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Veröffentlicht am 26.07.2021

Guter Historienroman mit kleinen Schwächen

Das Buch der Sünden
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Als die Wikinger raubend und plündernd in Paris einfallen, vertraut der junge Odo zunächst den beruhigenden Worten seines Vaters, als dieser ihm mitteilt, dass Odo und seine Familie hinter den Stadtmauern ...

Als die Wikinger raubend und plündernd in Paris einfallen, vertraut der junge Odo zunächst den beruhigenden Worten seines Vaters, als dieser ihm mitteilt, dass Odo und seine Familie hinter den Stadtmauern sicher wären. Doch ein Verräter in den eigenen Reihen öffnet den Feinden Tür und Tor und so werden die Pariser vernichtend geschlagen.

Der Oberbefehlshaber der Normannen verlangt Unsummen an Silber, die Odos Vater ihm von König Karl selbst beschaffen soll. Während Odos Vater diesem Befehl nachkommt, verbringt der Junge diese Zeit in einem sicheren Versteck innerhalb des Hauses, in das ihn seine Mutter vorsorglich untergebracht hat.

So entgeht dem Jungen allerdings auch nicht, wie zuerst seine Mutter missbraucht und später die Leiche seines getöteten Vaters, der die Vergewaltigung seiner Frau rächen wollte und dabei getötet wurde, in das Haus geschafft wird. Dieser doppelte Schicksalsschlag prägt das Leben des jungen Odo, der danach in die Obhut von Mönchen gegeben wird.

Viele Jahre später erfährt der mittlerweile erwachsene Odo von einem geheimnisvollen Buch, einer Johannes Prophezeiung, in dem vom Untergang der heidnischen Welt die Rede ist und was zuvor geschehen wird. Odo macht sich neugierig und voller Rachgedanken auf den Weg nach St. Gallen, wo besagtes Buch in der Klosterbibliothek stehen soll und erfährt etwas später, dass seine Mutter bei dem damaligen Überfall auf Paris verschleppt wurde.

Währenddessen wächst in Haithabu der Sohn eines einfaches Schmieds heran. Helgi ist ein folgsamer Sohn und geht dem Vater in der Schmiede zur Hand. Trotz der großen Kunstfertigkeit seines Vaters fehlt es der Familie oftmals an Geld und Nahrung. Doch Helgi hadert nicht mit dem Schicksal, auch wenn die Schmiedearbeit nicht unbedingt seine wahre Berufung ist. Seine Eltern hoffen, dass er sich mit einem Mädchen aus dem Dorf vermählt, doch Helgi ist heimlich verliebt in eine Sklavin, die dem Nachbarn und stärksten Konkurrenten von Helgis Vater gehört. Auch Odo hat es auf seiner Rachmission mittlerweile nach Haithabu verschlagen. Dort kreuzen sich auch seine und Helgis Wege zum ersten Mal....

"Das Buch der Sünden" ist der Debütroman von Axel S.Meyer, der mit seiner Geschichte den ersten Preis eines Schreibwettbewerbs des Rowohlt Verlages gewann.

Der Roman führt seine Leser in die unruhigen Zeiten vor der ersten Jahrtausendwende nach christlicher Zeitrechnung, als Normannenvölker in Europa einfielen. Natürlich ist dies eine recht blutige und politisch sehr unruhige Zeit gewesen, doch so sehr ich Realismus in einem historischen Roman auch schätze, selbst mir waren manche beschriebene Szenen ein wenig zu brutal und unmenschlich geschildert und ich zähle mich eigentlich nicht zu den zartbesaiteteren Lesern.

Man erfährt, wie ein kleiner Junge Zeuge von unglaublichen Gräueltaten wird, die ihn bzw. seine Psyche unwiederbringlich prägen und die ihn von einem Opfer zum Täter mutieren lassen, der dann typisch menschliche Gefühle wie Mitleid und Bedauern völlig abstreift und nur noch für seine "fixe" Idee der Rache lebt.

Doch obwohl die ersten 100 Seiten zunächst den Werdegang Odos beschreiben, gibt es in diesem Roman eine weitere männliche Hauptfigur, die mich davon abgehalten hat, das Buch vorzeitig aus der Hand zu legen, da ich zu Odo keinerlei Bindung aufbauen konnte- Helgi.

Helgi weckt die Sympathien der Leser mit seiner offenen und aufgeschlossenen Art, mit denen er seinen Freunden und seiner Familie begegnet. Er wohnt in Haithabu, der Stadt in denen Christen und Normannen leben und die sich Odo als Ort seiner Rache auserkoren hat.

Der Autor hat sich sehr viel Mühe mit der Hintergrundrecherche gegeben und man erfährt sehr viel über die Zeit des Normanneneinfalls, aber auch über das alltägliche Leben und den Glauben der Menschen.

Es ist ein Roman der gerade in Bezug auf Glaubensfragen noch nicht an Aktualität verloren hat. Die Geschichte zeigt auf, wie schmal der Grat zwischen Glaube und Fanatismus sein kann.

Der Schreibstil des Autors ist eingängig und durchaus unterhaltend, trotz des düsteren Themas prall gefüllt mit Ereignissen die den Leser fesseln sollen, dennoch fand ich, dass die Geschichte durchaus etwas weniger Seitenzahlen vertragen hätte.

Odos Rachefeldzug war mir persönlich zu langatmig konstruiert und so sehr ich auch zunächst Verständnis für seine Rachegedanken hatte, seine Verwandlung in einen regelrechten Soziopath, der plötzlich keinerlei Skrupel mehr kennt oder Menschlichkeit zeigt, fand ich persönlich ein wenig unglaubwürdig. Hier hätte ich mir eine facettenreichere Charakterisierung des Hauptakteurs gewünscht.

Trotz dieser kleinen Schwächen entpuppte sich dieser Roman nicht als Fehlgriff. Gerade die historischen Hintergründe sind sehr informativ vom Autor aufbereitet worden. Auch Helgis Werdegang gehört zu den Highlights in diesem Erstlingswerk.

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Veröffentlicht am 30.05.2021

Spannende Ausgangssituation, die Geschichte aber wird leider unbefriedigend und belanglos erzählt

Die vergessenen Stimmen von Chastle House
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Das Alhambra, London 1866:

Der frisch vermählte Adlige Henry staunt nicht schlecht, als er begreift, dass die als Wildwest-Cowboy verkleidete Person auf der Bühne, seine Frau Katherine ist. Einerseits ...

Das Alhambra, London 1866:

Der frisch vermählte Adlige Henry staunt nicht schlecht, als er begreift, dass die als Wildwest-Cowboy verkleidete Person auf der Bühne, seine Frau Katherine ist. Einerseits ist er fasziniert, denn sie hat eine begnadete Stimme. Andererseits fürchtet er mögliches Gerede im ton, sollte Katherines Geheimnis gelüftet werden. Und Henrys Familienehre ist ihm überaus wichtig. Die Eheschließung mit der reichen, amerikanischen Erbin, sollte eigentlich dazu führen, dass diese gewahrt bleibt, da Henrys Vater enorme Schulden anhäufte, die bei dessen Tod auf Henry übergingen. Mit Hilfe von Katherines Erbe konnte er einen Teil der Schulden nicht nur tilgen, sondern auch den imposanten Familiensitz Chastle House retten.

Henry ist erschüttert, denn abgesehen von ihrem Erbe, hat ihm seine Frau, bisher nur Kummer gemacht. Beide führen eine lieblose Ehe, jeder geht darin seine eigenen Wege und dennoch hofft Henry immer noch auf eine Annäherung, da er Katherine gegenüber durchaus Gefühle hegt.
Als er ihr schließlich ein Ultimatum stellt- entweder sie bleibt und ist ihm von nun an in allen Belangen eine ebenbürtige Partnerin und Ehefrau, was auch mit einschließt, dass er ihre Auftritte billigt oder sie willigt in eine Scheidung ein und ist von nun an auf sich allein gestellt, geht Katherine in sich. Wird ihr Geheimnis gewahrt bleiben und die Ehe glücklich werden?

Chastle House, Lake District, 1909:

Hatty lebt, seitdem ihr Vater früh verstarb, allein mit ihrer Mutter in dem großen Gebäude. Sie liebt den Familiensitz sehr. Ganz im Gegensatz dazu stehen die wöchentlichen Fahrten zu ihrem verschlossenen Großvater, der ein kleines, heruntergekommenes Anwesen mitten im ländlichen Nirgendwo bewohnt. Obwohl Hatty die Besuche dort hasst, besteht ihre Mutter darauf und eines Tages beschwört sie ihre Tochter sogar, ihrem Großvater nie zur Last zu fallen, sollte sie einmal nicht mehr da sein.
Hatty denkt sich nicht viel dabei, doch dann wird ihre Mutter schwer krank…

Manchester 2018:

Der Einzelgänger Marc ist überglücklich, als der US Star Dione Dearing, durch England tourt. Endlich kann er ihr zumindest für neunzig Minuten nahe sein. Doch er ist kein einfacher Fan der Schauspielerin und Sängerin und er fasst einen folgenschweren Entschluss.
Dionne, die es von Kindesbeinen an gewöhnt ist, „nach der Pfeife ihrer Mutter zu tanzen“, hinterfragt keinerlei Anweisungen der ehrgeizigen Frau, der es gelungen ist, sie zum millionenschweren Star zu machen. Doch ein zufällig belauschtes Gespräch macht ihr klar, dass sie womöglich zu passiv agiert. Als ein Rechtsanwalt an sie herantritt, der unter vier Augen mit ihr sprechen möchte, kommt es zum ersten Streit zwischen Mutter und Tochter. Dione setzt sich durch und der Rechtsanwalt einer britischen Kanzlei, überreicht ihr schließlich einen ominösen Brief. Ihr soll ein altes Herrenhaus übereignet werden…

Ich hatte vor einiger Zeit bereits den Debütroman Felicity Whitmores, „Der Klang der verborgenen Räume“, gelesen weil mich dunkle Familiengeschichten, in denen Geheimnisse aufgedeckt werden müssen, sehr interessieren. Ich erhoffte mir eine Story im Stile einer Katherine Webb, Kate Morton, Barbara Wood oder Barbara Erskine, wurde aber im Endeffekt leicht enttäuscht, da ich die Romanakteure zu eindimensional gestrickt fand. Da es sich, wie erwähnt, um einen Debütroman handelte, beschloss ich der Autorin noch eine Chance zu geben. Ich entdeckte kürzlich auf einem Remittendentisch „Die vergessenen Stimmen von Chastle House“ und griff spontan zu, da auch diese Story sehr spannend und verlockend klang.
Der Roman wird auf drei Zeitebenen erzählt. Einmal lernen die Leser Henry und Katherine kennen, deren Handlungsstrang ich übrigens am liebsten mochte, dann den weiblichen Teenager Hatty, der auf der Schwelle des Erwachsenwerdens steht und neugierig ist, auf die Geschichte ihrer bereits verstorbenen Großmutter und die Geschichte einer jungen Frau, die in der Gegenwart lebt und lernen muss, selbstständig zu werden.

Ich bin auch diesmal ein wenig hin und hergerissen, ob meiner Bewertung. Zum einen finde ich die Ausgangssituation von Henry und Katherine spannend. Dazu wirken beide greifbar und facettenreich beschrieben. Doch die Wendung und das Ende, das diese Geschichte nimmt, fand ich ehrlich gesagt völlig unglaubwürdig dargeboten. Dass Henry so lange passiv bleibt und nicht einschreitet, als er begreift, was wirklich gespielt wird (ich kann leider an dieser Stelle nicht näher darauf eingehen, damit ich nicht spoilere), ist lachhaft. Schließlich ist er der Erbe seines Vaters und hat alle Möglichkeiten, um ein ungeliebtes Familienmitglied zu verbannen, bevor es zum Äußersten kommt. Hattys Geschichte fehlt es an der nötigen Tiefe und leider wird sie auch äußerst unbefriedigend, praktisch aus dem „Off“ aufgelöst.

Aber Diones Handlungsstrang, der eigentlich den Großteil des Romans ausmacht, hat mich letztendlich dann dermaßen aufgebracht und geärgert, dass ich versucht war, den Roman vorzeitig abzubrechen.
Eine Romanheldin, die so passiv gestrickt ist wie Dionne, mag es durchaus geben. Doch was ich nicht nachvollziehen konnte, war, wieso sie sich von einer Frau dermaßen gängeln lässt, die so egoistisch und gefühlskalt ist, wie ihre Mutter. Die Dialoge der beiden Frauen bestehen eigentlich nur aus knappen Befehlen, die Dione erteilt werden und denen sie entweder kampflos entspricht oder aber, denen sie sich stur widersetzt. Eine echte Aussprache zwischen Mutter und Tochter sucht man vergeblich. Dazu sind Dione und ihre Mutter dermaßen eindimensional gestaltet, dass mich ihr Schicksal irgendwann so gar nicht mehr interessiert hat. Das lag vor allem aber auch daran, dass die eigentlich spannende Grundstory seicht und belanglos erzählt wurde. Selbst der sich entwickelnden Liebesgeschichte fehlt es an der nötigen Tiefe. Die Romanfiguren verkommen zu schablonenhaft gestrickten Akteuren, zu denen man leider keine Nähe aufbauen kann.
Es tut mir sehr leid für die Autorin und ihren Roman, denn Felicity Whitmore kann durchaus sehr gut schreiben. Wenn sie ihre Figuren in Zukunft facettenreicher gestalten und manche Handlungsstränge ein wenig ausführlicher gestalten würde, könnte ich mir durchaus vorstellen, dass ich ihre nächsten Romane besser bewerten würde. Aber vor allem sollten die Handlungsstränge auch ein bisschen besser durchdacht werden.

Kurz gefasst: Liegt ein Fluch auf Chastle House? Eine junge Frau muss sich dunklen Familiengeheimnissen stellen. Spannende Ausgangssituation, die Geschichte aber wird leider unbefriedigend und belanglos erzählt.

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Veröffentlicht am 12.05.2021

Ein bißchen langatmig gegen Ende...

Die schöne Schwindlerin
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Ich verzichte diesmal auf eine eigene Zusammenfassung des Inhaltes, weil der Klappentext sehr treffend und ausreichend formuliert wurde. Aufgrund dieses Klappentextes, der sich sehr vielversprechend liest, ...

Ich verzichte diesmal auf eine eigene Zusammenfassung des Inhaltes, weil der Klappentext sehr treffend und ausreichend formuliert wurde. Aufgrund dieses Klappentextes, der sich sehr vielversprechend liest, habe ich mir dieses Buch auch sofort gekauft.

Obwohl das Buch sich sehr gut anliest- die ersten 100 Seiten habe ich sehr zügig weggelesen; gerade die erste Begegnung zwischen Clara und Sir Thorogood ist sehr witzig geschrieben, wurde die Handlung dann nach und nach immer uninteressanter. Der "Liars Club", der Treffpunkt, der Spione um Dalton, wurde nach meinem Geschmack zu oft und zu ausführlich beschrieben. Je näher das Buch dann zum Ende kam, wurde ich immer mehr durch den Spionagehandlungsstrang verwirrt, der ziemlich undurchschaubar war. Irgendwann habe ich dann nur noch sporadisch weitergelesen, ohne eigentlich richtiges Interesse mehr an dem Buch zu haben. Fesseln konnte mich die Geschichte dann doch nicht mehr. Dafür war es zu spät! Das konnten auch die deftigen Sexszenen nicht mehr ändern. Der Schreibstil der Autorin erinnert mich sehr an Amanda Quicks neuere Bücher. Diese Autorin verarbeitet auch oft kriminalistische Plots in ihren Büchern. Wem die neueren Bücher von Quick gut gefallen haben, wird wahrscheinlich auch an diesem Werk seine Freude haben.

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Veröffentlicht am 12.05.2021

Wenig Historical Romance, stattdessen bekommt man einen spannenden, modern anmutenden Spionageroman geboten.

Die Geliebte des Meisterspions
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Annique Villiers, eine von Frankreichs Meisterspioninnen, steckt in einer verzwickten Lage. Seit sie bei einem Zweikampf eine Kopfverletzung davon trug, ist sie blind. Die Prognose, die ihr ein Arzt gibt, ...

Annique Villiers, eine von Frankreichs Meisterspioninnen, steckt in einer verzwickten Lage. Seit sie bei einem Zweikampf eine Kopfverletzung davon trug, ist sie blind. Die Prognose, die ihr ein Arzt gibt, ist ebenfalls wenig vielversprechend. Es könnte durchaus sein, dass sie ihr Augenlicht wieder erlangt, doch genauso möglich könnte es sein, dass sie unmittelbar danach sterben wird. Doch sie hat keine Zeit sich über ihr Schicksal Gedanken zu machen, denn sie ist auf der Flucht, weil sie Napoleons Geheimpläne eine Invasion gegen England betreffend kennt, die die Engländer unbedingt in ihre Hände bekommen wollen.

Ausgerechnet in einem Kerker begegnen sich Annique, Grey und Adrian das erste Mal und müssen sich miteinander verbünden, um aus dem Gefängnis lebendig herauszukommen. Grey der englische Spion und seine Männer die auf Annique und die Albion Pläne angesetzt wurden, wissen von Anfang an, wen sie vor sich haben- im Gegensatz zu Annique. Aufgrunddessen gerät sie, kurze Zeit nach ihrem gemeinsamen Gefängnisausbruch, in Greys Hände. Dieser will Annique nach England bringen, doch Annique, denkt trotz ihrer Hilflosigkeit gar nicht daran, sich von Grey an die Engländer ausliefern zu lassen und plant einen Fluchtplan nach dem anderen. Trotzdem kann sie es nicht verhindern, dass sie sich zu Grey hingezogen fühlt…

In den USA hat Joanna Bournes Roman überschwängliche Kritiken bekommen und zudem liebe ich historische Liebesromane mit französischem Setting- daher war ich schon sehr gespannt auf „Die Geliebte des Meisterspions“. Leider haben sich meine hohen Erwartungen, die ich an diesen Roman hatte überhaupt nicht erfüllt und das hatte gleich mehrere Gründe. Zum einen kam ich überhaupt nicht damit zurecht, wie modern die Ausdrucksweise der Protagonisten in dieser Geschichte ist.

Die Story spielt zu Zeiten Napoleons, zu großen Teilen in Frankreich und später in England doch historisches Kolorit war hier absolut nicht vorhanden! Das liegt nicht nur an der modernen Ausdrucksweise der Romanfiguren (liegt es an der Übersetzung oder ist es auch im bereits englischsprachigen Original so?), sondern auch an ihrem modernen Denken, Handeln und vor allem an der Tatsache, dass Örtlichkeiten auf der immerwährenden Flucht der Protagonisten kaum beschrieben werden. Die Geschichte könnte praktisch in jeder Zeit und an jedem Ort spielen.

Anniques, Greys, Adrians und Doyles Flucht vor ihren Verfolgern, steht dagegen im Mittelpunkt und diese wird sehr spannend von der Autorin geschildert. Ich hatte beim Lesen stets das Gefühl, ich lese einen Romantic Suspense mit Spionageplot, der in der heutigen Zeit angesiedelt ist. Und auch die Liebesgeschichte zwischen Grey und Annique hat mich leider nicht überzeugen können. Es stehen doch zu viele Geheimnisse zwischen ihnen und plötzlich sind sie über beide Ohren ineinander verliebt? Statt tiefschürfende Gespräche zwischen Annique und Grey verfolgen zu dürfen, die ihre wachsende Liebe und ihr Vertrauen füreinander untermauern, bekommt man als Leser nur die geballte Ladung an sexueller Anziehungskraft zwischen dem Heldenpaar geboten und es kommt dabei zu durchaus prickelnden Liebeszenen, wobei ich die „Entjungferungsszenerie“ dann auch wieder als haarsträubend unglaubwürdig empfand. Deklariert ist der Roman als „Romantic History“ doch diese Bezeichnung hat „Die Geliebte des Meisterspions“ meiner Meinung nach nicht verdient.

Trotz meiner Kritik- wer keinen großen Wert auf historisches Kolorit legt oder auch nicht unbedingt eine tiefgründige, romantische Liebesgeschichte zu seinem Leseglück benötigt; wem eher der Sinn nach einer spannenden Spionage und Abenteuerstory steht, der sollte diesen Roman durchaus eine Chance geben. Joanna Bourne kann schreiben, definitiv, doch für meinen Geschmack sollte sie sich lieber Contemporaries oder dem Romantic Suspense Genre widmen.

Kurz gefasst: Wenig Historical Romance, stattdessen bekommt man einen spannenden, modern anmutenden Spionageroman geboten.

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Veröffentlicht am 07.05.2021

Alva und Jo- ein leider enttäuschender, belangloser Abschlussband der „Northern Love“ Reihe

Wild wie der Wind
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Die Ärztin Alva, ist es schon von frühester Kindheit an gewohnt, sich um ihre Familienmitglieder zu kümmern, was auch mit der schweren Erkrankung ihrer bereits verstorbenen Mutter, zusammenhängt. Im Laufe ...

Die Ärztin Alva, ist es schon von frühester Kindheit an gewohnt, sich um ihre Familienmitglieder zu kümmern, was auch mit der schweren Erkrankung ihrer bereits verstorbenen Mutter, zusammenhängt. Im Laufe der Jahrzehnte, kamen immer mehr Personen hinzu, die Alva umsorgte und bemutterte, doch tief in ihrem Inneren hat sie es langsam satt, dass sich alle stets nur auf sie verlassen. Dabei geht es ihr nicht darum, sich um Menschen oder Not zu kümmern; so liebt sie es beispielsweise sehr, an den freien Wochenenden in der Robbenauffangstation mitzuhelfen. Doch Alva wünscht sich mehr vom Leben, als nur allen mit Rat und Tat zur Seite zu stehen und deren Liebesglück, sozusagen aus zweiter Reihe, verfolgen zu dürfen.
Andererseits fürchtet Alva jedoch auch, nochmals verletzt zu werden; denn ihr Exfreund hat ihr das Leben nicht gerade leicht gemacht.

Als Alva eines Tages auf einen attraktiven Fremden stößt, dem sie bereits mehrfach als großzügigen Spender und Besucher der Robbenauffangstation begegnete, ist ihr Interesse geweckt. Zudem hat Jo, dessen Yacht am Hafen vor Anker gegangen ist, ein kleines Problem. Ihm ist eine kleine Hündin zugelaufen und obwohl er sie nach kurzer Zeit bereits sehr ins Herz geschlossen hat, fürchtet er, sie könne womöglich von irgendjemand vermisst werden. Alvas bietet selbstverständlich an, sich im Ort umzuhören und so freunden sich Alva und Jo schließlich miteinander an. Doch obwohl es zwischen ihnen knistert, haben beide zunächst Angst vor großen Gefühlen. Denn auch der Ex-Handballspieler Jo verbirgt ein Geheimnis vor Alva und hat sich lediglich zurückgezogen vor der Welt, weil er zunächst ein Problem lösen muss…

Mit „Wild wie das Meer“, legt die Autorin Julie Birkland nun den dritten und letzten Teil ihrer Romantrilogie über die Geschwister Solberg nach, die eine kleine Gemeinschaftspraxis in dem beschaulichen, norwegischen Örtchen Lillehamn betreiben. Während wir in den beiden Vorgängerbänden die Liebesgeschichten der beiden Brüder Krister und Espen verfolgen durften, ist es nun deren Schwester, die diesmal im Fokus des Geschehens steht.
Alva wurde bislang als verlässliche, sehr mütterlich wirkende und back und kochbegeisterte Frau beschrieben, die sich praktisch um alles kümmert, was atmen kann.
Ich erhoffte mir nun, ein wenig mehr Einblicke in die Gedanken und Gefühlswelt der Romanheldin. Und tatsächlich begreift man als Leser, dass Alva durchaus ein verletzliches Seelenleben besitzt und darunter gelitten hat, dass ihre Familie sie immer als selbstverständlich gesehen hat. Leider wird dieser wichtige Punkt relativ kurz angesprochen und ich hätte mir einfach gewünscht, dass die Gespräche der Haupt und Nebenfiguren, die sich darum drehten, ein wenig ausführlicher geworden wären. Vor allem aber mit Alvas Vater, der auch in diesem Teil leider nur eine schemenhafte Randfigur bleibt.

Genauso wenig konnte ich es nachvollziehen, dass Alva und Jo so lange zögern, sich miteinander einzulassen. Sicher, Alvas Ängste, dass sie womöglich wieder enttäuscht wird, mögen ja nachvollziehbar sein, doch Jos plötzliche Schüchternheit ist nicht begreifbar. Sein Rückzug aus der Öffentlichkeit, bietet dafür keinen wirklichen Grund. Überhaupt fand ich seine Selbstkasteiung überzogen, denn sein, zugegeben, etwas überzogenes Verhalten traf ja am Ende keine Unschuldigen.
Aber Jos Probleme werden ebenfalls nur sehr oberflächlich angesprochen und abgehandelt, hier hätte ich mir ebenfalls gewünscht, dass die Autorin mehr in die Tiefe gegangen wäre. Vor allem aber fand ich es seltsam, dass die Erbkrankheit der Solbergfamilie in Alvas Story praktisch gar keine Rolle mehr zu spielen scheint.

Dazu kommt die Sache mit dem zugelaufenen Hund. Es ist praktisch eine Sache von wenigen Minuten, einen zugelaufenen Hund oder eine Katze, die gechippt wurde, beim Tierarzt überprüfen zu lassen, ob des Halters. Und den Verlauf, den die Story um den zugelaufenen Hund nimmt, mutet daher nicht nur unglaubwürdig an- man fragt sich zudem warum die Autorin diesen Handlungsstrang überhaupt so hat enden lassen.

So begeistert ich vom Vorgängerband über Espen Solberg auch war, so enttäuscht hat mich letztendlich der Band über Alva und Jo.
Sicherlich, wie immer bekommt man lebensechte Dialoge zwischen den Familienmitgliedern geboten und natürlich mischen die Heldenpaare der Vorgängerbände auch diesmal mit. Doch ich fand einfach, dass es der Liebesgeschichte von Alva und Jo an Tiefe mangelte. Man findet in diesem Roman einfach zu viele „Small Talk“ Gespräche vor und zu wenige Gespräche, die klar machen, wieso sich beide überhaupt ineinander verlieben. Vor allem Jos Geheimniskrämerei ging mir besonders auf die Nerven. In Zeiten des Internets kann man eine Person des öffentlichen Lebens schließlich schnell googeln und wenn einem tatsächlich so daran gelegen ist, eine Person zu lieben, würde man sich dann nicht eher dazu entschließen, gleich reinen Tisch zu machen, bzw. seine Version der Story auf den Tisch zu legen?
Positiv fand ich aber auch diesmal den Schreibstil der Autorin, die Art wie sie Sehenswürdigkeiten oder aber die Natur beschreibt und das ungezwungene Miteinander der Geschwister fand ich herrlich. Der Roman lässt sich trotz meiner Kritikpunkte flüssig lesen, wenn man sich einfach nur berieseln lassen möchte, ist er okay, doch wenn man mehr Tiefgang erwartet, könnte man enttäuscht sein.

Kurz gefasst: Alva und Jo- ein leider enttäuschender, belangloser Abschlussband der „Northern Love“ Reihe.

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