Platzhalter für Profilbild

Lunamonique

Lesejury Profi
offline

Lunamonique ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit Lunamonique über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 08.07.2021

Späte Einsichten

Erben wollen sie alle
0

„Erben wollen sie alle“ ist das neueste Werk von Autorin, Drehbuchschreiberin und Journalistin Tessa Hennig. Mit ihrem Debütroman „Mutti steigt aus“ eroberte sie ihre Fangemeinde.

Bianca freut sich auf ...

„Erben wollen sie alle“ ist das neueste Werk von Autorin, Drehbuchschreiberin und Journalistin Tessa Hennig. Mit ihrem Debütroman „Mutti steigt aus“ eroberte sie ihre Fangemeinde.

Bianca freut sich auf ihren 75zigsten Geburtstag, den sie frisch verliebt mit Wolfi feiern möchte. Die beiden planen eine Weltreise. Dafür möchte Bianca ihre Finca auf Mallorca verkaufen. Als ihre Kinder davon Wind bekommen, sind sie empört. Hat sich ein Heiratsschwindler Bianca geschnappt?

Im Alter will Bianca noch einmal durchstarten und die Welt entdecken. „Ab jetzt wird nur noch gelebt und nicht gesammelt.“ Sie ist eine sympathische Hauptfigur. Ihre Kinder haben sie bisher selten bis gar nicht auf Mallorca besucht. Jeder hat sein Päckchen zu tragen. Die Beziehung zu Enkelin Luisa ist dagegen herzlich. Die beiden sind auf einer Wellenlänge. Die Geschichte wird aus den verschiedenen Perspektiven der Familienmitglieder erzählt. Es geht um Missverständnisse, fehlende Kommunikation, Enttäuschungen, Wünsche, Hoffnungen und Liebe. Kommt wieder alles ins Lot? Mallorca als Handlungsort verströmt Atmosphäre. Es ist leicht, sich in die Insel und ihren urigen Charme zu verlieben. Welches Geheimnis verbirgt Bianca? Was ist damals geschehen? Das ist der rote Faden der Geschichte. Die Familienproblematiken stehen lange im Fokus und sind wenig unterhaltsam. Zwar entwickeln Bianca und Wolfi einen Plan, aber insgesamt kommt der Humor zu kurz. Gut integriert in die Geschichte ist das Thema „Alzheimer“. Wie mit dem Vergessen umgehen, und welche kreativen Ideen helfen? Luisa entdeckt neue Talente und geht ihren eigenen Weg. „Immer dem Herzen folgen. Geht nicht anders, wenn man glücklich sein will.“ Dieses Motto verlieren einige Akteure aus den Augen. Den Charakteren fehlt es an Tiefe und Persönlichkeit. Eine Auflösung zum Schluss kommt seltsam rüber. Fehlende Feinfühligkeit und Verständnis passen zu keinem, aber besonders nicht zur Hauptfigur. Das sensible Thema wird überraschend unmodern abgehandelt. Ein bisschen zu schnell geht es im Laufe der Geschichte bei dem einen oder anderen mit dem Sinneswandel zu. Das wirkt nicht sehr realistisch. Nicht jeder Winkelzug ist gelungen. Die temporeicheren Szenen zum Ende dagegen überzeugen.

Das Cover verströmt Humor und macht neugierig auf die Geschichte. Ein Hinweis auf den Handlungsort hätte noch mehr Aufmerksamkeit erregt. „Erben wollen sie alle“ ist nicht so unterhaltsam wie erwartet. Die Sehnsucht nach Mallorca, Sonne, Strand, Meer und eine eigene Finca wird geweckt. Eine kurzweilige Urlaubslektüre. So manches Missverständnis regt vielleicht zum Nachdenken an und bereitet den Weg für mehr gegenseitiges Verständnis.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 16.05.2021

Abgedrehte Feinde

Der Wald ruft
0

„Der Wald ruft“ von Autor Moritz Matthies ist Band 6 der Erdmännchen-Reihe um Rufus und Ray. Ein Gerücht bringt den Erdmännchen-Clan in Unruhe. Ist etwas Wahres dran?

Zoochef Windhoeck hat die ehemalige ...

„Der Wald ruft“ von Autor Moritz Matthies ist Band 6 der Erdmännchen-Reihe um Rufus und Ray. Ein Gerücht bringt den Erdmännchen-Clan in Unruhe. Ist etwas Wahres dran?

Zoochef Windhoeck hat die ehemalige Hauptattraktion des Berliner Zoos an ein Gartencenter in Oslo verkauft. Als Ray und Rufus das herausfinden, muss schnell ein Plan her. Clanchef Rocky stellt sich stur und meint, seine Umzugsverweigerungshaltung kann das Problem lösen. Die Zeit rennt.

Der Einstieg mit dem Erdmännchen-Alltag und Rays Zootierbeobachtungen ist unterhaltsam. Ob ein schwules Pinguin-Pärchen oder Berggorilla Kong, jeder Charakter hat seine Eigenheiten. Sprecher Christoph Maria Herbst beeindruckt mit seinen Stimmvariationen und verleiht jedem Akteur Persönlichkeit. Eine bessere Besetzung für die Erdmännchen-Reihe kann es nicht geben. Allein an den Stimmfacetten lässt sich erkennen, wer gerade zu Wort kommt, und das allein hat Unterhaltungswert. Ray und sein kleiner Bruder Rufus halten heimlich die Fäden in der Hand. Clanchef Rocky ist zwar ein ansehnliches Muskelpaket, ansonsten aber eher schlicht gestrickt. Auch in Notsituationen ist er leicht überfordert, und die kommt schneller als alle denken. Wie immer liegt die Verantwortung auf Intelligenzgenie Rufus, einen Plan aus dem Nichts zu zaubern. Brenzlige, actionreiche Szenen bringen nicht nur ihn an seine Grenzen. Details wie ein gefährlicher Lolly sorgen für lustige und turbulente Szenen. Mit einem neuen Handlungsort wird die Geschichte immer schräger. Die Seitenhiebe auf Flüchtlingspolitik und Rassismus nehmen mehr und mehr Raum ein. Keiler Hermann nervt mit Stimme und Ansichten und taucht immer häufiger auf. Ein Dauerbrenner ist Klugscheißer Rufus. Kennt der ebenfalls intelligente Archibald ein Geheimnis? Nicht alles an Band 6 mag überzeugen, aber Highlights gibt es immer wieder. Die Liebe verdreht so manchem Tier den Kopf und sorgt für Ausnahmesituationen. Christoph Maria Herbst imitiert nicht nur Stimmen sondern auch Geräusche und verbildlicht damit so manche Szene. Gibt es ein Happy End für den Erdmännchen-Clan? Die Feinde hecken einen perfiden Plan aus.

Cover und Titel stimmen auf ein ungewöhnliches Erdmännchen-Abenteuer ein. Welche Rolle spielen die Waldtiere? „Der Wald ruft“ nimmt sich aktueller Themen an und kann mit dieser Art von Ironie und Witz nicht überzeugen. Zu überdreht und zu nervig. Einige anderen Szenen erfüllen die Erwartungen und bringen zum Schmunzeln. Beim nächsten Mal lieber wieder der komplette Fokus auf Erdmännchen-Spaß und Abenteuer.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 15.05.2021

Eingespieltes Ermittlerteam

Tote ohne Namen
0

In „Tote ohne Namen“ von Autorin Louisa Luna bekommen es Alice Vega und Max Caplan mit einem Fall zu tun, der nur die Spitze des Eisbergs ist. Wer sind die Hintermänner?

Zwei Mordopfer rufen das San ...

In „Tote ohne Namen“ von Autorin Louisa Luna bekommen es Alice Vega und Max Caplan mit einem Fall zu tun, der nur die Spitze des Eisbergs ist. Wer sind die Hintermänner?

Zwei Mordopfer rufen das San Diego Police Department auf den Plan. Der Fall zieht weitere Kreise. Sie engagieren Privatdetektivin und Spezialistin im Auffinden verschwundener und entführter Personen Alice Vega, um die restlichen entführten Mädchen aufzuspüren. Eine von Alice Vegas Bedingungen, Ex-Polizist und Privatermittler Max Caplan begleitet sie auf der gefährlichen Mission.

Der erste Satz und Erzählstil des ersten Kapitels überzeugt nicht. Der Fokus auf die Namenlose ist gelungen. Um wen handelt es sich? Mit dem unkonventionellen Ermittlerduo Alice und Max und ihren Recherchen nimmt die Spannung zu. Sie sind ein eingespieltes Team und haben schon einmal zusammen einen brandgefährlichen Fall gelöst. Die Andeutungen wecken die Neugierde auf die damaligen Geschehnisse und Vergangenheit der Beiden. Alice Vega beeindruckt Max oft mit ihrer Kombinationsgabe, Cleverness, taffen und trickreichen Art. Beide sind schlagfertig und verstehen sich auch ohne Worte. Mit Hilfe von Bastard kommt Alice Vega selbst an knifflige Informationen. Bald ist noch ein vierter im Team, der Vega und Max perfekt ergänzt. Die beiden können alle Hilfe gebrauchen, denn der Fall ist komplexer als gedacht, und die Gegner sind in der Überzahl. Tempo und Spannung steigen mit jedem Puzzlestück. Mehr als einmal geraten Alice und Max in Lebensgefahr. Max' innige Verbindung zu seiner 17jährigen Tochter Nell und seine Sorge um sie macht ihn zusätzlich sympathisch. Alleingänge sorgen für brenzlige Szenen. Überraschend ist die zunehmende und eskalierende Gewalt. Kluge Schachzüge und Raffinesse passen besser zum Duo. Ab ca. der Hälfte des Thrillers nehmen die Ungereimtheiten zu. Nicht jede Handlung ist mehr nachvollziehbar. Die Gegner machen teils schlampige Fehler. Auch Alice und Max agieren seltsam unüberlegt. Unterhaltsam ist Rechtsmedizinerin Mia mit ihrer humorvoller, hilfsbereiten Art. Sie und Alice sind herrlich gegensätzlich, aber ähnlich klug und selbstbewusst. Nicht jede Wendung wird effektvoll ausgespielt. Zwar zeigt der Plot Schwächen, aber es sind auch ein paar filmreife Szenen dabei.

Das Cover setzt auf den ungewöhnlich einprägsamen Autorinnenname und auf den Titel. Die Szene passt gut zur Geschichte. „Tote ohne Namen“ hinterlässt einen durchwachsenen Eindruck. Das Ermittlerduo samt Bastard und Co weckt das Interesse an Nachfolgebänden. Gerne kann es noch überraschender und effektvoller zu gehen. Das Potential ist da.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 19.04.2021

Wer bin ich, und was soll ich tun

Hauskonzert
0

„Hauskonzert“ von Igor Levit und Journalist Florian Zinnecker gewährt Einblicke in das Leben des Pianisten und die Konzertsaison 2019/2020 und ist somit auch geprägt von Wandel und Veränderung.

„Das also ...

„Hauskonzert“ von Igor Levit und Journalist Florian Zinnecker gewährt Einblicke in das Leben des Pianisten und die Konzertsaison 2019/2020 und ist somit auch geprägt von Wandel und Veränderung.

„Das also ist die Geschichte, Igor Levit, 32, nicht ausgelastet damit, Jahrhundertpianist zu sein, und zugleich völlig erschöpft davon. Auf der Suche nach einer Antwort auf die Frage, und über Monate auch erst einmal auf der Suche nach der Frage selbst: Wer bin ich, und was soll ich tun.“

Für die Biografie „Hauskonzert“ begleitet Journalist Florian Zinnecker Igor Levit u.a. auf seinen Konzertreisen, ist nah am Geschehen und an den Emotionen. Er erzählt nicht nur von den einzelnen Lebensstationen des Künstlers, seinem Kampf um seine Klavierleidenschaft, eigenwilligen Interpretationen, Freiheit, Unabhängigkeit und Anerkennung, sondern gibt dem Pianisten und Menschen Igor Levit ausreichend Raum, selbst von seinem Werdegang, Stolpersteinen und Herausforderungen, zu berichten. „Ich trete einfach gerne auf. Ich hatte Spaß daran, mir Konzepte auszudenken und zu zeigen, was gerade da ist. Und ich habe mir immer besonders ausgefeilte Sachen ausgedacht.“ Es geht ums Scheitern und Aufstehen, um Ratgeber, Lehrer, Freunde, die Liebe zu Solo-Abenden und musikalische Idole wie Eminem, Ferruccio Busoni und Jazz-Pianist Thelonious Monk. „Ich war als Pianist extrem unfrei. Ich habe gedacht, ich könnte keine schnellen Stücke spielen, weil mir jemand gesagt hat, ich hätte nicht die Hände dafür. Und natürlich habe ich auch das geglaubt – und die Stücke, die ich trotzdem probiert habe, gingen schief, aus technischen Gründen und aus psychologischen.“ Selbstzweifel begleiten Igor Levit, und das trotz Erfolge und Auszeichnungen. Er ist ein facettenreicher, engagierter und politischer Mensch, der für die Demokratie einsteht und seine Stimme gegen Rassismus und Antisemitismus erhebt. Er durchläuft einen stetigen Lernprozess, findet seinen eigenen Weg mit besonderen Menschen an seiner Seite, die ihn unterstützen. Seine Hauskonzerte auf Twitter geben nicht nur ihm Halt sondern auch den Menschen, die ihm zu hören. Musik baut Brücken, auch in Krisenzeiten.

Das Cover zeigt den Menschen Igor Levit und stimmt auf eine ungewöhnliche Biografie ein. Dialoge, Gedanken und Einsichten zeigen Veränderungen auf. Mit seinen Erfahrungen und verschiedenen Wegbegleitern wächst das Selbstbewusstsein. „Hauskonzert“ weckt die Neugierde auf Igor Levits Musik und weitere Entwicklung als Pianist. Es schürt die Sehnsucht nach Kunst und Konzerten und kreativer Vielfalt. „Spätestens mit Corona scheint nichts mehr gesetzt zu sein. Jetzt besteht die große Chance, Dinge anders zu machen, vielleicht auch die Initiative zu ergreifen. Also: Schablonen abschaffen. Traditionen hinterfragen. Eigene Formate finden. Noch mehr Menschen erreichen. Wie bisher.“

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 10.04.2021

Laubenpieper-Universum

Fertig ist die Laube (Die Online-Omi 15)
0

„Fertig die Laube“ ist Band 15 der Online-Omi-Reihe. Hinterm Pseudonym „Renate Bergmann“ verbirgt sich Autor Torsten Rohde. Band 13 „Dann bleiben wir eben Zuhause!“ landete im Mai 2020 auf Platz 1 der ...

„Fertig die Laube“ ist Band 15 der Online-Omi-Reihe. Hinterm Pseudonym „Renate Bergmann“ verbirgt sich Autor Torsten Rohde. Band 13 „Dann bleiben wir eben Zuhause!“ landete im Mai 2020 auf Platz 1 der Spiegel-Bestseller-Liste.

„Letztes Frühjahr sind meine Freundin Gertrud und ich unter die Laubenpieper gegangen. Nicht ganz freiwillig zunächst, aber es wurden dann wunderschöne Wochen.“ Gertruds Lebensgefährte Gunter muss zur Bandscheiben-OP und anschließend in die Reha. Er nimmt Gertrud das Versprechen ab, sich zusammen mit Renate um die beiden Parzellen in der Laubenkolonie „Abendfrieden“ zu kümmern.

Mit seinem eigentlich harmlosen Anliegen setzt Gunter ein Großaufräumkommando in Gang. Gertrud und Renate belassen es nicht beim Hacken, Jäten und Gießen und stellen Gunters Parzellen völlig auf den Kopf. Auslöser ist der penible Günter Habicht mit Forderungen und Schnüfflerdrohne. Renate Bergmann erweist sich als hartnäckige und gewitzte Laubenpieperin und hat so manchen Ratschlag für Gartenneulinge parat. Kompost ist keine Wissenschaft für sich und Gemüse braucht verträgliche Nachbarn. Renate und Gertrud sind voll in ihrem Element und krempeln mit Gunters Garten auch sein Leben um. Denn von all seinen wohl gehüteten Schätzen bleibt nicht mehr viel übrig. Die Wahrscheinlichkeit, dass er OP und Reha übersteht, aber anschließend einen Herzinfarkt erleidet, ist groß. Mir jeder neuen Gartenidee wächst die Spannung auf seine Rückkehr. Bis dahin wird „fast“ ohne Punkt und Komma aus dem Nähkästchen geplaudert. Kapiteleinteilungen sind da eher hinderlich. Ein paar Gartentipps animieren zum Aufschreiben, und die Lust am Garten schwappt auf den Leser über. Was fehlt ist eine Schippe Originelles und so richtig kuriose Szenen. Renate ist ein Unikat und weiß mit ihrem Gegenüber umzugehen. Neumodischer Kram wie Superfood oder Yoga ist eher nichts für die 82jährige. So manche Errungenschaft muss den Gartennachbarn verheimlicht werden, um Neid und Missgunst nicht die Gartenpforte zu öffnen. Renate Bergmann ist in Fahrt, kommt aber nicht über den Schmunzelfaktor hinaus. Der Einblick in die Kleingartenkolonie endet nicht mit dem erhofften Ausflug in die geheime Männerwelt samt Schuppen- und Gerümpel-Offenbarungen, und Gunter verfällt sich anders als gedacht.

Das Cover hat Seriencharakter und stimmt auf eine tüchtige und einfallsreiche Laubenpieperin ein. „Fertig ist die Laube“ bietet ein kurzweiliges Lesevergnügen mit dem typischen „Renate-Tatendrang“. Mehr Humor und Einfallsreichtum hätte die Geschichte aufgepeppt. Für Gartenliebhaber eine schöne Kaffee-mit-Kuchen-Lektüre.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere