kosmose der Kunst, - Food/GourmetKochen & MalenZeichnen/MarketingDesign,- in Vergleich zueinander gesetzt werden: grandios essenziert hier die Autorin das Ziel dieser beiden Welten auf den Punkt, das Bestreben etwas einzigartiges, inspirierendes zu erschaffen.
Der Haute-Cuisine-Restaurants-Background nebst Gastronomiebereich lassen den Leser wie live vor Ort alles, den geschäftigen Trubel, die Kreativität trotz Fließbandarbeit, Geräuschpegel, Duftgerüche-Kulisse & den Zeitdruck, direkt miterleben und versetzen diesen riechend, hörend, sehend und sogar fast schmeckend mitten ins Geschehen.
Einige viele Absätze möchte man/frau darüberhinaus einfach gerne nocheinmal lesen, da sie so getreu skizziert oder so ulkig oder fein und tiefsinnig ausgearbeitet wurden.
Ezra ist ein Protagonist von einem ganz besonderen Persönlichkeitsschlag und von ‚Ruhe-im-Sturm‘- Temperament wie ihn sich die Leserschaft schon lange nur wünscht und dem nur mehr sehr selten begegnet werden kann – auch im wahren Leben. Warum eigentlich? An alle AutorInnen da draußen: bitte, schreibt von solchen Charakteretypen!, genau von solchen, das wollen wir, und eine bessere Welt braucht genau so eine Armee behutsamer Ritter, treuer, warmherziger Kavaliere und ernst, forsch und hingebungsvoller Beschützer gerade auch als Vorbild und Inspiration.
XXXXXXXXXXXXXX SPOILER ANFANG
WERTUNG der Charaktere, ihrer Dynamik zu einander, Auflösung des Konflikts
Zu dem Dreh- und Angelpunkt in Mollys Leben wurde ihre Arbeit als Graphikdesignerin und wie sie damit nicht mehr im Reinen mit sich ist zeigt Rachel Higginson äußerst ausführlich. Davon abgesehen sind die detaillierten Einblicke in Mollys Berufsfeld sehr informativ ausgeführt und dabei fast in Wiederholung ausfällig. Molly liebt ihren Beruf, er macht ihr Spaß, aber, für diese Agentur zu arbeiten erdrückt sie zusehends: ihr Traum als Projektleiterin aufzusteigen scheint immer ungreifbarer zu werden. Die altbacken wie ignoranten, profitgeilen Chefs anerkennen ihre Fachkompetenz nicht, ihr trendiger Ideenreichtum wird abgeschossen und ihre erfolgsversprechenden Visionen kleingeredet. Nicht mal von den in Konkurrenzkampf verhangenen und nur auf Erfolgsboni versessenen Kollegen bekommt sie Rückhalt. Teamwork, Frauenpower, Think Tank? – forget it! Ihre berstende Kreativität wird zusehends eingeschnürt. In ihrer wahren Berufung der Malerei als Alternative sieht sie keine wirklichen professionellen Zukunftschancen und begnügt sich mit regelmäßigen Malsessions. Dennoch bieten diese ihr wenigstens ein Ventil und lassen sie immer wieder Trost wie erneuerte Kraft schöpfen sowie Ausgleich und Antworten finden.
Die huldreiche Seelenverwandtschaft der besten beiden Freundinnen (Molly & Vera), dieses unerschütterliche Band seit frühen Jugendtagen und für ein ganzes Leben, wird herzensschön definiert und besticht genauso wie auch das nette kameradschaftliche Miteinander der Freundesclique (Killian,Wyatt, Vann, Ezra, Dillon).
So wie in Band 1 das Kochen für Vera Delane ist die Malerei Molly Mavericks große Passion - diese kann ihr keiner nehmen. Sie ergreift enorm und Mollys praktizierte Maltherapie überwältigt den Leser geradezu. Allein für diesen Themenbereich ist das Buch absolut lesenswert, denn sagenhaft stellt Rachel Higginson diese Malsessions in Szene: wie Molly hier ihren Frust, ihre Sorgen, Ängste, Überlegungen, was sie alles so belastet, umtreibt, ihr im Kopf rumgeht oder spu(c)kt, in dem Akt des Malens hineinfließen läßt, um diese faßbarer zu machen, auszudrücken mittels Pinselstrichen, Farben, Formen, Konturen, Schattierungen abzubauen, umzusetzen, sich Problemen anzunähern, sie anzunehmen, besser betrachten zu können, sich im wahrsten Sinne des Wortes ‚ein Bild davon‘ zu machen, um endlich zu sehen was nicht gleich ersehen werden konnte. Was ihr auf dem Herzen schwer wird, wird Molly durchs Malen los, die Leinwand gibt ihr Freiheit. Auf sie bannt Molly ihre Emotionen, auch wenn sie nicht unbedingt möchte, daß diese dann andere erblicken und sich somit Fremden offenbaren. Selbst auf die Muse und die Schönheit geht die Autorin hier lobenswert nochmal gesondert ein und fügt so dem Buch weitere tiefgründige Nuancen bei! Zu gerne würde der Leser alle Gemälde von Molly, die sich ihm wahrlich vor dem geistigen Auge wie ein Polaroid entwickeln und in der eigenen Vorstellung bunt aufzeichnen, auch im Real Life, in einer Gallerie, betrachten und auf sich wirken lassen.
Molly ist ein Mensch, der sich stets sehr viele Gedanken macht, und immer abwägt und darum ringt, das wirklich Richtige zu tun, ja, sogar die absolut, die ideale Lösung treffen möchte. Da ist sie schon auch eine Perfektionistin, was sich ferner in ihrer Arbeitsweise und ihrem Malen oder in ihrem stets für den Job gepflegtes 'wie-aus-dem-Ei-gepellt-sein' von R. Higginson präzise illustriert zeigt.
Wie die Protagonistin jedenfalls alles meistern will, stets nach der allerbesten, idealste Lösung bemüht diftelt, unschlüssig Gedanken um Gedanken dabei wälzt, um eben auch stets wahrhaftig zu bleiben, ihre kontinuierliche Selbstreflexion ist sehr eindringlich elaboriert. Auch daß sie sich dabei zu oft unter Druck setzt, da sie es allen stets recht machen und nie versagen möchte, bildete ihre Gefühle ab, welche sie auch mit der Ratio auszubalancieren bestrebt ist. Die große Hemmnis ihrer angeknacksten Seele liegt darüber hinaus in ihrer Angst verwurzelt, verletzt und abgewiesen zu werden. Die Sorge, die in sie gesetzten Erwartungen nicht zu erfüllen, ist ihr ständiger Schatten, welches die Autorin in Mollys Selbstfindungsreise deutlich werden läßt.
Sei gut zu Dir! Wie Molly, die sich selbst immer wieder als ganze Person mit allen Stärken und Schwächen annimmt, ihre ‚Self Care‘, achtsam mit sich zu sein und immer wieder Pausen einzulegen (inkl. ihr ‚sich selbst aufbauendes‘ Eigenlob), in ihrem Alltag stetig betreibt, ist wunderbar zu verfolgen. Und daß sie auch Ezra zu dieser Selbstfürsorge auf ihre liebe, aufmunternden Art anspornt und ihn darin coacht, unterstreicht nur Mollys reizendes Wesen. Denn der nur am frühen Morgen für eine Std. Sport treibt doch sonst in kompletten Arbeitsmodus zu verfallen droht, dieser ehrgeizige Workamanic soll sich etwas ausbremsen, damit er sich nicht selbst aussen vor läßt, damit auch dringend etwas Zeit für sich nimmt, er neue Power tanken kann in kleinen geschaffenen Energie-Inseln (aus einfach mal ‘ne Std. länger Schlafen, einen Film wie ‚Aladdin‘ schaun oder mit seiner Halbschwester & Freunden eine Auszeit zu verbringen). Und auch daß Ezra quasi einlenkt, Molly aufmerksam zuhört und diese ihren Anweisungen beherzigt, erfährt von der Autorin muntere sporadische Einblendungen.
Ein schleichender Vorgang. Typisch für die machtausübenden Täter, die sich selbst für einzige Geschenke der Schöpfung halten: sie wählen sich generell schwache Menschen für ihre hintertriebigen und perversen Motive aus. Und hier spielt die ohnehin schon defensive Molly, --die grundsätzlich erstmal die Schuld oder den Fehler bei sich sucht, gleichzeitig aber auch stets bemüht darum ist, ruhig, überlegen, mit Raison und professionell den Umstand anzugehen,-- Ekel-Macker Tucker-Jr. in die Hände.
Aus der Warte der zaudernden Bedrängten wird die verteufelte Symptomatik sexueller Belästigung am Arbeitsplatz mit anerkennendem und einfühlsamen Bedacht von der Autorin ohne Hascheffekte realistisch und verständnisvoll aufgezeigt, erweckt sogar unangenehmen Mit-Schauer und regt zum Nachdenken und Diskutieren an. Auch wie all die von Molly entwickelten Strategien, um sich diesen, durch den Junior-Chef alleine hervorgerufenen einzelnen, entwürdigenden Situationen immer wieder zu entziehen, durchgegangen und doch erfolglos blieben, wird sukzessiv zur eindringlichen Warnung dem Leser deutlich vor Augen geführt: Mollys Freiheit wird immer mehr eingeschränkt, ihre wahre Persönlichkeit zusätzlich verstellt (sie kann nicht mehr sein wie sie ist, sie paßt sich an gezwungenermaßen, den Job-behalten-wollend und auf Sicherheit bedacht; Bsp. Kleiderwahl, das Aufhalten in Gruppe, Ausreden-Erfinden, Meiden & Flüchten, getimtes Verschwinden vom Arbeitsplatz).
Das simple rasche Kappen dieses Erzählfadens (um die sexuelle Belästigung am Arbeitsplatz) am Buchausgang durch die Autorin ist wohl logisch und authentisch - der Paukenschlag ist da, aber, bleibt klein, und läßt die Leserschaft genauso konsterniert zurück wie die labidaren Nachfolgen für den Täter in unserer Wirklichkeit u. Gesellschaft - durch juristische Fehlkonstellation erlaubt. In diesem parallel-verlaufendem Handlungsstrang bildet sich Mollys Lebenskrise und Konflikt ab: das sich immer unwohler in ihrer Haut Fühlen, ihr unablässiger Kampf sich ja nicht selbst zu verlieren, in etwas hineingedrängt zu werden das sie gar nicht will, was alles gen Ende zu ihrem Befreiungs-Ohrfeigen-schlag verdichtet.
Ezra, die Selbstsicherheit in Person, trifft auf Molly, die mit so mancher Unsicherheit (und klitzekleinem Minderwertigkeitskomplex) geplagt wird. Dieser Frau raubt der beherrschte Restaurantbesitzer ihre Contenance derart, daß sie streitlustig und selbstbewußt mauert. Für sie ist er ein komplexes Rätsel – während er in ihr wie in einem offenen Buch anfängt zu blättern und bis in die hintersten Winkel ihrer Seele zu blicken vermag und trotzdem noch weiter ihre Zwischenzeilen entziffern möchte, da auch sie ihn fasziniert perplex macht und teils sogar fast verlegen und nervös aus der Bahn wirft; letzteres wurde sehr sachte, und jammerschade zu kurz, von der Autorin angespielt. Offen und ehrlich sagt Molly ihm ihre Meinung, hält ihre Gedanken und Worte nicht zurück, und läßt sich somit von seiner Größe und seinem Einfluß nicht beeindrucken.
Seit einem ersten Zusammenrauschen mit Ezra, diesem, aus ihren Augen und auf den ersten vorgefaßten Blick, strengen, herzlosen Mann, der unfähig sei, Gefühle zu zeigen, wappnete Molly sich weiter mit Vorurteilen gegen ihn auf. Wochenlang bemühte sie sich sogar diesem tyrannischen, herablassend und doch so unverschämt attraktiv wie elegant und makellosen Herrn aus dem Weg zu fliehen, denn ihm fühlt sie sich, die ja selbst ihren Lebensunterhalt grade mal so stemmt und noch in den Anfängen auf den untersten Stufen ihrer Karriereleiter verharrt, maßlos unterlegen, so als ob Welten sie trennten. Überdies möchte sie sich nicht von seiner anziehenden heißen Erscheinung vereinnahmen lassen; so tritt sie dem reichen und Vielbeschäftigten vehement verhalten entgegen, erwidert ihm Skepsis - indessen schenkt er ihr vorbehaltlos immer mehr vollkommenes Vertrauen und überantwortet ihr sogar gänzliche Entscheidungsgewalt als Managerin. Dieser superreiche Entrepreneur & Wirtschaftsgenie hält sie beide für ebenbürtig. Dabei läßt er grundsätzlich niemanden mehr so leicht an sich heran, aber wenn er einem erst einmal vertraut, kann man sich Ezras Loyalität auf ewig sicher sein. Diesen Hintergrund-Aspekt hätte die Autorin ruhig noch etwas weiter ausmontieren können.
Ezras Gegenwart, seine herrische Haltung und sein Verhalten ihr gegenüber locken Mollys starke Seite ihrer Persönlichkeit aus dem Verborgenen zum glänzenden Vorschein: Molly, eher zarter Freigeist und sensible Künstlerseele, bietet ‚Mr. Streng und Undurchschaubar‘ die Stirn und Kontra – und wie sie das tut ist einfach nur herrlich! Zeitgleich aber schenkt sie ihm damit unverblümte Ehrlichkeit und aufrichtige Wahrheit; ihre erbauliche Kritik sind ihm Gewinn und wie wertvolle Ratschläge, welche ihm so nirgends entgegengebracht wird ((da er sonst nur v. Leuten umgeben ist, die ihm um den Mund reden oder ihn ausnutzen wollen)) und derer er so dringend bedarf.
Überdies möchte Molly Abstand halten, da er tiefe, hoffnungsvolle Gefühle erweckt; erst muß sie sich selbst noch erlauben, ein Anrecht auf so einen Mann haben zu dürfen. Sein Reichtum ist für Molly irrelevant, sie macht ihm nichts vor, ihr offener Charakter, ihre Empahtie, ihr Sinn für Humor, ihr Talent und ihr ambitioniertes Geschäftsgespür, ihre Freundlichkeit sind der Schlüssel zu Ezras Verschlossenheit und nur sie zaubern ihm immer wieder ein umwerfendes Lächeln auf die Lippen – und es ist unwiderstehlich für den Leser dabei Zeuge sein zu dürfen und veranlaßt ihn selbst immerzu auch mitzulächeln.
Durch Ezras Hartnäckigkeit herausgefordert und seinem ihr entgegengebrachten Respekt richtet sich Mollys sonst niedergehaltener Widerstand zur vollen Größe und entflammt ihr geheimes, verkrümeltes Rebellinnenherz, welches dadurch größere Kraft entwickelt um über ihre Unsicherheiten besser Herrin zu werden. Er stärkt ihr Selbstvertrauen und damit wird ihre Selbstsicherheit verfestigt. Ihr wird bei Betrachtung der bedingungslosen Hingabe und aufrichtigen Liebe Ezras zu seinen eigen Job bewußt, wie sie sich selbst am Verlieren war, sie nicht mehr sie selbst war, daß sie nur mehr Auflagen und Anforderungen, Erwartungen erfüllt hatte ohne wirklich mit vollster brennender Inbrunst bei der Sache zu sein.
Ohne Vater aufgewachsen formte die bedingungslose Liebe seiner Mama das Fundament zu Ezras Herzensbildung. Bereits in noch zu frühen Jahren mußte Ezra den Ernst des Lebens durch die pflegende Begleitung der kranken Mutter in den Tod begreifen. Ihr Verlust bereitet Ezra bis heute Schmerz. Als Waise in verschiedenen Pflegefamilien suchte er vergebens, was er mit dem Fehlen seiner Mutter verloren glaubte. Diese Lücke konnten auch die letzten beiden Jahre mit seinem überraschend aufgetauchten, aber bereits im Sterben liegenden Erzeuger nicht schließen, der vom Stamme Nimm Ezra nur für erfolgreiche Geschäfte Entschlossenheit lehrte. Wieder zurückgelassen diesmal mit der Bürde & Verantwortung eines geerbten Vermögens und wenigstens dem Gewinn einer Halbschwester hat sich Ezra mit viel Herzblut und Schweiß, gründend auf seinem Ehrgeiz und seiner leidenschaftlichen Verschreibung an die Gastronomie, ein Imperium aufgebaut. Als Unternehmensführer von EFB Enterprises ist er durch und durch ein Arbeitstier, das keinen Schlaf braucht. Daß auf der Sehnsucht nach Liebe Ezra nur verletzt und betrogen wurde und dennoch immer wieder aufgestanden war und erhobenen Hauptes und mit intakter Würde weitergemacht hatte läßt einen tiefen Eindruck in der Leserschaft zurück. Vielleicht hätte die Autorin hier noch forcierter und ausführlicher erzählen können, da Ezras Entwicklung, überspitzt und evtl. zu krass ausgedrückt, haarscharf einer Faktenaufstellung eines Lebenslaufs vorbeischrammt. Überhaupt ist der Leser gefordert, sich eher eigenständig hinter die Wolken Ezras tieferer Gedanken samt Gefühlslage hineinzulesen, obwohl es eigentlich ausreichen mag.
Ezras etablierte Haut-Cuisine-Restaurants tragen den Namen von ‚Hexen‘ - aus seiner in die Brüche geratenen Ehe (wg. Ehebruch durch die Gattin!, trotzdem weiterhin noch Teilhaberin) und den nachfolgenden üblen 3 Miß-Beziehungen mit den falschen weil gelddürstig und berechnenden Tussis hat der arbeitsfixierte Workaholic ein für alle Mal gelernt: er hat sich geändert und erkennt jetzt was er wirklich immer schon wollte, nämlich: nur die RICHTIGE Frau. Er weiß exakt, wie sie sein soll, und das ist: Molly the Maverick! Auch dieser Prozess des Einsehens und Verstehens hätte noch ein klein wenig ausgeführt werden können.
Und weil Ezra nach dieser harten Schule des Lebens sich bereits voll definieren konnte und festverankert im Beruf gründet, sich gefunden hat, und d a s auch der Unterschied (The Difference between us) bildet, da er nur mehr die absolut Eine braucht, mag von ihm auch nichts weiter mehr erzählt werden müssen und deshalb seine Präsenz (in der Waagschale der beiden Liebenden) vermindert, leichter ausfallen als die der eigentlichen Hauptperson, der Protagonistin Molly, die sich erst noch selbst etablieren muß - um ihre Karthasis geht es der Rachel Higginson, welche aber Molly widerum auch nur per Ezra gelingt, was von der Autorin verständlich übermittelt wurde.
Im Gegensatz zu Ezras konnte Mollys Mutter ihrer Tochter keine Liebe zeigen, ja sogar es auszusprechen fällt ihr heute noch ungeheuer schwer; generell konnte Molly es ihr nie rechtmachen, was die Tochter in ihren heranwachsenden Grundfesten erschütterte und bis heute verunsichert. „Immer Saures, nie Süßes“ – das war Mollys aufoktroyiertes Kindheitsmotto. Weder Aufmunterung noch Lob, keine Unterstützung, Geduld geschweige denn liebevolle Nachsicht, Verständnis konnte Molly in ihrem Elternhaus erfahren. Dies wurde im zweiten Drittel von der Autorin markant und mit viel Einfühlungsgabe offenbart, womit die im ersten Teil des Buches beim Leser aufkommenden Fragen und manch nicht unbedingt gleich nachvollziehbare Reaktion Mollys völlige Beantwortung fanden.
Wie Ezra Mollys Verteidigungsmauer aus Zynismus niederreißt und ihre Vorstellung von Männern völlig über den Haufen wirft, indem er ihr das Gefühl geborgen zu sein, ernst genommen und geachtet zu werden vermittelt, ist packend nachzuspüren.
Mittels seiner respektvollen Anerkennung, fürsorglichen Haltung und motivierenden Zuversicht verändert er nicht nur Mollys Weltsicht, sondern Ezra [aus dem Aramäischen „(Gott ist) HILFE“] führt Molly stärkend aus ihrer Gefangenschaft von Selbstzweifeln und Versagensängsten und damit zurück zu sich selbst.
Er nimmt sie so wie sie ist, und das reicht ihm, sie ist ihm ein wertvoller, ihn bereichernder Schatz – an diesen vertrauensvollen, sie wertschätzenden Partner und loyalen Freund verliert Molly ihr Herz, Angst wird sie keine mehr haben. Dies schenkt ihr überdies eine Schärfe in ihrer Durchsetzungskraft gegen ihren sie belästigenden Chef. Selbst die Liebe zu ihrem Beruf kann in ihr wieder zur vollsten Blüte aufbersten, denn sie erhält endlich den ersehnten Freiraum, um sich und ihre fantasievolle Kreativität ganz entfalten und auskosten zu können und mit ganzem vollsten Herzen leben zu können; dabei ist die Liebe zu ihm ihr nun das Allerwichtigsten. Von Ezra will Molly nicht nur irgendetwas, sie möchte Ezra nicht wegen seines Vermögens oder seinem großen beruflich Erfolges, sondern will ihn so wie er ist, wegen seiner selbst, und das für die Ewigkeit. Für Molly ist Ezra die ersehnte Ergänzung und letztliche Erfüllung, und nur die Liebe zu ihm und die seine zu ihr gibt ihrem Leben den entscheidenden Sinn.
XXXXXXXXXXXXXX SPOILER ENDE
„Es gab so viele schlimme Menschen auf der Welt, so viele Leute, die andere nur kränkten und ihnen Schaden zufügten. Aber die guten Menschen waren es, die das Leben lebenswert machten, nach denen zu suchen, schlimme Beziehungen zu überstehen und Liebeskummer zu erleiden sich lohnte, bis man sie gefunden hatte."
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F A Z I T: Man bekommt ein Buch mit dem man/frau so ursprünglich nicht gerechnet haben mag – und trotzdem ist es ein sehr gutes, motivierendes Buch, witzig, absolut lesenswert und mit überraschendem Tiefgang. Wer die Malerei liebt, wird dieses Buch vergöttern, wer schon immer nach solch einem männlichen Charakter gesucht hat, -- er ist einfach wow! ein durchgehend guter, anständiger, fantastischer Mensch! - - kommt nicht umhin, sich ihn hiermit zu catchen; wer mal Einblicke in Design-Marketing-Projekte mit Social-Media-Kampagnen oder die Gastronomiewelt werfen möchte, dem werden sie serviert. Und, man begegnet Molly, einem Oeurve aus vielen Ingredienzien, von welchem man sich inspirieren lassen kann. Zusammen ist das Paar unschlagbar, großartig, vielschichtig und authentisch.
Der Roman zeigt, wie man mit Leidenschaft lebt und sein Leben zu einem Kunstwerk macht. Die Intention der Autorin ‚Kann Arbeit wirklich alles sein?‘ mit der Botschaft ‚treu und ehrlich zu sich selbst zu bleiben und sich gegenseitig Stärke schenken in der gegenseitigen Liebe zueinander‘ ist allemal getroffen. Die Geschichte bietet Spielraum nach oben, daher mag das Buch nicht ganz perfekt sein, dennoch es ist ein wahres Kleinod. Gehört zu der Sorte Büchern, in denen man gerne mal wieder liest, oder, gekennzeichnete Zitate, Beschreibungen oder schmunzlig-zungenfertige Wendungen nachblättert.
Zu einem überraschenden und außergewöhnlichen Kassenschlager könnte dieser charmante Roman auf cineastischer Leinwand verfilmt werden, endlich mal wieder was ‚mit wirklich Klasse!‘ – aber nicht mit als einem Ally McBeal oder gar Bridget Jones Verschnitt, ohne GilmoreGirls Klamauk, sondern wirklich genau so wie Rachel Higginson ihren Figuren in den Büchern Leben eingehaucht hat, die zurückhaltende aber absolut liebenswerte und smarte Molly. Molly eben. Zusammen mit einem MEHR vom liebenswerten ‚Despot‘ Ezra, der so manche Geschäftsemails mit ganz besonderen P.S.-Zeilen verfaßt - denn von diesem Traum von einem Mann kann frau eh‘ nie genug kriegen
Die nächsten beiden Bände stehen bei mir schon auf der WunschWarteliste:
Roman 3) The Problem With Him -- Kaya Swift & Wyatt Shaw (als Chefkoch im "Lilou" ihr Boss) ISBN 978-3-7363-1101-5 Erscheinungsdatum 31.01.2020
Roman 4) The Something About Him -- Dillon Baptiste & Vann Delane (sie ist die kl.Schwester von Ezra u. führt Sterneküche, er ist der gr. Bruder ihrer besten Freundin, Inhaber eines trendigen Fahrradladens) ISBN 978-3-7363-1223-4 Erscheinungsdatum 29.5.2020
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P.S./Nachwort – an die Autorin:
Das Liebesgespann Molly & Ezra ist mir von Seite zu Seite so dermaßen ans Herz gewachsen, weshalb ich die beiden unbedingt nochmal wiederlesen möchte – Dear Rachel, eine Novelle muß doch da noch drin sein ... mit mindestens 400 Seiten ... nein, vergiß das lieber ... ein Spin-Off! ja, eine ganze Serie, sagen wir so 5 Staffeln?, damit könnte ich leben. Ich back Dir auch was LeckerFeines, sorge für Weingummi-Nachschub ... na, komm schon, wie wärs mit hausgemachtem Pfefferminzeis .... okay... harte Verhandlung hier .... Du darfst auch mit meinem getigerten Brummbär an Kater kuscheln. Diesem Angebot wirst Du auf keinem Fall widerstehen können. God bless you!
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COVER-Eindruck:
Der Schriftzug des Titels „The difference between us“ in klaren Großbuchstaben des schwarz-weiß Covers ist in einer sehr schönen himmelhellblauen Farbe ausgeleuchtet, welche den als ein aufziehendes Gewitter kurz vor dem Wolkenbruch beschriebenen Prota in seiner Naturgewalt koloriert. Im grauen Hintergrund sind azurene Farbsprengsel (von einem Pinsel?) zu erkennen. Obwohl es sich um die deutsche Fassung handelt ist die Überschrift keiner deutschen Übersetzung anheim gefallen, sondern sie blieb dem englischen Original einfach treu.
In den anfänglichen Bemühungen einer exakten Portraitzeichnung von Ezra versagt Molly immer wieder auch deswegen, weil sie etwas Entscheidendes übersieht – und d a s ist auch das, was sie in der ganzen Geschichte über so rastlos umtreibt, dieses Etwas was tief in ihr liegt, kompliziert und nicht richtig auszumachen war, ihr ihren Seelenfrieden nahm und das Hadern mit ihren Zielen verklausulierte, die Leere die sie nicht erklären konnte. Als Molly endlich erkennt, daß sich ihre Erfüllung in der Liebe zu Ezra und die seine zu ihr kristallisiert, und, wie wichtig es ist, sich selbst treu zu bleiben, gelingt ihr endlich die Auflösung und damit die Feritgstellung seiner Augenpartie. Im SchwarzWeißFoto gleich diesem detailgetreuem Portrait ist dies wunderbar im Cover dargestellt.
Was am Cover allerdings enttäuscht ist, daß die Iriden des Hauptprotagonisten hell wiedergegeben sind – Ezra besitzt allerdings schokoladenbraune Augen; (dahingegen sind die des Darsteller auf dem ersten Band sehr dunkel abgelichtet, obwohl dort doch Killian mit grünstrahlenden Augen lt. Text bestechen müßte.)
Das Cover ist eher ungewohnt und fällt gerade dadurch auch besonders auf: die nachdenkliche, fast misstrauische Haltung und verhangene, ernste Pose des abgebildeten Gentleman (der Protagonist Ezra Baptiste) bringt auch die Ernsthaftigkeit hinter seiner Fassade zum Ausdruck, die Verantworung die auf des Protagonisten Schultern lastet und ihn evtl. von einem Leben jenseits von Strenge und Härte und Karriere abhält, von einem Leben, das vielleicht noch viel eher zu einer wahren Erfüllung führen könnte oder dem Entscheidendes fehlt. Seine Unnahbarkeit ließe sich einem gewissen Schutzschild gleichsetzen, mit dem er sich abgrenzt um sein Inneres nichts Ungewohltem, Verletzendem oder Wunden-Schlagendem aussetzen zu müssen. Und, warum ist er unrasiert und ohne Krawatte abgelichtet und eingefangen, wie auf einem schwarz-weis-Foto, entgegen der Leseprobe, in welcher er als diszipliniert und gepflegter Anzugträger beschrieben wurde. Was ist geschehen? was ihm widerfahren, mit was wurde er konfrontiert oder hatte er eine Erkenntnis? daß der Leser ihn in solch einer, ja, enttäuschten, ausmusternden und dunklen Stimmung auf dem Cover antrifft; es muß ihm etwas auf seinem Herzen liegen, auf seiner Seele lasten, oder zumindest ununterbrochen beschäftigen, fast macht es den Anschein, als habe er mehrere Tage nicht schlafen können oder wäre überarbeitet – und dennoch voll da und bei scharfem Verstand. Oder ist es gar ein intensiver, konzentrierter Blick zurück?, da sein Augenmerk etwas über seine Schulter nach hinten gerichtet ausgedreht ist. Eine Vergangenheit die bis heute Auswirkung zeigt, ihn gar verfolgt oder intensiv geprägt hat? oder, distanziert er sich gerade davon? Mag er vor einem Scheideweg stehen und er eine gravierende Entscheidung treffen müssen? Oder, mag er sich noch einem anderen etwas, einer anderen Person bewußt werden, die in seinem Blickfeld erst nur am Rande auftaucht. Schaut er sich etwa nach dieser um, nimmt sie zunehmend bewußter war? gerät er gar in ihren Bann? da er ja aus einer verschatteten Position in eine mit Licht-erhellten Seite sich wendet, von dem Dunklen ab hin zur strahlend-lichten Seite. Und, wo genau mag dieser „Unterschied“ zwischen den beiden doch wohl für einander bestimmten Protagonisten liegen? werden die beiden Hauptdarsteller dieses Romans trotzdem zueinander finden und diese Unstimmigkeiten bzw. Gegensätze, oder, das was sie von einander zu trennen scheint , doch überbrücken können?
All solche Art von Fragen treten beim Betrachten dieser Covergestaltung dem Leser in untriebigen Sinn und wie gebannt möchte er sich dem Roman so bald als möglich ergeben, um Antworten über diese intense, aufrüttelnd gestimmte Szenerie ergattern zu können. Leider wurde nicht dezidiert alles in Ezras Gefühlswelt bezügl. solcher vom Cover aufgeworfener Fragen exerziert, weshalb das Cover wohl eher treffender aus drei Bildern oder Fotos in Montage collagiert werden sollte, neben Ezra eben auch Molly und ihre Arbeit & Leidenschaft der Malerei.
Der intensiv-düstere und tiefgründige Blick voll Ernsthaftigkeit des Hauptakteurs, wie im Buch beschrieben, ist jedenfalles frappant gelungen!
Absolutismen können durch fusionierte Denkweisen aufgebrochen werden.
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KURZFASSUNG:
Hochgradig technisierte Nahzukunftswelt, in der geklonte Menschen lediglich einen Zweck erfüllen ...
Absolutismen können durch fusionierte Denkweisen aufgebrochen werden.
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KURZFASSUNG:
Hochgradig technisierte Nahzukunftswelt, in der geklonte Menschen lediglich einen Zweck erfüllen und jederzeit austauschbar sind. Was genau hat Priamos vor, denn er hütet ein Geheimnis, welches der wahre Grund für all sein langgeplantes Handeln ist.
Leben geht weiter, weil ein anderes zu Ende gegangen wurde. Das ist Elektra egal. Emotionslos den Klonen gegenüber erkennt sie eines Tages sich selbst nicht mehr im Spiegel wieder… und entdeckt eine angsteinflößende Nachricht in ihrem ehemaligen Tagebuch… Wer hat sie ihr hinterlassen? Steht nun ein für alle Mal ihre Existenz auf dem Spiel?
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Auch wenn sich hinten im Buch ein hervorragendes „Was bisher geschah“ befindet, empfehle ich unbedingt beide Bände hintereinander zu lesen! Außerdem würde man sich ja ohne den ersten Nearfuture-Thriller einen fulminanten Auftakt entgehen lassen. Die folgende Rezension zu Band 2 enthält Spoiler, v.a. für diejenigen, die den Vorgänger noch nicht kennen!
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62 Jahre in der Zukunft - die erst mal gar nicht so düster ausschaut, denn von Klimawandel, Naturverschmutzung und Umweldzerstörung, Kriege oder Katastrophen ist keine Rede. Es gibt proppe Wälder und weiter Honig, Menschen können sich ohne Masken nicht nur im Freien aufhalten, Magnetschwebefahrzeuge bestimmen das Verkehrsnetz, Tierschutz wird großgeschrieben. Obendrein ist optimale medizinische Versorgung garantiert…
… - und krank wie pervers: Transplantationen von Organen (sowie Extremitäten, Knochenmark, Hornhaut) sind seit 24 Jahren keinerlei Hindernis mehr in der Neuen Union [ehemalig EU], erlaubt bislang weltweit der einzige Staatenbund doch menschliches Klonen.
Genügend Nachschub lebenden Materials steht demnach in abgeschotteten Instituten (Internat und Gefängnis zugleich) auf Abruf: als Ersatzteillager-auf-zwei-Beinen, zum Ausschlachten, dafür werden die genetisch exakten Kopien gezüchtet – die so viel mehr sind als nur biologische Zwillinge und Spiegelbild des Menschen! Und dies ein easy-peasy Luxusartikel nicht mehr nur für die Reichsten der Reichen, das Klonen soll bald für die breite Masse erschwinglich werden…
Im Jahr 2083 sind auch für die 17jährige blasierte Party-Queen Elektra Hamilton, als Mitglied einer der einflussreichsten Familien der NU, Klone verfügbar. Als sie eines Tages mit unsäglichen Kopfschmerzen, unerklärlichen Blackouts und einem seltsamen Körpergefühl erwacht, hält sie alles nur für einen Hangover? Aber, Moment mal, sie scheint gar nicht zu wissen, dass sie vor 3 Monaten ermordet wurde?! Wer schaut sie da aus dem Spiegel an, und, wird sie diesmal um ihr Leben fürchten müssen?
Die anstehende 2. Phase des Klonprogramms wird ihren Vater und Initiator Priamos Hamilton, endgültig in den Olymp der Unsterblichkeit erhöhen, denn Bewusstsein & Erinnerungen eines Menschen in Klonkörper zu transferieren verspricht Ewiges Leben und Jugend… wäre da nur nicht die Sache mit… der fühlenden Seele… und sie will ihren Platz in der Welt.
+ + + +
Christian Handel ist der unerbittlichen Nachfrage seiner Fans von„BECOMING ELEKTRA – Sie bestimmen wer du bist“ nachgekommen. Der 2. Band „I AM ELEKTRA – Dein Leben ist mein“ schließt nahtlos an seinen Vorgänger an und lässt manch Lesers Vorahnung Wirklichkeit werden.
Während es in Bd.1 um Doppelgänger und vertauschte Identitäten ging, wollte er es hier auf die Spitze treiben, wie er es auf Lovelybooks verriet. Und DAS ist ihm fürwahr gelungen mittels eines sensationell choreographierten und sich aufschraubenden Perspektiventanzes:
Eine Zeitlinie mit zwei parallelverlaufenden, sich überlagernden Erzählsträngen, die versetzt zueinander einsetzen und sich ineinander verzahnen, ohne dass beide erstmal die Präsenz des anderen erahnen. Die gleiche Geschichte, aus zwei verschiedenen Warten.
Im Weiteren wird diese Konstellation einer Doppelerzählung abgelöst durch eine lineare mit dem sich regelmäßigeren Abwechseln zweier Ich-Perspektiven in einer Spirale aus Kampf um Dominanz und Kontrolle, wobei aber Denken, Fühlen, Handeln nicht übernommen, noch dirigiert werden(, auch wenn später mal haptisch wie olfaktorische Reminiszenzen als Sinneswahrnehmungen zu eigen werden können). Aufwallende Emotionen sind quasi unbeabsichtigt aufoktroyiert, verwandeln sich nicht in Empathie, können aber sehr wohl eigene triggern.
Das Ganze ist von Anfang an durchwirkt mit aufflammenden Erinnerungsfragmenten wie Empfindungen, die sich immer (1x erst im Nachhinein) vom Leser, nicht alle davon auch von der jeweiligen (v.a. Haupt-) Protagonistin, zuordnen lassen.
Ein besonderer kleiner Clou dabei: Elektras eigenes schlechtes Gewissen erhebt sich aus dem Unterbewusstsein(?), oder ist es doch viel mehr Kelsey, die ihr den Spiegel vorhält und sie aufrüttelt; ein Flüstern, das gleich einem mahnenden Alter Ego bei Fehlüberzeugungen Einspruch erhebt und Dinge richtigstellt. Schleichend und zum Endspurt rasant löst sich die Dichotomie in einer eigtl. unmöglich verschmelzenden… Fusion auf… um dann… … aber lest selbst!
Hört sich kompliziert an?
ist es gar nicht!!
Denn Christian Handel hat es verrückterweise geschafft, einem aufmerksamen Lesepublikum stets die Übersicht zu gewährleisten. Kommt mit auf diesen schockierenden Wahnsinns-Achterbahnrausch menschlicher Abgründe, Höhenflüge & Tiefenabsturz.
Ehedem kannte Priamos die (von ihm erschaffene) Wahrheit, dass seiner Tochters Klon Isabel offiziell als Elektra auftrat. Das tut sie hier weiterhin – allerdings bangt man nun mit der neuen ‚Protagonistin‘, ihr möge es gelingen die Wahrheit, NICHT Elektra zu sein, so lange wie möglich vor ihm verheimlichen zu können… ob ihr das gelingt?
Auf Priamos: „Du kannst nicht die Welt retten (…) Aber dich selbst.“ – Isabel: „Das ist nicht genug.“ (S.193)
Was Bd.1 und Band 2 besonders auszeichnet und allein wegen dem absolut lesenswert ist, ist das liebende Verhältnis, die innige Verbundenheit, das sich gegenseitig schützen und unterstützen, in Treue für einander da sein, die selbstlose Hingabe zueinander der beiden ‚Schwestern‘ Isabel & Kelsey (Klone von Elektra). Dies skizziert der Autor mit einfühlsamem Feingefühl in bewegender Vielschichtigkeit aus. Selbst, wenn sie von einander getrennt sind, ist ihr unerschütterlicher Zusammenhalt spürbar. In ihren Gesprächen und Aussprachen wird Aufrichtigkeit und Ehrlichkeit gelebt.
Kelseys Umgang mit ihren Vorurteilen, Enttäuschung, Zweifeln ist ein diametral anderer als der von Elektra: sie hört zu, denkt mit, und kann zwischen richtig und falsch unterscheiden, ihre Irrtümer einsehen, ist mitfühlend und verständnisvoll, will eine Stimme sein und sich aktiv zum Schutz anderer einsetzen, besonders weil es „(…)kein Wolf [ist, der] die Herde dezimiert. Es sind die Schäfer selbst.“ (S.62)
Elektra, die Echte und was für ein Original!, sollen wir nun hier, mit Band 2, kennenlernen - jedoch mMn nur nebulos (dazu nachher mehr), dafür Kelsey viel besser, was sie einem noch sympathischer werden ließ, als sie eh schon war, wenn auch in Bd.1 noch zurückhaltend, entmutigt und zerbrechlich.
Christian Handel nimmt sich Zeit, ihre Traumata (u.a. die Entreißung ihrer Niere, hilfloses Ausgesetztsein, Ungerechtigkeit) mit sensiblem Bedacht darzustellen, und lässt selbst psychosomatische Kompensation nicht außen vor. Besonders auffällig dabei, die Art & Weise, wie sich die sich selbst wiederfindende Kelsey so ganz anders mit dem eigenen Albtraum auseinandersetzt, als Elektra mit dem ihren. Mit tiefer Empathie ist Kels Entwicklungsprozess (von Verzagen, Hadern zu steigender Hartnäckigkeit, Kampfesgeist und Aktionismus) vom Autor in Szene gesetzt und elaboriert worden, bis hin zu wie sich Kelseys inneres Kerzenlicht lodernd zu einem flammenden Feuersturm entzündet.
Hier noch zur Triggerwarnung und der damit verbundenen Empfehlung, Kapitel 17 auszulassen: Dieses Kapitel ist eines DER wichtigsten und sogar mit besten im ganzen Buch (aber 42 ist auch genial, und viele weitere)! Und sollte gerade deswegen nicht übersprungen werden, denn Kelsey ist eben NICHT ihr Original und wird es Ela nicht gleichtun! Kelsey trifft eine totalitär andere Entscheidung, als vormals Elektra (noch dazu aus egoistischem Motiv) mit ‚der Überdosis‘. Da erschienen mir eher einige Einstellungen mit/von Elektra triggernd (sogar gemeingefährlich), da sie ja nicht alles richtig reflektiert und es nie in eine Entschuldigung mündet.
Beiseite: Phänomenal wie der Autor eine Unzahl an Vergleichen und Parallelen zwischen Mensch, Klon, Eltern/Erzeugern einstreut, die auf den ersten Blick ähneln; überwiegend sind es ganz eigene Wege, gänzlich unterschiedlich und konträr eingeschlagen. Überdies kreuzen (un)heimlich viele Spiegelbilder aus Band 1 hier wieder auf. Es gibt aber auch Deckungsgleichen (Bsp.: Fingerspitzenberührung).
So wie sich Isabel und Kelsey einander Kraft geben, ist der ein Jahr jüngere Bruder Hektor Elektra ein Anker und nur mehr der einzige, auf den sie sich verlassen kann. Als seine Schwester liebt er sie einfach bedingungslos und ist um sie besorgt. Indes wurde nicht enthüllt, welchen Standpunkt er zu Drogen vertritt, warum er Ela nicht von ihrem Konsum abbringen hatte können, sollte er damals wirklich nichts davon mitbekommen haben?
In der Zuneigung zu ihren Brüdern konnte Ela nicht den gleichen Halt finden, wie sie ihn sich Isa & Kels einander vermitteln können.
Und was etwas irritierte, warum in den Gesprächen mit ihr Hektor nicht den damaligen genauen Ablauf geschildert hatte, dass und wie eben Isabel erpresst worden war, Elektras Rolle zu übernehmen. Mehrmals im Buch unterstellt Elektra nämlich dickköpfig, ihr Klon Isabel hätte sich Elas Leben absichtlich unter den Nagel gerissen (Wahrscheins nur als Alibi für ihren Dad?).
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Bereits vor ihrem Komaerwachen und der jetzigen ‚Komplikation‘
[ aus Spoilergründen nicht genannt/ ⚠ Ein Klon muss sich ihren Körper mit dem verstorbenen Original, seiner Besitzerin, teilen – doch 2 Seelen sind eine zuviel auf die Dauer ⚠ ]
ist Elektra einem Ringen um eine selbstbestimmte Existenz ausgesetzt, welches eines der großen Themen dieser DysUtopie ist, neben dem des Bewusstseins.
Was aber die eigentliche Hauptgeschichte als unterschwelligen Basistenor beherrscht: bewusst ist Ela gar nichts, nein, schon, sie verdrängt und leugnet ständig, was ihr m.u. das ‚selbstbewusst tun‘ als Verschleierung dient.
Elektra verbrachte ihre Tage in einer Rosa-Blase voll Shopping, Partys, Alk & Junk nebst einer heimlichen, festen Affäre ab 16 mit dem Stallmeister – eine Liebe, zu der sie sich nicht offen bekannte.
Mit Glitzertinte schrieb sie vor gut 3 Jahren auf die glänzenden Seiten ihres einzigen 1-Jahr-Tagebuches, als malte sie sich ihre Welt schön; was wirklich in ihrem tieferen Gedankenkosmos abläuft, will sie sich selbst gar nicht eingestehen – und so richtig können es damit auch nicht die LeserInnen erfahren. Denn eine starke HassLiebe zu Mutter wie auch Vater brannte zunehmend in Elektra auf, obwohl sie ihre 'Vorbilder' imitiert.
Ihren Einschätzungen Glauben zu schenken ist (für mich als Leserin) nie so recht möglich. Einmal sagt sie so, später dann wieder anders, und das unabhängig von ihrer ‚aktuellen prekären Ausnahmesituation‘ und ganz gewissen Gedächtnisausfällen (hinter denen eine ganz andere, traumatische Natur steckt), die nochmal ihre bereits vorhandene Zerrissenheit und Wut ob einer Aussichtslosigkeit multiplizieren. Wahrheiten stellt sie grundsätzlich infrage, sie kann sich selbst nicht trauen, weil sie sich ja etwas vormacht und im Lügengeflecht lebt. Z.Bsp. griff sie tatsächlich häufig zu Rauschgift - und nicht, wie beteuert, nur dies eine Mal.
Es ist anzunehmen (vgl.Bd.1), dass Elektra in höchst panischer Bedrängnis aus dieser falschen Welt verschied, nun in noch größerer Verzweiflung und in einem noch verdrehteren Universum zu Bewusstsein kommt. Die selbstbezogene 17-Jährige wird im Folgenden das allererste Mal in ihrem Leben gezwungen, sich mit einem in Mitleidenschaft gebrachten Körper, sowie mit anderen Verletzungen und Gedanken auseinanderzusetzen als die, die einzig und allein nur um sie kreisen. Ob sie daraus lernen kann und ihr damit auch der Absprung aus dem Karussell aus Selbsttäuschung gelingen könnte? Wird sie überhaupt überleben?
Ihr bisheriges Ideal des ProMassenklonings (ihr Sicherheitsnetz), das letzte an das sie sich jetzt noch klammern könnte, fällt nämlich auch noch in sich zusammen. Gerade dies könnte ihre Rettung (nur für ihr Seelenwohl?) sein: Klone sind Menschen die helfen und ihr zeigen, was wirklich zählt und kämpfen bedeutet.
+ + +
Von ihrer erstmal überraschend gewöhnungsbedürftigen, weil rotzgörigen Ausdrucksweise abgesehen, wirkte auf mich der permanente Gebrauch von ‚Drache‘ (anstatt Mama) (ver)störend. Die Schwierigkeit dabei nachzuvollziehen, warum im Durchschnitt alle 10 Seiten Elektra dieses Attribut ausspuckt: aus wohl vielen Gründen ist Elas Verhältnis zu ihrer Mom zerrüttet, davon sind allenfalls nur wenige bekannt, bzw. werden lediglich kurz erwähnt (der von Sabine bedauerte Verlobungsvertrag, der aus einem noch ganz anderen Grund von ihr forciert wurde, und die fragwürdige Unterstützung ihres Ehemannes) - explizites wird partout nicht erzählt.
Bis zuletzt sieht sich Ela in einer Opferrolle, ihre Mutter soll der Sündenbock, falsch, -drache sein, trage also die Hauptschuld (an? dem maroden Verhältnis zu ihr u. Hektor, neben dem, oder wegen des, Gatten? ihrem Abrutsch in Drogenabhängigkeit?), was vermutlich Ela daran hindert, ihre Liebe nicht wahrnehmen zu können, resp. sie dazu veranlasst, diese als Fake abzuurteilen. Selbst Hektor stürmt seltsamerweise in einer Szene herbei, weil er meinte, seine Schwester vor Mom beschützen zu müssen.
Die routinierten Ausflüge zum Wochenend-Waldhaus waren ein Bild von idyllischem Typus und einer intakten Familie. Nach Elektra, im Nachhinein, dann nur eine Illusion, zerbrechlich wie Glas, zeitgleich eine undurchdringliche Festung ist die Rapunzelturmlodge trotz ihrer fröhlich bunten Innenwänden als Erinnerung an einst schöne Zeiten etwa ein kühler Bunker und umgrünte Fassade für etwas, was im Inneren krankte. Aber was explizit war denn los?, dass seit über 3 Jahren die Ferienvilla nicht mehr frequentiert wurde und sich Differenzen zwischen den Eltern aufbrauten. Ab oder bereits vor Elektras Nieren-OP, oder war die Geburt Nesthäckchen Nestors der Auslöser? Das erscheint doch sehr wichtig, wird dessen ungeachtet nicht eruiert – weil es Elektra selbst nicht kann.
War es ein schleichendes Feststellen oder durch welches Ereignis hatte die ca. 13jährige Ela erkannt, dass ihr Vater nicht der Papa ist, für den er sich ausgab, für den sie ihn halten wollte? Vor allem: wie äußerten sich diese „familiären Zwänge“ genau?, unter denen (zusammen mit dem Auseinanderbrechen der Ehe) die junge Teenagerin so litt, als der Grund weswegen sich Ela somit in eine Rauschmittelsucht ab 13, 14 ruinös treiben hatte lassen.
Elektra wolle sich von niemandem etwas sagen lassen, ihr einziges Ziel von frühester Jugend an sei, frei zu sein, was für sie bedeutet, ohne jegliche Verantwortung u. Verpflichtungen leben zu müssen, wobei sie aber das Konto-Vermögen behalten will. Allerdings machen Drogen, Alk und Sex nun mal nicht erwachsen, nur die Erkenntnis über Leben und Tod, und das Begreifen darüber, was wahre, aufrichtige Liebe bedeutet.
Sie will nicht „die perfekte Tochter“ sein und sich (von Dad) bestimmen lassen, wer sie ist – aber wer ist sie eigentlich? Was genau sind ihre Ziele, Träume, Lebenspläne, für was sie sich stark macht und einsetzt bleibt unformuliert (ganz im Gegensatz zu denen ihrer Klone).
Dann also alles eben nur eine endlos Party und Spaß - als Ablenkung von Vergänglichkeit (auch die des sicheren Heims & der Partnerschaft ihrer Eltern, alles eine Lüge, alles eine verkehrte, unverständliche Welt).
In ihrer anarchistischen Haltung verhält sich Ela sehr widersprüchlich (Rebellen TUN normalerweise was gegen Missstände. Sie ist da bequem, oder total verunsichert, erst in die Ecke gedrängt, läßt sie sich Entscheidungen, zu denen sie nicht fähig ist und wofür sie in Betäubungsmittel flüchtet, abnehmen. Das kann dann aber auch keine Liebe sein!). Was genau sie blockiert, eine große Klappe hat sie ja, ihr Denken und die Ärmel umzukrempeln (z.B. Marcus proaktiv zu unterstützen), wurde nicht ersichtlich [genug -- (intuitive) Angst vor dem Vater?].
Oder definiert sich für sie Initiative bereits als Streitereien mit den Eltern, und Verlogenheiten mit Lügen zu beantworten? Darin glorifiziert sie sich jedenfalls, weiterhin blind, verkennt sich gen Buch-Ende als Kämpferin (Kap.39).
Elektra wundert sich darüber, ob sie in einem „Märchen“ aufgewacht ist, sucht ihren Platz darin, denn wenn ihr „Dad offenbar der Bösewicht und Isabel die Prinzessin“ (S.133) ist, zu was macht das sie dann.
Die Rolle einer Märchenprinzessin lehnte sie sowieso ab. Eine Superheldin, das will sie sein, aber nur um sich lobend selbst auf die Schulter zu klopfen, nicht um des puren, uneigennützigen Helfen willens. Sich bedienen lassen, Vergnügungen genießen, statt Einsatz zeigen, Anstrengungen aufbringen, sich dem Leben und ihren Fehlern stellen. Ihr Dasein ‚vor der jetzigen Misere‘ beging sie bereits als das einer Fremden, einerseits zunehmend durch ihren Dad & Mom gezwungen dazu, andererseits v.a.(!) durch ihren Eigenbetrug an sich selbst. Genauso wie ihren Klonen, aufgewachsen in einer Verwahrungsanstalt, gehört auch ihr als Original ihr Leben gar nicht, eingesperrt in einer Scheinwelt, da Ela sein möchte wer sie ist und nicht jemand, zu dem sie gemacht werden soll – läßt sie sich gleichzeitig durch Drogen und ihren Lügen ihren Charakter und ihre Liebe nehmen.
Über beide Gruppen und ihre Identität wird einfach hinweg administriert, was mit ihnen geschieht, mit dem gewaltigen Unterschied: der Klon, trotz fehlender Orientierungshilfe durch gute Eltern, verstellt sich nicht und erkennt den Wert des Lebens.
Im ‚gegenwärtigen Desaster Zwangslage‘ entwickeln sich nun Klon und Mensch zu ihren gegenseitigen Gefängniswärterinnen. Fragt sich nur, wessen Gewaltzugriff sich hier wirklich entzogen werden muss – denn Strippenzieher ist doch ein ganz anderer.
Das immer und immer mal wieder eingestreute Herabsetzen und über andere Herziehen, Herabwürdigen verlieh zwar Elektras proletenhaften und arroganten Art Stringenz, [Warum macht sie das bloß?? sie versucht wohl(?) damit ihre Unsicherheiten abzudeckeln, sich selbst hochzuwerten? ihre eigenen Unzulänglichkeiten, Schwächen zu kaschieren??],
aber lenkte enorm ab, boxte im Lesefluss raus und eine Annäherung zu ihr zurück auf Abstand.
Auch hier wieder dieser Wankelmut: sie will, dass man sie lässt wie sie ist, doch selbst kann sie andere nicht lassen wie sie sind, ihnen ihre Freiheit und Individualität gönnen – Klonen allen voran.
Eigentlich ist Ela der Drache, der die ganze Zeit über wütet und trotzdem kein Feuer hat oder weil.
Die Klone haben mehr Substanz, obwohl sie keine Wurzeln, keine Eltern haben.
Beide Parteien sehnen sich hier nach Mutter und Vater, fehlende Eltern auf beiden Seiten (wie es ist, als Klon ohne Mutterliebe aufzuwachsen wird schon erahnbar, warum Ela diese missen musste verschattet sich im Nebel). Warum stellte sich Sabine, Elektras Vernehmen nach, nie auf die Seite ihrer Kinder, meidete früher Auseinandersetzungen mit ihrem Gatten - aus Angst? Aus Angst vor was? Nahm sich Elektra hier an ihr ein Vorbild? und hasst sie sie deshalb so? und sich selbst dazu, aufgrund ihrer eigenen fehlenden Durchsetzungskraft.
Intensive Abneigung und Wut empfindet Elektra zusätzlich den Klonen gegenüber – warum? Aus Eifersucht, weil ihr Dad sein Leben diesem Projekt und der Firma verschrieb, er keine Zeit mehr für sie, die Familie, hatte, hatte er sie je? Veränderte es oder er sich durch das Klonprogramm?
Oder vielmehr, weil Elektra sehr wohl erkennt, dass sie ihr so sehr gleichen? Dass sie sich als eine bessere, moralische Version ihrer selbst beweisen?
Ferner ist Elektra in der rabiat radikalen Einstellung zum Lebewesen und Menschen Klon als Abfallprodukte wie ihr Vater und ganz selbst der geborene Klon zu ihm. Und dieses inhumane Weltbild zieht sich in regelrechter Penetranz durch das gesamte Buch. Warum ihr das so extrem unverrückbar intus ist (im krassen Gegensatz zu ihren Brüdern)? Hier setzt der Autor voraus, dass die Leserschaft sich selbst erklärt, dass Ela nun mal in diesem Gedankengut so aufgewachsen ist… und mit 17(!) darauf weiter herumreitet, weil sie mit ganz anderen Dingen, und dann noch mit den Auseinandersetzungen mit ihren Eltern, beschäftigt war, als mit DEM Hauptgeschäft ihres Vaters.
Warum ein etabliert mörderisches System hinterfragen, was für sie nur von lebenserneuernden Vorteilen ist und ihr ein Luxusschwelgen finanziert.
Erleichterung von diesen Abschnitten mit Elektra spendeten dann immer die Umswitche zu (einer) anderen Person(en) und deren Warte.
Jedesmal wenn sich jäh um zäh erfreuliche Umschwünge aufgrund richtiger Schlussfolgerungen Elas anfingen sich abzuzeichnen, ein leichtes Aufbrechen, Baby-fortschritte sich antapsten, machte Elektra unverzüglich wieder Sprung zurück, revidiert, gleich einer eingeklemmten Reset-Taste. So als zwänge sie sich da dann erst recht, (im Gefecht gegen Realität und es zugeben zu müssen), darauf zu pochen, Klone als Nicht-Menschen ohne Rechte zu halten.
Z.Bsp. enttäuschender Rückschritt und Sinktiefpunkt (Kap.30): nach allem, was bisher passierte, ist Dad weiterhin für sie ein „Held“, und Klone ohne Gesicht fände sie besser – Welch‘ widerwärtige Horroraussage! (erinnerte mich an den SciFi-Klassiker Das Schwarze Loch). Bei Ela ist es immer noch nicht angekommen, dass Klone Seele, Geist, Herz haben, Menschen wie du & ich sind (und d a s sogar ‚gesichtslos‘ blieben!!).
Elektra DARF es sich gar nicht eingestehen, da sie sonst das Anrecht auf einen Klonkörper verlöre?! Ihr Überlebenswillen ging einfach zu weit, kennt keine moralischen Grenzen.
Selbst kurz vor der Gala-Rede spielt sie sabotierende Gedanken durch, diese zu ihrem Moment zu machen.
+ + +
So wie der Vater lediglich seine Vorstellung von seinen Kindern liebt, anstatt nur sie um ihretwillen, (und sie ganz nach persönlichem Nutzen für ihn einsetzt), so tat es ihm Elektra wohl gleich, wählte dementsprechend auch Phaedre (Tochter des schwarzen Schafs der Familie), Dealer Marcus - und ihren Lover Julian aus, den sie noch nicht mal zu den vertrautesten Freunden zählte! (Und kaum ist der Totschläger tot, werden sich schon Gedanken darüber gemacht, wie es wohl mit Phillip so gewesen wäre.)
Die Sehnsucht, einfach nur angenommen und, so wie sie ist, geliebt zu werden, was ihr die eigenen Eltern verwehrt hätten, könnte sie natürlich in diese verhängnissvollen Verbindungen getrieben haben.
Dass Ela durch ihre langen und letzten Lügen ihrem Liebsten Julian das Herz und den Verstand brach, in den Wahn katapultierte, diskutiert sie nie.
Die angebliche Liebe des Vaters ist, hingegen der der Mutter, nur eine suggerierte, die eines lügenden Gauklers, weil sie nur seine eigenen Ziele heiligt (was, nach Bd.1, dem Leser in seiner Skepsis hier von Anfang an klar ist).
Priamos als einen selbstgefälligen Despoten erkennt Elektra sehr wohl, jedoch insistiert sie sehr schnell, gleich einem Mantra in Endlosschleife, rigoros darauf, will alle davon überzeugen, oder nur sich selbst versichern, dass ihr Dad sie seit jeher beschütze, sie liebe, alles für sie tue.
Diese abrupte Kehrtwende blieb unverständlich, bzw. war ihre Ambivalenz nicht deutlich ausgearbeitet, denn: nicht nur trägt sie ihm sein Zwangsehebetreiben gar nicht mehr so nach, sie liebt und vergöttert ihn – aber, Warum nur, wie bewies sich ihr denn diese seine Liebe? Weil er sie einmal als Kind lachend in den Pool schleuderte und ihr zweimal das Leben rettete, das soll es sein? Dabei zeigt Elektra in keiner einzigen Einstellung, Szene, dass sie überhaupt realisiert hat, noch es ihr dankbar bewusst geworden ist, ihr Leben neu-geschenkt bekommen zu haben - weil es ja so selbstverständlich ist, für was sind Klone sonst zu gebrauchen.
Dann, als Ausrede, um den Irrsinn seiner Taten (die Genickbrüche und das, was er patentieren lassen will), vor anderen, zu billigen? – weil sie es tut!
Immer wieder spielt sie zwischendurch mit dem Gedanken, ihren Dad zu kontaktieren, das Monster selbst, das sie erst in diese Lage gebracht hatte - sämtliche bisherige Gespräche mit der Gang und ‚gedankliche Blitzlichter‘ und das eigene wissende Gefühl ignorierend. So sehr vertraut sie auf seine Hilfe, obwohl sie eingangs auf ihn noch mit den Fäusten einprügeln wollte.
Es sei ihr ein Anliegen, ihren Vater nicht zu hintergehen. Auf einmal? Belügt sie ihn doch schon nicht erst seit einem Jahr!
Wenigstens gesteht sie ihre Angst zu, nicht „verschwinden“ zu wollen; die vor ihrem jähzornigen Vater gibt ihr Rätsel auf, und könnte es auch dem Leser, denn es ist auch die auffällige Sprache von Brutalitäten gegen seine Tochter.
Obwohl sich gerade durch Kelseys Flashbacks an eine bedrohliche Begegnung mit Mr. Hamilton (und das ist sehr interessant vom Autor verknüpft worden,) in Ela selbst Erinnerungen aufschütteln, die Ela Furcht vor ihrem Dad einflößen, schiebt sie diese schwelend anwachsende Atmosphäre der Angst vor ihrem übermächtigen Vater und dem in ihm lauernden Dunklen immer wieder ab, weil sie sich nicht der Wahrheit und der der Momente vor ihrem Tod stellen möchte. Hektors Erzählung über Julians Genickbruch durch Priamos hätte Ela bereits zur Vernunft bringen und auch das Erinnern an den eigenen zurückholen müssen.
Das scheuklappenmäßige „Dad tut das alles für mich“ dient ihr dann mal wieder zu ihrer Beruhigung?
Schauderhaft war davon abgesehen, wie gefühlskalt oder abgebrüht sich zu oft Elektra gebärdete. Es wird nicht so recht klar, warum (wirklich nur aus Unglaube? Oder auch aus Schock, Starre, entrückter Distanziertheit, Negation, Frustration, aus Kontrollbemühen? Folgen ihres ehemaligen Drogenkonsums?).
Interpretierbar damit, dass sie evtl. einst im Vorfeld Gefühlen abgeschworen, aus Schutzmechanismus, einen Eiswall aus Groll dagegen aufzog? Oder soll in einer Parallele zu Kelseys apathisch, resignierendem Verhalten nach der Nieren-OP verstanden werden, dass auch Ela Gefühle wegsperrt?
Zeigt Elektra dann mal kurz welche, fällt es richtig auf, und doch weiß man nicht, ob einzig aus Selbstmitleid (statt Schmerz, Trauer, Erschütterung, Verzweiflung…).
Eine große Rolle spielt bei ihr nämlich Profilierung, Selbstbestätigungssucht statt gütiger Herzlichkeit. Aufgrund mangelnden Mitgefühls und fehlender (Eigen)Verantwortung zeugt Elektra von einer zurückgebliebenen Persönlichkeitsentwicklung und Reifungsdefiziten.
Nicht mal ihre Beziehung zu ihrem Pferd Konstantin wurde plausibel: geht es ihr dabei nur um ‚mein Besitz, darüber habt ihr nicht zu bestimmen‘, ein angenehm kuschliges Sportgerät, Hobby-Gebrauchsgegenstand. Oder, liebt sie das Tier wirklich, ist aufrichtig um es bekümmert(; die Versorgung des Tieres wurde jedenfalls immer vom Personal, oder Sabine, übernommen).
Für den Mordablauf an sich klaffen gewaltige Erinnerungslücken, der überraschenderweise nie (durch z.B. einen Flashback) Aufzeichnung findet; damit wird auch die Tötung an sich nicht in Elas Gedächtnis rekonstruiert, alles ist wie ausgelöscht, was für eine ‚Verarbeitung‘/Realitätsvergegenwärtigung und Elektras Seelenlage m.E. wichtig wäre. Obwohl wieder und mit Ende des 2.Buches nicht mehr auf ihren ominösen Genickbruch eingegangen wurde (vgl. Autopsiebericht Bd.1), bestätigt sich definitivst der eigene Vater als Verursacher.
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Elektra hat den Absprung von ihrer Ideologie geschafft. Ihre endlichen Fortschritte kamen zwar willkommen, für mich aber sehr spät und dann fast ad hoc. Noch dazu berief sich Ela bereits vorab darauf, ihrem Bruder Hektor folgezuleisten.
Sehr salomonisch wurde das Ende aufgelöst, denn die Dominanz ihrer Handlungen hätte ich Ela gar nicht abkaufen können. Es war ein Kippen von einem Extrem in die nächste Radikale. Nicht im Alleingang, sondern nur mit Hilfe, erfährt sie Stärkung für ihr nicht vorhandenes Rückgrat durch ihre Schwester.
Davon unberüht: bis ultimo Realitätsausblendung:
Nicht mal die fortwährend schmerzende, allseits gegenwärtige Narbe lässt Elektra ihr Verbrechen (auch an sich selbst!) sehen - ausbleibende Läuterung, keine Reue über ihren mutwilligen Missbrauch kostbaren Lebens.
Zunehmend entpuppt sich jemand ganz anderes zu od. als wahre:r Held:in ((oder sogar mehr, inkl. Sabine)) - und dieser Verlauf ist eindrucksvoll ausgeführt! Dieser phoenixhafte Prozess mit facettenreicher Belichtung ist wunderbar gelungen.
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Erfreulicherweise sind hier weiterhin Phillip, plus Hektor, entgegen dem üblichen BadBoy-NegativCharakterschema gängiger Mainstream-Bücher figuriert:
Sie versuchen zu vermitteln, einen Ausweg zu finden und zu beschützen. Hektors deutliche Positionierung in einer Vater-Konfrontation, seine kluge Erkenntnis über ihn, sowie seine UND Phillips rasche Reaktion und Geistesgegenwart in einem besonders brisanten Moment sind beeindruckend.
Davon abgesehen bemühen sich, sobald Emotionen hochkochen, beide als deeskalierende Schiedsrichter - v.a. Hektor, sonst umarmender Tröster, gegenüber seiner Schwester, um ihr Einhalt zu gebieten, sich den Fakten zu stellen.
Die Cooperation in der Clique aus Hektor, Phillip und den Klonen, sowie kurzfristig zweier nerdiger, heftiger Nebenfiguren (Aayana & Boyd - und einer Katze) ist super. Man möchte selbst ein Teil dieses Teamworks werden, um nach sämtlichen Möglichkeiten zu suchen, in allen Richtungen zu forschen, denn fortwährend zerbricht man sich selbst als LeserIn den Kopf darüber, wie eine zufrieden-stellende und faire Lösung für alle ermittelt werden könnte.
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Wie bereits in Band 1, beweist sich Christian Handel einmal mehr als begabter und aufmerksamer Kulissenkreateur und einfallsreicher Architekt mit dem Blick fürs Detail. Somit erschafft er Panoramawelten und besondere Orte, an die man sich gerne mal hinwünschen würde, noch dazu durch das Vorherrschen intakter Natur (z.B. Prometheus Lodge; Himmelsozean).
Futuristische Linie wird mit der aus dem ersten Teil beibehalten und nicht durch all zu viel Neues ergänzt, so dass die hi-technischen Vorreiter u. Gadgets eher im Hintergrund, dennoch in präsenter Dezenz liegen und vom willkommenen Wiedersehen profitieren. Überdies sind sie (abgesehen vom Klonprogramm) immer im Bereich von potentieller Machbarkeit konzipiert und vermitteln so große Authentizität.
Dass der Autor sein Klonuniversum darüber hinaus per „natürlichem Verjüngungsprozess-Hopping“ zur Dimension unendlicher Leben und der ‚Ewigen Jugend‘ up-gradet und erweitert, ist eine außerordentliche Entfächerung, die, en passant mal eben so fallengelassen, mich sprachlos zurücklies. Und, im Finale dem Ganzen als ein, zwar von Anfang an erwarteter und dennoch so rabenschwarzer Twist die Krone aufsetzt.
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F A Z I T:
Der Kampf um das Recht zu leben… erschüttert, ist weltweiter Alltagshorror, und mit Hinblick auf Triage nochmal so hochaktuell wie nie.
Wenn man sich ständig den Gedanken entzieht – und plötzlich mit welchen unausweichlich konfrontiert wird. Über die strikte Weigerung zur Selbsterkenntnis und den Konflikt, die falsche Welt aus den Augen anderer betrachten zu müssen…
Elektra, ein Ego und eine Hauptdarstellerin, die mir zu unverständlich in ihrer so authentisch erschreckenden Oberflächlichkeit blieb, ihre Selbstreflexion zu mau, ihre VollWende zu spät und überhastet, unvollständig und dann nur im Verbund.
Es fehlten mir persönlich konkrete Infos zu ihrem Werdegang, ihren Beweggründen und weiterer Ausbau ihrer zwischenmenschlichen Beziehungen [zu kompakt, trotzdem mit einem unangebrachten Ausdeutungsspielplatz] – das verwehrte mir eine (womöglich sogar gar nicht beabsichtigte) Identifikation mit dieser Charaktere… die indes nur eine von vielen ist.
Ansonsten: Wirklich T-O-P!
Und Leseempfehlung!!
Quintessenz:
Gefangen zwischen (Alb-)Traum und Wirklichkeit: Eine Prinzessin zu lange im Dämmerschlaf aus Flucht & Verleugnung ist endlich aufgewacht. Hoffentlich behält sie ab jetzt den Blick für die Wahrheit offen und stellt sich aktiv ihrem Spiegelbild, um sich den Konsequenzen ihres Handelns bewusst zu bleiben.
Priamos Hamilton, grenzenüberschreitender Wissenschaftler und eiskalt kalkulierender Geschäftsmann, der um sein Lebenswerk bis in alle Ewigkeit weiterzuführen, wie besessen und selbstherrlich ein Alles tut - und seien es wie selbstverfreichlich experimentelle Generalversuche an seiner eigenen Tochter… und deren Schwestern!
Schöne Neue Welt: Klonprogramm 2.0.
… Bedenkenloser Machtmissbrauch, jemanden zu ersetzen und ihm schmerzlichen Schaden zuzufügen.
Die Menschen von Morgen werden immer skrupelloser - Gewissen, Verantwortung nebst verständnisvoller Kindererziehung entwickeln sich zu: Fremdwörtern! Egozentrik vs. Altruismus. Seite an Seite und im Team mit dem gleichen, hehren Ziel und dem brennendem Feuer dazu im Herzen lässt sich eine Zukunft in Frieden, Gerechtigkeit, Liebe und Menschlichkeit erringen. Und dafür ist es wert, sich einzusetzen.
+ + + +
Ein Buch, das mit viel (An-)Spannung gelesen werden kann und mit massig Diskussionsstoff entlässt… großer Nachteil: der verzehrende Wunsch nach weiteren Bänden! Aber, Leser/in hat ja (überbrückende) Fantasie… …. bis zur Weiterführung der Reihe (und Verfilmung!)? Einerlei, für welche Geschichten sich Christian Handel bei seinen nächsten Publikationen entscheiden wird – setzt ihn auf Eure Merkliste!
Wer nicht davor zurückschreckt, sich mit Lektüre wichtiger u. komplexer Themen und fundamental ethischer wie moralischer Fragen auseinanderzusetzen, wer es liebt, sich Impulse um Impulse bereichern zu lassen, Theorien über Theorien aufzufalten und über Weiterentwicklungen zu spekulieren… der ist hier genau richtig.
☆☆☆☆ bereichernd! Prädikat empfehlenswert!!
Ein trendiges Must-Have für jung(geblieben)e Wissbegierige ☆☆☆☆
Der Mikrokosmos, die Welt, Natur, Mensch & Tier, Geschichte und Wandel der Zeit, das Universum ...
☆☆☆☆ bereichernd! Prädikat empfehlenswert!!
Ein trendiges Must-Have für jung(geblieben)e Wissbegierige ☆☆☆☆
Der Mikrokosmos, die Welt, Natur, Mensch & Tier, Geschichte und Wandel der Zeit, das Universum und darüber hinaus… dieses Buch schenkt soviel Freude beim Stöbern und Eintauchen in die verschiedensten Fachgebiete, dass diese Reise in die Wissenschaften einem Ausflug in einen spannenden Freizeitpark gleicht, der mit erstaunlichen Attraktionen aufwartet.
Auch 'altes' Standard-Wissen wurde total neu aufgearbeitet & -bereitet, bündig und verständlich zusammengefasst und mit Unmenge Fun Facts aufgepeppt.
Neben vielen Originalfotos (z.B. von historischen Personen, Ereignissen, Plätzen, Technischem wie Biologischem, aus der Archäologie) finden sich auch anschauliche Schemata, Tortendiagramme, grafische Darstellungen und Atlaskarten ein. Dazu hält sich der Anteil des geschriebenen Textes fast die Waage; die großformatigen Bilder und Illustrationen gestalten ihn plastisch, verhelfen besser ins Langzeitgedächtnis einzusickern und Zusammenhänge zu verstehen.
Dieses buntgespickte Kompendium läßt sich (nicht nur) von oder zusammen mit Kindern peu à peu und kapitelweise durchlesen und aufsaugen, es kann aber genauso als fixes Nachschlagewerk entsprechend momentaner Interessenslage fungieren oder einfach nach Lust und Laune geschmökert werden.
Selbst für begeisterte Anhänger der bekannten Magazine wie Welt der Wunder, P.M. oder Fans von Wer weiß denn sowas?/Das Quiz-Fernsehformaten, die nach einem soliden Grundstock für Allgemeinwissen in einer komprimierten Übersicht suchen und die evtl. wenig Zeit oder überhaupt Lust für ein Lesen langer Texte haben, könnte dieses Buch sich zu einem kleinen Geheimtipp entpuppen.
Die Infos sind zum Teil praktisch blockmäßig in knappen Kästchen kreuz und quer verteilt - wie kleine Häppchen an einem Buffet aufgetischt, da ist alles dabei und läßt keinen kalt.
Die Idee dahinter ist wohl auch, dass dies Buch ohne Vorwissen gelesen werden kann, um durch das Lesen Kenntnisse zu erwerben, und, dahingehend Durst auf weiteren Nachschlag zu entwickeln, desweiteren Verschüttetes aufzufrischen, Wissenslücken aufzuspüren, bzw. seine ganz eigenen Schwerpunkte zu setzen.
Sehr gut gefallen hat mir, dass auf den aktuellsten Forschungsstand Wert gelegt wird. [Z.B., S.250, Cheops Pyramide - diese beiden Hohlräume, die wurden erst vor ein, zwei Jahren neu entdeckt! sensationell. Oder, weiteres up-to-date-Bsp.: die australische Regierung gestand den Anangu Ende 2019 zu, den Zutritt zu Uluru (Ayers Rock) Touristen zu verbieten (S.325).]
++++
PRIMA: Ein richtig stabiles, über 1,7 kg schweres Buch aus säurefreiem und alterungsbeständigem Papier, und damit ein besonders langlebiges Schätzchen, das oft durch die Hände aller Altersgruppen wandern möchte. (Aller Altersgruppen, weil ein kl.Kind in dieses Buch auch ‚hineinwachsen‘ kann.)
Das Buch wird in Folie eingeschweißt versendet – ein Garant dafür, ein sauberes, geschütztes Exemplar zu erhalten.
VERBESSERUNGSPUNKTE:
Manche Stellen lassen beim ersten Durchlesen andere, bzw. nicht sofort die richtigen Schlussfolgerungen zu, (was auch teils an einer holprigen Übersetzung ins Deutsche liegen mag?) deshalb sollten solche zusammen mit einem erklärbereiten Erwachsenen gelesen, sprich bei 2. Auflage noch ausgebügelt werden.
XXXXX Beispiele:
S.311: „Einheiten von 240 Männern bedienten und warteten jede Haubitze.“ Damit ist nicht gemeint, dass sich um dieses Geschütz-mit-Granatenrohr zur Abfeuerung gleichzeitig 240 Mann, und davon dann gleich mehrere Einheiten, einfanden.
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Auf S.321 heißt es: „Die UdSSR sandte 1957 nicht nur den ersten Satelliten ins All, sondern auch den ersten Mann (Jurij Gagarin, 1961), die erste Frau (Valentina Tereškova, 1963) und das erste Tier (die Hündin Laika, 1957.)“
Das ist so nicht richtig, denn Juri Gagarin war 1961 als erster Mensch einmal im All (und nicht auch noch zu allererst 1957.) Deshalb die ‚1957‘ hinter „nicht nur den ersten Satelliten ins All“ in Klammern gesetzt, mit ‚Sputnik‘ ergänzt, ergäbe ein flüssigeres Leseverstehen.
Davon abgesehen:
S.321, Wettlauf ins All: die Schreibweise „Jurij“ (mit ‚j‘ am Ende) ist Transliteration(!) - auf Denkmälern, Gebäuden, Straßen sind die Inschriften anzutreffen: Juri Gagarin (oder: Jurija Gagarina). (Engl.: Yuri Gagarin).
Genauso bei der ersten Frau im Weltraum „Valentina Tereškova“ handelt es sich um Transliteration, in deutschsprachigen Artikeln etc. schreibt sie sich üblicherweise Walentina Tereschkowa (Engl.: Valentina Tereshkova).
Weiter unten im Buch ist ja auch Michail Gorbatschow oder Wladimir Iljitsch Lenin zu lesen (und nicht die Transliterationen Michail Gorbačёv, Vladimir Il’ič Lenin)!
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S.345: „Diese goldene Toilette mit einem kugelsicheren Sitz, verziert mit 40 000 Diamanten, wurde 2019 bei einer Messe in Shanghai ausgestellt.“ Kugelsicher? Wird da nachgefragt und mit großen Augen, auf das Foto gerichtet, kommt der verzweifelte Nachsatz: aber wo sind denn die Diamanten alle, ich seh‘ gar keine… Dementsprechend sollte es lauten: ‚Diese goldene Toilette mit (…) Sitz, der mit 40 000 Diamanten verziert ist, (…)‘ - denn die funkelnden Steine befinden sich nicht auf dem kompletten WC verteilt, sond. nur im Brillenring.
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S.310 Erster Weltkrieg, S.318 Zweiter WK:
hier sollte unbedingt noch die zeitliche Einordnung hinzugefügt werden (I.WK: 1914 bis 1918 -- II.WK: 1939 bis 1949), historische Meilensteine, die auch die Jüngeren schnell intus haben.
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Auf S.312 fehlt noch der Hinweis auf „Corporate Identity“ mit den ‚gängigeren‘ Farben der Frauenwahlrecht-Bewegung (auf z.B. Schärpen, Anstecker, Kleider):
Grün (bei den Amerikannerinnen eher Gelbgold) -- Weiß -- VIOLETT
G-ive W-omen V-ote (G-reen W-hite V-iolett)
Bei der Chronik zur Einführung des Frauenwahlrechts (S.313) wurde Schweden (1919) nicht mitaufgelistet.
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Zum Koh-i-Noor (S.295) wäre eine Originalabb. (oder Foto einer Kopie des Steins) in Originalgröße viel erstaunlicher für Kinder als das Bild irgendeines Diamanten.
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Manche etwas einfach-grobgestalteten Illustrationen, die dann eher Design sind, würde ich mir von schönerer, berauschenderer Qualität und mit mehr liebevoller Mühe um Feinheiten gezeichnet wünschen (etwa im Stile von David Ashby, oder des Magazins How it works/Wissen), was dann lebendiger, authentischer wirken könnte. Mark Ruffle und Jack Tite-Bewunderer hingegen kommen voll auf ihre Kosten.
👎 Den Seiten entströmt ein strenger Farbdruckgeruch, der durch seine Intensivität beim Lesen ablenkt und stört - jedenfalls Feinnäschen wie mich. Dieses stechende Odeur scheint erst allmählich, nach ca. 10 Tagen, anzufangen sich zu verflüchtigen.
F A Z I T: 👍👍👍👍
Für die ganze Familie - lehrreich und unterhaltsam zugleich fasst dieses konzise Allgemeinwissensbuch über Weltraum bis Natur, Geschichte bis Technologie die wichtigsten Dinge in einem sehr guten Überblick zusammen; Baustein um Baustein verkoppelt sich zu einem Gesamtbild von der Welt in der wir leben.
Nicht nur Wissbegierige und Forschergeister werden die vielen Fun Facts fesseln.
Beinhaltet Themen der aktuellen Zeit, die man heute kennen sollte, und die auch immer wieder Diskussionsschwerpunkte bilden. „Alles, was wir wissen und was nicht“ ist zwar nicht das Nonplusultra, aber eine hervorragende Ergänzung und somit Keeper eines gutsortieren Bücherregals.
Ein schöner Effekt dieses facettenprächtigen Buches: man möchte immer weiterlesen und gucken und Neues entdecken – Spannung läßt nicht nach, und der Wunsch, sich beständig schlauzumachen wächst, was stundenlange Beschäftigung garantiert.
Macht Lust auf Mehr und einen Nachfolger mit weiterem Themenausbau, zu etwa Musik &Instrumente, Kriminalistik &Labor, Film, Kunst &Museen, Literatur, berühmte Erfindungen,… …