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Veröffentlicht am 09.05.2017

packender Krimi um das Geheimnis eines Dorfes

Im Wald
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In Ruppertshain, der Heimat von Oliver von Bodenstein, geht mitten in der Nach ein Wohnwagen in Flammen auf. Die einzige mögliche Zeugin macht einen komplett verwirrten Eindruck und ist als mögliche Täterin ...

In Ruppertshain, der Heimat von Oliver von Bodenstein, geht mitten in der Nach ein Wohnwagen in Flammen auf. Die einzige mögliche Zeugin macht einen komplett verwirrten Eindruck und ist als mögliche Täterin nicht auszuschließen. Kurz darauf wird eine alte Dame im Hospiz ermordet. Oliver von Bodenstein ermittelt mit seinem Team, muss aber feststellen, dass er zunehmend erschüttert ist, weil er viele der Involvierten seit seiner Kindheit kennt, angefangen bei dem zweiten Opfer. Doch hilft ihm sein Wissen? Oder wird er dadurch befangen?
Als sich herausstellt, dass all das mit Ereignissen zu tun hat, die 40 Jahre zurück liegen und bei denen Bodensteins damaliger bester Freund ums Leben kam, machen die Bewohner Ruppertshains dicht. Doch Pia Sander (geb. Kirchhoff), die die Ermittlungen übernommen hat, gibt nicht auf.

Nele Neuhaus hat hier einen Krimi abgeliefert, den ich verschlungen habe, den ich allerdings mit größeren Zwangspausen lesen musste. Hier zeichnete sich allerdings dieser Krimi durch seine große Einprägsamkeit aus, so dass ich trotz einer Vielzahl von Charakteren (was ja typisch für Nele Neuhaus ist) auch nach längerer Pause noch wusste, wer bisher wie an dem Fall beteiligt ist. Die Vielzahl der Charaktere und ihre Entwicklung ist es auch, wegen der ich nur empfehlen kann, die Krimis in der richtigen Reihenfolge zu lesen. So hat man gute Chancen, den Überblick zu behalten und findet sich in den Büchern oft besser zurecht.

Besonders spannend fand ich hier die Rolle Bodensteins, der zwar nicht direkt involviert ist, der aber dadurch, dass er schon seine Kindheit in Ruppertshain verbracht hat und so ziemlich alle Beteiligten oder zumindest ihre Familien kennt, sehr wichtig für die Ermittlungen ist. Abgesehen davon wird hier sehr deutlich, wie Dorfgemeinschaften funktionieren und wie schwer es selbst für die Polizei sein kann, eine solche Gemeinschaft ohne einen Insider zu knacken.

Der Krimi liest sich sehr flüssig und hat von Anfang an eine Grundspannung, die sich steigert. Nele Neuhaus versteht es, ihre Leser zu fesseln. Gleichzeitig tappte auch ich lange mit dem K11 im Dunkeln, denn obwohl Bodenstein die Freund- und Feindschaftsverhältnisse gut darlegen kann, kann er auch nicht sofort einen Täter benennen. So bleibt genug Raum für Theorien und Spekulationen - wie ich es von einem guten Krimi erwarte.

Am Ende gibt es allerdings eine Sache, bei der ich gespannt bin, wie es damit im 9. Band weitergeht. Es ist nicht direkt ein Cliffhanger, sondern eher eine Entwicklung im Team, die Fragen in Blick auf die Zukunft aufwirft und mich mit einer gewissen Spannung auf Band 9 warten lässt.

Fazit: Ein spannender Taunus-Krimi, den ich nur weiterempfehlen kann - zu der Empfehlung gehört für mich allerdings der oben schon gegebene Verweis auf die Reihenfolge.

Reihenfolge:
1. Eine unbeliebte Frau
2. Mordsfreunde
3. Tiefe Wunden
4. Schneewittchen muss sterben
5. Wer Sturm sät
6. Böser Wolf
7. Die Lebenden und die Toten
8. Im Wald

Veröffentlicht am 08.04.2017

toller Roman

Dein perfektes Jahr
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Jonathan N. Grief ist Chef eines Hamburger Verlags, der schon seit Jahren im Besitz seiner Familie ist. Sein Alltag läuft jeden Tag nach demselben Muster ab, was ihn nicht weiter stört - im Gegenteil, ...

Jonathan N. Grief ist Chef eines Hamburger Verlags, der schon seit Jahren im Besitz seiner Familie ist. Sein Alltag läuft jeden Tag nach demselben Muster ab, was ihn nicht weiter stört - im Gegenteil, so muss er sich keine Gedanken darüber machen, was er zu tun hat.

Hannah Marx hat gerade mit ihrer besten Freundin zusammen eine Einrichtung für Kinder eröffnet, die dann auf hat, wenn "normale" Kitas geschlossen sind, die Eltern aber dringend eine Betreuung für ihre Kinder suchen. Hannah ist Optimistin durch und durch - sonst hätte sie diesen Schritt vermutlich nicht gewagt. Doch auch sonst genießt sie gerne den Augenblick und erfreut sich an den kleinen Dingen.

Am Neujahrsmorgen findet Jonathan nach seiner Joggingrunde an seinem Fahrrad ein Filofax, das ihm für jeden Tag des neuen Jahres eine Aufgabe stellt. "Schreibe eine Liste, wofür du dankbar bist" oder "Geh zur Veranstaltungshalle und nenne folgende Reservierungsnummer." Erst ist er skeptisch, weil er ahnt, dass das Filofax nicht vorrangig für ihn bestimmt ist. Doch nachdem sich der Besitzer nicht ermitteln lässt und ihn das Filofax nicht loslässt, lässt er sich auf die Aufgaben ein - und gewinnt so eine ganz neue Sicht auf sein Leben.

Die Geschichte klingt zwar relativ durchschaubar, die Handlung jetzt auch nicht grundlegend neu, aber die Umsetzung ist einfach so gut, dass ich das Buch kaum aus der Hand legen wollte. Die Charaktere sind gerade am Anfang zwar etwas überspitzt, aber in einem Maß, dass man trotzdem erahnen kann, dass in ihnen nette Menschen stecken. Gleichzeitig muss ich sagen, dass mir persönlich Hannah als Freundin etwas zu sehr auf ihrem "Das Glas ist immer halbvoll"-Trip ist, und Jonathan sehr in seinen Routinen gefangen ist. Doch das ist erst der Anfang, durch verschiedene Ereignisse verändern beide sich sehr. Das geschieht nicht, ohne dass sie sich auch immer wieder selbst im Weg stehen, aber Veränderungen geschehen nicht immer von selbst und sind nicht immer einfach.

Gut fand ich, dass die Zahl der Nebencharaktere recht überschaubar blieb. Dafür waren die Charaktere, die es neben den beiden Protagonisten noch gab, wichtig bis sehr wichtig für die Handlung und ihren Verlauf. Da ihre Zahl überschaubar war, konnte ich sie immer zuordnen, auch, wenn sie über eine längere Zeit keine Rolle gespielt hatten. Da die Handlung des Buches sich über ein Jahr erstreckt, hätten es auch locker einige mehr werden können, was immer die Gefahr birgt, dass alles unübersichtlich wird und keiner so richtig eine Rolle spielt.

Den Stil von Wiebke Lorenz alias Charlotte Lucas fand ich schon in ihren Thrillern super. Sie versteht es einfach, fesselnd zu schreiben und auch in einem Roman eine Grundspannung aufzubauen, so dass ich immer wissen wollte, wie es weitergeht. Die Kapitel wechseln zwischen Jonathan und Hannah, die beide über eine sehr lange Zeit unabhängig voneinander existieren, so dass es zwei getrennte Handlungsstränge gab und ich bei beiden wissen wollte, wie es weitergeht. Gleichzeitig hat der Schreibstil mich so in seinen Bann gezogen, dass ich mit beiden gelebt habe, mit Jonathan das entspannte Leben entdeckt habe und mit Hannah geweint habe.

Was ich bei diesem Buch auch sehr gelungen finde, ist der Einband: Es ist ein etwas kleiner formatiges HC mit Lesebändchen, aber ohne Schutzumschlag. Das macht es ganz praktisch, wenn man unterwegs viel liest oder auf der Couch mit schlafendem Kind auf dem Arm, wo es ganz angenehm ist, wenn das Buch nicht zu schwer ist, ich mich aber freue, dass es auch ohne Schutzumschlag einfach schön aussieht.

Fazit: Ein fesselnder Roman, der mich dazu gebracht hat, über manche Punkte in meinem Leben nachzudenken und dabei gute Laune verbreitet =)

Veröffentlicht am 29.03.2017

spannend-amüsanter Krimi

Krabbenbrot und Seemannstod
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Rosa ist Lehrerin und gerade erst nach Neuharlingersiel gezogen. Doch schon an ihrem ersten Wochenende fliegt ihr Vogel weg und als sie ihren wortkargen Nachbarn Henner endlich dazu überredet hat, ihn ...

Rosa ist Lehrerin und gerade erst nach Neuharlingersiel gezogen. Doch schon an ihrem ersten Wochenende fliegt ihr Vogel weg und als sie ihren wortkargen Nachbarn Henner endlich dazu überredet hat, ihn zu suchen, finden sie nicht nur das Vögelchen, sondern auch gleich noch eine Leiche im Hafenbecken von Neuharlingersiel. Der Tote ist der Chef der Krabbenschälfabrik, ein Verdächtiger ist auch schnell gefunden - aber irgendwie passt so manches nicht zusammen. Abgesehen davon, dass alle hoffen, dass es der frisch gebackene Papa Hauke Matthiesen nicht gewesen ist. Zusammen mit Dorfpolizist Rudi lassen die Beiden sich so einiges einfallen, um den Täter zu stellen.

Oliver Kalkofe liest das Hörbuch wie ich finde einfach grandios! Er verleiht jeder Figur eine etwas eigene Sprechart, beherrscht den Dialekt - und das so, dass man auch als nicht-Friese alles wunderbar versteht. Allein dadurch wird das Hörbuch schon zu einem Hörvergnügen für längere Autofahrten.

Die Handlung klingt zwar recht simpel, aber durch die Charaktere wird sie einfach nur klasse. Die motivierte, quirlige Lehrerin Rosa, die die ruhigen Friesen ziemlich aufmischt zwischen dem Postboten Henner, der zwar viele Schwestern hat, bei denen allerdings weiß, wie er seine Ruhe kriegt und dem Dorfpolizisten Rudi, der auch lieber seinen Tee in Ruhe trinkt, als sich dabei ausgiebig zu unterhalten - und die dennoch Rosa nicht abschütteln können, was sich auch bald als gut erweist. Zumal die Einwohner von Neuharlingersiel auch sehr unterschiedlich sind und somit auch Rosa wunderbar ins Bild passt.

Da ich schon öfter in Neuharlingersiel war, fand ich es schön, den dreien auf den Wegen durch den Ort folgen zu können, doch auch so kommt die gemütlich-gelassene Atmosphäre der Friesen gut rüber, die auf der einen Seite anpacken können, auf der anderen Seite den Blick für das wesentliche (Tee und beisammensein) ganz eindeutig haben.

Fazit: Ein Regionalkrimi, der mit Humor und durchaus auch Spannung aufwartet. Für Freunde des Genres und von Neuharlingersiel sehr zu empfehlen!

Veröffentlicht am 29.03.2017

Prüfungsstress und Liebesturbulenzen

Miss Emergency, Band 4: Operation Glücksstern
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Lena, Jenny und Isa haben ihre drei Praxistertiale in der St. Anna-Klinik erfolgreich absolviert, doch nun kommt der schlimmste Teil: Ihr Examen, für das sie noch mal ordentlich reinhauen müssen. Während ...

Lena, Jenny und Isa haben ihre drei Praxistertiale in der St. Anna-Klinik erfolgreich absolviert, doch nun kommt der schlimmste Teil: Ihr Examen, für das sie noch mal ordentlich reinhauen müssen. Während Lena und Isa sich sofort einen Lernplan machen und loslegen, macht Jenny erst mal Urlaub. Die beiden sind zwar neidisch, kommen aber mit dem Lernen gut voran und so hat Lena noch Zeit, sich neben dem Lernen mit Alex zu treffen, der sich bei ihr meldet und sie mit Liebesbekundungen überhäuft. Doch bei den Lerneinheiten in der Klinik begegnet sie auch Tobias immer wieder - der zwar an Romantik spart, ihr dafür aber klar macht, dass er für sie und ihr Examen nur das Beste will. Und das alles zwischen Isa, der das Lernen auf den Magen schlägt und Jenny, die ständig im Plan hinterher hängt...

Auch wenn ich mit der Miss-Emergency-Reihe jetzt ein bisschen länger pausiert habe, war ich sofort wieder in der Handlung drin. Natürlich ist zu Beginn dieses Bandes die Aufregung groß, da für das Hammer-Examen nur ca. drei Monate Zeit zum Lernen sind. Auf der einen Seite ist das viel Zeit, auf der anderen Seite gibts auch viel zu lernen und nebenher viel zu klären, z.B. was Männer angeht. Ich habe die drei Medizinerinnen wieder einmal bewundert, wie diszipliniert sie bei der Sache sind - aber das muss man bei diesem Lernfach wohl. Obwohl sich ganz viel ums Lernen und um Prüfungen dreht, wurde das Buch nicht langweilig. Im Gegenteil, es wurde deutlich, wie das Leben keine Rücksicht darauf nimmt, was man gerade eigentlich zu tun hat und wieviel man schafft, wenn man eigentlich gerade denkt, dass man dafür jetzt gar keinen Kopf hat.

Nur Jenny mit ihrem Leichtsinn hat mich zwischendurch ein bisschen genervt - aber naja, so war sie vorher auch schon. Abgesehen davon, dass ihre Freundinnen ihr immer mal wieder den Kopf zurechtrücken. Das haben sie zwar in den Vorgängerbänden auch durchaus mal gemacht, aber ich glaube, selten so deutlich wie hier.

Das Buch liest sich gewohnt flüssig, man ist direkt bei den Protagonistinnen dabei - auch wenn man ca. 5 Jahre älter und inzwischen auch aus Prüfungen raus ist =)

Fazit: Ein Jugendbuch, das auch Erwachsenen schöne Lesestunden beschert.

Reihenfolge:
1. Hilfe, ich bin Arzt!
2. Diagnose Herzklopfen
3. Liebe auf Rezept
4. Operation Glücksstern
5. Überdosis Schmetterlinge

Veröffentlicht am 29.03.2017

besser als gedacht

Was weg ist , ist weg
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Da ich schon einige Bücher im Stile von "Bestatter berichten von ihren merkwürdigsten Beerdigungen" gelesen habe und diese oft zwar witzig, aber oft nicht mehr, fand, hat mich dieses Buch überrascht. Die ...

Da ich schon einige Bücher im Stile von "Bestatter berichten von ihren merkwürdigsten Beerdigungen" gelesen habe und diese oft zwar witzig, aber oft nicht mehr, fand, hat mich dieses Buch überrascht. Die Erzählungen stammen von Bestattern, Pfarrern und Besuchern von Beerdigungen, so dass sich eine Vielfalt von Perspektiven ergibt. Natürlich ist die Sicht eines Bestatters spannend, aber die Wahrnehmung ist je nach "Rolle" bei einer Beerdigung ja doch eine andere. Dazu kommt, dass hier nicht nur amüsante Begebenheiten erzählt werden, sondern dazwischen auch immer wieder Texte und Zitate von berühmten Menschen zum Thema "Tod und Trauer" eingestreut sind. So bekommt das Buch auch eine praktische Seite, da man die Zitate auch gut für Kondolenzkarten verwenden kann, bei denen einem ja oft die Worte fehlen. Geeignet sind dafür allerdings nicht alle Sprüche, manche sind auch zum Schmunzeln, wie z.B. "Man könnte viele Beispiele für unsinnige Ausgaben nennen, aber keines ist treffender als die Errichtung einer Friedhofsmauer. Die, die drinnen sind, können sowieso nicht hinaus, und die, die draußen sind, wollen nicht hinein." (Mark Twain).

Bei den Erzählungen werden die verschiedenen Typen von Humor angesprochen. Es gibt die Erzählung von dem Pfarrer und der Pfarrerin, die noch Details zu einem Vorbereitungstreffen später am Tag klären müssen, was sie angeht, indem sie quer über den Friedhof ruft "Nachher zu dir oder zu mir?". Daneben gibt es aber auch kleine Geschichten zum Schmunzeln wie die von der Witwe, deren Hut bei der Beerdigung ihres Mannes ins Grab geweht wird und die die dadurch aufgekommene Unsicherheit mit den Worten "Was weg ist, ist weg" in Heiterkeit verwandelt. Daneben erfährt man auch, warum man jemandem rote Pepperonie ins Grab werfen könnte und welche Tücken das Dasein als Organist auf einem Friedhof hat.

Fazit: Ein Buch, das ich vermutlich noch das eine oder andere Mal verschenken werde, weil ich es einfach gut gemacht und eine gute Mischung aus lustigen und nachdenklichen Texten finde.