Eine stilistisch bemerkenswerte Reise in die 1920er
Schon das Titelbild dieses Buches ist eine absolute Freude. Herrliche Farben, ein zum Thema und zur Zeit passendes Motiv, ein Blickfänger. Der gesamte Buchumschlag ist liebevoll gestaltet, hier stimmt ...
Schon das Titelbild dieses Buches ist eine absolute Freude. Herrliche Farben, ein zum Thema und zur Zeit passendes Motiv, ein Blickfänger. Der gesamte Buchumschlag ist liebevoll gestaltet, hier stimmt alles. Auch inhaltlich kann der Roman, der aus der Sicht Zelda Fitzgeralds vom Sommer 1924 berichtet, in dem Scott Fitzgerald „Der Große Gatsby“ schrieb, erfreuen.
Dies geschieht insbesondere durch den außergewöhnlichen Schreibstil (der lediglich bei den Dialogen abfällt). Ich war sofort hingerissen von diesem Sprachkönnen, gerade bei einem Romandebüt ist dies bemerkenswert. Die Autorin malt mit ihren Wörtern opulente Bilder, findet Formulierungen, die ich gleich mehrfach gelesen habe. Die Metapherverliebtheit wirkt gelegentlich ein wenig überbordend, paßt aber zu dieser Geschichte, in der das Überbordende das Leitmotiv ist. Die Sprache ist kunstvoll, etwas blumig, man merkt, wie an diesen Formulierungen liebevoll gefeilt wurde.
Zelda Fitzgerald als Ich-Erzählerin zu nehmen, erfordert Mut, Recherche und Einfühlungsvermögen, wurde aber gelungen umgesetzt. Zeldas Erzählstimme klingt glaubhaft und zeigt, wie intensiv die Autorin sich mit ihrer Persönlichkeit beschäftigt hat. Auch die Welt der 1920er lebt auf. Die fiebrigen Partys in New York und Paris sieht man ebenso vor sich wie die schleppende Schläfrigkeit der Sommertage an der französischen Riviera. Auch hier merkt man die sorgfältige Recherche. Allerdings wiederholen sich viele Szenen. Partys werden immer wieder minutiös geschildert und da es in der Natur der Sache liegt, daß sie sich nur marginal unterscheiden, wurde es irgendwann zäh, immer wieder zu ähnliche Schilderungen zu lesen, in denen sich gut gekleidete Menschen bei Champagner affektiert unterhalten, Zelda durch zu viel Alkohol ausflippt und die Party im Streit endet. Auch die Auseinandersetzungen von Scott und Zelda sowie die Flirtereien Zeldas ähnelten sich zu sehr, teilweise bis hin zu den Formulierungen. Der Mittelteil des Buches zieht sich somit und hat etwas von einer Endlosschleife.
Als weitere Schwachstelle empfand ich die etwas krampfhafte Einbindung von Hintergrundinformationen und Personen. Oft ist sie zwar gelungen, mehrmals aber merkt man, daß die Informationen um ihrer selbst Willen eingefügt werden, was immer etwas ungeschickt wirkt. Dies merkt man auch bei mehreren Personen aus dem Umfeld der Fitzgeralds. Während uns einige immer wieder begegnen, vertraut werden und gelungen zur Geschichte beitragen, bleiben andere bloße Namen, die hier und da eingeworfen werden und für die meisten Leser kaum Bedeutung haben dürften. Einige Personen werden recht ausführlich beschrieben, kommen in einer Szene vor, ohne Wirkung auf die Geschichte zu haben, und verschwinden wieder. Das ist leider nicht gelungen und passiert hier zu oft.
Erfreulich sind Zeldas Erinnerungen, die uns relevante und interessante Informationen über die Vorgeschichte dieses Paars geben. So bleibt der Erzählrahmen zwar im Sommer 1924, wird aber inhaltlich über diese Zeit heraus erweitert ohne den Lesefluß zu stören. Es ist erfreulich, wie gut diese Rückblenden eingebunden wurden. Faszinierend waren auch die Einblicke in Scott Fitzgeralds Arbeitsweise, die Hintergründe des Gatsby und einiger anderer Werke. Ein Epilog gibt uns Informationen über die späteren Jahre und endet berührend. Ohne die Längen und Wiederholungen wäre das Buch perfekt gewesen, aber auch so war es insbesondere wegen des herrlichen Schreibstils eine Lesefreude und ist für jeden, der an den Fitzgeralds interessiert ist, oder einfach in das Lebensgefühl der wilden 1920er eintauchen möchte, empfehlenswert.