Spannender, opulenter historischer Krimi vor italienischer Kulisse
Die zweite HerzoginBarbara von Habsburg ist keine Schönheit, doch dafür sitzt ein kluger Kopf auf ihren Schultern und so nimmt gibt sie dem Werben des ferrarischen Oberhauptes, Alfonso d’ Este recht bald nach, da er sehr ...
Barbara von Habsburg ist keine Schönheit, doch dafür sitzt ein kluger Kopf auf ihren Schultern und so nimmt gibt sie dem Werben des ferrarischen Oberhauptes, Alfonso d’ Este recht bald nach, da er sehr einflussreich ist. Barbara reist zusammen mit drei Frauen aus ihrem habsburgischen Gefolge nach Ferrara um dort Alfonsos Frau zu werden. Aber schon während der Hochzeitsvorbereitungen dringen hässliche Gerüchte an ihr Ohr- so soll Alfonso seine erste Frau Lucrezia de Medici, die erste Herzogin von Ferrara, getötet haben, da sie ihn mehrmals betrog.
Eigentlich will Barbara diesen Vorwürfen keinen Glauben schenken, doch Alfonsos widersprüchliches Verhalten und auch seine grausamen Anwandlungen ihr gegenüber, versetzen die neue Herzogin in Angst und Schrecken und so beginnt sie damit auf eigene Faust Nachforschungen zu Lucrezias plötzlichem Tod anzustellen. Sehr zum Verdruss Alfonsos, doch Barbara hat nicht umsonst das Durchsetzungsvermögen der Habsburger geerbt. Allerdings bringen sie ihre Ermittlungen auch persönlich in Lebensgefahr, denn verständlicherweise will der wahre Mörder Lucrezias nicht, dass seine finsteren Machenschaften enthüllt werden. Kann Barbara Alfonso rückhaltlos vertrauen, oder hat er wirklich etwas mit dem Mord an seiner ersten Ehefrau zu tun?
Es gibt Romane, die man eher durch Zufall entdeckt und die sich dann als wahre Leseperlen entpuppen. "Die zweite Herzogin" von Elizabeth Loupas ist so eine Perle und hat mich von der ersten Seite an in den Bann gezogen.
Der Roman erzählt die Geschichte der historischen Persönlichkeit Barbara von Österreich, die im Jahre 1565, im Alter von fünfundzwanzig Jahren aus politischen Gründen den Herzog von Ferrara, Alfonso II. d’ Este heiratete. Obwohl die in diesem Roman in Erscheinung treten historischen Persönlichkeiten wirklich gelebt haben, hat die Autorin für ihre Geschichte, zusätzliche Gerüchte aufgegriffen, die sich um den plötzlichen Tod der ersten Herzogin Lucrezia de Medici ranken und daraus einen historischen Kriminalroman entstehen lassen, in dessen Mittelpunkt die kluge Barbara steht, die zunächst aus eigenen Gründen Licht ins Dunkel bringen will weil sie befürchtet, einen Mörder zum Mann genommen zu haben.
Die erste Hälfte des Romans befasst sich zunächst mit den neuen Eindrücken und Begebenheiten bei Hofe, die auf Barbara einströmen, wobei die Autorin sich eines sehr bildhaften Schreibstils bedient. Aber auch die negativen Seiten des Hoflebens finden Erwähnung; wie etwa die gefährlichen Intrigenspiele der Mächtigen. Bemerkenswert fand ich in dieser Hinsicht Barbaras sehr kluges Verhalten und ihre geschickten Winkelzüge, derer sie sich bedient; immer unter dem Gesichtspunkt, dass Frauen in diesen historischen Zeiten kaum eigene Macht besaßen und in Gänze von ihrem Ehemann beherrscht wurden. Die Nachforschungen sind sehr spannend gestaltet, man kann als Leser sehr gut Barbaras Gedankengängen folgen und ist praktisch stets gleichauf mit ihren Ermittlungen.
Aus dem Off gibt es noch eine zweite "Ich-Erzählerin", die ihre Geschichte Stück für Stück zum Besten gibt- nämlich Lucrezia selbst, die nun als eine Art Geistererscheinung zwischen zwei Welten schwebt, für alle unsichtbar bleibt und sich nur dann und wann an den Leser wendet. Dadurch bekommt auch Lucrezia Kontur verliehen und man kann sich sehr gut in ihr teils flatterhaftes und übermütiges Verhalten hineinversetzen, dass zum einen ihrer Jugend geschuldet war und zum anderen trotziges Verhalten darstellte, da ihr Ehemann ihr zu Lebzeiten jegliche Liebe verwehrte.
Es ist sowohl ein historischer Kriminalroman, als auch ein spannender Unterhaltungsschmöker im besten Sinne, der geschickt Fiktion mit wahrer Historie vermischt, dabei aber durchaus auch deutlich macht, wie wenig Frauen in der damaligen Gesellschaft zählten.
Man sollte daher nicht allzu zimperlich veranlagt sein, wenn man sich durch diverse Romanpassagen liest, denn Alfonsos Verhalten seiner neuen Frau gegenüber ist nicht immer sehr gentlemanlike und er ist auch alles andere als ein Sympathieträger- dennoch ist seine Beschreibung typisch für ein Mann seiner Zeit.