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Veröffentlicht am 03.12.2022

Spannung mit Power-Frauen

Der Hexenzirkel Ihrer Majestät. Das begabte Kind
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Wer sind wir und wo gehören wir hin? Wo fühlen wir uns zugehörig, wo daheim? Und passt das zu den sozialen Normen, die wir immer wieder erfüllen müssen? Ganz egal, ob im Beruf, in der Familie oder das ...

Wer sind wir und wo gehören wir hin? Wo fühlen wir uns zugehörig, wo daheim? Und passt das zu den sozialen Normen, die wir immer wieder erfüllen müssen? Ganz egal, ob im Beruf, in der Familie oder das Gender? Wie tolerant sie wir gegenüber etwas, das nicht in eine Schublade passt, die unser Denken und Handeln strukturiert und vereinfacht? Das sind die eigentlichen Themen, um die Juno Dawsons Roman „Das begabte Kind“ zirkelt.

Der Roman im Urban-Fantasy-Setting lebt von seinen Protagonistinnen! Ich habe gespürt, wie eng die Hexen Niamh, Leonie, Elle und Helene zusammengehören, schon seit ihrer Kindheit. Nein, sie sind keine naiven 17-jährigen mehr, die mit ihren gerade erst erwachten Hexenkräften durch die Gegend stolpern, sondern Frauen in ihren 30ern, die einen magischen Bürgerkrieg hinter sich haben und mit Kindern, verstorbenen und lebenden Geliebten, betrügenden Ehemännern und Zirkeln, die an den Nerven zehren, zu tun haben. Und gerade diese wunderbare Alltäglichkeit, die in den vier Sichtweisen so unterschiedlich sind, haben mir das Buch näher gebracht und mich an die Hand genommen. Setzt euch, trinkt einen Tee mit mir und lasst den Hund in den Garten, schien mir Niamh zu sagen, immer wenn ich das Buch aufschlug. Die Einladung würde ich natürlich sofort annehmen! Teilweise empfand ich das Buch als wirklich kuschlig, auf eine coole Art und Weise? Jedenfalls in Niamhs Perspektive, die einen gefühlt großen Raum in dem Buch einnimmt, fällt ihr doch eine wichtige Aufgabe zu. Helena zeigt Härte, die sie als Hohepriesterin des HIM - des großen Hexenzirkels - auch bitter nötig hat. Elle versucht, zu verdrängen und möglichst normal zu Leben und Leonie hat alle Hände voll zu tun, einen Zirkel aufzubauen, der jeden akzeptiert. Doch ein magisch begabtes Kind rüttelt ihre Welt kräftig durcheinander. Ich mochte Theo - und generell die Jugendlichen in diesem Buch sehr gerne - sie wurden von Juno und den Protagonisten auf ihre Art und Weise Ernst genommen und ergaben ein schlagkräftiges Team.

Die Spannung kam definitiv nicht zu kurz. Eine wutschnaubende Hexe, die Autos aufhält? Kein Problem in dieser Welt. Das wird hier auf dem Silbertablett serviert, und hat mich zum Grinsen gebracht. Ein bisschen Fantasy-Frauenpower jenseits von Katniss oder Clary steht der Phantastik gut zu Gesicht. Ich mochte trotzdem die ruhigen Momente einen Tick lieber, sie wirkten auf mich authentischer - aber das ist Gefühlssache. Im letzten Viertel dreht das Buch noch mal richtig auf, ich war richtig atemlos beim verfolgen der Protagonistinnen, deren Perspektiven im drei Seiten-Takt wechselten.

Die queeren Themen, die hier zur Sprache gebracht wurden, waren nicht in die Geschichte eingefügt, sie wurden gelebt. Im Hinblick auf den Plot eine richtig coole Wendung, der ich jetzt hier nicht vorgreifen will. Ich habe selten ein Fantasy-Buch erlebt, in dem so tiefgehend queere Themen gespielt wurden. Hut ab!

Gibt es auch Kritik? Ja, ich fand ein paar Entscheidungen der Hexenclique, deren Freundschaft auf eine harte Probe gestellt wird, nur eingeschränkt nachvollziehbar. Da hätte man vielleicht noch an den Stellschrauben drehen können, damit die Geschichte ein wenig runder wirkt.

Alles in allem ein Buch voller Frauenpower und Queernes, die nicht aufgesetzt wirkt. Ich fand „Das begabte Kind!“ ziemlich cool und warte auf den nächsten Teil.

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Veröffentlicht am 20.10.2022

Instant Love für Radar

Fairy Tale
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Fairy Tale von Stephan King

Es war einmal - so beginnen viele alte Märchen mit einem Happy End oder einem Ende, bei dem die Tränen in den Augenwinkeln kitzeln. Ich dachte, die Geschichte von King und ...

Fairy Tale von Stephan King

Es war einmal - so beginnen viele alte Märchen mit einem Happy End oder einem Ende, bei dem die Tränen in den Augenwinkeln kitzeln. Ich dachte, die Geschichte von King und mir wäre eine Geschichte mit einem abrupten, traurigen Ende. In meiner Jugendzeit konnten mich seine Romane nicht wirklich hinter dem Ofen vorlocken. (Ich war wirklich gehyped auf seinen Dunklen Turm - bis ich ihn gelesen und wieder zur Seite gelegt habe). Vor einiger Zeit habe ich wieder zu einem King Buch gegriffen, das von mir das Urteil „ganz nett“ bekommen hat.

Und jetzt? Ein Märchen, und das obwohl ich eigentlich keine Märchenerzählungen mag? Das Buch hat mich um ehrlich zu sein ein bisschen verfolgt und ich wollte ihm eine Chance geben, Charlie und Radar eine Chance geben mich zu begeistern - Spoiler: Das ist den beiden auf weite Strecken auch mehr als gut geglückt.
Der 17-jährige Charlie hat schon früh seine Mutter verloren und lebt mit seinem Vater (trockener Alkoholiker) zusammen, ein gruseliges altes Haus mit einem gruseligen alten Mann plus Hund in ihrer Nachbarschaft. Bis er eines Tages ein herzzerreißendes Bellen hört und den alten Herrn - Mr. Bowditch - findet, der von der Leiter gefallen ist. Durch diese Rettungsaktion freundet sich Charlie mit dem alten Herren an und verliebt sich in Radar, dessen Hündin. Und mit ihm verlieben sich wohl alle Leser von FairyTale in die alternde Hündin mit ihrem quietsche Spielzeug. Dass der alte Herr ein monumentales Geheimnis hat, ist klar. Aber das Geheimnis wird erst später wirklich wichtig.

Was den Leser - was mich - wirklich an die Seiten gefesselt hat, war die Beziehung der Charakter untereinander - das ist mir bei King und bei diesem Buch wirklich positiv aufgefallen. Er hat ein unglaublich gutes Gespür für die Feinheiten der Figuren. Für kleine Eckpunkte von Beziehungen. Für die Fernbedienung nahe der Couch. Für einen geteilten Keks mit Radar (natürlich ohne Schokolade!), bei dem der Leser nicht nur den Keks mit der Hündin teilt, sondern auch sein Herz. Man lernt sie lieben, Charlie, seinen Vater, Radar und Howard Bowditch - und obwohl in der gesamten ersten Hälfte nicht viel geschieht, außer ein paar Andeutungen auf eine gruselige Märchenwelt, geht man jeden Tag mit Charlie zu Mr. Bowditchs Haus und freut sich auf einen weiteren Tag bei ihm. Weil die Figuren real erscheinen, beinahe wie Freunde. Man versteht sie, man versteht ihre Beweggründe und ihre Handlungen. Sowohl in unserer Welt als auch in der Anderwelt, in die wir in der zweiten Hälfte gelangen. Und dieses Handlungsverständnis stellt einen weiteren Punkt dar, den ich über die 880 Seiten an Kings Schreibe sehr zu schätzen gelernt habe. Er lässt die Figuren den Grund erklären, warum sie so handeln, ohne sie zum berühmt berüchtigten Erklärbär werden zu lassen. Ein Verweis auf den „dunklen Brunnen“ in Charlies Kindheit genügt schon, um seine Gedanken und Gefühle greifbarer zu machen. Man hätte genauso gehandelt, wenn man mit dem Hintergrund in diese Situation gekommen wäre - oder?

Die zweite Hälfte (alle reden von der ersten und der zweiten Hälfte, wenn sie das Buch diskutieren, oder?), war faszinierend, aber vollkommen anders. Man spürt die Gefahr, die von der zerstörten, dunklen Anderwelt ausgeht, man spürt die kindliche Faszination von Charlie und man spürt die Veränderungen, die in ihm vorgehen. Natürlich muss man als Autor in dem Fall Handlungsbrücken schaffen, die das Einführen neuer Figuren erleichtern oder einige neue Schauplätze erklären. Ein paar Brücken fand ich zu roh gezimmert, Behelfsbrücken so zu sagen, über die man rasch drüber schreitet, um nicht in den dunklen Fluss der Fragen darunter zu stürzen - was mir die Reise mit Charlie über eine gewisse Seitenanzahl hinweg schwer gemacht hat.

Aber genau das war es, auf was mich King geschickt hat. Eine Reise, vor der ich mich um ehrlich zu sein ein wenig gefürchtet habe. Immerhin ging es direkt in ein „FairyTale“ - aber das Märchenreich war gänzlich anders als gedacht. Natürlich - hier hütete ein Mädchen Gänse, dort stand ein Topf voll Gold. Aber das alles erlebte ich aus Charlies Sicht, der nicht unreflektiert durch die Gegend stiefelte. King hat seine Welt konzipiert, indem er die Märchen auseinandernahm und nach ihrem Kern suchte, diesen kleinen wahren Kern dann nahm und etwas daraus schuf, das keiner stumpfen Nacherzählungen glich. Charlie kam aus einer von vielen anderen Welten - ich denke, wenn sich jemand anders aus einer anderen Welt in die Anderswelt aufmachen würde, würde der Reisende auch Gleichnisse aus seinem Märchen- und Sagenschatz aufspüren - denn letztendlich sind Märchen nichts anderes als überlieferte Geschichten, die den Menschen an dunklen Abenden Licht und Hoffnung geschenkt haben - diese Hoffnungsbringer existieren denke ich in allen Welten.

Letztendlich habe ich die Reise genossen (und Radar konnte ich nicht oft genug hinter den Ohren kraulen!). Abzüge gibt es in der B-Note für die erzählerischen Brücken, die mir zu roh wirkten. Aber King konnte mich über Weite Strecken abholen und mit Charlie und Radar auf eine fantastische (und realistische!) Reise schicken.

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Veröffentlicht am 04.10.2021

Klare Leseempfehlung für jedes Alter

Keeper of the Lost Cities – Der Aufbruch (Keeper of the Lost Cities 1)
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Sophie wird von einem Tag auf den anderen aus ihrem bisherigen Leben gerissen. Vorher ein kluges Mädchen mit dem Hang, Gedanken hören zu können, muss sie sich nun von ihren Eltern und ihrem alten Leben ...

Sophie wird von einem Tag auf den anderen aus ihrem bisherigen Leben gerissen. Vorher ein kluges Mädchen mit dem Hang, Gedanken hören zu können, muss sie sich nun von ihren Eltern und ihrem alten Leben verabschieden und sich fortan mit Elfen messen.

Ich hab vor mir das Buch „Der Aufbruch“ liegen - es bedeutet im wahrsten Sinne des Wortes einen Aufbruch - zu einem neuen Abenteuer, in eine neue Buchreihe und in eine neue Welt, in die Shannon Messenger uns entführt. Die Reihe umfasst momentan acht Bände, mehr sind in Planung. Allzu bald wird uns der Lesestoff also nicht ausgehen. Die Reihe erscheint im Verlag ArsEdition im ein bis zwei Monatsabstand.

Keeper of the lost Cities hat mir viel Freude bereitet. Ich mochte Sophie von den ersten Seiten an. Das Mädchen, das ihr kleines telekinetisches Geheimnis hütet, ihre Katze streichelt und sich regelmäßig mit ihrer Schwester in den Haaren hat - ihre Familie und ihre Umwelt liebt. Sie wird im Verlauf des Buches immer wieder vor schwere Entscheidungen gestellt - sowohl in der Menschen- wie auch in der Elfenwelt. Ihre Freunde sind genauso cool und - was mich vor allen Dingen gefreut hat - echt gezeichnet. Jeder hat seine Dämonen, ist mal wütend oder kindisch. Man muss nicht immer ein Held sein, um wertvoll zu sein - und diesen Wert vermittelt die Autorin wie ich finde ziemlich gut. Auch die zwischenmenschlichen Aspekte kommen nicht zu kurz und bringen Leben und Tiefe in die Charaktere und in die Geschichte.

Die Elfenwelt barst praktisch über vor Leben, kuriosen Gestalten und Magie - und ich musste über jedes bisschen Magie schmunzeln und habe die meisten Wesen wirklich ins Herz geschlossen. Messenger gelingt es, diese Welt so farbenfroh und spannend zu bevölkern, dass man immer mehr will. Mehr von der Akademie, in der Sophie ihre besonderen Fähigkeiten schult. Mehr von den Tieren, die ebenso gefährlich wie liebenswert sind. Mehr von der Welt eben.

Zum Schluss gewinnt das Buch noch einmal richtig an Tempo und Spannung. Mein Fazit? Eine klare Leseempfehlung für jedes Alter.

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Veröffentlicht am 18.09.2021

Charakterbased Story mit hintergründiger Magie

Der Uhrmacher in der Filigree Street
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Der Uhrmacher in der Filigree Street von Natasha Pulley

Wo kann ich mir so einen coolen Oktopus bestellen? Er darf auch all meine Socken klauen!

Ehrlich - ich kannte nur die groben Eckdates des Buches, ...

Der Uhrmacher in der Filigree Street von Natasha Pulley

Wo kann ich mir so einen coolen Oktopus bestellen? Er darf auch all meine Socken klauen!

Ehrlich - ich kannte nur die groben Eckdates des Buches, als ich mich in dieses viktorianische London begeben habe. London - Ende des 19. Jahrhunderts und eine Prise Magie, hinzukommend noch ein paar nette kleine Bomben, mit denen die Stadt von den Iren terrorisiert wird? Klingt spannend - wird gelesen!


Um so positiver war ich überrascht, als Thaniel mich von der ersten Seite an bei der Hand nahm und mich in sein London entführte. Thaniel, ein Telegrafist im Innenministerium in London, der seine verwitwete Schwester mit ihren beiden Söhnen finanziell unterstützt und dafür Träume und Leidenschaft an den Nagel gehängt hat. Thaniel war mir von der ersten Seite an sympathisch, obwohl ich mich erst ein bisschen in dieses London einlesen musste. Aufgrund einiger unvorhergesehener Ereignisse und einer geheimnisvollen Uhr landet Thaniel in der Filigree Street, wo er von Keita Mori, einem Uhrmacher, in aller seelenruhe mit einem Tee begrüßt wird. Mori bringt viel Japan-Flair mit in die Geschichte - was ich persönlich unglaublich schätze. Die Geschichte bezieht von diesem Punkt an die in diesem Buch existente japanische Community mit ein - mit Feuerwerk, japanischen Sprachfetzen und grünem Tee. Diese kleinen Häppchen der japanischen Kultur zauberten mir immer wieder ein Lächeln aufs Gesicht. Moris Charakterzüge sind zurückhaltend, formvollendet und liebenswürdig - ja, wie soll man es ausdrücken - schrullig, aber absolut liebenswert. Die Dialoge, die er mit Thaniel führt, waren für mich wie kleine Leuchttürme im Buch. Herrlich spitzfindig und voller unterschwellig sarkastischer Töne. Die beiden Protagonisten habe eine tolle gemeinsame Bühnenzeit. Die dritte Protagonistin ist Grace, eine Oxford-Studentin der Chemie, die Experimente rund um den Äther durchführt. Die drei muss man zusammen erleben, um sie wirklich beschreiben zu können.
Aber mein wahrer Held ist Katsu, der mechanische sockenkleptomanische Oktopus. Ich hatte so viel Spaß mit Katsu, das könnt ihr euch nicht vorstellen.

Ab der Hälfte des Buches hatten mich die Seiten verschluckt. Es wurde witziger, die Figuren hatten mich in ihren Klauen und ließen mich nicht mehr los - und die Geschichte zog merklich an - Für mich hat es sich zu einem richtigen PageTurner entwickelt. Die Welt wollte mich nicht mehr aus ihren Klauen entlassen - sodass das zweite Band gleich nachgeschoben wurde.

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Veröffentlicht am 12.05.2021

Rom in den swinging Sixties? Ja, bitte

Imperator
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Rom in den Swinging Sixties: Die Zutaten - Paparazzi, Paläste, Morde, garniert mit ein paar verrückten Imperatoren und einer gehörigen Portion Mystik.

Anna Savareses Mutter wurde vor einem Jahr in Rom ...


Rom in den Swinging Sixties: Die Zutaten - Paparazzi, Paläste, Morde, garniert mit ein paar verrückten Imperatoren und einer gehörigen Portion Mystik.

Anna Savareses Mutter wurde vor einem Jahr in Rom ermordet. Der Tatverdächtige war ihr Vater. Doch Anna zweifelt: war er es wirklich? Sie geht auf Spurensuche in Rom und gerät dabei in die Paparazziszene, Morde geschehen. Die Suche nach der Wahrheit führt Anna und den jungen Fotografen Spartaco durch Filmstudios, Paläste, verruchte Bars und verlassene Villen. Gleichzeitig versucht der Privatdetektiv Gennaro Palladino den Tod eines wahnsinnigen Malers aufzuklären. Alle drei geraten dabei in einen Strudel der Macht, den sie nicht mehr kontrollieren können. Denn die Imperatoren planen einen Umsturz.

Ich kenne (und liebe!) die erste Staffel des Hörbuches, welches „Imperator“ zugrunde liegt. Ich bin unheimlich froh, dass Kai Meyer entschieden hat, zum Hörbuch auch noch einen Roman zu machen. Er hat das Material zudem in fähige Hände gegeben: Lisanne Surborg war ein bis dato mir unbekannter Name. Ich bin froh, dass sie meinen Buchpfad jetzt gekreuzt hat. Denn sie hat das Hörbuchskript von Kai Meyer in das passende Gewand der 60er Jahre gekleidet, ohne ausschweifend zu werden oder sich in Details zu verlieren. Ich konnte mir die Straßen und Gassen Roms, die alten Villen und die Via Veneto vor mir sehen. Ich war mit Anna und Spartaco unterwegs!

Anna gefiel mir von Anfang an sehr gut. Abklärt und tough, immer mit der Kamera bewaffnet und auf der Suche nach guten Bildern und der Wahrheit. Sie erschien mir aber auch nicht zu hart, nicht zu unnahbar. Sie hatte Angst, zeigte Unsicherheit unter ihrer Fassade. Gerade durch diese Mischung sammelte sie bei mir einige Pluspunkte. Spartaco ist der reiche Sprössling, der sich den kommunistischen Ideen verschrieben hat, jedenfalls scheint er anfänglich so. Er ist ein kleiner Rebell, der sich Nachts auf die Jagd nach ungeschönten Fotos der Stars und Sternchen macht. Dadrum geht es nämlich im Kern. Um die verruchte Welt der High Society, um die brüchige Fassade des scheinbar so glamourösen Filmgeschäfts damals und darum, dass einige mit dem Staatswesen so gar nicht zufrieden waren. Das machen sich finstere Mächte zunutze. Und das zusammen genommen ergibt eine hochspannende Mischung.

Ich wurde in das Buch reingesogen. Von Anfang an legt „Imperator“ ein schnelles Tempo vor, ohne seine Figuren zu vernachlässigen. Das Tempo macht Spaß. Ich war bei den Ermittlungen von Anna dabei. War dabei wie sie den Schleier immer weiter zur Seite zog und mir einen Blick dahinter ermöglichte. Im Vergleich zum Hörspiel empfand ich diese investigativen Vibes sogar noch ein bisschen stärker.

Zum Ende hin musste ich mich anschnallen. Spannung und Geschwindigkeit zogen noch einmal merklich an, ohne mich jedoch aus dem Wagen zu schmeißen, sprich mich zu verlieren. Emotional war ich immer dabei. Ich empfand es zudem als clever, nicht jedes Geheimnis zu erklären. Für mich war es bei diesem Format überhaupt nicht störend. Es hat viel eher das Mystische des Romans betont. Manche Rätsel sollten ungelöst bleiben, damit der Trick nicht zu offensichtlich wird.

Fazit? Imperator macht einfach Laune und besticht nicht zuletzt durch das ungewöhnliche Rom-Paparazzi-Setting. Jedem, der Spannung und Nervenkitzel gepaart mit coolen Charakteren sucht, kann ich den Roman ans Herz legen.

Imperator ist der erste Band einer auf drei Bücher angelegten Reihe. Der nächste Band soll 2022 erscheinen.

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