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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 09.08.2021

Von menschlichen Abgründen und Selbstjustiz

Unbarmherziges Land
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Das Cover ist ansprechend gestaltet und macht neugierig. Außerdem passt es super zum ländlichen Setting und zum Krimi-Genre.
Was den Inhalt angeht, sei auf die Verlagsangaben verwiesen, um nichts weiter ...

Das Cover ist ansprechend gestaltet und macht neugierig. Außerdem passt es super zum ländlichen Setting und zum Krimi-Genre.
Was den Inhalt angeht, sei auf die Verlagsangaben verwiesen, um nichts weiter vorwegzunehmen. Es geht letztlich nicht nur um einen Kriminalfall und Rache, sondern mindestens genauso sehr um Familiendramen, verschiedene Ebenen der Einsamkeit sowie Gesellschaftskritik.
Der Schreibstil gefällt mir unglaublich gut. Die düstere Erzählweise mit den eindrucksvollen Naturbeschreibungen kreiert eine zum Inhalt passende, beklemmende Atmosphäre. Die derbe Wortwahl harmoniert hervorragend mit den groben Charakteren. Das Erzähltempo ist durch die vielen Nebenschauplätze etwas langsam, wodurch die Spannung leidet. Trotz einiger Längen fand ich den Krimi – dank versuchter Perspektivwechsel und dadurch ermöglichter Einblicke in unterschiedliche Charaktere – immer noch gut lesbar.
Der Krimi gehört eher in die Noir-Kategorie, weshalb man Helden vergeblich suchen wird. Passend zum ländlichen Setting mit Kleinstadtcharme gibt es eigenwillige, wortkarge Charaktere mit so einigen Charakterschwächen und bissigem Humor. Das lässt die Personen allerdings sehr glaubhaft erscheinen. Besonders gut hat mir die Geschwisterdynamik zwischen Mick und Linda gefallen. Obwohl ich nicht jede von Micks Handlungen gutheiße, ist er ein interessanter Protagonist und der gelungene Schreibstil hat es mir ermöglicht, mich trotz allem in ihn hineinzuversetzen. Linda als starke Frauenfigur mit schlechter Wutkontrolle ist aber zu kurz gekommen.
Die Krimihandlung gerät leider eher in den Hintergrund. Dadurch wurden meine Erwartungen schnell gedämpft. Auch die Auflösung des Falles war nur teilweise überraschend. Es geht mehr darum, das Bild einer Gesellschaftsgruppe voller Eigenarten und eigener Regeln und Gesetzmäßigkeiten zu zeichnen beziehungsweise zu hinterfragen. Dazu werden Micks familiäre Probleme ausführlich thematisiert. Ich hatte etwas Anderes erwartet, wurde aber trotzdem hochkarätig unterhalten. Dieser Krimi eignet sich für alle, die menschliche Abgründe aller Art faszinieren und die nichts gegen einen ruhigeren Handlungsverlauf und einen gesellschaftskritischen, nachdenklichen Grundton einzuwenden haben.

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Veröffentlicht am 19.07.2021

Leichte Sommerlektüre

Gut Schwansee - Du bist mein ganzes Leben
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Das farbenfrohe Cover ist wunderschön, macht sofort gute Laune und passt perfekt zum Genre.
Zum Inhalt möchte ich an dieser Stelle nur auf den Klappentext verweisen, um nichts weiter vorwegzunehmen. Hierbei ...

Das farbenfrohe Cover ist wunderschön, macht sofort gute Laune und passt perfekt zum Genre.
Zum Inhalt möchte ich an dieser Stelle nur auf den Klappentext verweisen, um nichts weiter vorwegzunehmen. Hierbei handelt es sich um den zweiten Teil der Sehnsuchtstrilogie um Gut Schwansee. Die Bücher sind unabhängig voneinander lesbar, aber für Vorkenntnisse hinsichtlich der verschiedenen Charaktere empfiehlt sich dennoch die vorherige Lektüre des ersten Bandes.
Der Erzählstil ist gelungen. Man fliegt beim Lesen nur so durch die Seiten und kann sich gut in die sommerliche Atmosphäre hineinversetzen. Allerdings möchte ich hier einige kleinere Kritikpunkte anbringen: Teilweise lief mir alles zu einfach und konfliktarm ab und Streitgespräche oder Ähnliches wurden schnell abgehakt und nicht mit ausreichend Tiefe aufgearbeitet. Dazu kamen gerade zum Ende hin einige Logikfehler beziehungsweise Lücken im Erzählstrang, wodurch manche Situationen für mich etwas gezwungen wirkten. Außerdem gab es für mein Empfinden zu viele Wiederholungen bestimmter Ereignisse. Dazu sei jedoch gesagt, dass diese teilweise dazu dienten, den ersten Band wieder aufzugreifen.
Zu den Charakteren: Die Charaktere sind liebevoll und detailliert ausgearbeitet. Sina ist eine sympathische junge Frau, deren Begeisterung für die Koch- und Backkunst sowie deren Liebe zu Tieren förmlich spürbar ist. Auch der sportliche und freiheitsliebende Hendrik ist ein liebenswerter Protagonist. Beide bringen schlechte Erfahrungen aus der Vergangenheit mit, die es zu überwinden gilt, wobei man sich beim Lesen auch dank wechselnder Erzählperspektiven gut in ihre Gefühlswelten hineinversetzen kann. Neben dem Fokus auf diese beiden Personen begegnen uns auch etliche Charaktere aus dem ersten Band, beispielsweise Leni und Nathan, deren Geschichte hier auch weitergeführt wird, erneut.
Letztlich handelt es sich bei diesem Roman um die perfekte Sommerlektüre mit einem traumhaften Setting; eine locker leichte Liebesgeschichte zum Träumen und Wohlfühlen eben. Für die Spannung wird etwas Dramatik eingestreut und auch ernste Themen wie Angststörungen oder Debatten um das Tierwohl werden angesprochen.
Insgesamt hat mich der Liebesroman gut unterhalten, auch wenn mir der erste Band noch etwas besser gefiel. Dieses Buch sei allen Fans von Romantik auf der Suche nach einer geeigneten Urlaublektüre oder einer Auszeit vom stressigen Alltag empfohlen.

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Veröffentlicht am 18.06.2021

Geschichtsunterricht mal anders

Die Töchter Roms: Flammentempel
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Das Cover ist wundervoll gestaltet und passt sowohl zum historischen Genre als auch zum Inhalt der Geschichte.
Zum Inhalt sei an dieser Stelle auf den Inhaltstext verwiesen, um nichts weiter vorwegzunehmen. ...

Das Cover ist wundervoll gestaltet und passt sowohl zum historischen Genre als auch zum Inhalt der Geschichte.
Zum Inhalt sei an dieser Stelle auf den Inhaltstext verwiesen, um nichts weiter vorwegzunehmen. Zeitlich umfasst das Hörbuch das römische Reich unter Julius Caesar und einen Teil der Regierungszeit seines Nachfolgers, Augustus. Wir begleiten historische Persönlichkeiten und fiktive Charaktere durch Zeiten des Umsturzes, der Kriege und Intrigen. Mit einem Fokus auf den Vestalinnen beinhaltet das Hörbuch außerdem einiges zur religiösen Kultur und den Riten verschiedener Priesterorden im alten Rom.
Gesprochen wird das Hörbuch von Brigitte Carlsen, die hier eine gute, für mich aber keine überragende Sprechleistung abliefert. Das Sprechtempo und die Betonung sind zwar sehr angenehm, aber die verschiedenen Charaktere hätten lebendiger gestaltet werden können. Die verschiedenen Erzählperspektiven tragen erheblich zum Hörfluss bei und erhöhen die mäßige Spannung wenigstens etwas. Richtig gut gefallen haben mir hingegen die lateinischen Zitate und deren deutsche Übersetzung zu Beginn jedes Kapitels, wodurch ich meine eigenen Lateinkenntnisse überprüfen konnte.
Das Hörbuch konzentriert sich sehr stark auf den wahren historischen Kontext, in den dann fiktive Charaktere eingeflochten werden. Dadurch gibt es viel geschichtlichen Input und leider zu wenig Spannung bzw. Unterhaltung und Action. Man sollte ernsthaft historisch interessiert sein, um Gefallen an diesem Hörbuch zu finden, da es teilweise eher an ein Sachbuch erinnert. Dazu kommen wiederholt Zeitsprünge zum nächsten wichtigen, historischen Ereignis, die das Hören eventuell erschweren. In diesem Zusammenhang traten auch unnötige Wiederholungen auf.
Pomponia ist eine sympathische Protagonistin und eine gewissenhafte sowie pflichtbewusste Vestalin, bekommt aber leider nur wenig Raum in der Geschichte. Die mit ihr verbundene Liebesgeschichte war leider so gar nicht mein Fall, weshalb ich nicht wirklich mit ihrem Schicksal mitgefiebert habe. Von den verschiedenen Perspektiven hat mir Cleopatras Sicht insgesamt am besten gefallen, weil sie überaus unterhaltsam ist und provoziert bzw. zum Nachdenken anregt.
Als Geschichtsstudentin war der vorwiegend sachbuchähnliche Geschichtsstoff für mich kein Problem, sondern sehr interessant. Richtig unterhaltsam wurde das Hörbuch jedoch erst im letzten Abschnitt, als die Ränkespiele zunahmen und die Protagonistin endlich mehr aus sich herausging und eine kantige, unperfekte und damit menschliche Seite an sich offenbarte. Deshalb vergebe ich insgesamt nicht mehr als – hinsichtlich eines Auftaktbandes aufgerundete – 3,5 Sterne. Trotzdem bin ich für den Folgeband offen und empfehle das Hörbuch jedem, der sich historisch weiterbilden aber kein ödes, kompliziertes Geschichtsbuch zur Hand nehmen möchte.

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Veröffentlicht am 14.05.2021

Was macht uns zu dem, der wir sind?

Blacktop Wasteland
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Das Cover ist ansprechend gestaltet. Der Titel fällt sofort ins Auge, der Hintergrund verweist auf das Setting, wirkt aber auch geheimnisvoll und macht neugierig.

Zum Inhalt: Beauregard ist ein hervorragender ...

Das Cover ist ansprechend gestaltet. Der Titel fällt sofort ins Auge, der Hintergrund verweist auf das Setting, wirkt aber auch geheimnisvoll und macht neugierig.

Zum Inhalt: Beauregard ist ein hervorragender Fluchtwagenfahrer, hat der Kriminalität aber eigentlich den Rücken gekehrt. Als der Mechaniker in Geldnot gerät, will er einen letzten Job durchziehen. Dabei ahnt er noch nicht, dass dadurch noch viel größere Schwierigkeiten auf ihn zukommen werden…

Wer hier eine actiongeladene Heist-Story mit Humor erwartet, wird enttäuscht werden. Spannend ist dieser Roman nicht allein durch die kriminellen Elemente, sondern vor allem auch, weil er der Frage nachgeht, wie ein Mensch überhaupt kriminell wird und wie weit er gehen würde, um das, was ihm lieb ist, zu schützen. Hier geht es zudem um Familiendynamiken, Gesellschaftskritik und Rassismus.

Bei all den ernsten Themen wird es aber keinesfalls langweilig. Das Buch hält einige Wendungen und besonders in der zweiten Hälfte auch knallharte Action bereit, nicht zuletzt dank der undurchsichtigen Kriminellen, mit denen sich Beauregard einlässt. Der Spannungsaufbau wird außerdem durch Rückblenden in Beauregards Kindheit unterstützt. Wer oder was hat ihm zu dem Mann werden lassen, der er ist? Gibt es Hoffnung in einer scheinbaren Ausweglosigkeit?

Die Sprache beschönigt keineswegs, weshalb man ausführliche Gewaltdarstellungen abkönnen sollte. Der Schreibstil ist direkt, provozierend, düster und beklemmend. Allein auf der sprachlichen Ebene bietet dieser Roman ganz großes Kino.

Die Charaktere sind detailliert ausgearbeitet. Beauregard erscheint ambivalent: Er ist ein talentierter Fahrer und Automechaniker, liebender Familienvater, aber auch gewalttätiger Verbrecher. Trotz allem konnte ich nicht anders, als ihn zu mögen und mitzuleiden. Beauregards Erlebnisse haben mich auf eine Gefühlsachterbahn geschickt und mein Herz zerrissen. Ich habe selten ein so schonungslos ehrliches Buch über kriminelle Milieus gelesen, dass mich beim Lesen auch noch derart berühren konnte.

Dieses Buch war ganz anders als ich erwartet hatte, weshalb ich komplett überrascht wurde. Ich hoffe, noch mehr von dem Autor zu hören, denn für mich war dieses Leseerlebnis bisher einmalig, weil es sich hier nicht nur um eine rasante Heist-Story sondern ein Buch voller Tiefe handelt. Wer komplexe Geschichten mit Krimielementen und Verfolgungsjagden, vielschichtigen Charakteren unterwegs in skrupellosen kriminellen Milieus aber auch die Suche nach tiefgreifenden Motiven illegaler Handlungen in einer Geschichte sucht, sollte bei diesem anspruchsvollen Buch zugreifen.

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Veröffentlicht am 06.04.2021

Düstere Verschwörung auf Actionfilmniveau

Der gekaufte Tod
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Das Cover ist schlicht, aber gut gewählt und ansprechend. Die Skyline enthält Verweise auf das Detroiter Setting und die schwarzen und weißen Buchstaben passen zum Krimi-Genre und springen ins Auge, ohne ...

Das Cover ist schlicht, aber gut gewählt und ansprechend. Die Skyline enthält Verweise auf das Detroiter Setting und die schwarzen und weißen Buchstaben passen zum Krimi-Genre und springen ins Auge, ohne übertrieben zu wirken.
Zum Inhalt möchte ich nur auf den Inhaltstext verweisen, um nichts weiter vorwegzunehmen. Es dreht sich um Verschwörungen, Macht, Familiendramen, Geld und Gewalt, die hin und wieder auch deutlich zum Ausdruck kommt.
Die Sprache ist abwechslungsreich, bildhaft und erinnert stark an knallharte Actionfilme. Die Formulierungen sind variabel, was das Lesen zur Freude macht und nie langweilig werden lässt. Außerdem bedient sich der Autor eines bissigen, direkten Humors. Vermischt mit der teilweise derben und vor Schimpfwörtern triefenden Wortwahl sorgt das für zusätzliche Unterhaltung. Spannung war für mich – ebenso wie mindestens ein Gruselmoment – durchaus gegeben, aber für meinen Geschmack hätte das Erzähltempo noch etwas angezogen werden können. Es war keinesfalls öde, aber ich konnte den Krimi locker mal aus der Hand und ein Päuschen vom Lesen einlegen. Das heißt: Ich hatte einfach nicht das Bedürfnis, ihn gefesselt in einem Zug verschlingen zu müssen.
Sehr gut gefallen haben mir dagegen die Charaktere. Der Protagonist August Snow ist ein Mann mit so einigen Lastern und einer bewegten Vergangenheit. Das lässt ihn menschlich wirken. Zusammen mit seinem ausgeprägten und stur verfolgten Sinn für Gerechtigkeit lässt ihn das dann doch sympathisch und anziehend wirken. Mein Lieblingscharakter war jedoch der Hacker Skittles, der für ein wenig Licht und Auflockerung inmitten der dunklen und etwas beängstigenden Machenschaften gesorgt hat.
Die Zusammensetzung der Charaktere ist wie Detroit selbst letztlich multikulturell und der Krimi steckt zudem voller gelungen eingewobener Gesellschaftskritik, die zum Nachdenken anregt. Dabei werden unter anderem auch Rassismus und die Kluft zwischen Arm und Reich problematisiert.
Der Kriminalfall selbst wird zwar blutig, meiner Meinung nach jedoch eher gemächlich und unspektakulär aufgerollt. Wendepunkte gab es allerdings und mit einem davon hatte ich auch nicht gerechnet, andere waren jedoch wenig überraschend und vorhersehbar. Dennoch wurde die Idee überzeugend und glaubhaft umgesetzt. Insgesamt habe ich mich gut unterhalten gefühlt und würde Folgebände, sofern diese erscheinen sollten, gerne zur Hand nehmen und mehr von August Snow lesen.
Wer gerne Actionfilme schaut und etwas in dieser Richtung lesen möchte, sollte dieses Buch auf jeden Fall in Betracht ziehen. Ebenso sei es jedem empfohlen, der gerne bei der Aufklärung von groß angelegten Verschwörungen miträtselt, charakterstarke Figuren schätzt und nichts gegen brutale Ermittlungen und Hau-drauf-Momente einzuwenden hat.

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