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Veröffentlicht am 19.12.2021

Auf der Flucht

606
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Ein entlaufener Häftling wäre schon ein Drama, doch was wenn das Gefängnis plötzlich wie leergefegt ist? Schließerin Celine erlebt diesen Albtraum eines Massenausbruchs hautnah, und ist besonders schockiert, ...

Ein entlaufener Häftling wäre schon ein Drama, doch was wenn das Gefängnis plötzlich wie leergefegt ist? Schließerin Celine erlebt diesen Albtraum eines Massenausbruchs hautnah, und ist besonders schockiert, dass auch die Insassen aus den Zellen im Todesblock entkommen sind. Die Verbrecher, die sie seit Jahren bewacht, sei es der irre Neonazi oder der Mann, der gleich seine ganze Familie abgeschlachtet hat. Natürlich gibt sie alles, um den Entlaufenen auf die Spur zu kommen.

606 ist eine eigenständige Geschichte, die man ohne Vorkenntnisse lesen kann. Gerade zu Beginn empfand ich die Geschichte als sehr 08/15, doch eher einfallslos im Vergleich zu anderen Büchern der Autorin. Dieser Eindruck verflog zum Glück irgendwann, trotzdem ist es für mich sicherlich nicht das beste Buch von Candice Fox. Ihren Schreibstil fand ich dagegen wieder sehr toll, ich mag die harschen Dialoge genauso wie die z.T. sehr feinfühligen Beschreibungen des Innenlebens ihrer Protagonisten. Celine war mir sympathisch, viel mehr aber auch nicht. Ich mag ihr entschlossenes Handeln, aber ansonsten hatte ich nicht das Gefühl sie wirklich gut kennenzulernen. Häftling Kradle dagegen ist der heimliche Star der Geschichte, den man nach und nach kennen und auch schätzen lernt. Seine Parts haben mich immer mehr fesseln können als die übrigen Szenen. Hier wäre weniger mehr gewesen, denn die Handlung verzettelt sich dann doch an zu vielen Schauplätzen, was der Spannung und dem Fortgang der Gesamthandlung nicht gut tut. Insgesamt hat man am Ende einen spannenden Thriller gelesen, der aber gerade gemessen an anderen Büchern der Autorin nach oben noch einiges an Luft hat.

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Veröffentlicht am 26.09.2021

Nach der Flucht

Im Winter Schnee, nachts Sterne. Geschichte einer Heimkehr
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Vor Jahren ist Enaiatollah als Kind aus Afghanistan geflüchtet, ohne Eltern, ohne Geschwister. In Italien fand er endlich eine neue Heimat, doch die Familie fehlt ihm. Doch das muss ja nicht so bleiben…
Ich ...

Vor Jahren ist Enaiatollah als Kind aus Afghanistan geflüchtet, ohne Eltern, ohne Geschwister. In Italien fand er endlich eine neue Heimat, doch die Familie fehlt ihm. Doch das muss ja nicht so bleiben…
Ich kenne „Im Meer schwimmen Krokodile“ nicht, aber es wird ausreichend auf die Geschichte eingegangen, sodass man Enaiatollahs Weg auch ohne Vorkenntnisse nachvollziehen kann. In diesem Buch geht es nicht nur um seine Bemühungen Geschwister und Mutter ausfindig zu machen, sondern auch um die Geschichte Afghanistans selbst. Beklemmende Zustände, und leider auch hochaktuell. Wenn Enaiatollah davon berichtet, wie kleine Regionen zurück an die Taliban gefallen sind, so weiß man als Leser ja leider aus den aktuellen Nachrichten wie sich das Geschehen weiterhin entwickelt hat. Doch bei allem bleibt die Handlung eher persönlich, bezieht sich auf die engste Familie oder Freunde. Das Buch wird als Roman bezeichnet, auch wenn es eher eine Mischung aus mehreren Genres ist, z.T. fast schon einem langen Zeitungsartikel ähnelt. Ich fand es sehr leicht zu lesen, durchaus interessant, habe aber etwas Tiefgang vermisst. Insgesamt sicherlich kein schlechtes Buch, um sich dem Thema zu nähern, ohne auf hochdramatische aber fiktive Romane zurückgreifen zu müssen.

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Veröffentlicht am 24.08.2021

Nette Familiensaga

Die Blankenburgs
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Der schwarze Freitag ändert im Hause Blankenburgs alles: ein Großteil des Vermögens hat sich mit dem Börsencrash in Luft aufgelöst, die beiden führenden Familienmitglieder wählen den Freitod. Zurück bleiben ...

Der schwarze Freitag ändert im Hause Blankenburgs alles: ein Großteil des Vermögens hat sich mit dem Börsencrash in Luft aufgelöst, die beiden führenden Familienmitglieder wählen den Freitod. Zurück bleiben die zerstrittenen Schwestern Elise und Ophélie, die beide mit den täglichen Geschäften der Firma wenig zu tun hatten; kurz gesagt, die traditionsreiche Porzellanmanufaktur steht vor dem Aus. Hilfe könnte die Manufaktur Löwenkind bieten, deren jüdische Inhaber allerdings immer mehr unter den Repressalien der Nazis zu leiden haben. Als dann noch ein verschollener Bruder und eine dominante Tante auftauchen, ist der Alltag in der gut situierten Familie endgültig zum Teufel.
Bergs Roman ist ein richtiger Schmöker, der sich leicht lesen lässt und trotzdem fesseln kann. Die Familie Blankenburg bietet reichlich z.T. verschrobene Persönlichkeiten, die in ihrem Miteinander unterhalten können. Gerade Tante Arabella nimmt nie ein Blatt vor den Mund, genau wie Tankred, der allein durch seine Person überall aneckt; sicherlich findet man ähnliche Figuren häufig in diesem Untergenre, trotzdem geht das bewährte Konzept auch in diesem Roman auf. Das zunehmend prekäre politische Klima wird greifbar dargestellt, auch die Motivation vieler früher Anhänger und Mitläufer authentisch wiedergegeben. So erhält die sonst eher seichte Familiensaga doch noch einiges an Tiefe. Ich mochte die Entstehungsgeschichte und auch den Alltag in der Manufaktur sehr, man erfährt Interessantes über dieses Metier. Leben und Alltag in Frankfurt hätten für mich etwas mehr herausgearbeitet sein dürfen, da hatte ich mir doch plastischere Bilder erhofft. Trotzdem ergibt die Geschichte ein rundes Bild, und auch die kleinen und große Problemchen der Blankenburgs haben mich letztendlich unterhalten und neugierig auf den nächsten Band gemacht.

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Veröffentlicht am 07.07.2021

Trilogieauftakt mit Schwächen

Tiefer Fjord
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Kinderarzt Haarvard verliert in der Notaufnahme nur selten seinen kühlen Kopf, doch der Tod eines kleinen Jungen setzt ihm besonders zu, scheint dieser doch an den Folgen elterlicher Misshandlung gestorben ...

Kinderarzt Haarvard verliert in der Notaufnahme nur selten seinen kühlen Kopf, doch der Tod eines kleinen Jungen setzt ihm besonders zu, scheint dieser doch an den Folgen elterlicher Misshandlung gestorben zu sein. Auch Haarvards Frau Clara ist entsetzt, kämpft sie doch auf politischer Ebene darum, misshandelte Kinder besser zu schützen. Als der Vater des Jungen ermordet aufgefunden wird, gerät auch das Ehepaar auf die Verdächtigenliste.
Lillegravens Roman befasst sich mit dem aufwühlenden Thema der Kindesmisshandlung, das von der Autorin einfühlsam, aber auch schonungslos dargestellt wird. Ich fand den Ansatz sehr spannend, sowohl einen Einblick in die politischen wie auch in die medizinischen Aspekte zu bekommen. Die Handlung entwickelt sich nur mäßig spannend, trotzdem will man als Leser schon wissen wie es weitergeht. Klare Schwachpunkte hat die Geschichte für mich in der Charaktergestaltung; ich fand beide Hauptfiguren unsympathisch und ein bisschen stereotyp; Clara ist eindeutig die interessantere Figur. Neben den beiden wird ab und an noch aus anderen Perspektiven erzählt, was der Geschichte gut tut und etwas Abwechslung bringt. „Tiefer Fjord“ ist kein Thriller, sondern ein Spannungsroman, trotzdem hätte etwas mehr Spannung ruhig sein dürfen. Der Stil ist typisch nordisch-nüchtern, etwas düster und depressiv, was aber natürlich sehr gut zur Story gepasst hat.
„Tiefer Fjord“ ist der erste Band einer Trilogie über Clara; mir fällt es etwas schwer mir eine Fortsetzung vorzustellen, sowohl Fall als auch Claras Geschichte wirken auf mich auserzählt. Ich bin noch unschlüssig, ob ich die Folgebände lesen werde, da mich dieser hier nicht vollständig überzeugen konnte.

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Veröffentlicht am 13.05.2021

Das Schweigen

Letzte Ehre
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Fariza Nasri ermittelt im Fall einer 17Jährigen, die nach einer Party im Haus des mütterlichen Lebensgefährten spurlos verschwand. Spuren gibt es keine, doch Nasri ist nicht umsonst die Königin des Zuhörens, ...

Fariza Nasri ermittelt im Fall einer 17Jährigen, die nach einer Party im Haus des mütterlichen Lebensgefährten spurlos verschwand. Spuren gibt es keine, doch Nasri ist nicht umsonst die Königin des Zuhörens, in ihren Verhören gibt jeder mehr Preis als geplant. So durchleuchtet sie Stück für Stück Finjas Leben und stößt dabei auf Ungereimtheiten, die immer größere Schrecken hervorbringen.
Fariza hätte man bereits aus beispielsweise „All die unbewohnten Zimmer“ kennen können, doch auch ohne Vorkenntnisse lässt sich dieser literarische Krimi gut lesen. Er wird aus Farizas Sicht erzählt, was es auch dem Neuleser leicht macht sich mit der Figur zu identifizieren. Ich mochte diese Figur ganz gerne, ihre Schwächen und Fehler machen sie sehr menschlich, und gerade ihre Reaktionen auf die persönlichen Verstrickungen fand ich sehr authentisch, sie haben Fariza lebendig gemacht. Die „Bösewichte“ dieses Romans haben es in sich, auch wenn die Häufung der unterschiedlichsten menschlichen Abgründe fast schon etwas redundant daher kommt. Trotz aller Scheußlichkeiten sollte man von „Letzte Ehre“ keinen reinen Krimi erwarten, da der Fokus immer auf den Charakteren und weniger auf dem Verbrechen liegt. Ich wurde mit Anis Stil leider nicht so richtig warm, sodass mich zwar die beklemmende Handlung fesseln konnte, aber die Ausführung nicht gar so sehr.

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