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Veröffentlicht am 25.05.2017

Abwechslungsreich und geheimnisvoll

The Girl Before - Sie war wie du. Und jetzt ist sie tot.
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Ein Haus mit Regeln und Vorschriften.Nicht nur eine, sondern hunderte. Spartanisch, hoch technisiert und absolut hochwertig eingerichtet und ausgestattet. Der Besitzer, Architekt und Erbauer, Edward Monkford, ...

Ein Haus mit Regeln und Vorschriften.Nicht nur eine, sondern hunderte. Spartanisch, hoch technisiert und absolut hochwertig eingerichtet und ausgestattet. Der Besitzer, Architekt und Erbauer, Edward Monkford, wählt seine Mieter nach einem streng geregelten Bewerbungsverfahren selber aus.
Jane ist eine davon. Nach einer Totgeburt braucht sie dringend räumliche Veränderungen und vor allem eine, die sich sich leisten kann. Sie bewirbt sich für das Haus und wird genommen. Erst nach und nach erfährt sie, was vor drei Jahren in eben diesem Haus geschehen ist. Eine junge Frau, Emma, ist hier zu Tode gekommen. Mord, Selbstmord , Unfall ? Jane ähnelt jedenfalls der verstorbenen Emma äußerlich sehr und genauso wie Emma beginnt sie eine Affäre mit dem Besitzer. Immer größer wird die Gefahr für Jane genauso zu enden wie Emma.

Interessant und gut gemacht ist der abwechselnde Erzählstil. Immer wieder werden ähnliche Erlebnisse aus den verschiedenesten Lebenssituationen - abwechselnd aus Sicht von (damals) Emma und (jetzt) Jane erzählt. Auch wenn die Autorin die beiden Protagonistinen völlig unterschiedlich reagieren und agieren lässt, werden sie doch beide in die selben Erlebnisse verstrickt. Beide ähneln sich nur äußerlich, sie sind vom Charakter und der Handlungsweise und dem Hintergrund völlig verschieden. Doch sie beide wohnen bzw. wohnten in dem gleichen Haus und seitdem sind auch ihre agierenden Mitmenschen fast die selben. Wie sie ihre Schwerpunkte setzen, die verschiedenen Ereignisse einstufen, wie sie agieren - das wird hier sehr gut von der Autorin erzählt, da beides aus Sicht der jeweiligen Frauen erzählt wird. JP Delaney hat die beiden Frauen sich unterschiedlichen entwickeln lassen, in verschiedene Richtungen und das nicht zu offensichtlich für den Leser, immer nur ganz allmählich wird die Vergangenheit und die Geheimnisse dahinter gelüftet.

Der Schreibstil zwischen den jeweiligen Kapiteln der jeweiligen Protagonisten wechselt. So ist es z.B. bei Emma ein Fließtext ohne Anführungszeichen bei wörtlichen Reden, bei Jane sind die Dialoge gekennzeichnet.

Eine Grundspannung ist von Anfang an vorhanden. Je weiter die Geschichte voran schreitet, desto bedrohlicher und düsterer wird das Geschehen und dadurch steigt auch die Spannung. Von Anfang an ist nicht klar, was genau passiert ist und weshalb.
Erst am Ende wird das ganze Ausmaß aufgelöst. Auch wenn ich mit dem Schluß nicht ganz so 100 %ig zufrieden bin, habe ich das Buch sehr gerne und mit Spannung gelesen. Die abwechselnden Sichtweisen, die immer wieder überraschenden Wendungen, die aber logisch aufgebaut worden sind, haben den Krimi sehr unterhaltsam gemacht. Ob es ein Thriller ist, sei dahingestellt. Inhaltlich geht es nicht um viele Tote und viel Blut, aber es geht um psychologische Spiele, Geheimnisse und Spannung. Daher mag jeder Leser selber das Genre zuordnen .

Fazit;
Gute Unterhaltung mit einer guten Portion Spannung. Ein Buch, das ich sehr gerne gelesen habe.

Veröffentlicht am 10.05.2017

Eine Frau im Krieg

Die Zweige der Esche
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Amerikanischer Bürgerkrieg. Viele ziehen in den Krieg, so auch die Nordstaatlerin Constanze. Weil sie stärker und treffsicherer ist als ihr Ehegatte, verkleidet sie sich als Mann und wird als Ash Thompson ...

Amerikanischer Bürgerkrieg. Viele ziehen in den Krieg, so auch die Nordstaatlerin Constanze. Weil sie stärker und treffsicherer ist als ihr Ehegatte, verkleidet sie sich als Mann und wird als Ash Thompson Soldat.
Die Geschichte "Die Zweige einer Esche" wird aus Sicht von Constanze Jahre später erzählt. Sie erinnert sich, berichtet wie alles anfing und was geschah. Dabei ist der Erzählstil fast sachlich und kühl - und ist gerade deswegen bewegend und geht unter die Haut. Sie berichtet von den Kämpfen und dem Sterben auf den Schlachtfeldern. Von Kameraden und Vorgesetzten. Von Verwundungen und ihrer Zeit im Irrenhaus.
Allerdings gibt es immer wieder auch weitere Rückblenden in ihre Jugendzeit, vor allem erinnert sich Constanze an ihre bereits verstorbene Mutter. Erst nach und nach wird auch dem Leser klar, warum Constanze zu so einer Kämpfernatur geworden ist.
Es ist einer harter Weg, den sie geht und sie wird nicht verschont von Leid und quälenden Gedanken und Erinnerungen. Dennoch ist sie eine Frau, die ihr Herz am rechten Fleck hat und eingreift und hilft, wo sie nur kann. In ihr steckt viel Widersprüchliches, aber dennoch schafft es der Autor sie glaubhaft und lebendig zu zeichnen.

Die Erzählweise ist ruhig, doch durch die immer wiederkehrenden Andeutungen auf Constanzes Vergangenheit, die sich erst nach und nach heraus kristallisiert, gibt es auch einen Spannungsbogen. In der Mitte des Romans flacht dieser etwas ab um umso stärker am Ende wieder zu fesseln. Vor allem aber sind es Emotionen, die das Buch beim Lesen auslöst - und gerade am Schluß, kann man den Roman nicht einfach aus der Hand legen, man sinnt noch eine Weile darüber nach.

Der Sprachstil ist der Protagonistin angepasst. Eine einfache, fast gefühlskalte Sprache, aber genau die drückt das Leben der Hauptperson aus. Man kann sich förmlich vorstellen, wie sie, die früher nur Arbeit auf dem Feld und im Hof kannte, in den Krieg zog und als Frau unerkannt unter Männern lebte und kämpfte. Im Klapptentext wird die New York Times zitiert, die den Roman "unterkühlt und gefühlvoll zugleich" bezeichnet. Und genau diesen Eindruck konnte ich auch gewinnen.

Immer wieder gab/gibt es Frauen, die als Männer getarnt in den Krieg zogen/ziehen. So auch im amerikanischen Bürgerkrieg. Der Autor hat die Figur glaubhaft dargestellt, auch ihre Widersprüchlichkeiten, die sanften Seiten gegenüber den kaltblütigen Kampfhandlungen, ihre Listigkeit gegenüber Hilfsbereitschaft.

Ein Roman, der sich fast liest wie ein Tatsachenbericht, bei dem man die Grenze zwischen Realität und Fantasie kaum sehen kann. Ein Buch, das mich gefesselt und gefangen genommen hat, manchmal mit Schrecken und Abscheu über die beschriebenen Handlungen, aber auch mit Mitleid und Sorge um die Protagonistin, die man je mehr man von und über sie liest, immer besser verstehen lernt.
Es ist eine Geschichte aus einer anderen Zeit, einem so gänzlich anderem Leben, doch der Autor schafft es, diese Zeit, dieses Leben ziemlich genau vor Augen zu haben.

Fazit:
Eine ganz andere, fesselnde, bedrückende, faszinierende und emotionale Leseerfahrung.

Veröffentlicht am 16.04.2017

Eigenwilliger und überraschender Roman mit Niveau

Das Licht und die Geräusche
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Man sollte sich bei diesem Buch nicht vom Klappentext oder von dem Kurzzitat auf der Rückseite beeinflussen lassen, denn leider wird das Buch dadurch nicht treffend beschrieben.

Es ist eine Geschichte ...

Man sollte sich bei diesem Buch nicht vom Klappentext oder von dem Kurzzitat auf der Rückseite beeinflussen lassen, denn leider wird das Buch dadurch nicht treffend beschrieben.

Es ist eine Geschichte aus Sicht der 18jährigen (?) Johanna, die mit Boris aus ihrer Klasse befreundet ist. Allerdings sind sie kein Paar, obwohl Johanna mehr für ihn empfindet. Boris hat aus seiner Zeit, in der er mit seinen Eltern in Portugal gelebt hat, dort eine Freundin: Ana-Clara.
Es geht im Roman um Johanna. Und um Boris. Am Rande auch um Ana-Clara. Es geht um Liebe und Freundschaft, um Zugehörigkeit und den richtigen Blick im und auf das Leben. Es geht ums Beobachten, ums Einmischen. Es geht um eine gewisse Zeit im Leben, ums Erwachsenwerden.

Johanna ist die Erzählerin. Sie springt mit ihren Berichten, ihren Erzählungen zwischen Gegenwart und Erinnerungen aus der Vergangenheit hin und her. Es gibt aber einen roten Faden, der sich durchs Buch zieht und das sind die Erlebnisse mit Boris.
Man muss sich anfangs einlassen auf diese Erzählweise, die sprunghaften, manchmal kurzen Einschübe benötigen Konzentration beim Leser. Aber dadurch lernt man Johanna "kennen", kann sie einschätzen, ihren Gedanken folgen. Kühl, pointiert, auf den Punkt gebracht, berichtet sie. Manchmal nebensächliches, oft allerdings sehr gut beobachtet, wird alles interessant erzählt.

Als Leser muss man bereit sein, sich mit der Jugendlichkeit und den daraus resultierenden Ereignissen der Protagonisten einzulassen. Soweit ich das als - nicht mehr jugendlicher Leser - einschätzen kann, hat der Autor Jan Schomburg es geschafft, diese Jugendlichen sehr authentisch darzustellen. Für mich ein gelungener coming-of-age-Roman.

Die Geschichte ist eigenwillig, anders als erwartet, es gibt überraschende Wendungen und irgendwie läuft am Ende aber auch alles zusammen, anfangs hätte ich das nicht gedacht. Es passt, auch wenn am Ende nicht alles geklärt, nicht alles zu Ende gesponnen wurde. Es lässt Raum zum Nachdenken, das gefällt mir aber auch.

Sprachlich gelungen, es ist für mich ein Roman mit Niveau, anspruchsvoll, authentisch und eigenwillig erzählt.

Punktabzug nur für die eher verwirrende Buchbeschreibung im Klappentext/Rückseite.

Veröffentlicht am 30.03.2017

Warmherzig und gefühlvoll

Ein Brief für dich
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Eshter (40), hat ihre beiden Töchter alleine großgezogen, nachdem ihr Mann vor 15 Jahren lieber die Welt entdecken wollte. Nun zieht auchi ihre jüngste Tochter aus. Tagsüber arbeitet sie in einer Drogerie, ...

Eshter (40), hat ihre beiden Töchter alleine großgezogen, nachdem ihr Mann vor 15 Jahren lieber die Welt entdecken wollte. Nun zieht auchi ihre jüngste Tochter aus. Tagsüber arbeitet sie in einer Drogerie, doch in ihrem Haus fühlt sie sich einsam. Hinzu kommt eine Hiobsbotschaft nach der anderen und so kommen auch finanzielle Sorgen hinzu. Gerade zu dem Zeitpunkt erreicht sie der "Hilferuf" (oder eher Befehl) ihres angeheirateten Cousins Walter, der Witwer hat in der Vergangenheit viel Leid erlebt, inzwischen ist er verbittert, exzentrisch und meist schlecht gelaunt. Doch nun ist er auf Hilfe angewiesen und eigentlich passt es, dass Esther selber Unterstützung braucht.
Und was ist mit dem gutaussehendem Mann, den Esther an der Arbeit kennen gelernt hat ? Hajo ist eigentlich auf der Suche um eine Schuld seines Vaters zu sühnen. Doch das scheint nicht so einfach zu sein wie gedacht.
Und was hat es mit den geheimnisvollen Briefen auf sich, die Esther und Walter anonym bekommen haben ? Während Esther sich über ihren freut und neue Hoffnung bekommt, scheinen bei Walter alte Wunden wieder aufzubrechen.....


Dorothea Morgenroth hat mit "Ein Brief für dich" einen warmherzigen, gefühlvollen Roman rund um Schuld, Vergebung und die Liebe geschrieben. Die Protagonisten sind liebevoll zum Leben erwacht und als Leser kann man sich gut in sie hinein versetzen. Die Geschichte bleibt lange geheimnsivoll, der Leser erfährt erst peu a peu, was hinter allem steckt. So ist die Neugier beim Lesen groß und man rauscht nur durch die Seiten, denn die Autorin hat einen angenehmen, fesselnden Schreibstil.
Vor (fast) jedes Kapitel wurde ein biblischer/christlicher Spruch vorangestellt, genau wie in den geheimnisvollen Briefen, wo die Briefeschreiberin auch Bibelzitate verwendet um den Empfänger aufzumuntern und ihm Hoffnung zu schenken.
Das Buch gibt Hoffnung, macht Mut, lässt einen oftmals beim Lesen innehalten. Gleichzeitig ist es auch eine romantische Geschichte und Geheimnisse und Rätselraten kommt auch nicht zu kurz.

Auch wenn mir die ein oder andere Stelle etwas zu dick "aufgetragen" wurde, hat mir der Schreibstil des Buches ungemein gefallen. Hinzu kommen die nachvollziehbaren Veränderungen der Protagonisten, die diese durchlaufen haben, die Bürden, die sie alle, jeder für sich anfangs getragen haben, und dann ihre Öffnung, ihre Befreiuung, ihr Zuwenden zueinander, ihr Glauben und vor allem die Briefeschreiberin, die geleitet von Gott, nicht sich im Mittelpunkt hat, sondern ihre Mitmenschen. Die ein feines Gespür hat, die richtigen Worte zu finden. Deren Briefe , wie Steine waren, die sie ins Wasser geworfen hat und die jedesmal große Kreise gezogen haben.


Fazit:
Eine warmherzige, gefühlvolle Geschichte über Verzeihung, Hoffnung, Liebe und dem christlichen Glauben.

Veröffentlicht am 19.03.2017

Unterhaltsamer, kurzweiliger Roman um ein großes Familiengeheimnis

Sturmherz
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Alexas Mutter Cornelia liegt nach einem Schlaganfall im Koma. Alexa muss sich jetzt als Einzelkind nicht nur um eine Betreuung für ihre Mutter kümmern, sondern sich auch Gedanken machen, wie sie mit ihrer ...

Alexas Mutter Cornelia liegt nach einem Schlaganfall im Koma. Alexa muss sich jetzt als Einzelkind nicht nur um eine Betreuung für ihre Mutter kümmern, sondern sich auch Gedanken machen, wie sie mit ihrer Mutter weiter umgehen soll. Die Mutter-Tochter-Beziehung ist schon seit ihrer Kindheit gestört, seit Cornelia damals für drei Monate spurlos verschwand und sich nach ihrer Rückkehr in eine kühle, abweisende Frau verwandelt hat, die keine Liebe mehr geben konnte oder wollte. Doch Alexa kann sich nicht von ihrer Mutter, nun, da sie Hilfe benötigt, abwenden. Die Begegnung mit dem amerikanischen Autoren Richard Henderson und dessen Sohn Ethan bringen nun nach und nach die Geheimnisse ihrer Mutter ans Licht.....

Der Roman spielt in der heutigen Zeit, durch die Erinnerungen der Protagonisten springt er aber immer wieder zurück in die Zeit vor und nach der großen Sturmflut in Hamburg, 1962. Erst nach und nach werden die Geheimnisse aus der Vergangenheit gelüftet und die Spannung, was nun eigentlich damals und vor allem auch 20 Jahre später, beim Verschwinden Cornelias, passiert ist, bleibt lange erhalten.

Der Schreibstil von Corina Bomann ist wieder einmal sehr kurzweilig und flüssig. Sie schafft es auch hier, dass man die Protagonisten vor Augen hat, dass man die über 500 Seiten schnell liest und auch das ein oder andere Mal überrascht wird. Sie weckt Emotionen, gerade weil manche Entscheidungen, manche Taten und Ereignisse hier weite Kreise ziehen und das Leben der Protagonisen unweigerlich dramatisch ändern.

Die Protagonisten erleben viel Leid, reagieren nicht immer rational, sondern manchmal sehr gefühlsbetont und egoistisch, was weitere Folgen haben wird. Sie sind auf der Suche nach der großen Liebe, dem Glück und können es nicht halten.

Trotz aller ruhigen Erzählweise, ging mir manches im Roman doch etwas zu klischeehaft ab, manchmal fehlte mir die Tiefe. Die Handlungen und Haltungen der Protagonisten konnte ich - aus meiner Sicht- nicht immer verstehen. Aber das gehört woh zur Dramaturgie der Geschichte dazu.
Im ganzen ist es aber eine sehr gut formulierte Geschichte mit Geheimnissen, verschiedenen Zeitebenen, Spannungen, Liebe, die - mit ein paar Abstrichen- eine gute Unterhaltung für Zwischendurch war. Die Autorin schafft es, dass man durch die Seiten fliegt, weil die Geschichte wie eine Zwiebel verpackt ist, bei der sich erst nach und nach alle Schichten ablösen lassen und - auf den Roman bezogen - sich der Kern der Geschichte erst nach und nach offenbart.