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Venatrix

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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 30.05.2021

Ein gelungener biografischer Roman

Lady Churchill
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Dieser biografische Roman beschäftigt sich mit Clementine Churchill, der Ehefrau von Winston Churchill, dem ehemaligen Premierminister von Großbritannien.
Clementine, 1885 als Clementine Hozier geboren, ...

Dieser biografische Roman beschäftigt sich mit Clementine Churchill, der Ehefrau von Winston Churchill, dem ehemaligen Premierminister von Großbritannien.
Clementine, 1885 als Clementine Hozier geboren, heiratet den Politiker 1908, bekommt fünf Kinder und steht ihm unterstützend zur Seite. Nur unterstützend? Manchmal habe ich den Eindruck, dass SIE die treibende Kraft hinter ihrem Mann ist, da sie selbst keine politische Karriere machen kann.

Gemeinsam erleben sie zwei Weltkriege, Höhen und Tiefen der Politik und im Privatleben. Sie ist aufmerksame Gastgeberin, hält sich selbst aber für eine schlechte Mutter und hadert mit der Gesellschaft, die Frauen als minderwertig darstellen. Manchmal scheint ihnen das Geld auszugehen, da wird improvisiert.

Marie Benedict erzählt in Ich-Form aus Clementines Sicht, in der Regel chronologisch. Ihr Schreibstil liest sich recht leicht und flüssig. Nicht abschätzen kann, wie hoch der Anteil der Fiktion ist. Clementine Churchill hat Tagebuch geschrieben und es sind zahlreich Briefe erhalten.

Interessant ist, dass das Ehepaar Churchill ebenso wie die königliche Familie während der Bombardierung Londons vor Ort bleiben, um den Menschen Mut zu machen..

„...Ich bin sicher, wie ihr geht es allen Briten – ihnen muss Mut gemacht werden für die bevorstehenden Schlachten, und wenn das gelingt, werden alle sich erheben, wenn man sie ruft...“

Veröffentlicht am 30.05.2021

Eine gelungene Fortsetzung

Bretonisch mit Aussicht
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In diesem zweiten Krimi rund um die Schweizerin Tereza Berger, die in der Bretagne im Haus der verstorbenen Tante eine Buchhandlung betreibt, haben die aktuellen Ereignisse mit jenen aus dem Zweiten Weltkrieg ...

In diesem zweiten Krimi rund um die Schweizerin Tereza Berger, die in der Bretagne im Haus der verstorbenen Tante eine Buchhandlung betreibt, haben die aktuellen Ereignisse mit jenen aus dem Zweiten Weltkrieg zu tun.

Tereza stolpert, wie schon im ersten Band („Bretonisch mit Meerblick“) über eine Leiche und stochert neugierig im Leben des Toten sowie dessen Sohn herum, sehr zum Missfallen von Gabriel Mahon, dem schottischstämmigen Kriminalbeamten. Als dann noch kurz vor dem Auftritt einer bretonischen Sängerin und dem Nonnenchor mehrere Personen nach dem Genuss (?) einer Fischsuppe an einer Vergiftung leiden, zählt neben der verschwundenen Nonne Nominoë, Tereza zu den Hauptverdächtigen.

Erst mit der Hilfe von ihrer Freundin in der Schweiz kann Tereza den Verdacht entkräften. Doch, wer ist der wahre Täter?

Meine Meinung:

Der Autorin ist wieder ein spannender Krimi gelungen, der nicht nur durch die unkonventionelle Zusammensetzung des „Personals“ besticht, sondern durch die Beschreibung von Land und Leuten. Man kann das Rauschen des Atlantik hören und den Duft des Meeres riechen. Für Landratten wie mich, ein schönes Erlebnis.

Der Plot lässt die Leser mitraten und führt immer wieder mal in eine Sackgasse.

Die Charaktere haben alle ihre Ecken und Kanten und sind manchmal schwer einzuordnen. Bahnt sich zwischen Tereza und Gabriel etwas an? Das eine oder ander Mal scheint es so zu sein, dass Mahon seine raue Schale ein wenig beiseiteschiebt, doch dann macht er wieder wie eine Auster zu. Aber, da sind wir ja richtig: Austern sind eine bretonische Delikatesse, die für Tereza gewöhnungsbedürftig sind.

Fazit:

Eine gelungene Fortsetzung, der ich gerne 4 Sterne gebe.

Veröffentlicht am 23.05.2021

Very British

Mord in Sussex
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Das südenglische Sussex ist derzeit wegen des abtrünnigen Paares aus der königlichen Familie ein Begriff. Wenig wissen, dass hier in den Chalklands Kalk abgebaut und als „gebrannter Kalk“ auf zahlreichen ...

Das südenglische Sussex ist derzeit wegen des abtrünnigen Paares aus der königlichen Familie ein Begriff. Wenig wissen, dass hier in den Chalklands Kalk abgebaut und als „gebrannter Kalk“ auf zahlreichen Baustellen verwendet wird. Ein solcher Kalkbrennofen spielt in diesem Krimi aus dem Jahr 1936 eine große Rolle.

Worum geht’s also?

John Rother, ein Unternehmer in eben diesem Kalkbrenner-Business, verschwindet plötzlich. Man findet nur sein Auto: verlassen und mit Blutspuren. Ist John einem Verbrechen zum Opfer gefallen? Wo ist dann die Leiche? Hat sein Bruder William etwas mit dem Verschwinden zu tun? Die beiden Geschwister sind sich ja seit Jahren nicht allzu zugeneigt? Und welche Rolle spielt Williams Frau?

Als dann auf einer Baustelle menschliche Knochenreste gefunden werden, ist klar, John ist ermordet worden und die zerstückelte Leiche im Kalkbrennofen verbrannt worden. Superintendent Meredith wird mit der Ermittlung beauftragt und lässt die Knochen zu einem beinahe vollständigen Skelett zusammenbauen. (Der fehlende Teil wird noch eine Rolle spielen.)
Ein weiteres Rätsel gibt dann der Tod des verdächtigen Bruders auf. Unfall, Selbstmord oder doch Mord?

Superintendent Meredith hat alle Hände voll zu tun, den zahlreichen Hinweisen nachzugehen.

Meine Meinung:

Der Verlag Klett-Cotta legt seit einigen Jahren klassische Krimis aus dem vorigen Jahrhundert neu auf und bewahrt sie damit vor der Vergessenheit.
Ganz im Stil von Agatha Christie wird hier penibel ermittelt ohne Nerven aufreibende Verfolgungsjagden zu Wasser oder zu Land. Die Ermittlungen ohne DNA-Abgleich und anderen forensischen Gutachten muten seltsam antiquiert an, verleihen diesem Krimi aber einen gewissen Charme.

Der fehlende Skelettteil hat mich auf eine Idee gebracht, die sich dann als richtig erwiesen hat. Superintendent Meredith lässt sich durch die vielen kleinen Hinweise, die ihn manchmal in Sackgassen führen, nicht entmutigen. An einigen Stellen blitzt der herrliche britische Humor auf, der die Leser Schmunzeln lässt.

Witzig finde ich auch, wie sich SI Meredith mit dem Kriminalgeschichtenautor berät.

Fazit:

Ein gelungener Krimi, der ohne Hektik auskommt und zu Unrecht beinahe vergessen worden ist. Gerne gebe ich hier 4 Sterne.

Veröffentlicht am 23.05.2021

Very British

Der Donnerstagsmordclub (Die Mordclub-Serie 1)
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"Sie mögen nicht mehr die Jüngsten sein, aber an Scharfsinn und Witz leiden sie nun wahrlich keinen Mangel. Da staunt selbst die Polizei."

Elizabeth, Ron, Ibrahim und Joyce haben einiges gemeinsam: Sie ...

"Sie mögen nicht mehr die Jüngsten sein, aber an Scharfsinn und Witz leiden sie nun wahrlich keinen Mangel. Da staunt selbst die Polizei."

Elizabeth, Ron, Ibrahim und Joyce haben einiges gemeinsam: Sie leben in einer gediegenen Seniorenresidenz, übten fesselnde Berufe aus (Geheimdienstler, Gewerkschaftler, Psychiater und Krankenschwester) und frönen einem schrägen Hobby. Die lösen alte, unaufgeklärte Mordfälle, deren Akten Penny, eine frühere Mitbewohnerin, in die Seniorenresidenz mitgebracht hat. Weil sie sich immer an Donnerstagen treffen, nennen sie sich „Donnerstagsmordclub“.

Als eines Tages der Bauunternehmer Tony mit dem Eigentümer und Immobilienspekulanten Ian vor den Augen zahlreicher Senioren einen heftigen Streit hat und wenig später tot ist, lässt das Quartett die staubigen Akte Akte sein und ermittelt im frischen Mordfall. Sind Tony und Ian sich wegen der Erweiterung der Seniorenresidenz, der auch ein alter Friedhof geopfert werden sollte, in die Quere gekommen? Ist die Lösung des Mordes wirklich so einfach? Das Auftauchen weiterer Leichen stellt die Hobby-Ermittler genauso vor Rätsel wie Chris und Donna, die Profis der Polizei.

Meine Meinung:

Dieser Krimi ist typisch englisch. Feiner Humor, keine närrische Verfolgungsjagd oder ein Gemetzel, sondern bedächtige Ermittlungsarbeit, die Kraft der Laienermittler, die Leser häufig schmunzeln lässt.

Daneben beschäftigt sich Richard Osman mit den Ängsten, Sorgen und Nöten der Menschen in ihrem letzten Lebensabschnitt, die häufig an Einsamkeit leiden und wissen, dass ihr irdisches Dasein über kurz oder lang ein Ende haben wird. Dagegen hilft Abwechslung, selbst, wenn es Morde sind.

Die Charaktere sind detailreich und liebevoll gestaltet. Die Handlung wird aus mehreren Perspektiven erzählt.

Fazit:

Ein ruhiger Krimi, der very british daherkommt. Gerne gebe ich hier 4 Sterne.

Veröffentlicht am 16.05.2021

Eine gelungene Fortsetzung

Provenzalischer Sturm
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Dieser achte Band rund um Chéf de Police Municipale Pierre Durand ist nicht ganz so spritzig wie so mancher Vorgänger.
Pierre hat sich endlich durchgerungen, Charlotte einen Heiratsantrag zu machen. Als ...

Dieser achte Band rund um Chéf de Police Municipale Pierre Durand ist nicht ganz so spritzig wie so mancher Vorgänger.
Pierre hat sich endlich durchgerungen, Charlotte einen Heiratsantrag zu machen. Als Kulisse dafür hat er sich ein romantisches Schlosshotel ausgesucht. Doch wie das Leben (oder die Autorin) so will, kommt es anders als geplant.
Nicht nur, dass sich die beiden Väter Alain Durand und Richard Berg, die unterschiedlicher nicht sein könnten, in die Haare kommen, wird Charlotte durch einen unter Strom gesetzten Küchenherd schwer verletzt. Zufall oder gezielter Anschlag? Wer sollte das Opfer sein?
Obwohl nicht im Dienst und weit weg von seiner Operationsbasis, beginnt Pierre zu ermitteln. Dabei erwecken zwei Unfälle sein Interesse.
Meine Meinung:
Ich mag Krimis, die ein wenig ruhiger angelegt sind und die viel Lokalkolorit durch die Beschreibung von Land und Leuten vermitteln. Auch das Savoire Vivre, das in Sophie Bonnets Krimis eine bedeutende Rolle spielt, gefällt mir.
Diesmal sind mir die Eigenmächtigkeiten von Pierre Durand ein bisschen auf die Nerven gegangen. Ja, er ist ein engagierter Polizist, ja, er verfügt über eine hohe Aufklärungsquote, aber rechtfertigt das immer seine Extra-Touren?

Gut gefallen haben mir die beiden Väter, die sich nicht wirklich grün sind. Alain ist eine Nummer für sich, der sich in die Ermittlungen einmischt. Die Annäherung zwischen Vater und Sohn gelingt nur im Ansatz, denn die Kränkungen sind groß. Schmunzeln musste ich bei der Szene, in der sich Alain ebensoviel Zucker in den Kaffee leert, wie wir es von Pierre gewöhnt sind.

Charlottes Vater verkörpert den „richtigen“ Deutschen, der, als Kind der Nachkriegsgeneration, nur sein Geschäft im Kopf hat. Er wirkt verbittert und enttäuscht zugleich, zumal er für Charlotte eine akademische Karriere geplant hatte. Dass sie als Köchin und Eigentümerin eines Lokals Furore macht, ist ihm zu wenig. Charlotte soll, wie in dieser Generation oft, das erträumte Leben der Eltern führen, das ihnen nicht vergönnt war.

Die eine oder andere Stelle hätte ein wenig gestrafft werden können. Die Details zum Weinbau und zur „Einkaufstour“ der chinesischen Investoren finde ich sehr interessant.

Fazit:

Der achte Band schließt mit einem Cliffhanger, sodass wir uns auf einen weiteren Band freuen dürfen. Gerne gebe ich hier 4 Sterne.