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Veröffentlicht am 02.11.2021

Ganz nett

Die unhöfliche Tote
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Very british! Nachdem ich die Queen und Rozie bereits durch das „Windsor-Komplott“ begleitet habe, musste ich „Die unhöfliche Tote“ natürlich näher betrachten. Ein netter Cosy-Crime mit Schwächen, der ...

Very british! Nachdem ich die Queen und Rozie bereits durch das „Windsor-Komplott“ begleitet habe, musste ich „Die unhöfliche Tote“ natürlich näher betrachten. Ein netter Cosy-Crime mit Schwächen, der mit einem Augenzwinkern zu lesen ist.

Sir Simon, der Privatsekretär der Queen, geht schwimmen. Den Poolbereich im Buckingham Palace sollte man nicht alleine betreten, aber er hat nun mal keine Wahl, will er sich in seiner sehr raren freien Zeit erfrischen. Schock – was ist das denn? Soviel Rot auf dem eigentlich grün gefliesten Boden und mittendrin ein nacktes Frauenbein. Und dann sieht er sie, die Frau im hellen Kleid in einer dunklen Lache. Die Lippen blau, die Augen offen.

Damit nicht genug, die „Britannia“, das Gemälde vor ihrem Schlafzimmer, taucht in einer maritimen Kunstausstellung auf. Wie kommt dieses Bild, das es nur einmal gibt, plötzlich hierher?

Für Rozie Oshodi, der sehr fähigen Assistentin der Queen, geht es rund. Ihr vertraut sie, sie schickt sie zu dem ehemaligen stellvertretenden Direktor der Gemäldesammlung, Sholto Harvie. Es geht um Drohbriefe, um die Bruchschaden-Geschichten, um Gerüchte und Intrigen. Natürlich dürfen die Hunde der Queen nicht fehlen, auch sie haben ihre kurzen Auftritte.

Zwei konträre Verbrechen, die aufgeklärt werden wollen. Humorvoll, nicht ganz ernst gemeint, behält die Queen den Weitblick, lenkt sie alle (die Polizei im Besonderen) in die richtigen Bahnen. Der Leser ist zu Gast bei Eliszabeth und schaut ihr über die Schulter, während sie detektivisch in ihrem zweiten Fall ermittelt. Ganz erheiternd, aber zwischendurch hatte diese „unhöfliche Tote“ Längen, bei denen ich mich zum Weiterlesen zwingen musste. Das unvermutete Weihnachtsgeschenk war der krönende Abschluss dieses netten Aufenthalts im Buckingham Palace.

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Veröffentlicht am 31.10.2021

Sehr guter Anfang, schwaches Ende

Eifersucht
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Es beginnt heftig – was für ein Irrwitz! Da will man nur fliegen und begegnet einem Menschen, der nicht mehr leben will. Der aus dem Nichts das Gespräch sucht und von einem Vertrag erzählt, der niemals ...

Es beginnt heftig – was für ein Irrwitz! Da will man nur fliegen und begegnet einem Menschen, der nicht mehr leben will. Der aus dem Nichts das Gespräch sucht und von einem Vertrag erzählt, der niemals rückgängig gemacht werden kann. Ja, so kenne ich ihn und seine Bücher – Jo Nesbo. „London“ ist die erste von insgesamt sieben Stories überschrieben und ich bedauere sehr, dass dieser absolut kraftvolle Anfang nicht weitergeht, der nächsten Geschichte um das Thema Eifersucht weichen muss.

Auf der griechischen Insel Kalymnos spielt sich das nächste Drama ab. Um die schöne Helena buhlen Franz und Julian, die eineiigen Zwillinge. Ich bin geflasht, lasse mich mitreißen und erkenne dann doch, welch fieses Spiel hier vor den Augen des Hauptkommissars Nikos Balli gespielt wird. Die Eifersucht ist eine Sucht… und hier tritt sie sehr deutlich zutage. Letztendlich auch wieder ein Knalleffekt, den ich so nie erwartet hätte.

Eifersucht – ein vielschichtiges Gefühl. Jede Story ist anders, die erste davon beginnt und endet so gut – ich bin begeistert. Aber nicht jede erfüllt den Anspruch unterhaltend, kurzweilig und zugleich kriminalistisch fesselnd zu sein. „Sieben erstklassige Stories, ein Motiv“ – so wird dieses Buch beworben, aber es hält nicht ganz, was es verspricht. Ein gewaltiger Einstieg, das ja. Aber dann hatte ich immer mehr das Gefühl, dass die Luft raus ist.

Das Cover ist eine Klasse für sich – ein absoluter Hingucker. Die dunkelblaue, verlaufende Schrift auf weißem Hintergrund deutet auf Dramatisches hin. Dazu der blaue Buchschnitt und das Lesebändchen in gleicher Farbe – ein erlesenes Gesamtbild.

Diese sieben Kurzgeschichten um das immerwährende Thema Eifersucht sind nicht alle gelungen, nicht jede hätte ich gebraucht. Ein hochkarätiger Start, der sich leider nicht durchs Buch zieht, es flacht ab. Jo Nesbo hat mich noch nie enttäuscht, ich bin sein Fan. „Eifersucht“ wird nicht zu meinen Lieblingsbüchern gehören, auch wenn es sehr gut beginnt.

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Veröffentlicht am 25.08.2021

Familiengeflechte

Der Panzer des Hummers
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„Familie beruht auf unseren Träumen, Wunschvorstellungen und Projektionen.“ Das lässt die Autorin im nachstehenden Interview ihre Leser wissen.

Während fünf Tagen im April begleite ich Ea, Sidsel und ...

„Familie beruht auf unseren Träumen, Wunschvorstellungen und Projektionen.“ Das lässt die Autorin im nachstehenden Interview ihre Leser wissen.

Während fünf Tagen im April begleite ich Ea, Sidsel und Niels Gabel. Geschwister sind sie und doch könnten sie unterschiedlicher nicht sein, ihre Leben verlaufen divergent, Ea hat es nach San Francisco verschlagen, die beiden anderen leben in Kopenhagen. Alle drei haben sie ihre Blessuren davon getragen, haben Ecken und Kanten, tragen aber auch Sehnsüchte in sich.

Ea versucht über eine Seherin Kontakt zu der schon früh verstorbenen Mutter aufzunehmen, aber nicht sie, sondern der ungeliebte Vater meldet sich. Damit hat sie nicht gerechnet, das will sie nicht, lässt es lieber bleiben.

Es dauerte, bis ich Zugang zu der Geschichte fand. Der Erzählfluss war da, ich hatte nie das Gefühl, abbrechen oder das Buch zur Seite legen zu müssen. Die Charaktere und deren Handlungsweisen blieben wie hinter einer milchigen Glasscheibe des Öfteren trübe, fast undurchsichtig. Die einzelnen Episoden reihten sich emotionslos aneinander, ich ahnte es eher, was sie waren, wohin sie wollten, spürte deren Gedanken nach.

Über den Tod und das Leben, all die komplizierten Beziehungsgeflechte, das Kinderkriegen an und für sich, das Elternsein. Was ist Familie? Was verbindet sie, was hält sie zusammen? Familie im klassischen Sinne mit Vater und Mutter wäre das herkömmliche Muster, aber jede andere Konstellation ist denk- und lebbar, für jeden fühlt sich Familie anders an und alles ist richtig, wenn nur die Familienmitglieder sich darin wohl- und geborgen fühlen. Es ist ein Buch auch „über das Wagnis, alte Hüllen abzustreifen, Veränderungen zuzulassen“, auch wenn es nicht immer gelingen mag. Diese Familie habe ich über fünf Tage beobachtet, aus der Ferne betrachtet, ihnen nachgespürt. Versucht, sie zu verstehen. Nicht immer ist mir das gelungen und ganz zum Schluss habe ich das Interview der Autorin gelesen, das ich sehr bereichernd fand und ich hätte mir dieses als Intro gewünscht, vielleicht wäre ich dann anders an diesen „…Panzer des Hummers“ herangegangen.

Ein leises Buch, die Charaktere sind dezent beschrieben, ruhig und verhalten die Kapitel aneinandergereiht, etwas zu lose, nicht ineinander verwoben kam es mir vor. Vielleicht bin ich darum nicht so richtig warm mit ihnen geworden.

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Veröffentlicht am 15.07.2021

Tabuthema Tod

Was fehlt dir
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„Was fehlt dir“ sind Worte, die schnell ausgesprochen sind. Im Leben fehlt einen immer wieder etwas, hier fehlt der Freundin der Erzählerin die Gesundheit, sie ist unheilbar an Krebs erkrankt. Sie will ...

„Was fehlt dir“ sind Worte, die schnell ausgesprochen sind. Im Leben fehlt einen immer wieder etwas, hier fehlt der Freundin der Erzählerin die Gesundheit, sie ist unheilbar an Krebs erkrankt. Sie will ihr beistehen, sie begleiten. Mit Tabletten will diese ihr Leben selbstbestimmt beenden.

Und hier beginnt die Erzählung, scheinbar zusammenhanglos, so wie es ihr einfällt. Da berichtet sie von der einsamen Nachbarin und ihrem Sohn, gleich darauf erfahren wir vom herzlos entsorgten Kater, der es aber doch schafft und ein Mehrfachmörder kommt auch vor. Eine vielschichtige Sicht auf das Leben an sich und den Umgang mit dem Älterwerden, der eigenen Gebrechlichkeit, der Trauer, dem Sterben, dem Tod. Ein unbeschwertes Leben bis ins hohe Alter wünschen wir uns, gesund und schön, immer aktiv dabei wollen wir sein.

Wir werden bald Zeuge des Vortrages eines Ex-Freundes der Erzählerin, der sehr düster daherkommt. Sämtliches Unheil wird hervorgekramt, eine bedrückende Atmosphäre umgibt sein Gerede. Er meint, dass es im Angesicht der Klimakatastrophe und der politischen Polarisierung nicht viel mehr zu tun gibt, als zu lieben, zu vergeben und zu lernen, Abschied zu nehmen.

Eine Aura des Unausweichlichen umgibt all diese Episoden, die trotz des ernsten Themas nie negativ erscheinen. Unser Schicksal sollten wir annehmen, das Beste daraus machen. Die Nächstenliebe und die Liebe zu sich selbst werden oftmals ausgeklammert, man hat einfach keine Zeit. Das Glück dann genießen, wenn es da ist, Trost und Zuversicht spenden, wenn es notwendig ist, das sollten wir.

Noch ein Wort zum Cover: Eine heimelige Atmosphäre, die Katze vermittelt Nähe, Geborgenheit, es fällt sofort auf im positiven Sinne.

Ein Buch voller Empathie, das unaufdringlich die wichtigen Themen eines Lebens beschreibt. Was mir nicht so gut gefallen hat, ist diese vordergründig bruchstückhafte, zu sprunghafte Erzählweise. Da musste ich mich erst einfinden, was mir leider nur teilweise gelungen ist.

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Veröffentlicht am 12.05.2021

Unterwegs mit dem Walfänger

Die Walfängerin von Borkum
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Wir sind auf der Nordseeinsel Borkum im Jahre 1653, einer bitterarmen Gegend. Mit dem Beginn des Walfanges brachten es die Seefahrer zu einem bescheidenen Wohlstand und so ist es nicht verwunderlich, dass ...

Wir sind auf der Nordseeinsel Borkum im Jahre 1653, einer bitterarmen Gegend. Mit dem Beginn des Walfanges brachten es die Seefahrer zu einem bescheidenen Wohlstand und so ist es nicht verwunderlich, dass die jungen Männer davon träumten, mit einem Walfänger in den hohen Norden direkt hinein ins Eismeer rund um Spitzbergen zu fahren, um mit reichlich Beute heimzukommen.

Auch Joris und sein Bruder Nils wollen alles daran setzen, hier mitzuhalten. Bis ein tragisches Unglück Nils seinem großen Traum ein Ende setzt. Joris dagegen lässt sich ausbilden und fährt als Commandeur der Gulden Leeuw auf Walfang. Zurück lässt er Fenja, die ihm versprochen ist.

Claudia Schirdewan lässt Bilder von Borkum lebendig werden, macht mich neugierig auf die Insel, die ich zu gerne besuchen möchte. Die Bilder von heute und damals lasse ich Revue passieren. Auch lässt mich der sehr beschwerliche Walfang nicht los. Beeindruckt hat mich ihre Schilderung davon mit den Schaluppen, der Knochenarbeit der Männer, von denen viele ihr Leben hoch droben im Eismeer lassen mussten. Den allgegenwärtigen Überlebenskampf hat sie gut und eindrücklich charakterisiert, ich war nah dran an den Romanfiguren. Habe den Alltag mit ihnen geteilt und kaum, dass ein Walfänger gesichtet wurde, mit den Daheimgebliebenen gehofft, ob denn ihre Liebsten zwar abgekämpft, aber wohlbehalten auf dem Schiff wären.

Dem Buch konnte ich viel abgewinnen, jedoch waren so einige unlogische Vorkommnisse so gravierend, dass ich mich kopfschüttelnd gefragt habe, warum die an und für sich gute Arbeit mit diesen handwerklichen Fehlern zunichte gemacht wird. Das Inselleben und der Walfang mit allem Drum und Dran waren anschaulich und durchaus glaubhaft dargelegt, das zwischenmenschliche Gebaren dagegen wurde zunehmend unglaubwürdig.

„Die Walfängerin…“ war unterhaltsam – ja, auch wenn weit und breit keine zu finden war. Sie war schnell gelesen, mit so mancher Figur habe ich gelitten, gebangt und mich gefreut. So manche Szene hätte ich nicht gebraucht – weniger wäre hier mehr gewesen. Die Guten und die Bösen und so mach ein Charakter, den ich besonders gemocht habe, haben mir kurzweilige Lesestunden beschert.

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