Das Leben ist mehr als eine Formel
Der Berliner Physik-Doktorand Casper hat eine Weltformel aufgestellt, mit der sich jegliche soziale Interaktionen vorhersagen lassen. Als er unverhofft seinen Zug nach München verpasst, steht der vor der ...
Der Berliner Physik-Doktorand Casper hat eine Weltformel aufgestellt, mit der sich jegliche soziale Interaktionen vorhersagen lassen. Als er unverhofft seinen Zug nach München verpasst, steht der vor der Chance, aus seinem Leben der Gewohnheiten zu entfliehen und die ihn anödende Stadt hinter sich zu lassen. So kommt es, dass er in den nächstbesten Zug steigt, welcher ihn nach Budapest bringt. Dort trifft er auf Ilona - eine Frau, die ihm weder sonderlich charmant, noch berechenbar erscheint. Eine Frau, die ein ihm total gegensätzliches Leben führt und die ihm zeigt, dass das Leben eben doch manchmal andere Wege einschlagen kann, als geplant. Eine Frau, die seine Formel erstmals auf die Probe stellt.
Ich muss zugeben, dass mich das Buch streckenweise gelangweilt hat und ich schon kurz davor war, das Buch beiseitezulegen. Wirklich packen konnte mich das Buch erst im letzten Drittel.
Das lag überwiegend an den Charakteren, die mir unglaublich unnahbar und furchtbar eintönig waren. Casper - ein gutsituierter Mann, dessen Leben sich um seine Formel dreht und der versucht, aus seiner faden Existenz auszubrechen und dem wilden Leben nachzuspüren. Doch leider ist sein Charakter sehr spärlich definiert und für mich bleibt er einfach nur ein mir fremder, uninteressanter Mann der den Doktortitel anstrebt und noch schnell ein wenig das jugendliche Aussteigerleben nachholen will, das er bisher verpasst hat.
Ilona, von Anfang an sehr oberflächlich und materiell geprägt, wurde leider im Verlauf des Buches immer unsympathischer und unerträglicher. Das ging mir einfach zu sehr ins Extreme. Sie träumt wie Casper davon, aus dem gewohnten Leben auszubrechen. Klar, sie stammt aus armen Verhältnissen und natürlich möchte sie etwas daran ändern, aber sie sehnt sich nach einem ihr unerreichbaren Leben in Extravaganz an der Seite eines Prinzen. Ilona bleibt leider ein graues Mäuschen, das vor Hinterlistigkeit strotzt. Statt klein anzufangen, will sie gleich das ganz Große und stolpert dabei immer wieder über ihre eigenen, sehr hohen Ansprüche. Sie ist kein Mensch, dem das Glück vor die Füße fällt, und als Casper bei ihr einzieht (natürlich gegen Miete und Einkauf), nutzt sie ihn schamlos aus. Eine Frau, bei der ich einfach nur den Kopf schütteln kann. Wenn sie sich zum Essen einladen lässt, muss natürlich auch Champagner dabei sein und der Mann muss selbstverständlich auch ansehnlich aussehen, weil sonst könnten ja die Leute über sie urteilen. Rundum ein sehr schwacher, naiver Charakter, der mich einfach kalt ließ. Ich bin mir sicher, das Buch wird sein Publikum finden, aber mein Geschmack war es leider nicht. Das Ende hat's für mich etwas raushauen können, das fand ich wirklich gut gelungen und hat mich tatsächlich doch noch positiv überrascht.