Dieser Psychothriller fing zwar sehr gut an, im Verlauf entwickelte es sich jedoch immer mehr zu einem frustrierenden Leseerlebnis.
Das Böse in deinen AugenNiemand hat Angst vor einem kleinen Mädchen, oder doch?
Als die Kinderpsychologin Imogen Reid den Fall der elfjährigen Ellie Atkinson übernimmt, weigert sie sich, den seltsamen Gerüchten um das Mädchen ...
Niemand hat Angst vor einem kleinen Mädchen, oder doch?
Als die Kinderpsychologin Imogen Reid den Fall der elfjährigen Ellie Atkinson übernimmt, weigert sie sich, den seltsamen Gerüchten um das Mädchen zu glauben. Ellie sei gefährlich, so heißt es. Wenn sie wütend wird, passieren schreckliche Dinge. Imogen hingegen sieht nur ein zutiefst verstörtes Kind, das seine Familie bei einem Brand verloren hat und ihre Hilfe benötigt. Doch je näher sie Ellie kommt, desto merkwürdiger erscheint ihr das Mädchen. Dann erleidet auch Imogen einen schrecklichen Verlust - und sie fürchtet, dass es ein Fehler war, Ellie zu vertrauen -...(Klappentext)
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">>Imogen? Sind Sie das?<<, fragte mich jemand ganz außer Atem.
Die panische Stimme am anderen Ende der Leitung erkenne ich sofort." (S. 7 - Anfang)
Hier wird aus zwei Perspektiven erzählt:
Imogen - eine Kinderpsychologin, die nach dem Tod ihrer Mutter mit ihrem Mann in ihre verhasste Heimatstadt zurückkehrt. Hier hat sie eine Stelle als Betreuerin für die Schule des Ortes angenommen. Aufgrund eines Vorfalls auf ihrer früheren Arbeitsstelle darf sie nicht mehr als Kinderpsychologin praktizieren.
Sie ist durchaus als psychisch labil zu bezeichnen und der Grund liegt in ihrer Kindheit. Im Verlauf der Story erfährt man was es mit ihrer Vergangenheit und dem zurückliegenden Vorfall auf sich hat.
Leider wurde sie mir zunehmend unsympathisch und sie war einer der Gründe, weshalb ich nicht nur einmal verständnislos den Kopf schüttelte. Möglich, dass dies auch an mir liegt, da ich psychisch labile Hauptprotagonisten in Thrillern schon als ziemlich ausgelutscht betrachte.
Ellie - ein 11-jähriges Mädchen, deren gesamte Familie bei einem Hausbrand ums Leben kam und sie nun bei einer Pflegefamilie in dem kleinen englischen Dorf Gaunt untergekommen ist. Sie ist ein verschlossenes, eher ruhiges Mädchen und auch auf eine ganz spezielle Art unheimlich. Aufgrund dessen hat sie es in der neuen Schule alles andere als leicht und wird von ihren Mitschülern gemobbt.
Sie verhält sich, meiner Meinung nach, zu oft viel zu erwachsen.
Zu Beginn erinnert dieser Thriller eher an einen Mystery-Thriller, aufgrund der doch etwas unheimlichen Geschehnisse, die rund um das 11-jährige Mädchen Ellie geschehen.
"Einige von ihnen erkennen es - das merkt sie den Dorfbewohnern an, wenn sie ihnen auf der Straße begegnet und diese die Seite wechseln, ihre Kinder ein bisschen fester an die Hand nehmen, ohne genau zu wissen, warum.
Ellie hingegen tut es. Sie weiß, was andere in ihr sehen können. (Ellie - S. 10)
Parallelen zu dem Horror-Roman "Carrie" von Stephen King sind vor allem anfangs vorhanden, doch dies ist von der Autorin durchaus so gewollt und führt den Leser somit gekonnt aufs Glatteis.
Im Verlauf der Story lichtet sich jedoch der Schleier und man merkt schnell, dass hier Manipulation vom Feinsten am Werk ist. Doch von wem und weshalb?
Hier tun sich definitiv Abgründe auf und es ist spannend diese zu verfolgen und Stück für Stück zu erfahren, was und vor allem wer hier wirklich seine Finger im Spiel hat.
Hier werden Themen behandelt wie Mobbing, Traumata und Versagensängste - alles Themen die aktuell sind und bewegen. Diese werden hier aus der erwachsenen, als auch aus der kindlichen Sicht her beleuchtet. Daher ist dieser Thriller durchaus als Jugendthriller ab 16 Jahren geeignet, auch wenn dieser hin und wieder mehr oder weniger blutige Szenen beinhaltet.
"Sie blickt nicht nach unten, sieht das Kupferrohr nicht, das aus ihrer Brust ragt und von dessen Ende dickes rostfarbenes Blut tropft und eine Lache um ihre Füße bildet, die einen knappen halben Meter über dem Boden sind." (S. 204)
Dies erfolgt in einem flüssigen und guten Schreibstil, die Erzählweise ist packend und auch der Plot macht etwas her.
Und trotzdem konnte mich dieser Psychothriller nicht von sich überzeugen und das hat gleich mehrere Gründe:
Zum Einen, wie schon bereits erwähnt, die Charaktere. Diese sind zwar durchaus gut gezeichnet, doch in gewisser Weise agieren und reagieren so manche alles andere als authentisch, allen voran Imogen und Ellie.
Dann hapert es hier ordentlich an der Übersetzung, die sich in merkwürdigen Satzstellungsfehlern und Bezeichnungen/Übersetzungen äußern, welche dem Satz dann eine gänzlich andere Bedeutung geben und somit nicht zur Handlung passen.
Dies hat dann natürlich meinen Lesefluß beeinträchtigt.
Dies ärgert mich insofern, das dies einem großen Verlag mit guten Übersetzern und einem professionellem Lektorat nicht passieren sollten und wenn doch, dann nicht in diesem Ausmaß.
Die Auflösung und das Ende bescherten mit eher Kopfzerbrechen. Anstatt eines "Aha"-Erlebnisses, hatte ich eher mehr Fragezeichen über dem Kopf als zu Beginn.
Manches empfinde ich als sehr weit hergeholt, unglaubwürdig und zudem bleiben hier auch ein paar Fragen gänzlich offen.
Zu viele Vielleichts und Wahrscheinlichs, die mich unzufrieden zurück ließen.
Fazit:
Dieser Psychothriller ab 16 Jahren fing wirklich gut an - undurchsichtig, spannend und guter Schreib- und Erzählstil. Doch im Verlauf wurde es für mich immer frustrierender darin zu lesen. Vor allem zum Ende hin, welches die Story dann noch mehr vermasselt. Manchen Lesern gefallen Enden bei denen man selbst den Faden noch weiterspinnt, spekulieren und interpretieren kann. Ich gehöre definitiv nicht dazu, zumindest nicht, wenn es sich um einen abgeschlossenen Roman, oder in diesem Fall Psychothriller, handelt. Mit unauthentischen Charakteren kann ich auch nicht wirklich etwas anfangen und die schlechte Übersetzung erledigte den Rest.
© Pink Anemone