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Veröffentlicht am 29.03.2017

gruseliger Psychothriller

Die Flut
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Auf Amrum geht ein Mörder um. Allein das versetzt die Insel in Angst und Schrecken, sein Vorgehen macht das alles noch schlimmer: Er kommt irgendwie in das Ferienhaus von Pärchen, betäubt beide und bringt ...

Auf Amrum geht ein Mörder um. Allein das versetzt die Insel in Angst und Schrecken, sein Vorgehen macht das alles noch schlimmer: Er kommt irgendwie in das Ferienhaus von Pärchen, betäubt beide und bringt sie an den Strand, wo er die Frau bis zum Hals im Sand eingräbt, den Mann an einem Pfahl anbindet und dieser so zusehen muss, wie seine Frau ertrinkt. Die Polizei tappt im Dunkeln und die Insel verfällt immer mehr in Angst, weil niemand mehr weiß, wem man trauen kann.

Puh, das war mal ein Psychothriller vom feinsten. Man lernt den Täter zwar zu Beginn schon kennen, weiß aber nicht, wer er ist. Diese Frage habe ich während der ganzen Lektüre immer wieder neu lösen müssen, weil sich meine Verdachtsmomente alle als falsch herausstellten. Die Auflösung gibt es auch erst ganz ganz am Schluss - und auf eine Weise, dass ich wirklich einen Moment fassungslos war, auch wenn die Lösung nicht abwegig war.

Viele Charaktere sind nett und man bekommt schnell einen Draht zu ihnen, allerdings gibt es auch einige, die sperriger sind, allen voran den Chefermittler. Man ahnt zwar schnell, was hinter seinem Verhalten stecken könnte, aber dadurch wird es an manchen Stellen nicht besser. Dazu gehören aber auch einige Inselbewohner und Feriengäste, die so alle nicht nur bei der Polizei, sondern auch bei mir schnell ins Visier geraten sind. Gleichzeitig sind andere so nett und unauffällig, dass es schon wieder auffällig wird. Und zu alldem kommt die Tatsache, dass alle paar Kapitel die Sicht des Täters geschildert wird, der sich der Polizei um Längen überlegen fühlt und sich so in Sicherheit wiegt.

Die Kapitel sind sehr kurz und enden noch nicht mal unbedingt mit Cliffhangern, trotzdem konnte ich das Buch kaum aus der Hand legen. Für mich war es der erste Strobel, aber es wird nicht der letzte gewesen sein =)

Fazit: Ein spannender Thriller mit Gänsehautfaktor, den ich nur empfehlen kann.

Veröffentlicht am 29.03.2017

fesselnder Roman

Love Letters to the Dead
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Laurel muss nach dem Tod ihrer Schwester May alles neu sortieren - da kommt ihr die Aufgabe ihrer Englischlehrerin sehr gelegen: Schreibe einen Brief an eine verstorbene Persönlichkeit. Sie schreibt an ...

Laurel muss nach dem Tod ihrer Schwester May alles neu sortieren - da kommt ihr die Aufgabe ihrer Englischlehrerin sehr gelegen: Schreibe einen Brief an eine verstorbene Persönlichkeit. Sie schreibt an Kurt Cobain, den Lieblingssänger ihrer Schwester, weil beide zu früh gestorben sind. Laurel gibt die Hausaufgabe zwar nicht ab, aber sie merkt, wie gut ihr das Briefeschreiben tut und so schreibt sie noch mehr Briefe: an Janice Joplin, Amy Winehouse, Heath Ledger und viele andere Promis, die jung gestorben sind. Sie erzählt ihnen aus ihrem Leben, wie sie sich verliebt und von May, ihrer großen Schwester. Und erst mit der Zeit lernt sie, dass sie das, was sie diesen Menschen anvertraut, auch ihren neuen Freundinnen sagen kann.

Ich hatte schon viele gemischte Stimmen zu diesem Jugendroman gehört und war nun sehr gespannt, wie er mir gefallen würde. Vom Stil her liest er sich sehr flüssig, auch wenn er nur aus den Briefen besteht, die Laurel schreibt. In manche Zusammenhänge muss man sich so erst mal einfinden, andere werden erst mit der Zeit deutlich, aber auch bei nicht-Brief-Romanen weiß man nicht immer von Anfang an alles. Es war viel mehr spannend zu sehen, was diese Hausaufgabe mit Laurel macht, wie sie merkt, dass sie auf diesem Weg mit dem Verlust klarkommt - der für sie noch dadurch verstärkt wurde, dass ihre Mutter weggezogen ist und sie nun abwechselnd bei ihrem Vater und ihrer frommen Tante wohnt.

Der Roman richtet sich an Jugendliche und handelt von einer Jugendlichen, was man zwischendurch deutlich merkt. So sind gerade die Unsicherheit und das Dazugehörenwollen starke Motive, bei denen man sich manchmal fragt, ob das in dem Maß noch gesund ist - und gegen Ende des Buches merkt, warum das bei Laurel so stark ausgeprägt ist. Die Briefe sind wie Puzzlestücke, bei denen man immer ein bisschen mehr über Laurel und May erfährt - und das was man erfährt ist nicht ganz ohne.

Ich finde diesen Roman sehr gelungen. Auf eine Art war er für mich ein Experiment, ob das Schreiben und Lesen von Briefen an tote Stars wirklich eine fesselnde Handlung ergeben können, aber dieses Buch zeigt: Das kann es auf jeden Fall, man muss sich nur auch darauf einlassen.

Fazit: Nicht nur für Jugendliche sehr zu empfehlen.

Veröffentlicht am 29.03.2017

Jugendroman mit spannenden Facetten

Maybe Someday
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Sydney braucht dringend eine neue Wohnung, nachdem sie ihren Freund und ihre Mitbewohnerin und beste Freundin miteinander erwischt hat.

Ridge sucht eine neue Mitbewohnerin - nach Möglichkeit eine, die ...

Sydney braucht dringend eine neue Wohnung, nachdem sie ihren Freund und ihre Mitbewohnerin und beste Freundin miteinander erwischt hat.

Ridge sucht eine neue Mitbewohnerin - nach Möglichkeit eine, die nicht ganz so kompliziert ist wie die, die er und sein Freund Warren schon haben.

Zufällig kennen sich Sydney und Ridge schon vom Sehen - die Balkone ihrer Wohnungen gehen zum selben Innenhof hinaus und Ridge sitzt jeden Abend dort und spielt Gitarre. Dass Sydney nach ihrer Entdeckung dann bei ihm auf der Matte steht, ist schon eher Zufall, aber beiden passt es als Lösung ganz gut in den Kram. Zumal Ridge gerade eine Schreibblockade hat, aber dringend Texte zu seinen Liedern braucht und Sydney zu einem Lied schon länger "ihren" Text im Kopf hat. Da Ridge taub ist, müssen beide auch körperlich eng zusammenarbeiten, damit er ihre Interpretation spüren kann - doch dann steht eines Tages seine Freundin vor der Tür.

Die Bücher von Colleen Hoover kann man auch als Erwachsene sehr gut lesen. Auch wenn sie eigentlich immer bei den Jugendbüchern eingeordnet werden, zählen sie für mich eher in die Richtung "Junge Erwachsene". Zumal Colleen Hoover von den Themen her immer sehr interessant ist und Felder bearbeitet, die man sonst ziemlich selten findet, wie in diesem Fall zum einen die Thematik "tauber Musiker" und noch andere Felder, die sich im Laufe der Handlung ergeben. Auch wenn mir theoretisch klar ist, dass Taube ein ganz normales Leben führen können, fand ich es spannend zu lesen, mit welchen kleinen Tricks Ridge seinen Alltag gestaltet und vor allem wie er trotz seines Handicaps ein bekannter Musiker sein kann.

Die Protagonisten haben es beide nicht leicht, sind aber beide sehr sympathisch. Ihre Gedanken und Beweggründe konnte ich meistens gut nachvollziehen, bis auf ein paar kleine Ausnahmen. Gerade Ridge benimmt sich ab und zu dann doch ziemlich wie ein Künstler und hat sehr seinen eigenen Kopf, aber da Sydney sich auf so einiges einlässt bzw. ihm die Chance gibt, sein Verhalten zu erklären, gibt es wenig Streit zwischen den Beiden. Allerdings kann auch Sydney sagen, wenn ihr etwas nicht passt.

Das Buch liest sich sehr flüssig, ich habe mich oft geärgert, dass ich durch Stress auf der Arbeit beim Lesen abends oft eingeschlafen bin - dabei wollte ich immer wissen, wie es weitergeht... Ich hatte zwar einen Verdacht, wie es ausgeht, aber sicher war ich mir da lange nicht. Dadurch hatte das Buch eine gewisse Grundspannung, die auch durch verschiedene Wendungen aufrechterhalten wurde. Die Liedtexte spiegelten die Stimmungen immer schon gut wieder, mitunter bevor sie den Protagonisten klar wurden. Dass es einen Soundtrack zum Buch gibt, hab ich leider erst nach dem Lesen gesehen, werde ihn mir aber bald anhören.

Fazit: Nicht nur für Jugendliche sehr zu empfehlen!

Veröffentlicht am 29.03.2017

Harold Frys Reise aus der Sicht von Queenie Hennessy

Der nie abgeschickte Liebesbrief an Harold Fry
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Queenie Hennessy ist die Frau, für die Harold Fry einmal quer durch England läuft, um sie noch einmal zu sehen, bevor sie stirbt. Denn sie liegt in Berwick upon Tweed (Nordengland) unheilbar an Krebs erkrankt ...

Queenie Hennessy ist die Frau, für die Harold Fry einmal quer durch England läuft, um sie noch einmal zu sehen, bevor sie stirbt. Denn sie liegt in Berwick upon Tweed (Nordengland) unheilbar an Krebs erkrankt im Hospiz und hat nicht mehr lange zu leben. Weil sie so gerührt von Harolds Idee ist, aber auch, weil sie das Gefühl hat, dass sie ihm noch einige Antworten schuldig ist, schreibt sie ihm einen langen Brief darüber, wie damals alles kam und was er alles über die Ereignisse nicht weiß.

Ich habe mich lange gefragt, ob man "Die unwahrscheinliche Pilgerreise des Harold Fry" kennen sollte, bevor man dieses Buch liest. Ich bin nach wie vor unschlüssig: Auf der einen Seite erschließt sich manches vielleicht ganz anders, wenn man die Ereignisse schon aus der Sicht von Harold Fry kennt, auf der anderen Seite wird aber nichts als so bekannt vorausgesetzt, dass man das Buch ohne Vorkenntnisse nicht verstehen würde.

Das Buch liest sich sehr flüssig, ich war sofort drin in der Geschichte und wollte am liebsten nicht mehr aufhören zu lesen. Die Handlung hat mich in ihren Sog gezogen, gepackt und auch z.B. bei der Arbeit noch beschäftigt. Ich fand die Beschreibung des Lebens und der Personen im Hospiz sehr eindrücklich, aber vor allem sehr lebensbejahend - so, wie ich es selbst schon in Hospizen erlebt habe. Dabei hatte es etwas rührendes, wie schon bald das ganze Hospiz mit Harold Fry mitgefiebert hat, erst noch eher verhalten und skeptisch, bald aber sehr begeistert.

Queenie Hennessy an sich ist eine Frau, über die man durch die Rückblicke auf ihr Leben viel erfährt. In diesem Leben ist vieles nicht so gelaufen, wie sie es sich erträumt hat und sie musste auf vieles verzichten, was ich ihr eigentlich sehr gegönnt hätte. Doch sie hat immer ihren Weg gefunden, wenn vielleicht auch nicht immer auf der direktesten Strecke.

Während des Buches war an Emotionen bei mir alles dabei, Lachen, Weinen, Frustration, Verärgerung, Trauer. Doch gerade das Ende fand ich noch einmal sehr bewegend, zumal es ganz anders kam, als ich gedacht hätte.

Fazit: Klare Empfehlung für alle, die Harold Fry mochten, aber auch für die, die sich einfach für Queenie Hennessy interessieren.

Veröffentlicht am 29.03.2017

spannender Jugendkrimi

Elanus
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Jona ist 17 und deutlich intelligenter als die meisten anderen Jugendlichen in seinem Alter. Deshalb bekommt er auch ein Stipendium von einer Elite-Uni - wobei er dort erst mal weniger durch sein Talent ...

Jona ist 17 und deutlich intelligenter als die meisten anderen Jugendlichen in seinem Alter. Deshalb bekommt er auch ein Stipendium von einer Elite-Uni - wobei er dort erst mal weniger durch sein Talent als mehr durch seine soziale Inkompetenz auffällt. Doch er ist eh viel mehr daran interessiert, seine mathematisch-technischen Fähigkeiten zu verbessern, die tatsächlich schon auf einem hohen Level sind. Immerhin hat er schon selbst eine Drohne entwickelt, gebaut und programmiert, mit der er seine Mitmenschen beobachten kann, nachdem sie ihm einmal auf eine SMS geantwortet haben und Elanus, die Drohne, sie so orten kann. Doch Jona muss schnell feststellen, dass er damit nicht nur in die Privatsphäre anderer eindringt, sondern auch Dinge beobachtet und hört, von denen niemand etwas wissen soll, was ihn bald in große Gefahr bringt.

"Elanus" war mein erstes Buch von Ursula Poznanski - und es wird nicht mein letztes bleiben. Das Buch ist sehr spannend und auch wenn relativ schnell klar ist, wer in den Fall verwickelt ist, wurden mir die Zusammenhänge und die Tatabläufe erst ganz zum Schluss wirklich klar. Davor war es wie ein Puzzle, bei dem immer noch einige Stücke fehlen und man die vor einem liegenden nicht so richtig zu einem Bild zusammengefügt kriegt. Dadurch steigert sich die Spannung immer mehr, ich habe das Buch nur sehr ungern aus der Hand gelegt.

Jona ist eine Hauptfigur, die eher sperrig ist. Ich fand es spannend, in seine Welt einzusteigen, aber ich kann es gut verstehen, dass seine Umwelt zum Großteil nicht spontan mit ihm warm geworden ist. Wobei gerade seine Gasteltern von Anfang an noch komischer sind. Klar ist es nicht einfach, einen hochbegabten fast-Erwachsenen bei sich aufzunehmen, aber sich vorzustellen, dass er so richtig ein Teil der Familie wird und das in kurzer Zeit ist schon utopisch.

Es ist gleichzeitig erstaunlich und erfreulich, wie schnell Jona an der Uni, aber auch in der Nachbarschaft Anschluss findet und das bei ungefähr Gleichaltrigen, die ihn nehmen, wie er ist, ihm aber auch Grenzen zeigen, was sein Benehmen angeht. Pascal ist mir zwar manchmal ein bisschen zu positiv und abenteuerlustig, aber er tut Jona gut und hält zu ihm, egal, was er über ihn erfährt. Marlene ist da ein guter Gegenpol, der ebenfalls zu Jona steht, ihm aber auch klar zeigt, wann er zu weit gegangen ist.

Fazit: Ein Jugendkrimi, der lange einige Fragen offen lässt und so Spannung aufbaut, gleichzeitig ein neues Thema aufmacht - nicht nur für Jugendliche sehr zu empfehlen!