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Veröffentlicht am 08.08.2022

Spannendes Buch mit toller queerer Repräsentation

The Curse of Time and Taste
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“The Curse of Time and Taste: Die göttlichen Artefakte” von Anne Herzel ist für mich das erste Fantasy-Buch, in dem Pirat*innen die Hauptrolle spielen. Und ich bin einfach nur begeistert von ihrem Debüt! ...

“The Curse of Time and Taste: Die göttlichen Artefakte” von Anne Herzel ist für mich das erste Fantasy-Buch, in dem Pirat*innen die Hauptrolle spielen. Und ich bin einfach nur begeistert von ihrem Debüt! Leute, lest das Buch! Vielen vielen Dank für das Rezensionsexemplar, @wellenlogbuch !

⚠️ CN: Blut, Dysphorie, Geiselnahme, Gewalt (emotional, häuslich, körperlich), Mord, Tod

Vanelle ist angehende Piratenjägerin und landet durch einen schiefgegangenen Handel auf dem Schiff von Käpt’n Rivay. Durch Rivay und ihre Crew lernt Vanelle zu hinterfragen, was “normal” überhaupt bedeutet und beginnt ihren Horizont zu erweitern. Dabei werden die Crewmitglieder nicht in Schubladen gesteckt, sodass gezeigt wird, dass die Figuren so viel mehr sind als ihre Queerness. Es wird bspw. nicht explizit benannt, dass Rivay nicht-binär ist, stattdessen wird gezeigt, wie er unterschiedliche Pronomen verwendet und sich nicht im binären Bereich von Geschlecht wiederfindet. Genauso lernen wir im Verlauf der Geschichte auch zwei Piratinnen kennen, die in einer Beziehung sind, eine trans Piratin und einen aroace Pirat.

In diesem Debüt gibt es aber nicht nur queere Figuren, sondern auch PoC Figuren und einen non-verbalen Piraten. Ich finde es schön, dass die anderen Gebärdensprache verwenden und auch, dass dies immer beschrieben wird. Als Nichtbetroffene kann ich allerdings nicht beurteilen, ob die Darstellung gelungen ist. Die Crew ist größtenteils unglaublich sympathisch und ich habe so viele von ihnen in mein Herz geschlossen.

Abgesehen von den Charakteren hat mir auch die Geschichte und das Worldbuilding unglaublich gut gefallen. Ich muss zugeben, dass ich positiv überrascht wurde, dass es viel um Freundschaft, Selbstfindung und das Erkennen des eigenen Wertes geht. Denn ich hatte ein bisschen Sorge, dass es zu einer Lovestory kommen könnte, die alles andere in den Hintergrund rücken lassen würde, was aber zum Glück nicht der Fall war! Nun will ich aber wissen, wie es weitergeht! Was passiert, wenn Rivay alle Karten findet und gibt es noch mehr göttliche Artefakte? Ich kann es kaum abwarten, die Crew auf ihr nächstes Abenteuer zu begleiten.

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Veröffentlicht am 15.06.2021

Einer der besten Thriller

Liebes Kind
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Ich habe nach einige Zeit endlich mal wieder einen Thriller gelesen: “Liebes Kind” von Romy Hausmann. Und alter Falter. Das hatte es in sich. So ein gutes Buch. Aber heilige Guacamole.
[CN: Blut, Entführung, ...

Ich habe nach einige Zeit endlich mal wieder einen Thriller gelesen: “Liebes Kind” von Romy Hausmann. Und alter Falter. Das hatte es in sich. So ein gutes Buch. Aber heilige Guacamole.
[CN: Blut, Entführung, Gewalt (körperlich und emotional), Mord, Stalking]

Der Thriller hat mich an den Film “Raum”, basierend auf das gleichnamige Buch von Emma Donoghue erinnert. (Film, weil ich das Buch noch nicht gelesen habe) Gefangen in einer fensterlosen Hütte im Wald mit zwei Kindern. Strenge Regeln: Mahlzeiten, Toilettengänge, Lernzeiten werden minutiös eingehalten. Der Vater versorgt seine Familie mit Nahrung, er beschützt sie vor den Gefahren der Welt da draußen, er kümmert sich darum, dass seine Kinder eine Mutter haben – koste es, was es wolle. Doch eines Tages gelingt dieser die Flucht. Nun geht der Albtraum richtig los.

Und wie der losgeht. Wir blicken in die Abgründe der menschlichen Psyche. Wir sehen, was so viel Gewalt mit einem Menschen machen kann und wie sie ihre Traumata verarbeiten. Jeder Charakter geht damit anders um und Hausmann beleuchtet diesen Aspekt unglaublich gut. Alle Charaktere haben auch ihre Fehler, die sie für mich aber umso menschlicher macht.

Die ganze Zeit über habe ich mich gefragt, wem kann ich in dieser Geschichte überhaupt trauen? Ich hatte so viele Vermutungen, aber anscheinend bin ich eine miserable Detektivin, denn keine hat sich als wahr behauptet. All die Jahre Detektiv Conan schauen war wohl umsonst…

Jedenfalls: ein packender psychologischer Thriller, den ich allen empfehlen kann, die auf Thriller stehen oder sich für die Abgründe der menschlichen Psyche interessieren. Denn auch wenn das hier Fiktion ist, so kann ich mir dennoch gut vorstellen, dass das passieren kann. Und genau das macht es für mich zu einem klasse Thriller. Oh und noch ein Pluspunkt ist für mich die lesbische Repräsentation! Das kommt in Thrillern ja meist nicht vor und das war hier auch nicht der Fokus, aber eine Beziehung zwischen zwei Frauen kommt vor und das finde ich ziemlich cool, weil es dazu beiträgt etwas gegen diese Heteronormativität vorzugehen.

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Veröffentlicht am 15.05.2021

Große Leseempfehlung

Die Nickel Boys
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Colson Whitehead schafft es mit “Die Nickel Boys” so viel Wut, Fassungslosigkeit und Verzweiflung zu vermitteln und hervorzurufen. Die ganze Zeit über war ich beim Lesen angespannt gewesen, denn uff. Was ...

Colson Whitehead schafft es mit “Die Nickel Boys” so viel Wut, Fassungslosigkeit und Verzweiflung zu vermitteln und hervorzurufen. Die ganze Zeit über war ich beim Lesen angespannt gewesen, denn uff. Was für ein heftiges Buch.
⚠️ [CN: anti-Schwarzer Rassismus, Blut, Folter, Gewalt, N-Wort, Mord, Sexismus, sexualisierte Gewalt]
Der Großteil von “Die Nickel Boys” spielt in Florida in den sechziger Jahren, als Menschen noch nach ihrer “Rasse” getrennt wurden. Der 16-jährige Elwood ist ein großer Fan von M.L. King und freut sich darauf aufs College zu gehen, insbesondere da die Chancen für ihn als Schwarzen Jungen schlecht stehen. Doch so kommt es leider nicht, denn Elwood hat sich per Anhalter auf dem Weg zum College gemacht, ohne zu wissen, dass er sich in einem gestohlenen Wagen befindet. Anstatt aufs College zu gehen, kommt er also in die Besserungsanstalt Nickel Academy.
Durch Elwood erleben wir mit, wie grausam es an der Nickel Academy zuging und wie viel besser die weißen Jungs behandelt wurden. Bessere Kleidung, bessere Bildung, besseres Essen. An solch einem rassistischen Ort, der die Jungs gar nicht wirklich “bessert”, haben es die Schwarzen Jungs noch schwerer.
Nachdem ich das Buch beendet hatte, habe ich erstmal nur vor mich hingestarrt und musste tief ein- und ausatmen. Ich war einfach so sprachlos und wütend. Gleichzeitig wusste ich gar nicht, wohin mit meinen Emotionen. Das Schlimmste ist, dass es nicht einfach nur Fiktion war, denn die Geschichte wurde von wahren Begebenheiten inspiriert. Whitehead erzeugt ein unangenehmes Ohnmachtsgefühl durch das Porträtieren solch großer Ungerechtigkeit. Dabei ist der Schreibstil schon fast... distanziert und kühl? Doch genau das fand ich gut, weil ich nicht das Gefühl hatte, als ob die Traumata der Jungs glorifiziert oder romantisiert werden.
Es wird auch hin und wieder impliziert bzw. erwähnt, dass die Jungs sexualisierte Gewalt erleben, aber es wird nicht näher darauf eingegangen. Das ist aber auch nicht notwendig, denn die körperlichen Bestrafungen sind erschütternd genug.
Von meiner Seite aus: große Leseempfehlung an alle, die mehr zur Schwarzen Geschichte in den USA lesen und/oder generell sich mit Rassismus beschäftigen möchten. Das Einzige, was mich an der deutschen Übersetzung gestört hat, war, dass “Schwarz” kleingeschrieben wurde. Ja, die Selbstbezeichnung ist relativ neu, aber die Großschreibung hätte gezeigt, dass es sich nicht lediglich um die Hautfarbe handelt, sondern um die soziale Positionierung und wie andere Schwarze Menschen wahrnehmen.

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Veröffentlicht am 18.04.2021

Große Leseempfehlung!

Ich habe einen Namen
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Es war eine regelrechte Achterbahn der Gefühle. Ich war wütend, hoffnungsvoll, empört, fassungslos, erleichtert, erschüttert. Ich habe so viel geweint.
⚠️ [CN: Ableistische Sprache, Alkohol, Amoklauf, ...

Es war eine regelrechte Achterbahn der Gefühle. Ich war wütend, hoffnungsvoll, empört, fassungslos, erleichtert, erschüttert. Ich habe so viel geweint.
⚠️ [CN: Ableistische Sprache, Alkohol, Amoklauf, anti-Schwarzer Rassismus, Blut, Drogen, Polizeigewalt, sexualisierte Gewalt, Vergewaltigung, Victim Blaming]

Eventuell kennen einige von euch Chanel Miller besser unter ihrem Pseudonym “Emily Doe”. Unter diesem Namen verlas sie 2016 vor Gericht einen Brief (ihren Victim Impact Statement) an den Mann, der sie 2015 nach einer Party an der Stanford University vergewaltigt hatte. Brock Turner wurde in alle drei Anklagepunkten für schuldig befunden, doch Richter Aaron Persky verurteilte Turner zu nur sechs Monaten Haft. Dies führte zu einem weltweiten Diskurs über sexualisierte Gewalt, die auch die #MeToo Movement begleitete.

Miller schreibt in dieser Autobiografie eindrücklich, wie das Gerichtssystem versagte. Wie sehr der Täter geschützt wird, wie Medien sich auf seine nun beschmutzte Zukunft und seine tollen Schwimmzeiten konzentrierten, während sie sich über ihr Partyverhalten und ihre Kleidung ausließen. Ist sie ein “gutes” Opfer? Sie wird medial auseinandergenommen und versucht weiterhin ihr Leben zu führen.

Das Buch ist so flüssig zu lesen und ich liebe es, wie Miller sich ausdrückt und Dinge beschreibt. Es war regelrecht unheimlich all das so persönlich durch sie mitzuerleben. All die Frustration, Hilflosigkeit, Wut, Traurigkeit, Fassungslosigkeit, aber auch ihre Stärke, ihren Mut, ihren Humor, ihre Wortgewandtheit. Ich bin so froh, dass Miller ein dermaßen starkes Statement geschrieben hat und auch, dass es veröffentlicht wurde und es so viele Menschen erreicht.

Wenn ihr dazu in der Lage seid, lest ihre Autobiografie. Es macht wütend und traurig, aber gleichzeitig, ist es so voller Empowerment.

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Veröffentlicht am 05.04.2021

Selbstfürsorge und Feminismus

Radikale Selbstfürsorge. Jetzt!
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[Rezensionsexemplar]
In dem Buch “Radikale Selbstfürsorge Jetzt! - Eine feministische Perspektive” erzählt Svenja Gräfen von ihren Strategien und Erfahrungen, die sie mit Selbstfürsorge gemacht hat. Dabei ...

[Rezensionsexemplar]
In dem Buch “Radikale Selbstfürsorge Jetzt! - Eine feministische Perspektive” erzählt Svenja Gräfen von ihren Strategien und Erfahrungen, die sie mit Selbstfürsorge gemacht hat. Dabei erklärt sie, wieso Selbstfürsorge wichtig ist und inwiefern Selbstfürsorge und Feminismus zusammengehören.

Ich selbst mag die vielen Self-Care-Tipps, die als Instagram Post geteilt werden oder auch Sprüche wie “Du bist genug” auf Postkarten. Allerdings reicht das natürlich nicht, um sich “wirklich” um sich selbst zu kümmern. Klar, so ein Schaumbad tut gut, aber das löst wohl nicht meine Probleme, oder? Deshalb kann ich ja auch gleich darauf verzichten und etwas “produktiveres” mit meiner Zeit machen. So denke ich manchmal tatsächlich. Ich kann mich mit so vielen Dingen identifizieren, die die Autorin anspricht. Bspw. sich gestresst fühlen, obwohl ich doch nur im Bett herumliege und nur am Handy bin.

Deshalb finde ich es so wichtig, dass Gräfen in ihrem Buch aufzeigt, wie wichtig Selbstfürsorge ist und was das auch alles sein kann. Denn es ist wichtig, dass wir uns um uns selbst kümmern, sodass wir die Energie haben uns auch für politische und gesellschaftliche Veränderungen einsetzen können.

Wichtig ist, dass das Buch nicht als Anleitung verstanden wird. Es gibt nämlich sowieso keine allgemeingültige Anleitung, aber es werden einige Impulse und Denkanstöße gegeben. Was mit richtig gut gefallen hat: Es wird durchgehend gegendert! Die Autorin benennt auch aus welcher Perspektive sie schreibt (weiße, bisexuelle cis Frau, ohne körperliche Beeinträchtigung). Außerdem werden wichtige Themen wie struktureller Rassismus, Cisheteronormativität, Ableismus und performativer Allyship angeschnitten. Besonders gefallen hat mir der Teil "Kulturelle und spirituelle Aneignung", weil es nun mal leider so ist, dass viele Menschen sich keine Gedanken darüber machen, woher etwas kommt und wer davon profitiert. In diesem Buch geht sie auf das Thema Yoga und Meditation ein.

Am Ende des Buches gibt es ein Glossar, das Begriffe wie “cis”, “Marginalisierung”, und “weiblich/männlich gelesen” kurz erklärt. Außerdem sind dort auch Nachweise und Anmerkungen, die auf weitere Ressourcen verweisen, wie bspw. die Seite www.decolonizingyoga.com.

Tolles Buch für alle, die sich mit Selbstfürsorge und Feminismus mal anders auseinandersetzen und erst einmal einen Einblick haben möchten.

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