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Veröffentlicht am 27.11.2021

Jubiläum mit Musterhaftigkeit

In ewiger Freundschaft (Ein Bodenstein-Kirchhoff-Krimi 10)
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Jubiläum heißt es bei Nele Neuhaus, die mit „In ewiger Freundschaft“ nun den zehnten Band rund um Pia Sander und Oliver Bodenstein vorgelegt hat. Es ist eine wirklich beständige deutsche Krimireihe über ...

Jubiläum heißt es bei Nele Neuhaus, die mit „In ewiger Freundschaft“ nun den zehnten Band rund um Pia Sander und Oliver Bodenstein vorgelegt hat. Es ist eine wirklich beständige deutsche Krimireihe über all die Jahre gewesen, die sogar auch alle bislang fürs ZDF verfilmt wurden, was sicherlich auch der Popularität geschuldet ist. Aber das eben auch zurecht, denn Neuhaus hat stets spannende Fälle angeboten und ihre beiden Hauptfiguren konsequent weiterentwickelt, so dass auch nie ein Buch wie das andere war. Wird das Ganze nun auch zum großen Jubiläum bestätigt?

Während der letzte Band auf privater Ebene sich vor allem mit Pia beschäftigt hat, weil Oliver sich seine Auszeit genommen hat, geht es diesmal mehr um ihn, wenn auch nicht so entscheidend, weil seine privaten Probleme kaum bis gar keine Auswirkungen auf die Ermittlungen haben. Dennoch fand ich die Entwicklungen bei ihm sehr spannend. In Band 7 hat seine bislang letzte Liebesgeschichte begonnen, die hier nun endet. Es war zum Schluss hin wahrlich nicht rühmlich, also ein Ende mit Schrecken, aber auch eins, was konsequent zu Ende geführt wurde. Es war zum Jubiläum der Reihe auch irgendwie passend, dass viel aus dem Liebesleben von Bodenstein reflektiert wurde, auf den Punkt gebracht mit Pias treffender Diagnose, aber eben weil auch noch so viele immer noch eine wichtige Rolle für die Reihe spielen. So war das Thema in diesem Band präsent, aber nicht überpräsent, was immer schon ein Plus dieser Reihe war, weil immer etwas passiert, aber nicht immer übertrieben eingebunden wird. Das macht es realistischer.

Dass es ein Jubiläum ist, merkt man sicherlich auch an der Krimireihe, an der Pias Ex-Mann Kirchhoff, unser Pathologe, schreibt. Es war lustig, dass hier eine Metaebene eingefügt wurde und dass er nun schon vor der zweiten Veröffentlichung stand, wobei die jeweiligen Bände auch nach Neuhaus‘ Reihe selbst benannt worden ist. Das darf man sich nach zehn erfolgreichen Bänden auch wirklich erlauben, denn es wirkt hier charmant und keinesfalls selbstverliebt. Mit dem Thema Autorenschaft hat sich Neuhaus auch die Möglichkeit eröffnet, ihren nächsten Mordfall in einem großen Verlagshaus spielen zu lassen. Dem ganzen Aufbau des Falls sowie der Darstellung des Verlagswesens sowie anderer Nachwirkungen hat man deutlich eine hohe Authentizität angemerkt, denn Neuhaus kennt sich als Autorin bestens in diesem Milieu aus. Es ist für mich als Leserin immer gleich ein anderes Lesegefühl, wenn ich merke, da kennt sich jemand aus, worüber er schreibt. Zudem kommt durch einige Figuren die Liebe für diese Branche sehr gut zur Geltung. Das hat also alles wunderbar gepasst.

Was mir den Band dann doch etwas leidig im Leseprozess gemacht hat, das war die Tatsache, dass die Art von Kriminalfall mir zu typisch für Neuhaus ist. Zuletzt hatten wir bei „Im Wald“ den Umstand, dass sich etwas in einem sehr engen privaten Umfeld zugetragen hat, wo alle irgendwie verbandelt sind, wo es zig Geheimnisse gibt und wo keiner eine saubere Weste hat. Hier haben wir es nun mit einem Freundeskreis zu tun, wovon es die meisten beruflich ins Verlagshaus verschlagen hat und hier eben ähnliches Spiel. Natürlich ist es so, dass Neuhaus diese Art von Fällen großartig inszenieren kann, darüber brauchen wir gar nicht zu diskutieren, aber es ist irgendwie auch langweilig mit der Zeit. Zumal sich bei recht ähnlichen Ausgangslagen auch zunehmend Muster erkennen lassen, die man in seinem Kopf durchgeht und so kommt man dann doch zu schnell auf die Auflösung. Das war hier zwar für mich nicht der Fall, das lag aber vielmehr daran, dass ja eigentlich wirklich jeder irgendwie seinen Anteil hatte, wer am Ende die Hauptschuld getragen hat, war dann letztlich auch egal. Zugegebenermaßen habe ich aber sogar in meinen Theorien noch weiter gesponnen und war dann fast enttäuscht, dass Neuhaus das nicht auch noch mitgenommen hat. Aber dass sich gewisse Wiederholungen einschleichen, das ist dann auch an kleineren Aspekten zu erkennen. So betont Pia z. B. zunehmend, dass man bei den Befragungen schon mal ohne Mitgefühl nachbohren muss, um Wahrheiten zu hören zu bekommen. Das sind dann eben so Sachen, wo man nicht immer dieselben Aussagen bringen sollte.

Fazit: Ich werde die Reihe von Nele Neuhaus auch nach diesem Jubiläumsband immer gerne weiterempfehlen, denn die Autorin hat einfach ein Händchen für komplex erzählte Geschichten, wenn sich mir hier persönlich auch zu sehr gewisse Muster aufdrängen. Wenn ich beispielsweise an den Fall vom Sniper denke, das war mal wirklich eine Überraschung und an den Punkt sollte die Autorin auch wieder kommen. Nichtsdestotrotz war es für mich als Leserin auch sehr nostalgisch, wie Neuhaus ihre eigene Reihe noch einmal hat Revue passieren lassen. Das hat sie sich verdient! Auf die nächsten zehn Bände!

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Veröffentlicht am 17.09.2021

Pointierter Zeitkommentar

Bad Castro
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Kevin Brooks hat meine Jugendzeit definitiv entscheidend begleitet, da ich Büche wie „Lucas“ oder „Candy“ von ihm wirklich gerne gelesen habe, da sie für dieses Alter schon sehr wichtige Themen ansprechen, ...

Kevin Brooks hat meine Jugendzeit definitiv entscheidend begleitet, da ich Büche wie „Lucas“ oder „Candy“ von ihm wirklich gerne gelesen habe, da sie für dieses Alter schon sehr wichtige Themen ansprechen, ohne aber für die Zielgruppe völlig überfordernd zu agieren. Hinterher habe ich Brooks leider etwas aus den Augen verloren, weswegen sein neuer Roman „Bad Castro“ irgendwie wie ein Zeichen war. Ich sah seinen Namen und wusste, dass es mal wieder Zeit ist, in seine Stilistik einzutauchen und herauszufinden, wofür der aktuelle Brooks so steht.

Vielleicht war „Bad Castro“ insgesamt nicht die cleverste Wahl, denn es ist ein sehr kurzer Roman, der teilweise sogar zwischen Roman und Kurzgeschichte schwankt. Das war natürlich dementsprechend kein besonders langanhaltendes Leseerlebnis, zumal Brooks nach wie vor einen sehr lebhaften Erzählstil hat, der sehr rasch durch das Geschehen begleitet. Fakt ist aber, dass er sich immer noch sehr interessanten Themen annimmt und Polizeibrutalität, Gangkriminalität, das sind alles Aspekte, die unsere aktuelle Lebenswelt konstant berühren.

Insgesamt ist es bei „Bad Castro“ dennoch ein zwiespältiges Gefühl, was bei mir zurückgeblieben ist. In das Geschehen werde wir mit dem ersten Wort reingeworden und zwar wirklich, denn London befindet sich im Ausnahmezustand und wir sind mit Polizistin Judy und dem Jugendlichen Castro mittendrin. Es ist ein Kniff der Geschichte, dass sich nach und nach einige Puzzleteile zusammensetzen, was ich wegen des Spannungseffekts auch mittrage. Dennoch hat mir am Ende eine Ebene gefehlt. Auch wenn es wahrscheinlich nicht entscheidend war, wie es zu der Eskalation auf den Straßen gekommen ist, weil es oft nur Kleinigkeiten sind, die alles über den Haufen werfen, aber ich habe immer gerne einen vollständigen Überblick, um mich so in einem weiteren Schritt besser in die Figuren hineinversetzen zu können. Aber eigentlich geht es der Geschichte glaube ich weniger um die Gewalteskalation, sondern um die Figur Castro. Bei ihm wird bis zum Ende nicht genau geklärt, wie sein Platz in der Gesellschaft aussieht, aber er ist für sein Alter eine unheimlich weise Persönlichkeit, der sehr reflektiert ist und wirklich einige spannende Fragen stellt. Diese rechtfertigen nichts, aber sie stellen Themen in den Raum, die man eigentlich gar nicht übergehen kann, weil die Welt nicht schwarz-weiß ist, wie sie sonst so gerne gemacht wird.

Diese Sichtweise auf Castro ist natürlich nur in dem Rahmen möglich, weil wir die Geschichte aus Judys Perspektive erleben, so bleibt vieles zu Castro im Geheimen, was aber seine Faszination als Persönlichkeit definitiv steigert. Aber auch wenn wir Teil von Judys Perspektive sind, fand ich sie dennoch nicht sonderlich mitreißend. Sie hat uns als Leserschaft nicht wirklich an ihrem Inneren teilhaben lassen, es war bis zum Schluss eine Barriere da, was dann doch überraschend ist, wenn man alles aus ihrer Perspektive erlebt. Zudem wirkt sie von dem eigentlich Geschehen etwas losgelöst. Sie ist zwar mittendrin, aber es wirkt wie Erlebnisse, die eigentlich nicht zu ihrer Lebenswelt gehören. Damit mag sie ein passendes Gegenstück zu Castro sein, was sicherlich gewollt ist, aber dennoch hätte ich mir emotional sehr viel mehr gewünscht.

Insgesamt lässt sich „Bad Castro“ gut durchlesen. Die Handlung ist wirklich beängstigend an einigen Stellen, aber ich würde nicht sagen, dass es übertrieben graphisch geworden ist. Aber es beschönigt definitiv auch nichts. Dadurch ist natürlich auch Spannung gegeben, denn man hofft natürlich, dass die beiden überleben. Der Stil der Erzählung sorgt auch immer wieder für kleinere Andeutungen, die man gerne aufgeklärt haben will, das gibt eine gute Mischung ab. Aber es ist sicherlich kein tiefgehender Roman, es ist eine pointierte Momentaufnahme, die nachdenklich macht, aber die alleine schon aufgrund ihrer Länge nicht ewig in Erinnerung bleiben wird.

Fazit: „Bad Castro“ ist für mich irgendwo zwischen Roman und Kurzgeschichte angesiedelt, denn das Leseerlebnis wirkte tatsächlich eher flüchtig, was sicherlich auch an einigen Stellen den Eindruck von Oberflächlichkeit vermittelt hat. Dennoch ist es eine intensive Erzählung, die nichts beschönigt und mit Castro eine faszinierende Persönlichkeit in den Fokus nimmt. Ich habe „Bad Castro“ nachdenklich verlassen und doch ist es nicht das Buch, wofür ich Brooks in Zukunft vor allem im Kopf behalten werde.

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Veröffentlicht am 16.08.2021

Cherry und das Drama...

Gegen den bittersten Sturm
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Auch wenn ich „Durch die kälteste Nacht“, den Auftakt zur Compass-Reihe von Brittainy C. Cherry schon inhaltlich mochte, so hat es mir dort vor allem eine Nebenfigur angetan, die einfach Eindruck hinterlassen ...

Auch wenn ich „Durch die kälteste Nacht“, den Auftakt zur Compass-Reihe von Brittainy C. Cherry schon inhaltlich mochte, so hat es mir dort vor allem eine Nebenfigur angetan, die einfach Eindruck hinterlassen hat, zumal sie für Cherrys sonst so grüblerischen Figuren sehr ungewöhnlich wirkte. Connor ist nun tatsächlich die Hauptfigur von „Gegen den bittersten Sturm“ geworden. Und in eine gewisse Vorfreude auf seine Geschichte hat sich aber auch eine gewisse Skepsis reingeschlichen, ob es immer noch der Connor sein würde, den ich als Jugendlichen kennengelernt habe.

Diese Skepsis über Connor habe ich eigentlich bis zum Schluss nicht abgelegt, denn einerseits war Connor so sehr der Connor, der mit seinem Charme und seinem Selbstbewusstsein alle Herzen im Sturm erobert hat, aber gleichzeitig war er eben auch ein Mann. Die kindliche Note hat er dadurch definitiv verloren, aber gleichzeitig war er immer noch der Sohn seiner Mutter, der durch den gemeinsamen Kampf gegen ihren Krebs eine tiefe Wunde hat und dadurch verletzlich ist. Warum also diese Skepsis, wenn es doch nur logisch war, dass er etwas erwachsener auftreten würde? Vielleicht liegt das damit zusammen, dass Cherry für dieses Buch wieder sehr viele dramatische Storylines ausgepackt hat. Das ist zwischen ihr und mir als Autorin immer wieder ein gewisser Punkt, wo es dann nicht 100% passt. „Verliebt in Mr. Daniels“ fand ich beispielsweise viel zu viel Drama, andere Bücher von ihr wirken dagegen fast schon langweilig. „Gegen den bittersten Sturm“ meint es definitiv wieder etwas zu gut und wenn die thematische Schwermut so dicht ist, dann ist es auch gar nicht so einfach, die von Connor genannten Seiten im gewünschten Maß miterleben zu können.

Aber genug von Connor, der so oder so natürlich ein toller männlicher Protagonist ist, nun zu Aaliyah, die ja die inhaltliche Unbekannte dieses Romans ist. Sie hat sicherlich auf Anhieb das Glück, dass „Gegen den bittersten Sturm“ eine der besten Kennenlerngeschichten erzählt, die ich von Cherry je erlebt habe und sie hat schon gute. Die ganze Episode an Halloween war wirklich herzallerliebst, aber auch nicht nur einfach süß, sondern auch tiefgründig und auch mit einer gewissen Leichtigkeit, denn beide Figuren wussten, die Nacht endet irgendwann und deswegen haben sie alle Sorgen völlig losgelassen und das hat man den beiden angemerkt. Es ist natürlich die Phase, wo auch Connor wirklich haargenau der aus „Durch die kälteste Nacht“ ist, aber es ist auch die Phase, wo man Aaliyah einfach sofort mögen muss. Das ist auch ganz gut so, denn spätestens nach dem Zeitsprung wird es mit Aaliyah schon deutlich schwieriger… Natürlich wird klar, warum sie einen fürchterlichen Männergeschmack hat und doch will vieles von ihrem Verhalten nicht zu der Aaliyah aus der Halloween-Nacht passen, selbst wenn da auch schon klar geworden ist, dass sie gerade in Sachen Männern ins Klo gegriffen hat. Aber wie Connor es selbst später sagt, es ist schon seltsam, dass sich diese Frau aus dieser Nacht überhaupt auf so einen Idioten wie ihren Verlobten eingelassen und nichts gemerkt hat.

Mit Aaliyah wird es natürlich einfacher, als sie und Connor sich dann auch nach dem Zeitsprung aufeinander einlassen, denn dann wird aus beiden Figuren wieder das Beste herausgeholt. Gleichzeitig kommt hier langsam zum Tragen, dass das Drama wirklich in einem Maße Überhand nimmt, wo ich mich doch stellenweise beim Augenrollen erwischt habe. Die ganzen Wendungen, die in diesen Roman eingearbeitet worden sind, davon habe ich vieles nicht kommen sehen, aber das hat auch nicht alles gut gemacht. Wie immer bekommt Cherry am Ende den Bogen wieder und liefert ein schönes Happy End und doch lässt es zu viel Drama bei mir einfach nicht zu, dass ich vor Begeisterung in die Hände klatsche, denn ich lese Cherry, weil ich das Gefühl liebe, was sie erschafft und nicht weil ich gerne Soaps mag…

Fazit: Auch wenn ich gerne beigewohnt habe, wie der allerliebste Connor sein Happy End bekommen hat, war es insgesamt bei „Gegen den bittersten Sturm“ zu viele eingebaute Dramatik. Den Anfang habe ich wirklich heiß und innig geliebt, weil es das perfekte erste Date war, das sich über eine Nacht zog. Aber später heraus, wäre weniger mehr gewesen.

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Veröffentlicht am 25.07.2021

Trotz vieler Seiten auch gewisse Lücken

What if we Trust
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Für Sarah Sprinz ist ihre „What If“-Reihe nicht ihre ersten Bücher, die veröffentlicht wurden, für mich sind es aber die ersten Bücher, die ich von ihr zu lesen bekommen habe. Während mich „What If We ...

Für Sarah Sprinz ist ihre „What If“-Reihe nicht ihre ersten Bücher, die veröffentlicht wurden, für mich sind es aber die ersten Bücher, die ich von ihr zu lesen bekommen habe. Während mich „What If We Drown“ noch nicht restlos überzeugen konnte, war „What if we Stay“ dagegen wirklich ein wahrer Genuss, der natürlich zwangsweise gewisse Erwartungen für den finalen Band der Reihe geschürt hat. Mit Hope steht da auch die letzte Bewohnerin der WG für ihr Happy End in den Startlöchern und auf ihre Geschichte habe mich speziell gefreut.

Ich habe mich wahrlich nicht umsonst auf Hope gefreut, denn von allen drei weiblichen Hauptfiguren ist sie die, die mir charakterlich am ähnlichsten ist. Ich habe teilweise ganze Gedankenpassagen, ganze Dialoge zu lesen bekommen, in denen ich mich so wiedererkannt habe, dass es schon fast unheimlich war. Ohne Frage war damit Hope rasant mein absoluter Liebling, weil ich ihre Entscheidungen auch nachvollziehen konnte, weil ich sie genauso hätte treffen können. Doch dann kommt auch schon der Knackpunkt des Buchs ins Spiel, denn es geht eben nicht nur um Hope. Auftritt Scott. Schon in den Vorbänden war immer etwas zu Sänger PLY angedeutet worden, aber persönlich war er noch nicht in Erscheinung getreten. Mit „What if we Trust“ bekommt er nun einen gesamten Band, um sich zu präsentieren, aber irgendwie wollte es nicht klappen, dass er mich als Leserin abgeholt hat. In seinen ersten Szenen benimmt er sich völlig daneben und dann macht die Autorin leider auch den Fehler, dass sich viele Passagen aneinanderreihen, in denen Scott keinerlei Rolle spielt. Da geht es um Hope und ihre Fan Fiction, die veröffentlicht werden soll und nach ihrer Rückkehr in den Alltag ist da plötzlich eine Verbindung zwischen den beiden Figuren da.

Dieser Schritt hin zu den intensiven Gefühlen hat sich mir aber nicht erschlossen. Sie waren auf einmal da und plötzlich waren Hope und Scott eine unwiderrufliche Einheit. Auch wenn ich sagen muss, dass der Teil, in dem sie dann zusammen sind und wo Scotts Geschichte aufgearbeitet wird, einen echten thematischen Brocken hat, der auch mit viel Fingerspitzengefühl angegangen wird. Hier wird es emotional so tief, dass man nun alles sehr, sehr gut nachvollziehen kann. Da ärgert es mich doch umso mehr, dass diese Möglichkeit nicht schon früher bei Scott gegeben war, denn so ist leider ein wichtiger und entscheidender Teil des Buchs nicht clever gelöst worden. Weiterhin kommt dann hinzu, dass das Buch unheimlich lang ist für das Genre NA. Und dennoch habe ich gleich mehrere Aspekte, wo ich am Ende sagen muss, dass sie mir zu blass geblieben sind. Da ist zum Beispiel, dass bei Hope plötzlich auf den Tisch kommt, dass sie immer das Gefühl hatte, den Erwartungen ihrer Familie nicht gerecht zu werden. So schnell wie die Thematik auftauchte, war sie dann auch wieder verschwunden. Dann haben wir auch die gesamte Geschichte rund um Jenn, bei der ich auch nach der letzten Szene zwischen ihr und Hope das Gefühl hatte, dass mir ein entscheidender Teil vorenthalten wurde. Das bedeutet in der Konsequenz aber wieder, dass viele viele Seiten nicht konsequent genutzt wurden. Ganz ehrlich habe ich sogar gedacht, dass die Geschichte nach der ersten Versöhnung beendet sei, denn hier war doch einiges rund, aber dennoch kam noch mal ein ganzer Rucksack hinten drauf.

Insgesamt bleibt bei mir so der Eindruck, dass die Geschichte von Hope und Scott letztlich zu sehr auf sein Leben in der Öffentlichkeit ausgerichtet wird. Da wird zwar jede Mininuance mitgenommen, aber oft auch so dramatisch, dass es sich an Emotionen und Entwicklungen nicht so gut hat gewichten lassen. Bei der ganzen Kritik möchte ich aber dennoch nicht den Endeindruck zulassen, dass ich das Buch nicht genossen hätte. Sprinz hat sich mit der Reihe wirklich eingeschrieben. Sie hat so definitiv ein Niveau gefunden, dass ich nur bewundern kann, weswegen jede weitere Reihe von ihr automatisch auf meiner Liste stehen wird.

Fazit: „What if we Trust“ ist mir mit Hope thematisch sehr nahe, weil ich mich extrem in ihr wiedererkannt habe. Doch viel mehr bleibt in Erinnerung, dass ihre Liebesgeschichte zu Scott zunächst nicht in Gang kommt und dann zu schnell einem Feuerwerk entspricht. Es wird hier viel an Emotionen und Gefühlen ausgepackt, aber dennoch hat mir der Zwischenschritt gefehlt, all das wirklich mitfühlen zu können. Für ein sehr langes Buch gibt es auch einige inhaltliche Lücken. Also insgesamt wie immer ein Lesevergnügen, aber diesmal doch mit einigen Einschränkungen.

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Veröffentlicht am 16.05.2021

Schatten zu groß, um das Licht zu genießen

Everything We Had (Love and Trust 1)
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Jennifer Bright beziehungsweise mit Klarname Jennifer Fröhlich war mir bislang kein Begriff, auch wenn ich das Cover von ihrem ersten Roman, „The Right Kind of Wrong“, natürlich häufiger gesehen habe. ...

Jennifer Bright beziehungsweise mit Klarname Jennifer Fröhlich war mir bislang kein Begriff, auch wenn ich das Cover von ihrem ersten Roman, „The Right Kind of Wrong“, natürlich häufiger gesehen habe. „Everything We Had“ war in der Präsenz jetzt noch einmal stärker vertreten, Glückwunsch also zum gelungenen Marketing, weswegen ich diesmal keinen Bogen drum machen konnte. Nachfolgend findet ihr nun einen Eindruck davon, ob ich das Zugreifen bereut oder gefeiert habe.

Tja, da macht man so Ansagen, dass man das gelesene Buch einreihen wird, und dann zeigt sich doch mal wieder, dass kaum etwas nur schwarz oder nur weiß ist, weil es zu viele Schattierungen dazwischen gibt. Hiermit sollte schon deutlich werden, dass ich „Everything We Had“ nicht so einfach für mich bewerten konnte. Zunächst einmal kann ich aber sagen, dass Cafésetting wirklich ein Highlight war. Auch wenn ich manchmal ein paar logische Prozesse hinterfragt habe, mochte ich die kreierte Atmosphäre, denn Cosy Corner war tatsächlich eine ganz hervorragende Namenswahl. Bei dem Erwähnen der ganzen Kuchen habe ich richtig Appetit bekommen, aber auch Aidans Leidenschaft für die Bücher kamen stets rüber, weswegen ich richtig glauben konnte, dass es für beide die absolute Erfüllung eines Traums ist. Dementsprechend mochte ich die Szenen dort wirklich am meisten. Deswegen gefällt mir auch der Gedanke, dass der zweite Band ebenfalls wieder in dem Café spielen wird.

Trotz dieser guten Ausgangslage war es mit Aidan und Kate nicht immer einfach; einzeln, aber auch zusammen nicht. Er kommt lange nicht sympathisch rüber und sie hat ständig Ausbrüche. Die Lautstärke, wie sie Aidan offenbar angeschrien hat, konnte man natürlich nicht hören, dennoch ist vor meinen Augen und Ohren stets etwas erstanden, wo es mich etwas geschüttelt hat. Gerade bei Kate fand ich diesen Eindruck besonders schade, denn in ihren wirklichen Tiefpunkten war sie so echt und so nah an meinem Herzen, dass mich die Diskrepanz zu ihren Ausbrüchen geschmerzt hat. Aidan wiederum hat sich so widerlich anfangs verhalten, dass sein Zweitjob wie ein Witz erscheint. Weiterhin hat es nicht unbedingt geholfen, ein Herz für die beiden zu entwickeln, weil ihre Geschichte von so vielen Klischees aufgeladen war. Der gemeinsame Zwang zu dem Café, der Wettbewerb, wo eh klar war, dass dieser wieder abgeblasen wird, die Offensichtlichkeit mit der Beratungsstelle, das hat schon mal für ein Augenrollen gesorgt. Deswegen war die Annäherung der beiden auch kein wirklicher Wow-Moment für mich. Es ging wie so häufig in Liebesromanen viel zu schnell und auch wenn die Sprache der Autorin in den intensiven Szenen wirklich stark ist, fand ich es stellenweise zu sülzig.

Aber dann kommt wieder die Darstellung von Traumata und ich dachte mir, wow, man, warum konnte das ganze Buch nicht so sein? Gerade die Rückblenden, da habe ich jetzt noch eine Gänsehaut bei dem Gedanken daran, wie eindrücklich die in ihrer Entsetzlichkeit waren. Aber auch in der Gegenwart in der Bewältigung der Momente und bei den Rückschlägen, das war großartig kreiert, da kann ich vor der Autorin nur den Hut ziehen. Aber angesichts dieses immens starken Teils fällt natürlich besonders extrem auf, wie oberflächlich andere Teile gestaltet wurden. Beim Ende kann ich auch nur sagen, dass es gut gelungen ist, denn die kurzfristige Trennung der beiden wurde völlig logisch dargestellt. Und daraus resultiert kein endloses Theater, sondern ein völlig normaler Prozess, der ebenfalls wieder ein Händchen für Traumata beweist.

Fazit: Tja, was soll ich nach dieser arg geteilten Beurteilung zu „Everything I Had“ sagen? Die Darstellung von Traumata war wirklich 1a Spitzenklasse, mit das Beste, was ich bislang gelesen habe, aber dafür war die Liebesgeschichte wahrlich kein Hit. Das macht es wirklich schwer, denn ich spüre, dass es ein Lieblingsbuch hätte sein müssen, aber dafür hat einfach zu viel gefehlt und da muss ich gerecht bleiben.

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